New Pokémon Snap liefert Fans des Pokémon-Franchise fast alles, was sie sich wünschen könnten. Süße Taschenmonster, die man in ihrer natürlichen Umgebung abknipsen kann, malerische Inseln, die einen in Urlaubsstimmung versetzen und eine Grafik, die begeistert. Einziger Wermutstropfen: Das Interface ist nicht ganz durchdacht. Alle Details in unserem New Pokémon Snap Test.
Von Sophie Neu
2. Mai 2021: Lange mussten Fans auf einen Nachfolger warten, aber nach mehr als 20 Jahren haben Nintendo und Bandai Namco mit New Pokémon Snap jetzt endlich einen Nachfolger fürs Fotografie-Abenteuer in der Welt der Taschenmonster für die Nintendo Switch veröffentlicht. Mit frischer Optik und vielen neuen Monstern (seit dem Original Pokémon Snap) bietet das Fotosafari-Spiel im Universum des Erfolgsfranchise einen der bisher entspanntesten Spieletitel 2021. Weshalb New Pokémon Snap gerade für die Switch so perfekt ist und wo wir etwas enttäuscht waren, erfährst du in diesem New Pokémon Snap Test.
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Als frisch auf den Lentil-Inseln angekommener Forschungsassistent für Professor Mirror ist es unsere Aufgabe, die Pokémon der Region und deren Verhalten zu erforschen. Mit unserer Kamera bewaffnet steigen wir immer wieder in unser fliegendes Mobil, das Neo-One, um das Archipel und seine Bewohner zu erkunden und zu fotografieren. Bald schon entdecken wir bei unseren Fotosafaris, dass manche Pokémon auf den Inseln ein besonderes Verhalten an den Tag legen: Sie leuchten! Um dem mysteriösen Illumina-Phänomen auf den Grund zu gehen, schickt uns der Professor in immer neue Gebiete mit anderen Pokémon. Jeder Schnappschuss bringt uns ein bisschen näher an die Lösung des Rätsels der glühenden Monster.
Mit New Pokémon Snap liefert Nintendo das perfekte Entspannungsspiel. Hier ist nichts mit Adrenalin, Stress oder Druck. Stattdessen bereiten die süßen Pokémon, die einem bei der Fotosafari begegnen reinste Freude. Was könnte man auch sonst fühlen, wenn man die besten Freunde Chimpep und Pichu dabei ablichtet, wie sie gemeinsam über grüne Wiesen flitzen oder wenn man beobachtet, wie das knuffige Bibermonster Bidiza seinen Damm langsam aufbaut. Jede der Fototouren durch die insgesamt 12 Gegenden ist wie ein Mini-Urlaub. Soundkulisse, Weltendesign und Verhalten der Pokémon lassen einen den Alltag vergessen.
Wenn das Neo-One durch den tropischen Urwald gleitet, neben einem der Wasserfall rauscht, die Schmetterlingspokémon umherrauschen, im hohen Gras die Raubkatzen ihr Mittagsschläfchen halten, dann entspannt man sich ganz automatisch. Damit ist es im Endeffekt ideal für eine spontane Spielrunde zwischendurch oder gerade auch unterwegs. Denn mit den Gyro-Mechaniken ist der Titel perfekt für die Switch in ihrer mobilen Version. Dreht man sich und die Switch herum, so schaut man auch im Spiel um sich. Das vereinfacht die manchmal schwerfällige Kamerasteuerung ungemein.
Vor allem, weil New Pokémon Snap auch ein grafisches Highlight ist. Kein anderes Pokémon-Spiel der aktuellen Generation sieht so gut aus. Allein die Gesichtsanimationen der Charaktere im Forschungscamp sind ein solides Upgrade zu allen bisher bekannten Pokémon-Spielen. Da hat sich die Auslagerung des Titels an Bandai Namco für Nintendo mehr als gelohnt. Für Fans des Vorgängertitels auf dem N64 hält New Pokémon Snap übrigens ein bekanntes Gesicht bereit! Aber auch die Pokémon an sich wirken in diesem Titel so lebendig wie nie zuvor.
So gibt Pokémon Snap der Welt der Taschenmonster eine neue Dimension der Tiefe, wenn Pokémon vor der eigenen Linse ihre Freundschaften, aber auch Rivalitäten untereinander ausleben. Sie halten ein Nickerchen, grasen auf der Weide oder schwingen sich im Urwald von Liane zu Liane. Ist man Pokémon in den Hauptspielen bisher nur im hohen Gras versteckt begegnet, so lassen sie sich hier als eigenständige Wesen erleben, die nicht nur mit einem Pokéball gefangen werden wollen.
