Eine Wanderung durch die Hinteren Tormäuer ist ein malerisches Naturerlebnis. Kombiniert mit einer Zugfahrt im Panoramawagen der Mariazellerbahn wird es zum einzigartigen Trip. Das abwechslungsreiche Gelände hält unzählige Naturwunder bereit. Ob Hobby-Botaniker, Ausdauersportler oder Geschichtsinteressierte – am Fuße des Ötscher findet sich für jeden Geschmack etwas. Dazu bekommt man von Naturvermittlern wissenswerte Fakten zu Landschaft, Flora und Fauna präsentiert. Wir haben für euch diese Tour zum Naturpark Ötscher-Tormäuer getestet. Hier unsere Erlebnisbericht mit Video.
Wir Helden sind ja sehr abenteuerlustig. So können wir es kaum erwarten in die wunderbare Welt der hinteren Tormäuer vorzustoßen. Die Tour 1 Tag Naturerlebnis führt uns von St. Pölten auf Schiene bis nach Gösing, bergab Richtung Erlaufboden und von dort der Erlauf entlang durch das Tal bis zum Kraftwerk Stierwaschboden. Es folgt der Aufstieg zum Bahnhof Wienerbruck mit atemberaubendem Blick auf den Lassingfall. Ein Ausflug zu einer der schönsten Landschaften Österreichs und ein Erlebnis, das man nicht so schnell wieder vergisst.
Im Kombipaket 1 Tag Naturerlebnis enthalten ist die Zugfahrt im spektakulären Panoramawagen mit Frühstück und der Eintritt in den Naturpark Ötscher-Tormäuer. Einmal im Monat kannst du diesen besonderen Trip auch in einem Spezialpaket mit Naturvermittlerin, einer Führung im Kraftwerk Stierwaschboden und regionaler Jause buchen (Termine, Preise und alle Infos siehe Factbox unten). Wir haben Das getestet und sagen euch, wie viel Spaß das macht.
Unsere Reise beginnt kurz nach halb 9 mit der Einfahrt der Mariazellerbahn in den Hauptbahnhof St. Pölten. Der goldene Zug mit seinen Panoramafenstern sieht bereits von weitem komfortabel aus. Im Panoramawagen (1. Klasse) sitzend wissen wir: der Eindruck hat uns nicht getäuscht. Während wir uns zurücklehnen und einen Kaffee genießen, servieren uns die freundlich strahlenden Zugbegleiterinnen ein süßes und pikantes Frühstück. Frisches Gebäck, hauseigene Dirndl-Aufstriche, Wurst, Käse, Obst und Müsli – allerlei Spezialitäten direkt aus der Region. Übrigens gibt es auf Wunsch auch ein veganes oder vegetarisches Frühstück.
Derart gestärkt bewundern wir die Landschaft. Die Route der Schmalspurbahn erlaubt den Fahrgästen großartige Ausblick auf die Berge und Täler der Region. Details zu den Highlights der Strecke könnt ihr in unserer Story So schön ist eine Fahrt mit der Mariazellerbahn nachlesen.
In der Station Winterbach steigt die Naturvermittlerin Vroni zu und beginnt prompt damit, uns Interessantes zu erzählen: Von der Entstehung der Mariazellerbahn Anfang des 20. Jahrhunderts bis zu Tipps für die besten Ausblicke der Strecke. Ihr Enthusiasmus ist ansteckend. Unsere Lust auf Erkundung steigt mit jeder Minute.
Beinahe vergessen wir in Gösing auf das Aussteigen. Unsere ersten Schritte führen uns vorbei am Alpenhotel Gösing, das bereits 1922 seine Pforten öffnete. Das nur marginal modernisierte Gebäude versprüht historischen Charme. Dahinter beginnt unser Abstieg über schmale Pfade durch kühlen Bergwald. Die gesamten Urwälder der Region wurden im neunzehnten Jahrhundert abgeholzt und die Stämme von Flössern unter Einsatz ihres Lebens entlang des Flusses abtransportiert. Die Bäume, die heute hier in den Himmel ragen, wurden später wieder aufgeforstet. Einige Arten wurden aus Russland eingeführt. Immer wieder stoßen wir aber noch vereinzelt auf uralte Stämme mit gewaltigem Umfang – Überbleibsel einer lang vergangenen Zeit. 100 Jahre alte Zeitzeugen.
