Nintendo’s hauseigene Lemminge wuseln wieder auf den Bildschirmen von eingefleischten Fans des Konsolenherstellers. Kritiker-Lieblinge waren die Pikmin schon immer, der große Durchbruch ließ aber auf sich warten. Hat das vierte Pikmin-Abenteuer nun das Potential zum großen Switch-Kracher? Mehr in unserem Pikmin 4 Test.
von Klaus Kainz
Zum ersten Mal schickte Mario-Erfinder Shigeru Miyamoto die Pikmin auf dem alten Nintendo Gamecube ins Schlachtfeld. Als kleiner Astronaut kommandiert ihr die Pflanzenwesen, um Ressourcen abzubauen und mutierte Käfer zu vernichten – eine Idee, die Miyamoto angeblich beim Relaxen im Garten kam. Zum Riesenerfolg á la Mario reichte es nie. Vielleicht auch, weil alle Ableger auf weniger beliebten Nintendo-Konsolen erschienen sind. Auf der Switch stehen den Pikmin aber nun alle Türen offen. In unserem Pikmin 4 Review erklären wir euch, um was es geht und was die Stärken und Schwächen des neuesten Teils sind.
Serien-Protagonist Captain Olimar crash-landet mal wieder auf der von Menschen verlassenen Erde. Diesmal wird aber nicht der alte Kapitän gesteuert, sondern ein Rettungs-Astronaut aus einem (eher flachen) Charakter-Editor, um Olimar aufzuspüren. Das ist leichter gesagt als getan. Als Mini-Außerirdischer ist nämlich jede Pfütze und jeder Maulwurfshügel schier unüberwindbar. Da kommen die Pikmin ins Spiel.
Pikmin 4 ist eine ganz eigene Mischung aus Echtzeit-Strategie, Survival, Rätselspiel und Lemmings. Je mehr Pikmin in eurem Besitz sind, desto mehr feindlicher Raum ist erschließbar. Denn die kleinen Helfer haben unterschiedliche Eigenschaften. Blaue Pikmin können Wasser überwinden, gelbe Pikmin größere Höhen erreichen, lila Pikmin können schwere Objekte einstampfen und so weiter. Gleichzeitig lauern überall mutierte Tierchen, die die Pikmin am Speiseplan stehen haben.
Außerdem tickt ein Countdown. Bei Sonnenuntergang ist Rückzug angesagt. Gemütliches Erkunden ist bei Pikmin 4 also nicht an der Tagesordnung. “Dandori” heißt stattdessen das Zaubermittel, ein japanischer Begriff für Multitasking. In den garten-ähnlichen Levels müsst ihr eure Pikmin effizient verteilen, um an einem Tag möglichst viele Hürden abzubauen, Gegner zu vernichten, das Pikmin-Sortiment zu vergrößern, oder Treibstoffe auszubuddeln – alles aus Charakter-Perspektive in Real-Time. Weniger Zeitdruck herrscht in den Dungeons, die dafür mit noch fieseren Gegnern und Rätseln aufwarten. Übrigens, in einem neuen Arcade-Modus darf zum ersten Mal gegen wild gewordene Käfer in der Nacht gekämpft werden.
Aus Sicht von Miyamoto blieb den Pikmin wegen dem vergleichsweise komplexen Spielsystem der Mainstream-Appeal verwehrt. In Pikmin 4 ist das deutlich spürbar. Diesmal steht nämlich eine ganz Rettungseinheit zur Verfügung, die ständig mit euch in Kontakt ist. Dadurch werden durchgehend Tipps und Warnungen eingeblendet. Darüber hinaus begleitet nun ein Hündchen euren Charakter, der als Allround-Werkzeug viele Aufgaben der Pikmin noch besser erledigt. Falls zu viele Pikmin das Zeitliche segnen, kann zum letzten Auto-Save zurückgespult werden.
Leider sind vor allem die Tipp-Einblendungen genauso nervig, wie sie klingen. Auch die anderen Hilfsmittel rütteln etwas am alten Survival-Feeling. Bei der Einsteigerfreundlichkeit ist Nintendo, ähnlich wie in manchen alten Zelda-Games, so übers Ziel hinausgeschossen, dass sie negativ ablenkt. Ironischerweise ist sie so das größte Manko des Games und leider auch nicht deaktivierbar.
Pikmin 4 setzt erneut auf einen Mix aus Comicfigürchen und realistischen Umgebungen. Die trügerisch idyllischen Gärten und Sandburgen sahen schon im dritten Ableger auf WiiU gut aus. Auf Switch ist grafisch kaum mehr möglich, aber Pikmin 4 hat trotzdem einen eigenständigen Look. Denn erstmals wird mit freier Kamera statt Vogelperspektive gezockt und einige Gebiete wie Familienhäuser sind überhaupt gänzlich neu.
Die Maskottchen wiederum dürften Geschmackssache sein. Wir haben die Pikmin und die stoischen Astronauten im Knetfigurenstil nie so knuffig gefunden, wie sie Nintendo vermarkten will. Das neue Hündchen soll sicherlich, wie die Einsteigerfreundlichkeit, Pikmin beim größeren Publikum attraktiver machen – was aber etwas aufgesetzt wirkt.
Eine Innovationsgranate ist Pikmin 4 nicht, aber das macht nichts. Schließlich mussten Fans satte zehn Jahre auf neues Futter aus der Pikmin-Serie warten, die mit wenigen anderen Games vergleichbar ist. Es reicht daher, dass Pikmin 4 eine grundsolide neue Kampagne im von vielen geliebten Pikmin-Universum abliefert. Tatsächlich sind es eher die neuen Features, wie aufdringliche Hilfsmittel, die den Gesamteindruck trüben. Dafür ist es mit vielen Gegnern, Schätzen und Dungeons und neuen Modi deutlich umfangreicher als noch Pikmin 3 .
Wer nicht direkt mit dem vierten Teil einsteigen will, muss übrigens nicht verzagen. Auf Switch wurden inzwischen neben Pikmin 3 (hier der Test der Deluxe Edition) auch die beiden Erstlinge in HD neu aufgelegt.
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Der Redakteur (APA, Helden der Freizeit) und Videospiel-Blogger reviewed für uns vor allem Games, Serien und Filme - ist aber auch so manchem Naturausflug nicht abgeneigt.