Alben, Singles und EPs. Im Winter gibt es wieder viel neue Musik aus der österreichischen Szene. Dream Pop, Rap, Indie und viele weitere Genres bedient sie. Wir stellen dir wieder in unserer einzigartigen Quartalsübersicht die Highlights in einer großen Übersicht inklusive Spotify-Playlist vor. Achtung, hier haben wir bereits die Liste der Neuerscheinungen im Herbst.
von Patrick Meerwald
Lauscher spitzen und genießen! Österreichs Musikerinnen und Musiker haben wieder eine große Bandbreite an Releases rausgebracht. Im Fokus dieses Mal: Die Monate Dezember, Jänner und Februar.Unsere Übersicht bietet dir die beste neue Musik aus Österreich im Winter 2023.
Ein großartiges, wenn auch auf den ersten Blick sehr ungleiches Duo veröffentlichte Anfang Dezember starke neue Musik. Auf der einen Seite, Mira Lu Kovacs, die vor allem als Frontwoman von My Ugly Clementine begeistert und auf der anderen Clemens Wenger, der bei den 5/8erl in Ehr’n auftrumpft. Ein Highlight auf der gemeinsamen Scheibe ist die Neu-Adaption von Simon & Garfunkels Bridge Over Troubeled Water, bei der sie die Folk-Ballade in einen dezenten Gospelsong ummodeln.
Dieser Sänger weiß, wie er alt Bekanntes mit neuem erfolgreich mischt. Sprich: essenzielle Elemente des Wienerlieds und des klassischen Austropops mit Pop-Würze der heutigen Zeit. Der Neuling von Voodoo Jürgens wurde schon vor dem Release von den Kritikern hochgelobt. Und das zu Recht. Wie die Nocht noch jung wor bietet viel Morbidität, dunklen Schmäh und viel Schräges. Mit diesen Eckpfeilern beeindruckt das Themenspektrum von Voodoo seit jeher. Und doch hat jedes Stück neue Musik eine tolle Einzigartigkeit.
Yung Hurn polarisiert nicht nur innerhalb der Rapszene. Die Einen lehnen dessen Experimente völlig ab, die Anderen sind begeistert von seinem Mut und Variabilität. Im Dezember beglückte er uns jedenfalls mit einem neuen Mixtape, das zwar sicher nicht die einfachste Kost, trotzdem eine seiner zugänglichsten Scheiben ist. Zum Teil erinnert das an die Rave-Zeit der 90er. Er spielt zwar gerne einmal mehr mit dem Autotune und doch wirkt das Ganze nicht ganz so over the top, wie noch in früheren Zeiten seiner Laufbahn.
Sie sind absolute Aufsteiger der heimischen Szene und echte Bringer. Spitting Ibex veröffentlichten zum Jahresausklang mit E.G.O. ein sehr starkes Album, das zum Release bereits seine gelungene Feuertaufe in der Arena feierte. Besonders cool an der Truppe ist, wie sie in ihre Songs Rock- und Electro-Elemente einstreuen, dann wieder Psychedelic-Parts. Alles davon mal mehr, mal weniger.
Der oberösterreichische Rapper ist nun endlich wieder retour in seinem Hauptmetier. Hatte er sich die Jahre zuvor erfolgreich als A&R Manager und Buchautor („Ich hasse meine Freunde”) erfolgreich versucht, brachte er im Dezember mit Blausicht 2 endlich wieder ein Album heraus. Insgesamt hat die LP zehn Songs, von denen trotzdem die Hälfte schon bekannte Lieder sind. Diese kennen wir schon als Single-Releases, die seit dem letzten Langspieler von 2017 erschienen sind. Das Starke an ihnen: Sie harmonieren blendend mit dem neuen Material und sind entsprechend gut gealtert. Was alle Titel gemeinsam haben, ist das wirklich gute Storytelling, das Gerard in seine Texte packt.
Diese Band wählt einen ganz besonderen Weg, um ihre neue Musik der Welt zu präsentieren. Für jeden einzelnen Song am aktullem Album gibt es ein eigenes visuelles Erlebnis in Form eines Videos, das als Gesamtheit wirken und eine Art bewegtes Bühnenbild für die Musik bieten soll. Die Songs gibt es zwar schon seit Herbst, aber die dazugehörigen und essenziellen Videos erst seit 13. 1. Thematisch ist dieses multimediale Konzeptalbum als Krimi konzipiert. Genretechnisch ist die aus Graz stammende Truppe im Indierock zu Hause. Wer sich dieses Erlebnis auf großer Leinwand geben möchte, kann das zum Beispiel am 14. Jänner in den Breitenseer Lichtspielen tun.
