Die Welt muss wieder einmal gerettet werden. Und wie schon so oft, wenn James Bond einmal Pause hat, ist es das bunte, geschniegelte Actionuniversum von Guy Ritchie, das hier in die Presche springt. Pünktlich zum neuen Jahr startet sein Agenten-Abenteuer Operation Fortune bei uns im Kino. Das lassen wir euch natürlich in unserer Kritik genau wissen, was der Film kann.
von Susanne Gottlieb
5. Jänner 2023: Was haben Hugh Grant, Jason Statham und die sonstige Elite des britischen Gentleman-Kinos gemeinsam? Wahrscheinlich befinden sie sich gerade alle in einem Guy Ritchie-Film. Der Regisseur, der sich für Hits wie Snatch – Schweine und Diamanten, Sherlock Holmes und The Gentlemen verantwortlich zeichnet, schickt seine neueste Brigade in den Kampf um die Welt, für die britische Regierung und die Krone.
Ist das überhaupt noch originell? Nun, der Film hebt sich sicher nicht aus der Masse heraus. Aber er ist wie immer solide gemacht und sorgt für kurzweilige, spaßige Unterhaltung. Was der Februar für Highlights ins Kino bringt, liest du hier bei unserer ultimativen Monatsübersicht.
Die Sicherheit der Welt ist in Gefahr. Ein unbekanntes Verbrecherteam ist in einem wissenschaftlichen Labor eingebrochen und hat eine Festplatte von unglaublichem Wert mitgehen lassen. Die britische Regierung will die Ware zurück haben, bevor sie am Schwarzmarkt verkauft werden kann. Der Regierungsbeauftragte Knighton (Eddie Marsan) beauftragt den Teamleader Nathan Jasmine (Cary Elwes) ein Team zusammenzustellen, um sich der Platte an die Fersen zu heften. Mit dabei sollen unter anderem sein: Der neurotische, an Phobien leidende aber leider brillante Orson Fortune (Jason Statham), die Amerikanerin und IT-Spezialistin Sarah Fidel (Aubrey Plaza), die gerade von der Konkurrenz abgeworben wurde, und der Nachwuchsagent und talentierte Scharfschütze JJ (Bugzy Malone).
Die Spur führt bald zum Milliardär, Philantrop aber insgeheim mit Waffen handelnden Greg Simmonds (Hugh Grant). Der ist in Kontakt mit den Dieben, doch an wen er verkaufen will und was genau auf der Festplatte ist, ist unklar. Um an den stets schwer bewachten Greg heranzukommen, muss sich das Team eine List überlegen. Doch Gott sei Dank ist Greg ein großer Fan von Hollywood-Star Danny Francesco (Josh Hartnett). Mit ein bisschen Recherche ist schnell etwas gefunden, womit man den eitlen Amerikaner bestechen kann. Doch wird dieser dicht halten können? Und wie lange kann die Operation gutgehen, bevor Greg und seine Leute ihnen auf die Schliche kommen?
Ein flotter Agententhriller, gefilmt quer über den Globus, mit den makellosesten und elegantesten Stars in Hollywood. Das Konzept ist altbekannt. Aber das macht nichts, den Guy Ritchie gelingt es tatsächlich, hier für zwei Stunden durchgehend zu unterhalten. Die Handlung mag zwar teilweise verschachtelt sein, zu viele Haken schlagen und zu viele Charaktere einfügen. Aber, und da liegt die Brillanz im Schreiben eines guten Skripts, man muss nicht jeder einzelnen Szene folgen können, um das Gesamtkonzept zu verstehen. Guy Ritchie lädt einen wie so oft ein, seinem Hirn eine kleine Denkpause zu gönnen, sich an den vielen Locations, an denen der Film gedreht wurde, sattzusehen und seine oft süffisant und stets zutiefst britischen Dialoge und Humor zu degoutieren.
Man muss auch bewundern, wie Jason Statham sich darauf eine Marke aufgebaut hat, ohne ins Toxische abzugleiten. Selbst voller Selbstironie ist er das harte Eisen im Kampf, in dem doch ein übergroßes Herz schlägt. Spielt er sich selbst? Oder hat er wie Hugh Grant über die Jahre einfach eine Persona perfektioniert, die er immer wieder aus der Mottenkiste holt? Apropos Hugh Grant, es ist immer wieder erfrischend zu sehen, wie dieser im reiferen Alter nun genüsslich sein einstiges Image als Herzensbrecher persifliert.
Wenn man Operation Fortune etwas vorwerfen kann, dann dass Guy Ritchie, inzwischen amerikanisch sozialisiert im Filmemachen, zu glatt und poliert inszeniert. Vorbei sind die Zeiten als Filme wie Snatch – Schweine und Diamanten mit Kanten und proletarischen Feinfühligkeiten daherkamen. Guy Ritchie interessiert sich nun mehr für die oberen paar Prozent, denen er zwar noch immer eine ordentliche Schnauze verpasst, aber keine Persönlichkeit.
Dadurch bleiben seine Filme letztendlich immer etwas leer, die Figuren austauschbar. Man setzt sich vor allem nur mehr deswegen in den Film, weil man sich inzwischen bereits auf ein Wiedersehen mit alten Freunden und Bekannten in der Darstellerriege freut. Mit seinen Stamm-Schauspielern hat sich Ritchie eine gut finanzierte Sandkiste gebaut, in der er sich alle paar Jahre austobt. Und da ist man als Zuschauer dann doch gerne dabei.
Operation Fortune besticht nicht durch Originalität oder neue Impulse, sondern durch erwartbare Beständigkeit und gut gemachte Unterhaltung.
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Aufmacherfoto: (c) Constantin Film
Susanne Gottlieb schreibt als Filmjournalistin für die Helden der Freizeit, Kleine Zeitung, NZZ, Standard, TV Media, Filmbulletin, Cineuropa und viele mehr. Sie arbeitet im Filmarchiv Austria, berichtet von diversen Filmfestivals und hat Theater-, Film- und Medienwissenschaft studiert.