Japan auf eigene Faust entdecken – das macht Spaß und sorgt für unerwartete Erlebnisse. Welche Sehenswürdigkeiten du bei deinem ersten Besuch in Osaka nicht verpassen darfst, erfährst du hier!
von Sabrina Farkas
Japan “mitnehmen” – das ist unser Plan, um unsere Heimreise aus Australien nach Wien ein wenig aufzuteilen und zu unterbrechen. Mein Mann Daniel lag mir schon lange mit seinem Wunsch, einmal den fernen Osten zu bereisen, in den Ohren. Also willigte ich, trotz zugegebenermaßen mäßiger Begeisterung, ein, bei dieser günstigen Gelegenheit ein paar Tage lang die Sehenswürdigkeiten von Osaka und Tokio zu erkunden (lies hier unsere Tipps für Tokio mit Karte). Dass ich nicht nur ihm einen Gefallen damit getan habe, wird mir schon drei Stunden nach unserer Landung klar.
Wie viele Annahmen ich über das Land bereits getroffen habe, bevor ich je dort war, erkenne ich ebenfalls in diesen ersten drei Stunden in Osaka. Und ich lerne direkt, wie falsch ich mit allen gelegen bin – zuallererst mit meinem Glauben, in Japan wäre man viele Menschen auf engem Raum gewohnt und würde diese effizient zu leiten verstehen. Denn wir landen am internationalen Flughafen und schon die erste Warteschlange für die Einreise sieht länger aus, als ich meiner Blase zumuten kann. Also geht es für mich erstmal auf die erste, japanische Toilette – inklusive der Herausforderung, unter all den vielen Funktionen die Spültaste zu finden.
Erheitert und erleichtert stellen wir uns an. In der ersten Schlange scheitert die Beamtin am Scannen meines österreichischen Passes. Zum Fingerabdruck kommt es dadurch gar nicht erst. Umständlich und ohne erkennbar englische Worte der Mitarbeiterin glaube ich zu verstehen, dass sie mich dennoch in die nächste Warteschlange zur Einreise weiterschickt. Auf gut Glück stellen wir uns dort an, warten eine gefühlte halbe Ewigkeit, die sich durch die Sorge, ohne Scan und Abdruck käme ich ohnehin nicht durch, noch weiter dehnt.
Schließlich schafft es die zweite Beamtin, meine Einreiseformalitäten zu erledigen. Das Förderband ist längst aus, doch immerhin warten unsere Koffer noch daneben. Wir schnappen sie und folgen den Schildern zur Bahnstation. Leider erlaubt der Ticketautomat keine Kartenzahlung und der Bankomat akzeptiert keine ausländischen Karten, sodass wir kein Bargeld in Landeswährung abheben können. Irgendwie hatte ich mir das alles fortschrittlicher vorgestellt. In der Hoffnung, am Schalter mit Karte zahlen zu können, stellen wir uns wieder einmal an und zu unserer großen Freude erhalten wir – inzwischen sind seit unserer Landung etwa zwei Stunden vergangen – die gewünschten Bahntickets.
Nach einigem Zögern steigen wir in einen Zug, den wir für den richtigen halten und gelangen mit einem Umstieg tatsächlich zur angesteuerten Haginochaya Station. Und genau in diesem Moment verfliegt mein bisheriger Frust über all die enttäuschten Erwartungen und macht Platz für den Zauber Japans. Am Weg zu unserem Hotel spazieren wir durch eine magisch wirkende Gasse voller Laternen. Es gibt keine Gehsteige, aber auch kaum Autoverkehr und ist dadurch herrlich ruhig. Überall stehen beleuchtete Getränkeautomaten. An einer Ecke verabschiedet gerade eine Kellnerin ihren letzten Gast – wir verständigen uns mit Gesten darüber, dass die Küche bereits geschlossen hat.