Nach fünf Jahren freuen wir uns endlich wieder ein Album von Clara Luzia zu bekommen. Darauf widmet sie sich vielen Themen und vor allem Herausforderungen der vergangenen Jahre, welche die Zeiten der Pandemie mit sich brachten. Isolation, Ohnmacht und Überforderung sind nur drei Schlagworte, die hier musikalisch verarbeitet werden. Auch wenn diese Zeit viel Resignation erzeugte, schafft es Clara Luzia dann doch noch eine Positivität herauszuholen. Diese Hoffnungsschimmer geben den Nummern einen angenehmen Mehrwert!
Dieses Stück neue Musik ist streng genommen weder eine Single noch eine EP. Der Release von Alpha Romeo & die Sommerreifen ist eine Maxi-Single, die zwei Lieder für uns bereithält. Titel Numero Uno erzählt vom Verlust des Zeitgefühls und der Kontrolle über das eigene Sein. Zwar gibt das Lied auch Tipps, wie man diesen Problemen Herr werden kann, doch das hört euch lieber selbst an. Song zwei porträtiert eine feuchtfröhliche und vom Tanzen geprägte Silvesternacht. Zwar mit einem Gefühlsausbruch als Höhepunkt ausgestattet, ist dieses Lied das hoffnungsvollere der beiden Nummern.
Diese Newcomer aus der steirischen Landeshauptstadt solltet ihr euch unbedingt notieren. Einerseits liefern sie Nummern, die gemütliche funky Vibes bieten, in anderen Songs holen sie den Classic Rock und die Psychedelic Rock Zeit vor den Vorhang, um dann auf einmal erfolgreich in GOA Tiefen abzutauchen. Dieser Mix ist sehr bunt und doch stimmig eingesetzt. Colupaeos Debütsingle Written in Stone macht absolut Lust auf mehr!
Laurenz Jandl ist in der heimischen Musikszene vor allem durch sein Engagement in der Band Polkov bekannt. Doch nun bestreitet er auch solistisch neue Wege, und zwar unter dem Namen Lonely Inc. Gerüchten zufolge recordete er von der Nummer den Gesang und Synthesizer in einer Nacht bei sich daheim, während seine Frau und sein Kind noch schliefen. Das Lied ist eine Kombi aus folkigen Klängen im Zusammenspiel mit chilligen Lo-Fi Vibes und punktet mit der dadurch entstehenden Laid-Back-Stimmung.
Lucy Dreams und ihre beeindruckende Interpretation von Dream Pop hat sich schon längst einen Namen gemacht. Ihre aktuelle Nummer, die in Collab mit der blinden Sängerin Frida Bollani Magoni entstanden ist, hebt ihr Niveau auf eine völlig neue Stufe. Musikalisch liefern sie eine Hommage an Albert Einstein. Das Ziel: Den Gedanken Einsteins zu vertonen, der sich fragte, wie es sich anfühlen würde, nach dem Urknall auf einem Lichtstrahl durch das Weltall zu flitzen. So stehen die verschiedenen Parts im Lied sinnbildlich für drei verschiedene Zeitzonen, die das Lied als Gesamtheit zu einer gemeinsamen Zone bringen soll. Klingt vielleicht sehr abstrakt. Hört euch am besten selbst in die Nummer rein und ihr seid schneller mit der Band auf Reise durch Zeit und Raum als ihr glaubt.
In Sachen Newcomer im Indie macht dieser Sängerin kaum jemand etwas vor. Rahel bewegt sich bei ihrer Musik gekonnt zwischen New Wave-Synths und Dreampop-Melodien, die eine melancholische, nachdenkliche Stimmung verbreiten. Bei ihrem Neuling ist diese Mood nur eine Facette, die darin verarbeitet ist. Immer, wenn sich das Lied in Richtung Refrain bewegt, geht es vor allem musikalisch etwas rauer zur Sache. Eine Abwechslung, die wachrüttelt und auch die Bedeutungsschwere des Texts hervorhebt. Bei diesem lohnt es sich, ihn besonders bewusst wahrzunehmen.
