Nicht nur die Natur, auch Österreichs Musikszene blüht im Frühling auf. Entdecke bei uns die brandneuen Alben, Singles und EPs und ihre beeindruckende Genre-Vielfalt. Zu unserer ultimativen Quartalsübersicht der neuen Musik aus Österreich haben wir dir auch eine Spotify-Playlist zum Reinhören erstellt. Achtung, hier schon unsere Releaseübersicht zum Winter 2023/24.
von Patrick Meerwald
Wenn da keine Frühlingsgefühle aufkommen! Die heimische Musiker:innenlandschaft präsentiert sich auch 2023 von ihrer produktiven und vielfältigen Seite. Wir versorgen dich in unserer Übersicht, welche neue Musik aus Österreich im Frühling 2023 du unbedingt am Zettel haben solltest, aber auch mit ein paar überraschenden Geheimtipps! Der Fokus liegt dabei auf den Monaten März, April und Mai! Eine Playlist zum Nachlauschen findest du unten.
Richtig geraten, der Künstlername des folgenden Musikers geht auf das Werk von Max Frisch zurück. Dessen Album Stiller II ist eine Sammlung mehrerer Lieder, die im Laufe einiger Jahre an Material zusammengekommen sind und nun zu einem großen Ganzen zusammengefasst wurden. Die Entstehung einzelner Songs soll schon über zehn Jahre her sein. Thematisch setzt sich Klaus Meissnitzer (Stillers bürgerlicher Name) oft mit Österreich auseinander. Dabei wird seine Heimat weder glorifiziert noch beklagt. Vielmehr wirft er den Blick auf eigene Erlebnisse. Das geschieht mit einer ruhigen musikalischen Untermalung, die dem Erzählten Gewicht verleiht.
Improvisation und doch mit viel Plan und Konkretheit. Virtuos und experimentell und doch sehr zugänglich. Diese vermeintlichen Widersprüche kennzeichnen das neueste Album des Schlagzeugers Max Plattner und seiner Band. Auf PLOY tauchen die Zuhörer:innen in ein Meer verschiedenster Melodien und spannendster Rhythmen ein und verfallen beinahe in eine Art wohltuende akustische Trance mit sphärischen Vibes. Dabei spannen Plattner und Co. einen Bogen aus verschiedensten Musikrichtungen, wie Hip Hop, Prog und fast schon Psychedelic, um dann im Jazz doch wieder zusammen zu finden. Doch auch letzteres Genre ist hier sehr modern und neugefasst. Jeder Song auf PLOY hat seine eigene Geschichte zu erzählen, wartet auch mit geschickt eingestreuten Überraschungen auf. Doch gleichzeitig sind die Songs zusammenhängend und bilden im Gesamten ein tolles großes Ganzes.
Um das letztlich neun Lieder zählende Album zu produzieren, zogen sich Mynth für ganze vier Wochen ins Tonstudio zurück, wo es ordentlich ans Tüfteln ging. Auf Four nimmt das Instrumentale eine besonders wichtige Rolle ein. Gleichzeitig haben sich die Zwillinge Giovanna und Mario Fartacek einer gewissen Leichtigkeit in ihren Nummern angenommen, ohne ihren charakteristischen Klang völlig hinter sich zu lassen. Diese sind fesselnd, verfallen aber nie in Schwermut!
Die Grazer von Land of Ooo, haben nicht nur in Österreich Bekanntheit erlangt. Vor allem in Tschechien konnte die Band schon stark von sich reden lassen. Nachdem die vierköpfige Gruppe 2018 ihre erste EP veröffentlichte, war es eine Zeit lang ruhig um sie. Die Member verlagerten danach ihre Lebensmittelpunkte weit weg voneinander. Doch nun sind sie wieder da! Musikalisch schöpft die Band aus einem Repertoire aus Indie-Rock, Shoegaze und Noiserock. Dabei geht es sowohl mit Power, als auch mal äußerst ruhig zur Sache. Der Mix sorgt für spannende Dynamiken und macht gerade den Reiz der Band besonders aus.
Wenn eine österreichische Truppe für Live-Konzerte gemacht ist, dann ist das zweifellos Folkshilfe. Das Trio releaste Ende März diesen echten Banger, der auf Gigs besonders zünden wird. Sehr gelungen ist der besonders positive Vibe, den die drei Musiker darauf verbreiten. Sie legen Wert darauf, der Zukunft zuversichtlich entgegenzublicken und das Traurige hinter sich zu lassen. Kann vielleicht bei anderen Acts schmalzig rüberkommen, doch Folkshilfe wissen sowohl musikalisch als auch textlich diese Themen in starke Lieder zu verwandeln. Besonders cool: Die Collab mit Paul Pizzera beim Titel Jo eh.
Die gebürtige Salzburgerin ist Mitte April mit einem Album am Start. Die musikalische Basis der Arrangements sind im Folk angesiedelt, doch durch den Synthie-Einsatz und besondere Gitarrenvibes entsteht ein völlig neues Sound-Erlebnis. Was über den Melodien steht: Die Sängerin stemmt sich auf der Scheibe gegen das Verlieren von etwas. Viel eher möchte sie mit ihrer Musik etwas schaffen, was bleibt, was überdauern kann. Daher auch der Titel der Scheibe Monument. Gerade für Fans von Indie Rock halten die zwölf Titel einiges bereit. Einen tollen Vorgeschmack lieferte der vorab releaste Track See-through.
