Nerdrock trifft auf Emotionalität, Austropop auf Symphonic-Metal. Die heimische neue Musik beeindruckt immer wieder aufs Neue. Mit diesen Alben, Singles und EPs wird auch dieser Frühling ein Fest. Wir haben für dich die spannendsten Neuerscheinungen auf einen Blick.
von Patrick Meerwald
16. April 2021: Der Frühling ist da und das bedeutet: Es gibt wieder viele neue heimische Musik zu entdecken.
Bei uns gibt es jedes Quartal alle Neulinge: Von Alben, über EPs, aber auch bis zu Singles ist die Auswahl jedes Mal sehr vielfältig. Genauso auch die Genres, in denen sich die heimischen Künstler bewegen.
Wir nehmen euch mit auf einen musikalischen Trip durch die beste neue Musik aus Österreich im März, April und Mai 2021. Als Extra gibt es unten eine Spotify-Playlist, bei der ihr direkt in alle 20 Neuerscheinungen reinhören könnt. Übrigens: Hier gibt es schon unsere erste Releaseübersicht für 2022.
Kitsch ist trumpf! Das gilt nicht nur für das berühmte Bauwerk, nachdem sich die Band benannt hat, sondern auch für ihre Musik. Die Gloriettenstürmer nennen das “New Wave Chancon”. Zu Deutsch: Harmonische Melodien treffen auf Herzschmerz-Lyrics und den sehr prägnanten 808s Drum-Sound, der eigentlich ein Relikt der 80er ist. Dazu kommt auch noch das nicht weniger polarisierende Autotune und schon haben wir etwas Schrilles, äußerst Ungewöhnliches, aber doch erfrischend Einzigartiges. Für Hörer, die nicht auf 08/15-Sound stehen, ein Muss!
Endlich ist das zweite Album von Ina Regen draußen. Die mehrfachen Verschiebung des Releases waren für die Starmania-Jurorin im Vorfeld eine Achterbahnfahrt der Gefühle, was sie uns im großen Interview erzählte. ROT gefällt nicht zuletzt wegen der tiefgründigen Texte, sondern auch der musikalischen Experimenten, die Ina Regen darin erfolgreich wagt. Ein toller Zweitling.
Das Mühlviertler Quintett bringt mit seinem Debütalbum sehr erheiternde, frische und auch lockere neue Musik an die Hörerschaft. Sie stellen sich dabei der Challenge Balkan und Alpen musikalisch zu vereinen, was (so viel sei gespoilert) mit Bravour gelingt. So bekommt zum Beispiel ein Dur-Akkord den “Gipsy-Touch”. Aber genauso mangelt es bei Alpkan definitiv nicht an Blasinstrumenten. Kornett, Tuba, Trompete sind nur ein Auszug davon. Uns gefällt’s!
Die Grazerin Katja Cruz, wie Liberty C bürgerlich heißt, versorgt unseren Gehörgang mit ihrem Album, bei dem sie bestens ihre Singer-Songwriter-Klasse ausspielen kann. Musikalisch gibt es eingängige R&B Rhythmen, die auch etwas Pop-Nachwürze bekommen haben. Besonders im Ohr und in Erinnerung bleibt die äußerst tanzbare Liebeshymne Let’s Celebrate Love. Aber auch sonst sind da tolle Schätze zu entdecken
Rock-Musik ist ein vielfältiges Feld. Das machen sich Jangoony zu Nutze und bringen bei ihrer Debüt-EP mit drei Songs gleich einen Mix aus vielen Subgenres unter. Sie schaffen emotionale Momente, wie das Zerdenken von Liebe und Freundschaft gekonnt in sehr ansprechende Texte zu verpacken. Mit ihrem Wording treffen sie den einen oder anderen Nerv.
Auch unsere nächste Band weiß, wie sie bestimmte Themen musikalisch und textlich umsetzt. Siamese Elephants verarbeiten momentane Jugendphänomene, wie die Selbstinszenierung in den sozialen Netzwerken, das Hin- und Hergerissensein zwischen Individualisierung und dem Verlangen diversen Trends zu folgen, um wo dazu zu gehören. Das sorgt für den einen oder anderen melancholischen Touch auf dem Erstling der Band, der sonst musikalisch eine coole Leichtigkeit liefert.
