Von Wanda bis RAF Camora – von Death Metal bis R ‘n’ B. Das ist die beste neue Musik aus Österreich im Sommer 2024! Diese Alben, EPs und Singles bringen der Juni, Juli und August. Indie, Metal, Stadionhymnnen und mehr hat die heimische Musikszene am Start. Bei uns bekommst du den Überblick. Hier geht’s zu den coolsten Releases im Herbst.
von Patrick Meerwald
Mit solchen Hits kommt man nicht nur in der heißen Jahreszeit ins Schwitzen. Die österreichische Musikszene zeigt diesen Sommer wieder einmal, was in ihr steckt. Und das mit tollen Neuerscheinungen.
Wir präsentieren dir, was für tolle Alben, EPs und Singles nur darauf warten, von dir gehört zu werden. Mit Infos, spannenden Facts zu den Releases und vielem mehr. Abgerundet wird unsere Story mit einer Spotify-Playlist am Ende des Artikels, mit der du in alle Scheiben reinhören kannst.
Die Band Baba Yaga besteht aus fünf jungen KünstlerInnen aus Österreich, Montenegro und Israel, die seit 2022 gemeinsam musizieren, wobei die aktuelle Formation erst seit Dezember 2023 besteht. Ihr Repertoire umfasst eine bunte Mischung aus Balkan-Musik, Klezmer, Swing, Gypsy Jazz und orientalischen Tänzen, ergänzt durch eigene Kompositionen und Neuinterpretationen. Diese musikalische Diversity beweist die Truppe auf ihrem Debütalbum Grenzenlos. Die Musik der Band, inspiriert von der slawischen Mythologie der Baba Yaga, zeichnet sich durch Virtuosität, Feuer und eine verführerische Energie aus, die das Publikum zu ekstatischen Tänzen verführt. Dabei bleibt die Instrumentierung pur und authentisch, mit Violine, Kontrabass, Gitarre, Gesang, Akkordeon und Percussion.
Den Anfang des Reigens der neuen Musik aus Österreich machen Wanda, die bereits Anfang Juni eine neue Scheibe herausgebracht haben. Im Vergleich zu früheren Releases ist in Ende nie mehr Melancholie und Nachdenklichkeit verpackt. Zwar gibt es auch den einen oder anderen Wanda-typischen leichteren Song, aber durchaus in reduzierterer Form als bislang von ihnen gewohnt. Dieser Wandel gibt dem Gesamtwerk eine Reife, die der Qualität von Wandas Arrangements dienlich ist.
In der Kürze liegt nicht selten die Würze. Vielleicht war das ein Leitspruch der Wiener Indieband Topsy Turvy, die Mitte Juni mit Butt Sore ein Album veröffentlicht haben, das vielleicht elf Songs zählt und mit knapp unter 30 Minuten nicht unbedingt als längster Longplayer in die Geschichte eingehen wird. Ihre Musik hat etwas fein Rockiges, ist aber vor allem wegen des sich durchziehenden humoristischen Parts wert, mehrfach gehört zu werden.
Lano ist das erste Soloalbum von Producer und Label-Betreiber Testa, das ausschließlich aus Sample- und Instrumentaltracks besteht. Testa hat Samples und Audio-Aufnahmen von Reisen rund um die Welt in die Lieder integriert. Satte Bässe, Vogelgezwitscher und viele andere Klängen – damit ist das Album Lano eine sehr besondere Hörerfahrung. Es eignet sich sowohl zum Tanzen auf Partys oder im Club als auch zum genauen Zuhören oder als Hintergrundmusik zum Arbeiten.
Die vierköpfige Hardrock-Band veröffentlichte Ende Juni ihr neuestes Album, das als Ganzes nur haptisch zu haben ist. Die einzelnen Titel erscheinen nach und nach als Singles digital auf Spotify und Co. Die ersten beiden veröffentlichten sind Majesty und Good Girl. Musikalisch besticht das Album Blue Ocean vor allem mit Authentizität und Vielfalt.
Mal geht es rockiger, wie in den Anfangszeiten von Cil City zur Sache, dann gibt es poppigere Songs, um dann wieder mit Progressivität die Lauscher der Hörer:innen zu verwöhnen. Mit diesem großartigen Repertoire kann die Band bestimmt einige neue Fans dazu gewinnen, aber genauso auch langjährige Fans begeistern. Ein Spagat, der nicht leicht zu meistern ist, den Deniz Malatyali, Conny Gass, Mike Schopf und Hal West bravourös meistern!