So genial kann Metalcore auch heute klingen. A New Chapter haben mit ihren Arrangements und ihren Texten eine echt hohe Qualität, die jedes Mal aufs Neue fasziniert. Miscue ist melancholisch, düster und gleichzeitig doch so kraftvoll! Das nicht zuletzt dank der enorm starken Vocals hervorheben, die einfach nur staunen lassen!
Stephan Kutschers musikalische Vielfalt beeindruckt. So auch in seinem Debütalbum mit dem neuen Künstlernamen EDGAR. Raffinierte Riffs treffen bei diesem Erstling auf thematisch tolle Texte, die den einen oder anderen Schmäh nicht auslassen. Seine markante Stimme sorgt für einen coolen Extrawert. Dass seine Fans durch Crowdfunding einen wesentlichen Teil zur Finanzierung der Platte beitragen konnten zeigt, dass Kutscher auf seine Community zählen kann. Am 22. April ist endlich Release-Time!
Im Mai kommt das zweite Combat Beach Album, das mit vielen Themen punktet. Von Liebeskummer bis zur Einsamkeit ist die Bandbreite groß. So gesehen mag der Albumtitel absolutely cool vielleicht etwas verwirrend daherkommen. Doch genau diese Ironie, dieses sich vermeintlich cool fühlen, ohne es zu sein, ist das Spannende für den Künstler: Es ist eine Herausforderung, der sich gerade junge Heranwachsende stellen müssen oder mit der sie zumindest konfrontiert sind. Insgesamt hat die Scheibe elf Titel, die auch nicht mit mehreren Referenzen auf Orte der Popkultur Wiens, wie dem Venster99, geizen.
Was moderne neue Musik aus Österreich im härteren Rock betrifft, sind die Glazed Curtains absolut am Vormarsch. Das Rezept: Großartige rauchige Vocals, spannende Riffs mit stimmigen Soli und ein Drumset, das mehr als nur für Rhythmus und Bombast sorgt. Auch bei den Lyrics der vier Burschen aus Wien und Niederösterreich ist viel Klasse vorhanden. Sie sprechen Themen der jüngeren Generation an und geben ihnen eine Stimme. Mitte Mai erscheint nach vielen Singles und auch einer EP endlich das Debütalbum.
Liebeslieder mit dem gewissen Extra liefert Rosa Rendl in ihrer neuesten EP. Dabei gibt sie allen möglichen Themen rund um das Thema Amore eine Stimme. Dazu gehört auch das Loslassen von ehemals geliebten Personen. Die Songs selbst sind oft tanzbar arrangiert und sorgen für Leichtigkeit. Besonders: Bei diesem Piece neue Musik überrascht und begeistert Rendl auch damit, dass sie trotz ihrer markanten Stimme zwei reine Instrumental-Nummern hineinpackt.
Diese Band hat nicht nur optisch einen Wandel durchgemacht. Auch musikalisch haben sich Old Mrs. Bates in eine neue Richtung (erfolgreich) gewagt. Mut, der absolut gewürdigt gehört. Gerade deshalb, weil das zuvor bereits vorhandene Repertoire zweifellos viel Qualität hatte. Doch die Neu-Ausrichtung ist auch mehr als nur angekommen. Es wird noch rockiger bei dem Duo. Im Frühling sind sie nun vor allem bei unseren Nachbarn in Deutschland auf Tour, wo sie sich schon einen Namen machen konnten.
Feel Inc. sind optisch durchaus auf der schrillen Seite unterwegs. Musikalisch schaffen sie diese Buntheit in sehr spannende Nummern zu gießen. In ihrem neuesten Streich zeigt Frontfrau Vali ihre Rapskills in einem melancholischen Song, der gerade dank der Hook besonders im Ohr hängenbleibt.
Pop und Rock mit einem gehörigen Hauch von Psychedelic bieten uns ANDO. Und nicht erst mit ihrer neuesten Nummer Stingray. Markenzeichen ist bei dieser Gruppe das Klavierspiel, das eine besonders wichtige Rolle in den Arrangements einnimmt. Textlich nimmt sich die Wiener Band kulturellen Ereignissen rund um die “Virtualisierung” an und das nicht zwingend mit positiven Worten. In Kombination mit der fast schon trippigen Melodie entsteht ein tolles Klangschauspiel!
“Hoch werd ma’s nimma gwinna!”, “Des is’ die nächste deppate Frog!” Die Zitate von Toni Pfeffer und Günther Neukirchner sind Kult. Nun bekommen sie endgültig den Ritterschlag, indem sie als Aufhänger der neuesten Hymne des ÖFB dienen. Eine Nummer, die mit Witz und Selbstironie zum österreichischen Fußball versehen ist und einer feinen Hook zum Mitsingen glänzt. Für die musikalischen Parts sorgen Daniel Fellner, Paul Pizzera und Christopher Seiler in Zusammenarbeit mit Kickern des Nationalteams.
