Mal nicht in Touristenfallen tappen, eigene Wege finden, unkonventionelle Plätze besichtigen. 3 Tage Prag Kurztrip – eine etwas anderer Städtereise. Let’s go!
von Lord Volumore
Wien, kurz nach 6 Uhr früh. Verschlafen aber aufgeregt verlassen wir unsere Wohnung. Unser Zug geht um 7:06 Uhr, allerdings nur vom Hauptbahnhof weg. Glücklicherweise haben wir uns gestern bei den ÖBB erkundigt. Unser Prag Kurztrip kann losgehen.
Gähn. Noch ein letztes Mal in Gedanken die Checkliste durchgehen. Reisepass? Dabei. Geld gewechselt? Done. iPod für die vierstündige Zugreise aufgeladen? Ja. Kamera mitsamt Akku und Speicherkarte dabei? Jip. Heizung nach unten gedreht? Erledigt. Oh, habe ich das Gas abgeschaltet?
Die Zugfahrt vergeht schnell und wird hauptsächlich mit Musik hören und Schlafen überbrückt. Man will schließlich den restlichen Tag erkundungsfreudig in der Senkrechten und nicht schlafend in der Waagrechten im Hotelzimmer verbringen.
Um ca. halb 12 fährt unser Zug am Bahnhof in Prag ein. Während er sich quietschend einbremst, werden die Fahrgäste akustisch mit der bekannten Melodie von Smetanas “Die Moldau” berieselt. Kaum ausgestiegen kehren wir gleich im ersten Restaurant ein, bestellen Ente mit Rotkraut und Erdäpfelknödel und Kürbis-Gnocchi. Dazu jeweils ein dunkles Kozel Bier. Richtig lecker! Besonders das Kozel. Für Bierliebhaber ein Genuss, aber auch für Leute, die Bier sonst ablehnen.
Mit vollem Magen und der Reisetasche bepackt steigen wir erwartungsfroh in die vermeintlich richtige Tram zum Hotel. Vier Stationen später merken wir: richtige Tram, falsche Richtung. Ach wie gut, dass wir 24 Stunden Tickets und nicht Zeittickets gekauft haben. Kurz nach 14:00 Uhr betreten wir unser Quartier, das Parkhotel Praha, ca. 3 Kilometer vom Stadtzentrum entfernt. Der Check-in funktioniert reibungslos. Im Zimmer legen wir den überflüssigen Ballast ab und rüsten uns mit Pass, etwas Geld und unseren Kameras aus.
Wir nehmen die erste Straßenbahn in die Altstadt. Dieses Mal in die richtige Richtung. Prags Altstadt ist ein bisschen so, als hätte sich jemand die Rosinen von Wien, Graz und Salzburg herausgepickt – garniert mit ein bisschen Charme von Venedig. Während wir durch die Gässchen schlendern, sehen wir verschiedenste Touri-Geschäfte, Cafés, Wirtshäuser und Museen. Nichts davon ist in diesem Moment für uns so interessant, dass wir einkehren wollen.
Auf einmal aber weckt etwas anderes sofort unser Interesse: Das Prager Foltermuseum.
Hier werden uns für nicht einmal vier Euro die grauenhaftesten Folterinstrumente vorgeführt, samt kurzer Beschreibung wie sie funktionieren. Nach dieser eher ungewöhnlichen Erfahrung spazieren wir weiter durch die Stadt und sehen viel Schönes, riechen Leckeres und hören die Klänge der Straßenmusiker.
Es wird langsam dunkel und die Stadt zeigt ein ganz anderes, noch schöneres Gesicht. Spätestens jetzt wissen wir, warum Prag oft “goldene Stadt“ genannt wird. Gegen sieben Uhr abends suchen wir uns ein nettes Restaurant, etwas abseits der Hotspots, aber dennoch nicht zu weit vom Zentrum.
Am nächsten Tag geht es zur berühmten Karlsbrücke. Wir finden sie rasch – mitsamt der vielen Touristen, die sich darauf tummeln. Eingequetscht fühlen wir uns aber nie. Karikaturisten suchen nach Motiven, Schmuck-Verkäufer buhlen um die Gunst der Frauen und Musiker hoffen mit ihrer Performance Zuhörer anzulocken.