Wir kommen zur 1 Chome, der Straße, in der unser Hotel liegt. Von hier aus können wir in den nächsten beiden Tagen die meisten Sehenswürdigkeiten von Osaka schnell und einfach erreichen. Doch das Hotel und auch das Sightseeing müssen noch warten, denn zuerst will unser Hunger gestillt werden. Erfreut entdecken wir ein Lokal, in dem wir anhand von Bildern und mit Kreditkarte am Automaten mit englischer Sprachversion bestellen können. Kurz darauf genießen wir das beste Fastfood, das wir je gegessen haben: Suppe, Reis, Fleisch und Salat mit köstlicher Sauce. Dazu gibt es das erste vieler Gläser mit Shochu, die wir auf der Reise noch trinken werden. Denn die Japaner kippen statt Wein einfach Longdrinks zum Essen!
Satt und glücklich checken wir schließlich im R Hotel Namba South ein. Alles Wissenswerte lesen wir von einem laminierten Infozettel ab, denn der Rezeptionist beherrscht offenbar kein Englisch. Wir beziehen unser kleines, aber feines Zimmer, das nicht nur blitzeblank sauber und modern ist, sondern dessen WC auch eine beheizbare Klobrille hat. Das Bett ist schmal, aber die Müdigkeit siegt und die Vorfreude auf unsere Erkundungen der nächsten Tage steigt.
Wir stehen zeitig auf und holen Frühstück aus dem quietschbunten Tamade Supermarkt schräg gegenüber. Natürlich haben wir unser laut Reiseführer empfohlenes, persönliches Mistsackerl vergessen, aber schließlich finden wir doch auch öffentliche Mistkübel für die Überbleibsel unseres Frühstücks. Wir spazieren durch die Hondori Shopping Street, deren Überdachung beim gerade einsetzenden Nieselregen sehr angenehm ist.
Trotz trübem Wetter entscheiden wir uns für das Observatory im 60. Stock des Abeno Harukas, dem höchsten Gebäude in Osaka. Wir bestaunen die schier endlosen Ausmaße der Stadt und stärken uns anschließend mit Kaffee und Matcha Latte. Durch eine der vielen, unterirdischen Shopping-Passagen gelangen wir zur U-Bahn, wo wir – inzwischen konnten wir bei einem 7-Eleven Bankomaten Bargeld beheben – ein Tagesticket lösen. In der Metro wird weder gedrängt, noch ist es laut; sogar telefonieren ist verboten und alle halten sich daran.
Wir fahren nach Nipponbashi und lassen uns im Labyrinth aus überdachten Gassen voller Läden und Lokale treiben, stoßen zufällig auf den Osaka Marathon und tauchen zum unterirdischen Shopping-Paradies Namba Walk ab, um auszuweichen. Dann gelangen wir nach Dotonbori, einem Viertel am Tombori Fluss. Wir sehen mit dem Ebisu Tower ein etwas anderes Riesenrad, das wir zuvor vom Aussichtsturm aus bereits erblickt hatten sowie diverse Shops und Restaurants. Dann gönnen wir uns leckeren Ramen als Mittagessen.
Am Nachmittag wandeln wir in Shinsaibashi-Suji an einer Vielzahl von Geschäften vorbei und in so manches hinein. Unsere letzte Station des Tages ist, bei allmählich aufklarendem Wetter in wunderschöner Abendstimmung, das Umeda Sky Building. Beinahe landen wir versehentlich in einer K-Pop Autogrammstunde, finden aber dann doch noch den richtigen Zugang zum Kuchu Teien Observatory über den Tower West gegenüber. Zuerst führt uns der Aufzug in den 35. Stock, dann geht es mit der Rolltreppe durch eine durchsichtige, freischwebende Röhre noch höher hinauf.
