Das ist die ultimative Vorschau auf das Popfest 2024. Wir haben nicht nur das gesamte Line-up samt Timetable auf den verschiedenen Bühnen für dich. Wir stellen dir auch die großen Highlights vom Nino aus Wien über Baits bis zu The New Mourning genauer vor. Was die Faszination des Gratis-Festivals ausmacht – und warum es auch immer für etwas Ärger sorgt.
von Patrick Meerwald, 19. 7. 2024
Vier Tage abfeiern mit kostenlosem Live-Musikprogramm rund um das Areal der Wiener Karlskirche. Das ist das Popfest. In der TU, vor der Kirche selbst auf der Seebühne, im Wien Museum und im Club U (alles in Fußnähe erreichbar) geht es von 25. bis 28. 7. ordentlich ab.
2024 steigt das Festival zum insgesamt 15. Mal. Und das einmal mehr mit einem beachtlichen, größteils aus heimischen Artists bestehenden Line-up. Zusammengestellt wurde es diesmal vom Kurator:innen Duo Lisa Schneider (FM4) und Markus Binder (Atwenger). Bereits vor dem eigentlichen Beginn des Popfests Wien bietet das Festival ein besonderes Warm-Up im Stadtkino an, bei dem die Künstler:innen Oskar Haag, Voodoo Jürgens und Anja Plaschg anwesend sind. (Montag, 22. bis Mittwoch, 24. Juli).
Unsere Vorschau versorgt dich mit den Höhepunkten von allen Artists, die auf den verschiedenen Stages aufspielen, Empfehlungen unter den traditionell stattfindenden Workshops, dem Timetable und Statements von ausgewählten Musiker:innen selbst.
Was der August für Megashows in Wien steigen – und ja “Megashows” ist hier wahrlich keine Übertreibung – liest du hier in unserer Konzertübersicht August.
Als absolute Legende dieses Festivals gilt zweifellos Der Nino aus Wien. Er war schon 2010 beim ersten Popfest dabei. Viele weitere Auftritte sollten noch folgen. Außerdem war er 2018 Teil des jährlich wechselnden Kurator:innenteams.
Seit dem besagten Jahr stand er aber selsbt nicht mehr auf der Bühne des Popfests. Umso schöner, dass er jetzt zum 15-jährigen Jubiläum wieder mit von der Partie ist. Und zwar wird ihm in diesem Jahr die Ehre zu Teil das Festival mit seinem Konzert zu eröffnen (18:30, Seebühne)
Mehr von Nino kannst du hier in unserem großen Interview nachlesen. Er erklärt unter anderem, wer seine musikalischen Helden sind.
Indie-Artist Oskar Haag (22:00 Uhr, Seebühne) solltet ihr auch unbedingt auf der Rechnung haben. Diese Melancholie in seiner Voice und den gleichzeitig äußerst stimmigen Melodien berühren tief und nehmen Zuhörer:innen auf ein musikalisches Abenteuer mit, das verträumt, aber doch unvergesslich ist. Man verfällt in eine angenehme Art Trance und fiebert bei den ergreifenden Texten absolut mit.
Bevor die Musik am zweiten Tag so richtig losgeht, gibt es im Atelier des Wien Museums tolle Workshops, die sowohl für Musikschaffende, aber auch für “Normalos” geeignet sind. Sophie Lindinger (unter anderem LEYYA und My Ugly Clementine) beschäftigt sich beispielsweise mit dem Thema Musikproduktion. Dabei geht sie Mythen und Klischees dieser Berufssparte auf den Grund, erklärt die Reise vom Recording bis zur Post-Production. Gleichzeitig hat sie einige wertvolle Tipps für angehende Produzent:innen in petto. Außerdem werden Teilnehmer:innen dazu animiert, selbst Fragen zu stellen. Die Partizipation ist kostenlos, aber auf 15 Plätze begrenzt. Anmelden können sich Interessierte unter workshops@popfest.at
Headliner auf der Festbühne ist Sharktank (21:45 Uhr). Eine Band, die vielseitig klingt und doch einen roten Faden beibehält. Halb-akustischer Indie-Pop, der mal Folk-Elemente bedient, um dann auf einmal mit Rap zu überraschen. Bevor es dann richtig dancy wird. Diese gelebte Form von “expect the unexpected” hat sich bereits weit über die österreichischen Grenzen hinaus herumgesprochen.
Wer dann noch in absoluter Feierstimmung ist, wandert in die TU weiter. Im dortigen Prechtlsaal geht es bis in die frühen Morgenstunden weiter. Bei Flirtmachine sorgt mit Mischau us musikalischen Widersprüche staunen. Low-Fi Beats treffen auf donnernde Drums, EDM auf röhrende Gitarren. Dieser Mix ist wie für Live-Gigs und auch Clubbing-Settings gemacht.
