Mit Prince of Persia: The Lost Crown feiert ein Ubisoft-Klassiker das Comeback – aber in anderer Form, als von manchen Fans erhofft. So folgt das neue Kapitel nicht den letzten 3D-Abenteuern in Persien, sondern zweidimensionalen Indie-Hits wie Hollow Knight. Warum ihr das Game trotzdem am Schirm behalten solltet, verrät unser Test zu Prince of Persia: The Lost Crown.
von Klaus Kainz
Mach Platz, Assassin’s Creed – Prince of Persia ist zurück! Nach einer Realverfilmung mit Jake Gyllenhaal im Jahr 2010 flog der persische Prinz zwar etwas aus dem Rampenlicht. Zuvor aber ebneten Klassiker wie Prince of Persia Sands of Time den Weg für die spielerische Akrobatik in Assassin’s Creed, Uncharted & Co. Jetzt kehrt die IP überraschend als Sidescroller zurück.
Am 18. Jänner erscheint das Spiel für alle gängigen Konsolen und PC – wir es durften es einem Qualitätscheck unterziehen und verraten, ob sich das Geld dafür auszahlt.
Prince of Persia macht bei Story einen auf Zelda. Der titelgebende Prinz ist nämlich nicht mehr der spielbare Charakter, sondern Entführungsopfer. In Lost Crown schlüpft ihr stattdessen in die Rolle von Sargon, einem von sieben Unsterblichen im Dienste der Königin. Als ein Verräter unter der Schutztruppe den Prinz entführt, verschlägt es Sargon und seine übrigen Mitstreiter in die mysteriösen Ruinen des Bergs Qaf. Dort spielt mal wieder die Zeit verrückt und sorgt für weitere Intrigen und mysteriöse Ereignisse, wodurch Sargon schnell auf sich alleine gestellt ist, um den Thronfolger zu retten.
Nun tritt Prince of Persia: The Lost Crown in die Fußstapfen von sogenannten Metroidvania-Spielen – das sind einerseits Indie-Hits wie Hollow Knight oder Ableger vom Nintendo-Original, wie zuletzt Metroid Dread. Das heißt, ihr erkundet aus der Seitenperspektive ein gigantisches Labyrinth, in dem unterschiedliche Biotope aus einem Guss miteinander verbunden sind. Manche Wege erschließen sich dabei erst durch versteckte Fähigkeiten, mit denen sich die Map graduell eröffnet.
Ganz geschmeckt hat das manchen Fans bei der Enthüllung wohl nicht, die mit Dislikes auf YouTube geflutet wurde. Obwohl die Serie 1989 als klammheimlicher Sidescroller begann, machte sie nämlich erst die 3D-Variante auf PS2 groß. Aber tatsächlich ist das Konzept gar nicht so weit von den Wurzeln der alten Ubisoft-Saga entfernt. Erkundung ist zwar von Metroid & Co. inspiriert, aber das Parcouring – Markenzeichen von Prince of Persia – folgt klar den Klassikern. Die Tempel und Ruinen sind noch immer gespickt mit tödlichen Kreissägen, Speeren und Falltüren, zwischen denen sich Sargon windet wie ein Akrobat.
Ein paar Metroidvania-Klischees gibt es zwar – Genre-Fans wissen bei steilen Erhöhungen am Beginn natürlich sofort, dass irgendwann mit einem neuen Doppelsprung zurückgekehrt werden muss. Aber trotzdem hat Lost Crown einen unverkennbaren Prince of Persia-Anstrich. Nicht nur dadurch, dass überwiegend komplexe Parcours die Gebiete verbinden. Auch durch die Spezial-Fähigkeiten (neben dem eingestaubten Doppelsprung). Mit einem Rückspul-Teleport lassen sich beispielsweise vorbeifahrende Sägeblätter austricksen, oder durch einen Dimensionsriss Objekte wie Bomben und Gegner transportieren.
Die Anzahl der storyrelevanten Fähigkeiten ist verglichen mit anderen Genre-Vertretern gering – der Vorteil? Die Erkundung der gigantischen Map fühlt sich umso freier an. Barrieren wie Enterhaken-Trigger versperren zwar manche Wege bis ein bestimmter Story-Punkt erreicht ist, aber viele Areale lassen sich rein mit Hüpf-Skill erkunden. Darüber hinaus wird eifriges Forschen abseits vom Hauptpfad mit netten Boni belohnt, wie größeren Lebensbalken, Geld für das Upgraden eurer Klingen oder Medaillons mit Zusatzfähigkeiten wie Feuerpfeile oder Slowdowns bei Kontern.