Auf der 360° Aussichtsterrasse angekommen sind die Lichter der Stadt bereits an, das Tageslicht aber noch nicht ganz weg. Wir sehen uns in alle Richtungen um und bestellen anschließend in der darunter liegenden Bar eine Runde Aperitifs. Wir genießen noch weiter den Blick auf das Lichtermeer, bevor wir den Shop mit seinen Souvenirs und Kuriositäten inspizieren.
Zum Abendessen fahren wir heimwärts und kehren im Sakae Sushi ein, einem Restaurant, in das man durch den Noren, den traditionellen Vorhang, hindurch eintritt. Wir entscheiden uns für Sitzplätze an der Bar, als Alternative gäbe es die niedrigen Tatami Tische und Sitzpölster. Dann bestellen wir paarweise verschiedenste, köstliche Sushi-Sorten, die vom Koch hinter der Theke frisch zubereitet und überreicht werden. Die Kellnerin gibt uns eine kurze Einschulung mit Sojasaucenpinsel und eingelegtem Ingwer. Dazu wird wie üblich Tee bereitgestellt. Abgerechnet wird am Ende nach Anzahl und Farbe der Teller. Mit einem Bauch voll herrlichem Sushi und einem Kopf voll neuer Eindrücke machen wir uns auf den Weg ins Hotel.
Ermutigt von unseren Erfolgen des ersten Tages wagen wir uns heute zum Frühstück in ein Café ohne englischsprachige Menükarte. Obwohl wir es verabsäumt haben, uns im Hotel-WLAN die nötigen Vokabel zu notieren, erhalten wir nicht nur den erhofften Kaffee, sondern sogar noch einen traditionellen Toast dazu. Freudig lassen wir es uns schmecken und das betagte Betreiber-Ehepaar freut sich mit uns. Die Rechnung macht am Ende 400 Yen aus, was umgerechnet etwa 2,50 Euro entspricht.
Anschließend knipsen wir im Chausuyamacho einige obligatorische Selfies vor dem OSAKA-Schriftzug mit dem Abeno Harukas Turm im Hintergrund. Dann geht es in den Tennoji Park, wo ein Mann nicht nur die Tauben und Enten, sondern auch einen Reiher aus der Hand füttert. Sogar eine Schildkröte entdecken wir, als wir über die rote Brücke spazieren.
Unser Weg führt uns zum Isshin-ji, denn natürlich darf auch ein buddhistischer Tempel nicht fehlen, wenn man die Sehenswürdigkeiten von Osaka erleben möchte. Im goldverkleideten Saal findet eine Gedenkfeier statt, weshalb wir mit vielen Entschuldigungen gebeten werden, diesen nicht zu betreten. Am restlichen Areal dürfen wir uns interessiert überall frei umsehen.
Unsere nächste Station ist Nipponbashi Denden Town, wo die Anime- und Gameshops vormittags leider noch geschlossen haben. Wir wärmen uns stattdessen in einem Military Café auf, allerdings nur bei Kaffee und nicht bei den dort ebenfalls möglichen Schießübungen.
Danach biegen wir in die Nansan dori Avenue ein und sehen uns in einer der mehrstöckigen Vergnügungshallen um. Hier gibt es alles, was das japanische Herz begehrt: einen Capsule Toy Store, einem ganzen Laden voller Automaten, in dem ähnlich wie bei Kaugummiautomaten gegen Münzen kleine Plastikfiguren u.ä. per Zufallsprinzip erworben werden können; einem Stockwerk voller unterschiedlicher Videospielstationen und eine Ebene mit Karaokeclub, der kleine Zellen ebenso bietet wie eine Bühne mit Zuschauerraum.
Am Kuromon Ichiba Markt snacken wir uns mittags durch. Wir kosten Kobe und Wagyu Beef, einen Spieß mit Reis, der von Speck umwickelt ist und dazu Sake. Das Glas wird aus gutem Grund in einem mehrere Zentimeter hohen Untersetzer serviert: Es wird nämlich nicht einfach nur mit Reiswein voll gefüllt, sondern immer weiter aus der Flasche hinein geleert, bis auch der Untersetzer komplett angefüllt ist!