Den Highlight-Reigen Samstag beginnen wir mit den aktuellen Aufsteigern unter den massentauglichen österreichischen Hard Rock und Metalbands: Den BAITS. Zu ihrem im Frühjahr erschienenen neuesten Album All Filler No Killer rockten sie die restlos ausverkaufte Arena. Auch für den Gig am Popfest (19:20 Uhr, Festbühne) sind sie top motiviert: “Das Popfest war für uns immer ausschließlich positiv. Es ist einfach DER Ort für tolle Shows. Wir freuen uns Teil dieser lebendigen österreichischen Musikszene zu sein und bei einem für alle zugänglichen Fest zu performen. Es ist echt schön bei so einem tollen Line-up dabei zu sein,” berichtet Frontfrau und Sängerin Sonja.
Gleich im Anschluss legen die Urväter des Indie-Rock im deutschsprachigen Raum schlechthin nach. (20:15 Uhr) Ja, Panik haben einen Boom in dieser Sparte ausgelöst und Trends gesetzt. Dann war es eine Zeit lang recht ruhig um die Band. Doch das Comeback brachte erst hervor, was es in dieser Musik gefehlt hat. Gerade ihr letztes Album zeigt, wie gut ihre ursprünglichen kreativen Ergüsse bis heute funktionieren. Beachtlich ist, was für verschiedene Konzertsettings diese Band spielen kann. “Normale” Club Gigs heuer im Konzerthaus oder auch jetzt auf der Popfest Seebühne.
Thomas Pronai hat in seiner Laufbahn schon erfolgreich mit verschiedenen Bands gespielt. Bei den ersten drei Auflagen des Popfests war er auch in unterschiedlichen Konstellationen dabei. Heuer ist er nach längerer Zeit wieder mit von der Partie, dieses Mal mit The New Mourning (20:00 Uhr, Wien Museum oben). “Dass ich nach ca. zehn Jahren wieder auf einer Popfest Bühne stehen kann, sehe ich als Wertschätzung gegenüber meiner Musik und meiner Arbeit für die österreichische Musikszene generell.” Gleichzeitig sieht er Festivals auch mit einem sehr kritischen Auge. “Das Popfest ist für uns musiktreibende Menschen einerseits ein Treffpunkt und andererseits für diejenigen, die nicht dabei sein dürfen/können immer eine Art Niederlage. Es spaltet und vereint gleichzeitig. Das liegt in der Natur der Sache. Immer wo ausgewählt wird, gibt es die, die nicht ausgewählt wurden und die sind verständlicherweise sauer.”
Im Prechtlsaal dürfen wir uns um 1:30 Uhr auf Monokay mit ebenfalls eher raueren Töne freuen. Mit viel Wucht und Energie rocken sie zunehmend immer größere Stages, Diese Aufsteiger sind erstes Mal als Teil des Line-Ups, entsprechend groß ist die Vorfreude. Doch nicht nur die Möglichkeit hier zu spielen, bedeutet der Band viel: “Besonders toll finde ich, dass der Eintritt frei ist. Denn jede:r soll Livemusik erleben dürfen, auch wenn nicht immer die finanziellen Mittel dafür da sind. Andererseits finde ich auch die arge Vielfalt super. Also, kommt zum Popfest und hört Tanzmusik,” erzählt Bandmember Dani.
Zum Abschluss des Popfests 2024 gibt es nur noch drei Seebühne-Konzerte, die haben es aber auch drauf. Unser Tipp des Tages ist AZE (21:45 Uhr).
Das Duo steht für eine beeindruckende Mischung aus minimalistischem R&B, Pop und Soul, die tief berührt. Aktuell mit komplexen Themen wie Sexual Politics. Ihre Texte, die durch kluge Hyperaffirmation sexistische Klischees entlarven, bieten eine erfrischend ehrliche Perspektive. Ein Konzert von Aze verspricht nicht nur musikalischen Genuss, sondern auch eine tiefgehende, intelligente Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Themen.
19:30 Uhr: DIVINERINNEN
14:00 Uhr: Music production mit Sophie Lindinger
14:00 Uhr: “SAU” mit Lydia Haider
16:00 Uhr: Talk: Punk
16:00 Uhr: Talk: Under the Influence
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Aufmacher: (c) Franz Reiterer
Der Wiener Journalist ist seit 2016 Musik-Ressortleiter bei heldenderfreizeit.com, schreibt für diverse Musikfachmedien wie Stark!Strom berichtet dabei über Konzerte, Neuerscheinungen, führt Interviews und erstellt Besten- und Playlisten zu den Top-Liedern von Musikstars.