Must-Have oder nur nice-to-have? Zwei Helden haben die PlayStation VR auf Herz und Nieren getestet und sind hin- und hergerissen.
von Hannibal und Anaking
Ist die PlayStation VR das perfekte Weihnachtsgeschenk?
Diese Frage haben sich die Helden der Freizeit intensiv gestellt. Eines vorweg: Wir können sie nicht mit einem klaren Ja oder Nein beantworten. Was wir aber können: Dir eine fette Entscheidungshilfe geben, ob sie unter deinem Christbaum landen soll.
Dabei wägen wir alle Für und Wider ab, und zwar aus zwei völlig unterschiedlichen Blickwinkeln. Ein Held (Anaking) aus der Sicht des Rookies, der zum ersten Mal eine VR-Brille aufsetzt, und ein abgebrühter Hase (Hannibal), der sich wochenlang intensiv mit der Materie beschäftigt. Hier also unser Urteil:
Ist die PlayStation VR das perfekte Weihnachtsgeschenk?
Ja! Wegen dem Wow-Faktor
Anaking: Das erste Mal virtuelle Realität schlägt im Kopf ein, wie eine Bombe. Statt in einem Wohnzimmer stehe ich plötzlich in einer muffigen Garage (Spiel: London Heist) und werde von einem Gangster bedroht. Die Rundumsicht ist genial. Du fühlst dich viel mehr als Teil der Geschichte – bist mittendrin. Alles ist auch gefährlicher. Wenn etwas auf dich zukommt, weichst du aus, wenn etwas plötzlich auftaucht, zuckst du zusammen.
Hannibal: Der erste Eindruck mit der PlayStation VR ist kaum zu schlagen, die Welten wirken zum Greifen nahe. Instinktiv grabscht man schon nach wenigen Minuten nach Dingen im Raum. Das Gefühl wenn das Magazin für deine Maschinenpistole neben dir liegt, du ohne hinzuschauen danach greifst, es wirklich im Raum liegt, du es aufhebst, nachlädst und gleich weiterballerst, das bekommst du nur in Virtual Reality.
Nein! Wegen der geringen Bewegungsfreiheit
Anaking: Der Euphorie durch die totale Sichtfreiheit steht schnell der Frust durch die eingeschränkte Bewegungsfreiheit gegenüber. Du willst am Liebsten losrennen und diese fantastischen virtuellen Welten um dich herum erkunden, nur du kannst es leider nicht. So fühlt man sich ein bisserl wie im Rollstuhl gefesselt. Freilich wissen Spiele wie Until dawn: Rush of Blood das geschickt zu kaschieren (da sitzt du in einer Art Geisterbahn). Trotzdem fühlt man sich irgendwie gehemmt.
Und ständig fragst du dich Dinge wie: Kann ich mich im Spiel jetzt ducken oder nicht? Kann ich dieses Objekt greifen oder nicht? Kann ich dem Typen eine in die Pappn hauen oder passiert nichts, wenn ich mit meiner Hand nach ihm schlage?
Nein! Wegen dem Platzbedarf
Hannibal: Ich hab ein recht großes Wohnzimmer, für VR ist es aber einfach zu klein. Zum Spielen muss ich zuerst den schweren Glastisch zur Seite schieben/heben/manövrieren, was alleine kein leichtes Unterfangen ist, und selbst dann renne ich als Batman mit einer gewissen Regelmäßigkeit in meine Deckenlampe rein. Der Hersteller spricht von einer freien Fläche von mindestens 2 x 3 Metern, aus meiner Erfahrung kann man ruhig noch jeweils einen Meter dazurechnen.
Ja! Wegen dem kurzweiligen Spaß
Anaking: Die PlayStation VR hat jetzt schon einen Bonus, die auch Systeme wie Kinect auf Anhieb hatten. Es gibt schon viele Spiele, die sofort Laune machen. Headmaster zum Beispiel. Bei dem du nur mit Kopfballbewegungen Bälle in die richtige Richtung befördern musst. Oder das Katz und Maus Spiel bei Playroom-VR. Der Spieler mit der Brille spielt dabei eine Katze, die hinter einem Vorhang lauert, die anderen steuern mit Controllern Mäuse. Die Mäuse müssen Käse einsammeln, dürfen sich aber nur dann bewegen, wenn die Katze nicht durch den Vorhang schaut. Was Partyspiele betrifft ist das Potenzial für die PlayStation VR groß.