Nachmittags nehmen wir die U-Bahn, die unter der Woche etwas mehr kostet als am Wochenende, zum Osaka Castle. Mit unserem Öffi-Ticket können wir die bedeutend kürzere der beiden Warteschlangen für Spezialangebote nehmen. So kommen wir auch noch günstiger in den ehemaligen Tempel, der nun als Aussichtspunkt und Museum dient.
Nachdem wir uns umgesehen haben, nützen wir unser Tagesticket für die Weiterfahrt nach Osakako. Neben einem skurrilen Laden, der lebendige Käfer verkauft, kehren wir dort zu Kaffee und Kuchen ein. Auch ein Riesenrad, ein Einkaufszentrum, das Legoland und das Aquarium finden sich im Harbour Town Village. Wir begnügen uns aber mit einem kurzen Abstecher zur Statue der Kleinen Meerjungfrau, einem Geschenk der Stadt Kopenhagen.
Zurück im Zentrum sehen wir Shinsaibashi-Suji und Dotonbori diesmal bei Nacht und in voller Beleuchtung. Die Shopping-Freuden weichen dem Hunger und wir entscheiden uns für ein Restaurant, in dem die Gäste ihre Speisen selbst direkt am Tisch grillen. Unsere per Tablet georderte Schlemmerplatte ist so köstlich, dass wir noch eine zweite Runde bestellen. Am Weg zur U-Bahn passt trotzdem noch ein Mochi mit Erdbeere als süßer Abschluss in den Bauch.
Als ich mir im Hotel notieren möchte, wie das Restaurant hieß, stehe ich wieder vor dem inzwischen schon altbekannten Problem: Ich könnte maximal versuchen, die japanischen Schriftsymbole abzumalen, aber weiß nicht, wie man den Namen ausspricht, geschweige denn, wie er in lateinischer Schrift festzuhalten wäre. Manches wird eben ein unaussprechlich tolles Erlebnis bleiben!
Osaka hat unser Herz im Sturm erobert. Das Essen war großartig, die Preise niedrig und jeder Kontakt mit Einheimischen eine zuvorkommende, freundliche und hilfsbereite Begegnung. Jede vermeintliche Kleinigkeit fühlt sich wie eine Errungenschaft an: Tickets kaufen, Essen bestellen, Geld abheben, mit der U-Bahn fahren … alles ist anders als zu Hause und zu entdecken, wie es in Japan funktioniert, hat uns große Freude gemacht. Die Sehenswürdigkeiten von Osaka zu erkunden, wurde dabei fast zur Nebensache.
Wenn das Land mich in einem enttäuscht hat, dann nur darin: Niemand wollte ein Foto mit mir machen. Denn in den Großstädten Tokio und Osaka, die wir auf dieser Reise besucht haben, sind Europäer:innen natürlich längst keine Seltenheit mehr. Ein weiteres Vorurteil, das wir nach unserem ersten Besuch nun fallen lassen können.
Ich dachte jedenfalls, nach dieser Reise können wir Japan getrost von unserer Bucket List streichen. Aber tatsächlich steht das Land nun weiter oben als je zuvor, denn es gibt noch so viel mehr zu entdecken!
Hier haben wir die wichtigsten Sehenswürdigkeiten und Plätze unseres Osaka Trips für euch gespeichert:
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Alle Fotos: (c) heldenderfreizeit.com
Als Luftakrobatiktrainerin und Yogalehrerin darf ich jeden Tag meine Begeisterung mit meinen Schülerinnen teilen. Das Schreiben liebe ich schon seit meiner Jugend. Seit 2020 schreibe ich Gastartikel für Magazine und Kurzgeschichten auf story.one, aus denen bereits zwei Analogien entstanden sind. Außerdem erkunden mein Mann und ich, so oft wir können, auf Reisen die Welt.