Stattdessen schnappen wir uns die Pokémon in Snap mit unserer Kamera, während wir mit dem Neo-One auf einer festgelegten Route durch die Gegend düsen. Sind die zu Anfang unserer Forschungsexpedition noch recht eingeschränkt in ihrer Funktion, so erhalten sie mit dem Fortschreiten unserer Untersuchung immer mehr praktische Gimmicks. Wir bekommen einen quasi unbegrenzten Vorrat an Äpfeln, mit denen wir die Pokémon anlocken oder sie mit Musik zum Tanzen animieren. Wir können später sogar Unterwasser mit unserem Mobil Tiefseehöhlen erkunden.
Nur eines können wir leider nie: Stehen bleiben. Zwar lässt sich die Geschwindigkeit des Neo-One verlangsamen, wenn wir mit unserer Kamera zoomen oder nach hinten schauen. Aber zum kompletten Stillstand können wir willentlich nicht kommen. Das Tempo, mit dem wir uns fortbewegen, variiert dabei je nach Terrain und Situation. Mal rutschen wir sehr schnell einen Hang hinunter, mal verharren wir sekundenlang am selben Punkt während der „Bosskämpfe“, bei denen wir das Illumina-Phänomen bei besonderen Pokémon einfangen sollen. Gerade diese Passagen können sich mit der Zeit sehr mühsam anfühlen – erst zu spät bekommen wir die Fähigkeit, unseren Neo-One zu beschleunigen. Trotzdem bereiten die Safari-Routen in New Pokémon Snap insgesamt Spaß. Mit steigendem Forschungslevel eröffnen sich neue Wege und bisher scheue Pokémon zeigen sich uns. So bleibt jede Runde abwechslungsreich.
Und das muss sie, denn leider ist New Pokémon Snap in seinen Angaben nicht immer ganz eindeutig. So kann es schon mal sein, dass man Inseln mehrere Male abklappert, weil Professor Mirror nicht mit der Sprache herausrückt, was er eigentlich im Verlauf der Story von uns will. Stattdessen speist er uns mit vagen Sprüchen ab wie: „Schau dich doch mal auf der Insel Volca um!“ Was ihn dort dann aber genau interessiert, das verabsäumt er uns zu erzählen. Im Endeffekt versteht man die Ziele des Spiels mit der Zeit und lernt, dass er für jede Insel gerne eine Kristallblume fotografiert hätte – bis zu dem Aha-Moment frustriert die Hinweissuche aber.
Dabei helfen das Interface und vor allem die mangelnden Foto-Analyse-Fähigkeiten aber wenig. Letztere sorgen gerade bei den freiwilligen Zusatzaufgaben für Frust. Da wird etwa gar nicht erkannt, wenn die erforderlichen Voraussetzungen erfüllt sind. Da soll man etwa einen aufgeblasenes Baldorfish (man stelle sich einen Pokémon-Kugelfisch vor) ablichten und tut das auch. Es wird aber nicht als abgeschlossener Auftrag registriert. Dass es hier mehr Glück als Können braucht, frustriert auf lange Dauer. Denn das Phänomen wiederholt sich immer wieder.
Ein weiterer Schwachpunkt von New Pokémon Snap ist das Interface. Das ist gerade während unserer Zeit in der Basis enorm langsam und verzweigt. Man gelangt von einem Ladebildschirm zum nächsten. Und das nur um in ein neues Menü zu gelangen. Ähnlich verhält es sich leider bei den Online-Funktionen. Die Idee, ein kleines Soziales Netzwerk für die schönsten Schnappschüsse anzubieten, ist großartig. Nur leider laden die Bilder anderer Spieler zu einem guten Teil überhaupt nicht und man starrt die Hälfte der Zeit einfach nur leere Rahmen an. Schade, denn New Pokémon Snap bietet wirklich lustige Bearbeitungsmöglichkeiten für unsere Schnappschüsse. Von Filtern über Rahmen bis hin zu Stempeln mit Herzchen, Brillen und Sprechblasen, bietet das Fotospiel eine Vielzahl kreativer Entfaltungsmöglichkeiten.
Wer ein entspanntes Pokémon-Spiel für Zwischendurch auf der Nintendo Switch sucht, ist mit New Pokémon Snap perfekt beraten. Es fühlt sich jedes mal wie ein Mini-Urlaub an, in die exotischen Welten der Lentil-Region abzutauchen und den süßen Monstern in ihrem natürlichen Umfeld zuzuschauen. Das Spielerlebnis wird nur durch das Drumherum gestört. Denn das Interface ist kompliziert und schwerfällig und auch die Foto-Analyse verhält sich manchmal merkwürdig. Trotzdem bietet New Pokémon Snap ein wundervolles Abenteuer in der Welt der Taschenmonster.
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Die Journalistin ist bei Videospiel-Tests und Wien Guides voll in ihrem Element. Seit 2021 verstärkt sie die Redaktion des KURIER.