Mit dir vertextlicht mit klaren Worten ein Zusammenhalts- und Wir-Gefühl, das mit viel Positivität ausgestattet ist. Nicht zuletzt dank des Texts der Hook: “Mit dir, mit dir samma mehr” Sie setzt sich sofort im Ohr fest. Doch nicht nur deshalb ist der Song so gelungen. Der Pre-Chorus hat eine Melodie, die spannend gestaltet ist und förmlich die Vorfreude auf den Refrain entstehen lässt. Für Freunde des elektrischen Gitarrenklangs sind die Übergänge zwischen den jeweiligen Strophen absolut empfehlenswert.
Eine coole Dekonstruktion des Namens eines Spielzeugs, mit dem über Jahrzehnte vor allem weibliche Kids spielten und spielen, bieten uns die Cousins like Shit. Dabei geht es in ihrer Nummer um das Anderssein, um Menschen, die wegen ihrer eigenen Identität nicht den Respekt der Gesellschaft bekommen, der ihnen zusteht. Ein Appell, für sich selbst einzustehen und die eigene Stimme zu erheben!
Miteinander und nicht gegeneinander. Ein Thema, das seit jeher immer öfter gewünscht wird. Damit setzen sich Lamila in ihrem Neuling geschickt auseinander. Mit der Metapher des Wassers und was in diesem alles geschieht, vertextlicht die Gruppe diesen Wunsch gekonnt mit hoher lyrischer Qualität. Da wird es letztlich viel tiefgründiger als man beim ersten Mal Lauschen annehmen könnte!
Die Truppe weiß mit ihrer Musik Hörer:innen bestens in eine verträumte Stimmung zu versetzen. Das liegt vor allem an dem Sound-Design, wie auch dem sehr eingängigen Vocal-Recording. Thematisch appelliert die Truppe daran, wieder echten Gefühlen zu trauen und sich nicht im virtuellen unechten Raum zu verlieren. Ein echtes Highlight an der Produktion bietet das Musikvideo, welches das Tonband ins Rampenlicht stellt. Ein Abspielmedium, das lange Zeit verschollen war und heute für Retro-Fans langsam aber doch eine Renaissance erleben darf!
Sängerin Christina Kosik bezeichnet ihre Lieder als “schirche Kinder”, was auf ihr fürs nächste Jahr angesetztes Album anspielt, das 13 schirche Kinder heißen wird. Das neueste ist, “Eine Hymne für die, die an sich selbst glauben.”, so Kosik selbst. Und so hört sich der Neuling auch an. Legenden ist ein echter Motivator und setzt sich flott im Ohr fest. Der Dialekt im Song rundet das Gesamt-Arrangement richtig ab.
Fati Morgana hat vieles zu berichten und mit ihren Hörer:innen zu teilen. Sie beglückt uns bei jedem Release mit ergreifenden Texten, die oft Auszüge aus ihrer Biografie verarbeiten. In ihrer neuesten Nummer geht es im Vergleich zu früheren Releases schon rockiger zur Sache, ohne aber den Signature Sound gänzlich zu verlassen. Das schafft Wiedererkennungswert und hört sich feinstens an.
Die vergangenen Jahre waren nicht nur für Musiker:innen kein leichtes. Auch für Lukas Wassermann, der Privatperson hinter der Kunstfigur Modest Oda. Neben der vorherrschenden Pandemie, war sein Umfeld auch von weiteren Schicksalsschlägen nicht gefeit. Mit seiner neuesten Nummer Until We Leave liefert er uns aber einen echten Mutmacher, der einem gerade in düsteren Zeiten die Hoffnung zurückgeben kann.
Synth-Pop, ein Relikt der 80ies? Absolut nein. Die drei Musiker starke Truppe dAVOS holt diesen ikonischen Sound in das Jahr 2023. Das Klangerlebnis begeistert. Vor allem der Mut zur Länge (über fünf Minuten Dauer) bleibt nachträglich hängen. So kann sich der Song richtig entfalten und einen Aufbau samt großartigem Spannungsbogen präsentieren. Das Arrangement gewinnt dadurch stark an Tiefe. Für die Entwicklung des Lieds ging es nach Italien, die Schweiz und auch nach Deutschland. Eine Reise, die sich bei einem solchen runden Endprodukt auszahlt!
Hör dich hier in unserer Playlist selbst durch die neue Musik aus Österreich. Achtung: Wir haben auch noch weitere Releases dazu gepackt.
Und hier bereits die neuesten Releases vom Sommer 2023, vom Herbst 2023 und vom Winter 2023/24
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Aufmacher: (c) Vincenth Schütz, (c) Lukas Meixner, (c) Max Hammer, (c) Pertramer
Der Wiener Journalist ist seit 2016 Musik-Ressortleiter bei heldenderfreizeit.com, schreibt für diverse Musikfachmedien wie Stark!Strom berichtet dabei über Konzerte, Neuerscheinungen, führt Interviews und erstellt Besten- und Playlisten zu den Top-Liedern von Musikstars.