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Immer wieder lichtet sich das Blätterdach und gibt den Blick auf den Ötscher und seine monumentalen Schluchten frei. Mit vorsichtigem Schritt streben wir dem Talboden entgegen, immer auf der Hut, nicht auf dem feuchten Grund auszurutschen. Bereits der erste Abschnitt unserer Wanderung ist intensiv und belebend. Unsere Naturvermittlerin weiß dabei über jede Pflanze und jede Baumart etwas zu berichten. Wir erfahren die Namen von Blumen, die Wirkungskraft von Kräutern und die Geschichte des Botanikers Clusius. Viele der Gewächse am Ötscher wurden von ihm entdeckt und benannt. Nach drei Kilometern bergab erreichen wir unseren ersten Zwischenstopp: Erlaufboden, wo wir in den Genuss einer regionalen Jause kommen. Würziger Käse, Speck, Hartwurst, Brot und selbstgemachte Fruchtsäfte geben uns die Kraft, die wir für den nächsten Abschnitt benötigen.
Voller Energie folgen wir der Erlach ins Tal. Auf schmalen Pfaden am Hang wandern wir einige Meter über dem Fluss und bewundern im Gehen den glasklaren Wasserspiegel der Erlauf. Die Talwände wechseln von steilen Felsklippen hin zu eindrucksvollen Geröllhalden. Immer wieder überqueren wir kleine Brückchen über plätschernde Wasserfälle. Ein großartiges Fotomotiv folgt dem anderen. Wann immer eine Talseite zu unwegbar wird, überqueren wir die Erlauf via Brücken. Eine gute Gelegenheit für den Blick von oben in die ein oder andere Stromschnelle. Das Bild der wagemutigen Flösser drängt sich auf. Gelten die Ötschergräben als der Grand Canyon Österreichs, so hätten sich die weniger bekannten Hinteren Tormäuer diese Bezeichnung ebenfalls verdient.
Hier unsere Route am Plan. Die bunten Stecknadeln stehen für die verschiedenen Baumarten:
Einmal halten wir, um aus einem der vielen Bäche zu trinken. Das Wasser ist so rein und kühl, dass man versucht alle Flaschen damit zu füllen. Kurz bevor wir das Auffangbecken des Kraftwerks Stierwaschboden erreichen, entdecken wir einen Zustieg zum Fluss, wo das Wasser gemächlich fliest und wir uns etwas abkühlen können. Die Erlauf ist um diese Jahreszeit eiskalt und es ist schwer länger im Wasser zu stehen. Aber die Erfrischung ist es allemal wert.
Andere haben ein Sonnenbad im Sinn: Auf einem Holzscheit nahe des Auffangbeckens finden wir sechs junge Eidechsen. Sie lassen sich gerne fotografieren. Als wir aber zu nahe an ihnen vorbeigehen, huschen sie davon. Hinter der nächsten Kurve liegt das Kraftwerk Stierwaschboden. Bereits 1911 erbaut, erzeugten die Turbinen dort den Strom für die Mariazellerbahn und können auch heute noch die gesamte Zuglinie versorgen. Beeindruckend ist, dass es sich um die exakt gleichen Turbinen wie vor hundert Jahren handelt. Unermüdlich rotieren sie unter den vom Berg durch Rohre herabgeführten Wassermassen. Ein ingeneurstechnisches Meisterstück.
Einmal noch alle Kraft gesammelt, beginnen wir, nach einer kurzen Verschnaufpause, unseren Aufstieg nach Wienerbruck. Der steile Pfad bietet uns über seine ganze Länge einen tollen Blick auf den Lassingfall. Vor hundert Jahren waren sie eine besondere Attraktion. Von zwei Plattformen konnte man damals beobachten, wie die heute verschwundene Staumauer geöffnet wurde. Die Wassermassen müssen bei ihrem Sturz ins Tal beeindruckend gewesen sein.