Plötzlich bringt uns eine Entdeckung zum Lachen – da befindet sich doch glatt ein österreichisches Restaurant auf der anderen Seite der Brücke. Tafelspitz, Wiener Schnitzel und alles, was dem Österreicher geläufig ist, kann hier verspeist werden.
Nun wollen wir den berühmten Wenzelsplatz erobern. Ihn zu finden ist scheinbar schwieriger, als gedacht. Zumindest für uns. Wir schlendern anscheinend immer am Ziel vorbei. Es soll aber Schlimmeres geben. So erkunden wir Gässchen, die nicht unbedingt jeder sonst sieht. Statt eines 15 Minuten Fußmarsches werden es zum Schluss gute eineinhalb Stunden. Niemand ist perfekt.
Passanten erklären uns den Weg. Fünf Minuten später werden wir endlich fündig. Der Wenzelsplatz ist eine Mini-Version der Wiener Mariahilfer-Straße. Hier gibt es etliche Einkaufsmöglichkeiten. Wir steuern aber die Konditorei Paul an, die mit einer sehr großen Süßspeisenauswahl punktet. Wer Prag besucht, sollte zumindest den hervorragenden Kaffee hier kosten.
Der letzte Tag steht an. Wir checken aus und fahren mit Sack und Pack in Richtung der Prager Burg. Dort schießen wir auch noch einige Fotos. Auf dem Weg nach unten entdecken wir das sogenannte Spielzeugmuseum. Wir werden nicht enttäuscht. Wobei: Dieses Museum ist zum Teil sogar etwas unheimlicher als das Foltermuseum. Hier sind es die Porzellanpuppen, die einem den Schauder über den Rücken laufen lassen.
Wir schlendern noch etwas durch die Stadt, erledigen noch ein paar Einkäufe, ehe wir den Zug nach Wien besteigen. Gut ausgeruht und entspannt von einem tollen Stadttrip kehren wir Prag den Rücken. Die Goldene Stadt hat uns drei goldene Tage beschert.
Du brauchst noch weitere Infos für deinen Prag Kurztrip? Eine Prag-Story mit spannenden Insidertipps von unseren Kollegen von freets.at findest du hier.
Destination: Prag
Dauer: 3 Tage
Unterkunft: Parkhotel Praha
Besichtigungen: u.A. Karlsbrücke, Foltermuseum, Prager Burg mit Basilika, Spielzeugmuseum
Von Wien erreichbar mit
Zug: 4 Stunden vom Hauptbahnhof
Auto: 291 km über Znojmo, 3:30 Stunden
Flugzeug: 1 Stunde, direkt mit der AUA
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Unterkunft: 49 Euro jeweils, inklusive Frühstück und (nicht wahrgenommener)Stadtführung
Zugfahrt: Pro Person hin und zurück 38 Euro (ÖBB Sparschiene), Normalpreis: 63 Euro
Reisebudget: Jeweils 150 Euro
Eintritt Foltermuseum: umgerechnet etwa 3 Euro (ermäßigter Tarif), Vollpreis 50 Cent teurer
Eintritt Spielzeugmuseum: umgerechnet 1 Euro (ermäßigt), Vollpreis, etwas teurer
Bierpreis für 0,5 Liter in Restaurants: maximal 2 Euro
Eine wirklich gelungene Reise in die goldene Stadt. Innerhalb von drei Tagen kann vieles erkundet werden. Dennoch lädt die Stadt dazu ein, wieder zu kommen und noch andere Flecken zu entdecken. Von unseren insgesamt 300 Euro sind uns ca. 50 Euro übrig geblieben. Obwohl wir auch nie besonders auf den Preis geachtet hatten. Wir sind verzaubert von einer Stadt, die auch abseits der Touri-Trampelpfade viel zu bieten hat.
Fotos: heldenderfreizeit.com
In unserem Erkunder-Bereich verwöhnen wir euch mit tollen und einzigartigen Tipps für eure Städtereisen, auch abseits der üblichen Trampelpfade. Reinlesen, bookmarken, Spaß haben.
Der Wiener Journalist ist seit 2016 Musik-Ressortleiter bei heldenderfreizeit.com, schreibt für diverse Musikfachmedien wie Stark!Strom berichtet dabei über Konzerte, Neuerscheinungen, führt Interviews und erstellt Besten- und Playlisten zu den Top-Liedern von Musikstars.