Rucksackboote sind geniale Alleskönner! Wir haben das superschnelle MRS Nomad S1 Light und das ultraleichte Anfibio Delta MX am Neusiedler See getestet – und unser Packraft mit dem Packsail ziehen lassen, wenn das Paddeln mal zu anstrengend war.
von Christoph König
Der Schein trügt! Als wir mit unseren großen Tramper-Rucksäcken in Wien in die U-Bahn und dann in den Zug steigen, halten uns die meisten wohl für stinknormale Rucksacktouristen. Auch als die Helden der Freizeit nach einer guten Stunde Anreise in Podersdorf den schönen Steg zum Leuchturm hinaus schlendern, ahnen die fotografierenden Blogger nichts von unserer Mission.
Erst unser aufwändiges Umzieh- und Auspackprozedere am Strand verrät uns. Als wir da die knallbunten Boote ausbreiten, ernten wir die ersten erstaunten Blicke. 10 Grad, bewölkt und leichter Nieselregen sind uns aber herzlich wurscht. Immerhin haben wir unsere Trockenanzüge mit. Und schon startet er: Unser Packraft-Test am Neusiedler See.
Tipp! Wenn es lieber ein etwas wilderes Flussabenteuer sein soll, schaut euch unbedingt diesen Bericht von unserer 4-Tages-Flusswanderung auf der Enns an.
Der Packrafting Store aus Deutschland hat uns zwei besondere Boote zum Ausprobieren geschickt, die beide auf ihre Weise die Stärken von Rucksackbooten auf den Punkt bringen. Das gelbe Anfibio Delta MX ist besonders leicht. Mit dem aufblasbaren Sitz wiegt es gerade einmal 1,9 Kilo. Außerdem ist es mit 659 Euro für ein Packraft vergleichsweise günstig. Das rote Nomad S1 Light kostet hingegen 1059 Euro und bringt 3,5 Kilo auf die Waage. Dafür ist es mit fast 3 Metern und einem Schlauchdurchmesser von nur 27 cm eines der schnellsten Rucksackboote überhaupt. Auch lassen sich darauf bei Bedarf Schenkelgurte befestigen.
Schau dir an, wie wir mit den zwei Booten in Podersdorf am Neusiedler See fahren. Hier siehst du auch, wie das Aufbauen funktioniert und wie du das Packsail am besten zusammenfaltest:
Das Aufbauen ist bei beiden Booten ein Kinderspiel. Mit beigelegtem Blasesack ist die Sache in wenigen Minuten erledigt. Zum Schluss noch etwas mit Mund oder Pumpe nachgeholfen, dann nur noch den Sitz platzieren und diesen ebenfalls aufpumpen. Fertig! Für das geringere Gewicht gibt es beim Delta ein paar Abstriche im Komfort – die Lehne des Nomad S1 ist bequemer und lässt sich an drei Befestigungspunkten gut an die Sitzhaltung anpassen. Wir schlüpfen in die Trockenanzüge, stecken die Paddeln zusammen und verstauen Straßengewand und Jause in den wasserdichten Taschen. Dazu befestigen wir an einem Boot unser Anfibio Packsail, mit dem wir heute erstmals einen Segelversuch starten werden. Einfach an zwei Punkten links und rechts angehängt. Los geht’s!
Im Delta (Innenmaß: 140cm) sitzt Mann/Frau angenehm kompakt (je nach eigener Körpergröße). Wasserdichte Taschen lassen sich entweder im oder auf dem Bug, hinter dem Sitz oder vor dem Sitz unter den Kniekehlen verstauen. Beim Nomad S1 (Innenmaß 170cm) sitzt man prinzipiell in zentraler Position. Hier haben auch hinter dem Sitz noch Taschen Platz. Auch die höhere Geschwindigkeit wird sofort augenscheinlich (Länge läuft). Der Held im Delta spürt das beim Paddeln, dafür ist er mit dem leichten Boot beim Wandern an Land schneller. Auch die um ein Drittel höhere Geschwindigkeit wird sofort augenscheinlich. Das MRS Nomad S1 Light kommt ohne Spritzdecke aus, was bei ruhigem Wasser oder auf Seen kein Problem ist. Im Wildwasser empfehlen wir die normale, etwas schwerere Version mit Spritzdecke.