Hannibal: Die Party kann auf jeden Fall auch in VR steigen. Zum Beispiel das Saloon-Spiel (auch Teil des Gratis-Pakets “Playroom-VR”), das geschickt dem “Brillenträger” eine andere Ansicht zeigt als dem “Fernseher”. Am Fernseher zeigt der Barkeeper Steckbriefe, die man versucht dem Bebrillten zu beschreiben, der sitzt im Saloon und muss den Gesuchten zur Strecke bringen – eine Riesengaudi. Und neue Spiele antesten macht richtig Laune: Wie setzt dieses Game Virtual Reality ein? Ist es nur drübergestülpt oder wirkt es als ob es für VR entwickelt wurde und vielleicht auch nur in VR funktionieren könnte, wie zum Beispiel eben Headmaster?
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Nein! Wegen dem zu kurzweiligen Spaß
Anaking: Gerade das Katz-und-Maus-Spiel zeigt aber auch die Schwäche. Hat die Maus mal entdeckt, dass sie nur auf die Kopfbewegung des Spielers mit der VR-Brille achten muss, wird das Ganze schnell langweilig. Eigentlich ist es bei vielen Spielen so. Nach dem ersten Aha-Effekt wird es ein bisserl fad. Meistens bin ich mir nicht sicher: Ist das jetzt ein ganzes Spiel oder nur eine Demo? Man merkt einfach, dass hier noch viel in der Versuchsphase steckt.
Hannibal: Da muss ich Anaking recht geben, momentan gibt es fast nur Experiences, kurze Vignettes, noch keinen vernünftigen Vollpreis-Titel.
Ja! Wegen dem Preis
Anaking: Für mich ein absolutes Pro-Argument, wenn man vergleicht wieviel andere VR-Systeme kosten. Die 400 Euro für die PlayStation VR wird sich wohl eine größere Menge an Spielern leisten können.
Nein! Wegen dem Preis
Hannibal: Für 400 Euro bekommst du eine Brille mit ein paar Kabeln. Zuerst brauchst du mal eine Playstation 4, gebraucht vielleicht um 150, neu sind das mindestens 300 Euro (nächste Woche kommt die Playstation 4 Pro raus, um 400 Euro, angeblich auch mit Performanceverbesserungen für VR). Dann eine Kamera um 60 Euro sowie Move-Controller um 90 Euro. Das sind, vorausgesetzt man hat die Konsole, schon stolze 550 Euro. Immer noch wesentlich günstiger als ein Oculus Rift (700 €) oder HTV Vive (950 €), aber dennoch ein empfindlicher Schlag aufs Börserl.
Ja! Wegen der virtuellen Hände
Anaking: In Verbindung mit den Playstation-Move-Controllern kann die PlayStation VR eine große Stärke ausspielen. Man besitzt damit virtuelle Hände! Es ist schon verdammt cool, als Batman seine Batclaw aus dem Hüftgurt zu ziehen oder bei London Heist dem Gangsterboss mit einem Feuerzeug die Zigarre anzustecken.
Nein! Wegen der Auflösung
Hannibal: Die technischen Limitationen von zwei 960 x 1080 Pixel großen Schirmen direkt vor den Augen sind im wahrsten Sinne des Wortes augenscheinlich. Was die Comic-Grafik von einigen Spielen kaschieren kann, wirkt umso detailarmer und verpixelter je aufwendiger die Games werden. Die anderen VR-Brillen sind da etwas voraus, aber nur unwesentlich. Besonders deutlich sieht man die geringe Auflösung im 2D-(Kino)-Modus, die Brille projeziert einen riesigen Schirm direkt vor die Augäpfel, in der Theorie eine tolle Idee.