Thanks for Nothing wissen Bescheid, wie sie bei ihren Arrangements rough und melodiös unter einen Hut bringen. Beides nützen sie genau dann, wenn es der Song “braucht”. Dazu kommen starke Lyrics, bei denen es sehr emotional wird. Die Band singt von der Challenge, einmal loszulassen und es zu verarbeiten, wenn geliebte Menschen versterben. Fürs Frühjahr hat die Band eine neue EP angekündigt. Wir freuen uns schon sehr, was uns da an Releases erwartet.
Fati Morganas Trumpf sind ihre sehr bewegenden Texte. In ihren vorherigen Releases erzählt sie mit sehr berührenden Worten von der Bedeutsamkeit, die Musik für sie hat (Dopamine Attack), holt ihre Freunde und Wegbegleiter vor den Vorhang (My Tribe) und nun folgt das Lied The Journey. Diese Nummer zeigt, wie der Titel schon erahnen lässt, eine Reise der Sängerin. Raus aus der Depression, rein in die Freude und gelebte Emotion. Das Lied verabschiedet sich vom dunklen früheren und heißt eine positive Zukunft willkommen. Ein Song, der große Mutmacher-Qualitäten mit sich bringt.
Im Februar ist es endlich so weit. Ardenite bringt ihre seit letztem Jahr releasten Singles endlich live. Und zwar am 18. 2. im AERA Wien. Bis zum Gig sind aber noch zwei weitere Singles in der Pipeline, die sich nahtlos in ihre letzten Releases einfügen. Im Jänner gibt es die Single You’re So Dumb. Sie zählt zu den düstersten Nummern des Cyperpunk-Duos. Der Titel ist eine Anklage an eine sehr selbstbezogene Person. Die Hookline “You’re so dumb” catched gewaltig. Gleichzeitig hat der Verse Teil eine sehr episch-verstörende Stimmung.
Die Nummer wirkt anfangs so, als würde sie “nur” zum Tanzen animieren. Beim Lauschen des starken Texts kommt die besondere Tragweite von White Noise aber zum Vorschein. Der Track animiert zum Reflektieren, aber nie mit erhobenem Zeigefinger. Warum geht’s? Der Protagonist des Lieds meint, bei exzessiven Party-Exzessen den Sinn seines Lebens finden zu können. Doch fällt er vom absoluten Party-High zu Boden, wenn ihm seine eigenen Schwächen wieder bewusst werden. Diese Message zieht zusammen mit den coolen Beats und Palffis einmaliger Voice ordentlich.
Das Wiener Duo bringt Ende Jänner, anders als der Titel vielleicht vermuten lässt, einen feel-good Song raus. Dabei verlassen sie zum Teil auch ihr Haupt-Genre, den Indierock der Nullerjahre, und öffnen sich auch dem Postpunk. Dieser leicht neue musikalische Anstrich sorgt für neue Facetten, zeigt Vielfältigkeit und auch den Mut nicht nur im gemachten Nest zu verweilen.
Und wie geht es weiter? Hier bereits die Liste der Neuerscheinungen im Frühling 2023, hier die Neuerscheinungen im Sommer 2023 und hier die Releaseliste vom Herbst 2023.
Hör dich hier in unserer Playlist selbst durch die neue Musik aus Österreich. Es zahlt sich aus! Achtung: Wir haben auch noch weitere Releases dazu gepackt.
Wir liefern dir Interviews, regelmäßig Bestenlisten, Vorberichte und Reviews zu Gigs und viele weitere tolle Storys rund um das Thema Musik!
Wien-Konzerte 2023 – diese 23 Musikstars spielen bei uns!
Rammstein Top-10: Die besten Hits von Till Lindemann und Co.
Die 5 besten True-Crime-Podcasts auf Spotify
Aufmacher: (c) Marylise Vigneau, (c) Philipp Hoelzgen, (c) Max Hofstetter, (c) Philusofie Luisa Operschall
Der Wiener Journalist ist seit 2016 Musik-Ressortleiter bei heldenderfreizeit.com, schreibt für diverse Musikfachmedien wie Stark!Strom berichtet dabei über Konzerte, Neuerscheinungen, führt Interviews und erstellt Besten- und Playlisten zu den Top-Liedern von Musikstars.