Das mag für manche wie Blasphemie klingen, aber das Gameplay in Lost Crown hat uns als Jump ‘n’ Run-Fans mehr Freude gemacht als so mancher Vorgänger. In anderen Ablegern von Prince of Persia waren die Parcours manchmal nämlich stark automatisiert – ähnlich wie später in Assassin’s Creed übernahm der Computer viele Bewegungen beim Laufen an der Wand oder für die Sprünge zwischen den allgegenwärtigen Fahnenstangen. Sargon wiederum bietet ähnlich spektakuläre Akrobatik wie der alte Prinz, aber verlangt diesmal voll und ganz präzise Kontrolle durch die Spieler.
Besonders wichtig: Die Steuerung hält immer mit. Die flüssigen und oft flotten Bewegungen von Sargon gehen super intuitiv von der Hand. Ähnlich beim Kampfsystem. Das Schwert-Gemetzel geht nahtlos ins Kämpfen über, bei denen die Steuerung von Beginn viel Flexibilität für Frontalangriffe, Ausweichmanöver, Luftkombinationen und so weiter bietet. Wer gut genug ist, hat dabei eine Vielzahl an Kombo-Möglichkeiten, die fast schon ein wenig an Devil May Cry erinnert. In eurer Hauptbasis verrät euch ein Trainer außerdem besonders kreative Schwert-Kombinationen mit euren Teleport-Fähigkeiten.
Sowohl Parcours als auch Bosskämpfe haben es in sich – dank der flüssigen Steuerung hält sich Frust aber stark in Grenzen. Die Akrobatik verbindet sich außerdem oft mit kreativen Rätseln, in denen präzises Gehüpfe zum Beispiel mit smarten Teleports verbunden werden muss. Ein wenig ins Grübeln kommt man dabei durchaus, aber nie zu lange – ein perfekter Schwierigkeitsgrad für Veteranen. In den Optionen lassen sich notfalls Unterstützungen wie Orientierungshilfen und Sprung-Assistenten anmachen, wobei wir finden, dass das dem Spiel etwas den Zweck raubt. Am ehesten nervten manche Bossfights, bei denen manchmal krude Animationen nicht ganz mit der Gameplay-Action mithalten.
Apropos, Luft nach oben gibt es neben den Animation auch beim generellen Grafik-Design. Die rund 15 bis 25 Stunden lange Kampagne fährt mit vielen orientalischen Kulissen auf, darunter kreative Schauplätze, wie ein in der Zeit gefrorener Seesturm. Leider merkt man der Polygon-Grafik das vermutlich geringe Budget an, was durchaus an der Atmosphäre nagt. Lost Crown versucht das mit einem Blizzard-esquen Comic-Stil zu vertuschen, der aber in Bewegung nie ganz zur Geltung kommt. Andere Metroidvania-Spiele wie Ori and the Blind Forest haben mit ihren gemalten Assets deutlich hübschere Welten kreiert. Oder auch die Wasserfarben-Optik vom Prince of Persia Reboot von 2008 auf PS3 und Xbox 360. Immerhin der Soundtrack hebt die fernöstliche Stimmung etwas nach oben.
Ein unerwartetes aber positiv überraschendes Comeback für Prince of Persia. Nachdem es beim Remake von Prince of Persia Sands of Time zu Entwicklungsschwierigkeiten kam, machte der etwas weniger pompöse Ansatz von The Lost Crown Sorgen. Aber vor allem spielerisch kann sich das neue Abenteuer in Persien sehen lassen. Dank einem tollen Flow im Gameplay mit flüssiger Steuerung, die mit den knackigen Parcours immer mithalten kann, muss es sich vor der Konkurrenz nicht verstecken. Metroidvania ist besonders dank der Flut an Indie-Alternativen etwas ausgelutscht – umso angenehmer, wenn uns solch ein Game mal wieder durchgehend motiviert.
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Der Redakteur (APA, Helden der Freizeit) und Videospiel-Blogger reviewed für uns vor allem Games, Serien und Filme - ist aber auch so manchem Naturausflug nicht abgeneigt.