Erst als musikalisches Nebenprojekt vor rund fünf Jahren gegründet, ist Autumn Bride der neueste Stern am Symphionic-Metal Himmel. Bei der Band kommen einige Expertisen aus verschiedenen Subgenres der harten Gangart zusammen. Sängerin Suzy sang lange Zeit auch in einer Iron Maiden Tribute Band, die Instrumentalisten kommen aus dem Thrash und Death. Zusammen machen sie Musk, die definitiv den Begriff episch verdient. Sie sind mehr als nur ein Versprechen für die Metal-Zukunft!
In der Fülle an neuer Musik aus Österreich sticht diese Interpretin besonders mit ihrer Produktivität hervor. Cecile Nordegg (vielen als Werbefigur Linda Putz aus der Lutz-Werbung bekannt) released nicht nur ordentlich Qualität, auch die Quantität sucht ihresgleichen. Die Jazz-Musikerin bringt gleich drei Alben auf einmal raus. Alle in anderen Genres gehalten, aber doch zusammenhängend. Angefangen mit einer CD, die nur selbstgeschriebene Nummern hat, gefolgt von einem unvergesslichen Live-Mitschnitt der Künstlerin und abgeschlossen mit 17 Remixes, gemischt von verschiedenen DJs aus dem Repertoire von Cecile Nordegg. Da findet jeder sicher mehrere Nummern, die gefallen!
Make Nerdism great again. Diese Band weiß, wie sie alle möglichen Fandoms musikalisch untermalt. Außerdem begeisterte sie auch schon mit coolen Veranstaltungsideen. Gaming-Turniere und Live-Gigs in einem Package zum Beispiel auf Comic Cons. Ihre Musik geht ab, hat sowohl einen hohen Fun-Faktor als auch gut versteckte Sozialkritik. Mal plakativ, ein anderes Mal subtil. Was die Band aber garantiert schafft: Sie weckt beim Hören mindestens eine Kindheitserinnerung. Deshalb unser Versprechen: Diese Band Hörst du dir sicher noch öfter an.
Doch auch attraktive Singles können sich hören lassen. Auch da haben wir die besten Neuerscheinungen für euch:
Eine goscherte Wienerin, die mit viel Temperament gesegnet ist. Das kann nur kultig werden. Was Nike101 aber noch auszeichnet, ist die schier endlose Kreativität, die sie in ihre Texte einfließen lässt. Aber wehe, du lässt dich auf ein Wortgefecht mit ihr ein: Die 20-Jährige ist schon seit ihrem 12. Lebensjahr regelmäßig auf diversen Battle-Raps aktiv dabei und kann da ordentlich austeilen.
Sehr chilligen Indie-Sound liefert dieses Stück neue Musik. Lus U eine Ladung Abenteuerlust, lässt einen in die Vergangenheit reisen und sorgt auch allgemein mit kleinen Specials für einen feinen Vintage-Touch. Ein besonderes Highlight ist das dazugehörige Musikvideo, das mit einer 60ies Cam gedreht wurde und Szenen aus den Straßen von Malta zeigt.
Über eineinhalb Jahre gab es von Bilderbuch keine neue Musik zu hören. Dabei waren sie gerade Anfang 2020 äußerst kreativ unterwegs als sie auf einer sogenannten Songwriting-Reise (noch vor dem Ausbruch der Pandemie) waren. Was dabei entstand, gibt es jetzt in Form von gleich zwei neuen Singles zu hören. Nahuel Hapi und Daydrinking streichen die Vorzüge der Band hervor und spitzen diese noch mehr zu. Sie sind eigentlich schon musikalische Vorboten für den Sommer.
Einen Song mit einer wichtigen Message gibt aus dem Hause Gini. Tiefgründig, aber definitiv nicht schwerfällig kommt dieser Titel daher. Dabei verarbeitet sie das Thema emotionaler Missbrauch. Das Lied gibt Motivation für sich selbst einzustehen und auch auf die eigenen Bedürfnisse zu hören. Dabei berühren die Lyrics ordentlich! Tolle Leistung.
