Zum 19. Mal in Folge freuen wir uns auf Protest: am 12. Februar 2022 findet das Protestsongcontest-Finale in Kooperation mit FM4 im Rabenhoftheater in Wien statt. Welche 10 Finalisten dich erwarten und wie du selbst mitvoten kannst.
von Verena Fink
„Ich liebe meine Eltern, doch wenn man ehrlich ist, hat diese ganze Generation über uns total auf uns geschissen.“ (The Z – „Titanic“) Ob Klimawandel, Kapitalismus- oder Corona-Schwurbler-Kritik – bei den 10 Finalsongs für den diesjährigen Protestsongcontest wird die Bandbreite von Gesellschaftskritik gut abgedeckt. Die Bedingungen für den Protestsongcontest sind wie jedes Jahr die gleichen: hörbare und authentische Lieder gegen etwas. Das Finale findet in Erinnerung an den österreichischen Bürgerkrieg im Jahr 1934 wie immer am 12. Februar statt.
Die Künstler:innen werden dann im Rabenhoftheater live ihre Songs performen. Das Spetakel kann man übers Radio (FM4) oder im Videostream auf fm4.ORF.at mitverfolgen – und als Publikumsjury mitvoten. Moderiert wird der Protestsongcontest 2022 von dem österreichischem Schauspieler und Drehbuchautor Michael Ostrowski.
Im Vorfeld gab es schon zwei Vorauswahlrunden. Bis zum 5. Jänner konnten Songs eingeschickt werden. Am 10. Jänner wurden dann aus den 200 Einsendungen von einer Jury die 25 besten bekanntgegeben – um Ende Jänner erneut zu filtern. Eine Jury bestehend aus Gerald Stocker, Hannah und Tanja von Lupin (Protestsongcontes-Gewinnerinnen 2018) sowie Manuel Normal (Zweitplatzierter 2007) wählte die 9 besten Protest-Songs fürs Finale aus. Das Küren des 10. Lieds wurde dem Publikum überlassen.
Barfuß kritisiert in ihrem Song Konzerne wie Amazon, Leistungsgesellschaft und das „Scheißen auf Natur“. Die Melodie des Songs geht ins Ohr und holt einen vielleicht gerade da ab, wo man sich eben ein neues Päckchen in den Warenkorb legen wollte. Hier nachzuhören.
Bei Flächendeckend 30 kann der Macho mit fettem Mercedes einpacken. Mit lässigen Lines und Wiener Flair werden engstirnige Autofahrer an den Pranger gestellt und sich über das „Auto als Safe Space“ lustig gemacht. Das Ganze gibt’s auch auf Youtube mit einem kreativen Musikvideo – am Radl durch Wien.
Fluse kann nicht mehr tun. Was kann ich denn schon dafür? Eigentlich hat man ja schon genug getan, was soll man denn sonst noch machen? Fluse klagt allgemeine Bequemlichkeit an. Hier nachzuhören.
In 9. November singt IZRAA über ihre Gefühle zur „Operation Luxor“ – die für rechtswidrig erklärten Hausdurchsuchungen nach dem Terroranschlag 2020 in Wien. IZRAA thematisiert Racial Profiling und ungerechtfertigtes Vorgehen der Polizei.
„Spatzl, du kriegst eh alles was du willst! Bussi Bussi“ Leni singt im frechen Ton von Freundschaft, Vertrauen und Anstand. Hilfsbereitschaft unter den Liebsten an erste Stelle! Hier nachzuhören.
Die Künstlerinnen wünschen sich „ein bisschen mehr wir“ und Zusammenhalt. Das Duo Marie (Singer/Sonwriterin) & ihre “schönste Gitarre der Welt” Luise treffen auf die mexikanische Cellistin Ana Laura Domínguez. Gesungen wird über all das, was falsch läuft und es wird gefragt, warum so viel falsch laufen muss. In Krisenzeiten trifft der Songtext so einige wunde Punkte.
Der vielseitige Künstler David Hebenstreit singt als Sir Tralala über Corona, Impfen und Maßnahmengegner. „Und ihre Freundin hat einen Tumor im Hirn, aber zur Operation kommt sie nicht dran.“. Die kratzige Stimme gibt dem Blues Charakter. Hier nachzuhören.
Im Reggae-Stil besingt The Z Zukunftsängste, die sich durch eine ganze Generation ziehen. The Z prangert die Politik und ihren Umgang mit dem Thema Klimaschutz an. Besonders unter die Haut geht der Satz „Vielleicht ist der Eisberg ja schon geschmolzen, auf den wir uns zubewegen“.
Ein starker Song gegen jegliche Form von Gewalt an Frauen. Der bereits dritte Femizid dieses Jahr sollte zum Nachdenken anregen – dieses Lied hilft dabei. Wende Punkt adressiert in Lass los einen fiktiven Täter und fordert ihn mit direkter Ansprach auf, das fiktive Opfer in Ruhe zu lassen. „Selbst wenn du ihre Arme packst, ihre Seele kriegst du nicht.“ Hier nachzuhören.
Wer ist ich wurde als 10. Song vom Publikum ins Finale gewählt. Bei gerts Song geht es um Egoismus und das rücksichtslose „Ich“, um das sich so oft alles dreht. Warum muss ich das jetzt machen? Die Botschaft ist klar: „Du bist nicht der Mittelpunkt des Universums, du bist nur ein Arschloch“.
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© Aufmacher: IZRAA, barfuß, LENI, Fluse, Dimitri Aschwanden, Helga Rader
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