In der Praxis jedoch sind herkömmliche Spiele unspielbar. Denn: Man muss sich viel zu viel umschauen, weil immer nur ein kleiner Teil des Spiels fokussiert wird. Das eigentliche Anwendungsgebiet wären ja Filme oder Serien über Netflix oder Youtube, dort fragt man sich aber ob das 56k-Modem wieder mal verrücktspielt und die restlichen Pixel nicht ausspucken will – in einer HD-verwöhnten Welt fällt die Brille dabei durch.
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Nein! Wegen dem Clipping
Anaking: Einerseits ist es total cool, Dinge greifen zu können. Das mit dem Ablegen ist eine andere Sache. Fällt dir etwas runter, kannst du es (siehe Batman, London Heist) nicht mehr vom Boden aufheben. Es verschwindet und taucht plötzlich wie von Geisterhand wieder vor dir am Tisch auf. Und sehr oft passiert es noch, das Objekte halb in Tischen oder Schränken stecken bleiben. Dieses Clipping ist dann weit störender, als bei einem Nicht-VR-Game am Bildschirm.
Ja! Wegen den kommenden Spielen
Hannibal: Bis jetzt gibt es noch keine “Killer-App”, kein Spiel wegen dem man unbedingt die VR-Brille kaufen sollte. Das wird sich im Frühjahr jedoch ändern.
Bei dem Gedanken einmal auf der Brücke der Enterprise zu stehen (Star Trek Bridge Crew) oder über einen Mars-ähnlichen Planeten zu laufen (und damit meine ich wirklich in VR laufen, nicht nur herumschauen) in Farpoint, rennt mir schon ein wohliger Schauer den Rücken runter.
Anaking: Und mir beim Gedanken Resident Evil 7 in VR zu zocken. Die Demo hat mir schon mal ein paar ordentliche Schrecken eingejagt. Ob es das Spiel in meine All-time-Top-10 der gruseligsten Game-Schauplätze schafft, wird sich erst zeigen
Produktname: PlayStation VR
Bildschirm: OLED
Bildschirmgröße: 5,7 Zoll
Auflösung: 1920 x RGB x 1080 (960 x RGB x 1080)
Bildwiederholfrequenz: 120 Hz, 90 Hz
Sichtfeld: ca. 100 Grad
Mikrofon: integriert
Sensoren: Beschleunigungsmesser, Gyroskop
Anschlüsse: HDMI, USB
VR-Headset: ca. 187×185×277 mm (Breite x Höhe x Länge, ohne größtes hervorstehendes Teil, kürzeste Einstellung des Kopfbügels). ca. 610 g (ohne Kabel)
Prozessoreinheit: ca. 143×36×143 mm (Breite x Höhe x Länge, ohne größtes hervorstehendes Teil). ca. 365 g
VR-Headset 400,00 Euro
Playstation-Kamera, rund 60 Euro
optionale Move-Controller (2er-Set), rund 90 Euro
Und damit das Ding überhaupt rennt braucht man eine Playstation 4, die ist gebraucht schon um 150 Euro zu haben, die eben erst erschienene Playstation Slim kostet 300 Euro und Mitte November erscheint die Playstation 4 Pro, mit gerüchteweise etwas mehr Rechenleistung – Kostenpunkt 400 Euro.
Die Katze wird einzeln vertrieben.
Mit dem nötigen Kleingeld und einem großem Wohnzimmer ausgestattet, lohnt sich die Anschaffung eines PlayStation VR Headsets. Unterm Weihnachtsbaum sorgt das Gute-Laune-(Grusel)-Paket garantiert für große Augen.
Fotos: heldenderfreizeit.com
Der Chefredakteur der Helden der Freizeit hat das Onlinemagazin 2016 ins Leben gerufen und ist seit 2000 als Sportjournalist im Einsatz. Bei heldenderfreizeit.com ist er spezialisiert auf actiongeladene Outdoor-Aktivitäten, Ausflüge, Videos, Spiele, Filme, Serien und Social Media.