Helden-Tipp! Ist das Boot eine Zeit lang im kalten Wasser, verliert es etwas Luft. Dann noch einmal ganz prall aufblasen.
Nach dem Paddeln ist Zeit für etwas Fun. Wir spannen das Packsail auf und nutzen den Wind statt Muskelkraft. Dass wir noch nie in unserem Leben gesegelt sind, ist hier herzlich wurscht. Denn das Packsail funktioniert deppensicher. Einfach am Bug des Bootes montieren, aufspannen und es mit der Schnur im Wind halten. Mit dem Paddel in der zweiten Hand lenken wir. Freilich lässt sich nur Downwind segeln. Wieviel es bei einer Tour auf einem See oder am Meer wirklich bringt, hängt also von der Windrichtung und -stärke ab. Eine nette Spielerei und ein nützliches Extrafeature, um schneller von A nach B zu kommen, ist es allemal.
Das Zusammenfalten des Packsails ist ein wenig tricky. Zuerst mit etwa einem Drittel davon einen kleineren Ring bilden, diesen nach unten drücken. Den Rest des Segels in zwei weitere Ringe falten und das Ganze mit der Schlaufe fixieren. Am Besten man übt das vorher an Land. Dann geht es auf dem Wasser leichter. Auch hatten wir bei unserem Test mit der Abdrift zu kämpfen – heißt: Das Boot dreht sich aus dem Wind und das Segel hat keinen Schub mehr. Hier hilft das Anbringen einer Finne am Boot, was bei beiden Booten möglich ist. Helden-Tipp! Das Anfibio Airsail ist etwas teurer als das Packsail, lässt sich aber leichter zusammenfalten und braucht weniger Platz im Rucksack.
Nach drei abwechslungsreichen Stunden, die im Flug vergangen sind, steigen wir wieder aus dem Wasser, wärmen uns noch im Gasthof Kummer mit Tee und einer Kürbiscreme-Suppe und steigen rasch in den Bus nach Neusiedl. Immerhin wollen wir unseren Zug nach Wien nicht verpassen.
Das MRS Nomad S1 Light ist gerade für lange Touren auf dem Wasser interessant. Verhätnismäßig schnell und mit Platz für viel Gepäck ist dieses Packraft wohl der perfekte Begleiter für die nächste Tour auf den Seenplatten dieser Welt. Das Anfibio Delta MX kann zwar in Sachen Geschwindigkeit und Zuladung nicht ganz mithalten, ist dafür aber extrem leicht und deutlich günstiger. Ideal für den nächsten Skandinavien-Urlaub. Das Anfibio Packsail kann bei richtigem Wind praktisch sein und den Fahrradius erweitern, wenn man beispielsweise offene Gewässer überquert. Auf jeden Fall bietet es etwas Spaß, wenn man keine Lust mehr zum Paddeln hat.
Welche Ausrüstung wir verwendet haben und wo du sie kaufen kannst:
Wir waren mit dem Packraft auch schon am Wildwasser, mitten in der Stadt und am schönsten Fluss der Alpen unterwegs. Lies hier unsere Erfahrungsberichte mit nützlichen Tipps:
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Advertorial-Hinweis: Dieser Testbericht ist im Zuge einer Kooperation mit dem Packrafting Store entstanden.
Der Chefredakteur der Helden der Freizeit hat das Onlinemagazin 2016 ins Leben gerufen und ist seit 2000 als Sportjournalist im Einsatz. Bei heldenderfreizeit.com ist er spezialisiert auf actiongeladene Outdoor-Aktivitäten, Ausflüge, Videos, Spiele, Filme, Serien und Social Media.