Kurz bevor wir es nach oben schaffen kommen wir noch zu einem besonderen Genuss. Am Rand des Pfades blühen vier Frauenschuh Orchideen. Diese seltene Blume gedeiht nur in ganz spezifischen Höhenlagen und ist streng geschützt. Ihre Blüten sind rot und gelb und es können bis zu sechzehn Jahre vergehen, bevor die Pflanze zum ersten Mal blüht.
Wir erreichen Wienerbruck ein wenig erschöpft, aber begeistert von den Erlebnissen des Tages. Der Pfad und unser Naturerlebnis enden direkt vor dem Naturparkzentrum Ötscher-Basis mit kleinem Restaurant am Ufer eines Stausees. Perfekt situiert liegt der Bahnhof keine hundert Meter entfernt. Während wir auf den Zug der Mariazellerbahn warten, haben wir Gelegenheit, den Tag Revue passieren zu lassen. Man ist sich einig: Ein Abenteuer, das man erlebt haben sollte! Noch mehr Fotos von unserem Trip findest du hier auf unserer Instagram-Seite. (ph)
Facts: Der Naturpark Ötscher-Tormäuer umfasst 170km², was ungefähr der Größe Lichtensteins entspricht, und ist der größte Naturpark Österreichs. Gegründet 1970 beherbergt er unzählige Tier und Pflanzenarten (wie z.B: der Luchs). Viele Blumen, die im Park wachsen sind streng geschützt.
Die von uns getestete geführte 1 Tag Naturerlebnis Spezial Tour dauert etwa sechseinhalb Stunden. Sie beinhaltet den Eintritt in den Naturpark Ötscher-Tormäuer, Hin- und Rückfahrt mit dem Panoramawagen der Mariazellerbahn (1. Klasse) und Frühstück (pikant, süß, vegan oder vegetarisch), Jause und Führung durch eine Naturvermittlerin. Buchbar ist die Tour sowohl über die Niederösterreich Bahnen als auch beim Naturpark Ötscher-Tormäuer. Ohne Jause, Naturvermittlerin und Kraftwerk-Führung wird sie als 1 Tag Naturerlebnis Klassik sogar täglich angeboten.
Anreise: Die Tour startet mit Mariazellerbahn in St. Pölten (Bahnsteig 13). Die Fahrt bis zum Ausgangspunkt der Wanderung in Gösing und retour von Wienerbruck ist in der geführten Wanderung enthalten. Von Wien ist man mit dem Auto oder Railjet in einer halben Stunde in St. Pölten.
Fazit: Diese geführte Wanderung ist ein Erlebnis, an das man sich noch lange erinnert. Obwohl der Weg körperlich anstrengt, steht man am Ende voll Energie und Inspiration da. Die Landschaft, die Atmosphäre und die Wunder der Natur haben uns beeindruckt. Und auch der Panoramawagen der Mariazellerbahn bietet enzigartige Ausblicke und ein sehr freundliches Service.
Unsere Naturvermittlerin sprudelte nur so vor Freude an der Arbeit und wir bekamen so viel Wissen über das Gebiet vermittelt, dass wir nun eine ganz neue Bewunderung und Ehrfurcht für die Natur und Geschichte des Naturpark Ötscher-Tormäuer empfinden. Lehrreich, bereichernd und actiongeladen!
Für uns ist es nicht das erste Abenteuer mit der Himmelstreppe. Wir dürften auch bereits im Führerstand der Mariazellerbahn Platz nehmen. Eine Station führt zur Gemeindealpe. Dort lässt sich ein spektakulärer Sommertag erleben – aber seht selbst:
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Alle Fotos und Videos: (c) heldenderfreizeit.com
Hinweis: Dieser Artikel kam im Zuge einer Kooperation mit der NÖVOG zustande.
Peter Huemer stellt bei den Helden der Freizeit jedes Monat in "Peters Buchtipp" ein außergewöhnliches Werk vor. Außerdem schreibt er bei uns über Games, Kino und Streaming. Der Freie Schriftsteller hat vergleichende Literaturwissenschaft studiert und arbeitet auch als Lektor, Korrektor und Übersetzer.