Wendja beglückte uns Ende März mit einer sehr emotionalen und unter die Haut gehenden Nummer. Glücklich sein ist ein Lied, das richtig stark zum Nachdenken und Dinge infrage Stellen einlädt. Der Text lässt einen nicht so rasch los. Dazu noch das Video, das einerseits den Künstler heute zeigt, im Wechselspiel mit Aufnahmen aus seiner Kindheit – das verstärkt die Emotionen des Songs noch. Bei uns kannst du hier ein großes Wendja-Interview mit dem ehemaligen ESC-Starter lesen. Dabei spricht er über seine Liebe zum Laufen, seine nächsten Pläne und noch viel mehr.
Die Mittelalter-Rocker sind momentan äußerst fleißig unterwegs. Von Amarok Avari gibt es nämlich heuer monatlich neue Musik – jeweils am 8. des Monats. Am 8. März erschien die grandiose EP Von Elfen und geschwinden Mühlen. Sie ist gespickt mir Liedern, die nur auf Live-Performances warten. Und erst vor einer Woche kam mit Hexentanz ein perfekter Song für die bald anstehende Walpurgisnacht. Der geht ab und lässt das Tanzbein gehörig in Schwingung kommen.
Diese Band ist momentan auf FM4 eine große Nummer. Mit modernstem Funk sorgen Spitting Ibex für Furore. Anfang April kam erst ihre letzte Single, die sich nahtlos in das bisherige Repertoire einfügt, es aber auch erweitert. Ein Song, der vom Arrangement bis zum Text einfach groß ist. Hoffentlich können sie bald ihre großartige Live-Klasse zum Besten geben, denn da geht es erst so richtig zur Sache.
Für den Künstlernamen soll Stiller tatsächlich das berühmte Max Frisch Werk gedient haben, oder zumindest der Titel davon, der dem Künstler eher zufällig einmal auffiel. Mit Santiago erschafft der Singer-Songwriter musikalisch wie auch textlich eine sentimentale und auch melancholische Stimmung, die trotzdem nicht in depressive Gefilde abdriftet. Ein Spiel mit Grenzen, das bestens aufgeht. Hut ab!
Granada ist endgültig back in the Game. Kam vor wenigen Wochen schon ein erster Vorbote in Form einer Single heraus, gibt es Ende April gleich den nächsten Streich der Band. Bei Blüte ist der Titel Programm. Es geht um die Sehnsuchtendlich wieder selbst aufzublühen und nicht nach und nach zu verwelken. Mit dem Release startet übrigens der Vorverkauf auf den neuesten Langspieler der Band, der für Oktober angesetzt ist.
Diese Vienna based Gruppe ist gekommen, um zu bleiben. Desert May Bloom fühlen sich in vielen Genres wohl. Ihr Repertoire reicht von komplexen Proggy Nummern mit bis zu sehr tanzbaren und massentauglichen Titeln.
Hervorstechend ist bei dem Quintett ein Zusammengehörigkeitsgefühl, das sowohl Band intern als auch mit ihren Fans bestens funktioniert. Aber auch musikalisch geht es fest zur Sache, wenn Leadsänger Moritz ala Coldplay die Lyrics zum Besten gibt, es mit Solen zweistimmig wird oder Instrumental-Soli reinknallen. Behaltet diese Gruppe unbedingt am Radar: Ende April gibt es etwas ganz Neues von der Band, also dran bleiben! Bis dahin genießt die aktuellste Single:
Spitzt eure Lauscher. In unserer Spotify-Playlist gibt es die gesamte neue Musik mit allen 20 Neuerscheinungen in einem Stück zu genießen:
Wenn ihr auf der Suche nach toller Musik für den Frühling seid oder für Interviews mit Musik-Größen brennt, dann seid ihr in unserem Hörer-Channel goldrichtig!
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Aufmacherbild: (c) Sony, (c) Gabriela Horn, (c) Alpkan, (c) Hendrick Schneider, (c) Lisa Stiller, (c) Hörst, (c) Pascal Riesinger
Der Wiener Journalist ist seit 2016 Musik-Ressortleiter bei heldenderfreizeit.com, schreibt für diverse Musikfachmedien wie Stark!Strom berichtet dabei über Konzerte, Neuerscheinungen, führt Interviews und erstellt Besten- und Playlisten zu den Top-Liedern von Musikstars.