Herbert Pixner weiß, wie er die Quetschn in ein modernes Setting packt und dennoch den traditionellen Vibe beibehalten kann. Dabei vereint er Volksmusik mit Blues, Rock, Punk, Gipsy, Tango und Jazz. Dieser Mann ist jährlich immer gut 180 Tage auf den Bühnen dieser Welt. Rechtzeitig zum Start des 20-jährigen Bestehens seines Projekt hat der Wahl-Österreicher und ursprüngliche Südtiroler nicht nur eine weitere Tournee gestartet, sondern auch ein starkes neues Album veröffentlicht. Seine Stopps führen ihn durch Österreich, Deutschland, Schweiz und in seine Heimat Italien.
Ende August gibt es ein neues Album von LEYYA. Doch vor dem Release haben sie uns bereits im Juli mit einer Doppelsingle beglückt. Die zwei Nummern sind getragen von Reflexionen zu zwischenmenschlichen Beziehungen. Das Reflektieren wird auch zentrales Thema beim neuesten Album sein.I Don’t Hug So Well beschäftigt sich mit Situationen der Social Awkwardness, die schon beim Begrüßen von Menschen beginnt: Soll man das Gegenüber umarmen, oder ist ein Küsschen links und rechts richtig oder ist ein formeller Händedruck stimmiger? Der zweite Song What Did I Do Wrong ist ein musikalischer Rückblick von Sängerin und Texterin Sophie Lindinger auf eine Beziehung , die im Laufe der Zeit Veränderungen durchmacht. Der Song ist mit einer bittersüßen Note versehen.
Man nehme Alternative Metal, eine Prise Drum ‘n’ Bass, Core und ganz viel Epicness. Bei den Elephants in Paradise werden Genregrenzen neu definiert und aufgebrochen. Ihre Songs haben zwar sehr ausgefuchste Rhythmen und zelebrieren das Spiel mit dem Unerwarteten – gepaart mit sehr starken Texten.
Zum Ausklang des Jahres 2023 spielten Endless Wellness eine großartige Gig-Session im FM4 Studio, Dieser Auftritt war wohl der letzte seiner Art, den der Radiosender machte. Umso erfreulicher, dass von diesem ein Live-Mitschnitt existiert. Er untermauert und bestätigt den Hype, der in der doch noch relativ kurzen Laufbahn der Indiepop-Band entstanden ist und bis heute anhält.
Mitte Juli erfreute uns Singer-Songwriterin OSKA mit drei neuen Nummern auf einen Schlag. Besonderes Highlight davon ist Forever Blue. Ein Coming of Age Song, der sich mit dem Abschied von der eigenen Kindheit auseinandersetzt, um sich neuen Aufgaben widmen zu können. Gleichzeitig ist er auch eine Danksagung an Freundschaften, die einen erst dort hin gebracht und motiviert haben, wo man letztlich auch ist. Dieser Song hat großes Identifikationspotenzial.
Vor wenigen Jahren tourte Lemo mit seinen besten Songs im unwiderstehlich coolen Unplugged-Setting. Drei dieser Titel gibt es jetzt auch als digitale EP zu hören. Diese sind Tu es, Chamäleon und Schwarze Wolken. Diese Interpretationen der Nummern sorgen für Gänsehaut und berühren ordentlich.
Die Death Metal Band CroworD brachte Anfang Juni eine Nummer heraus, die vom Fantasy-Roman Der goldene Kompass inspiriert wurde. In dem Lied geht es um Verlust, Freiheit und die Macht, die von freiem Denken ausgeht. Während die Vorgänger-Single The Devil’s Truth noch etwas leichtere Kost war, geht es hier schon ordentlich zur Sache. Die Riffs donnern, der gutturale Gesang kommt mit viel Power und auch das Schlagzeug schmettert gehörig! Und dennoch bleibt die Melodiösität niemals auf der Strecke. Fans von starken Melodeath-Rhythmen haben hier garantiert eine wahre Freude.
Anlässlich der Fußball-EM brachte der Singer-Songwriter Leo Aberer Mitte Juni ein echt cooles Piece neue Musik heraus. Stadionrausch ist eine Hymne, die das Gefühl von einem Stadionbesuch, das leidenschaftliche Mitfiebern für das eigenes Team textlich toll einfängt und auch auf die kleineren Sportplätze herunterbricht. Das Lied ist ein Motivator, besticht mit Positivität – so wie man es von Aberers Gute-Laune-Pop gewohnt ist. Unterstützt wird er diesmal nicht wie bei der EM 2012 von Shaggy (Football is my live), sondern von KI.
18 Jahre jung und schon so viel erreicht. Oskar Haag, spielte bereits Gigs im Burgtheater, kann auf mehrere Nummer 1 Hits zurückgreifen und zudem ist er auch schon Amadeus Winner. Sein neuester Song handelt vom Aufruf, die Nachbarn aufzuwecken. Und nicht zwingend wegen Musik. Die Sounds des Synthesizers auf der Nummer haben erst einen Hauch 90ies, ehe es in Kombination mit den Vocals in Richtung hypnotisierend dahingeht. Die Gesangstechnik bei Wake the Neighbors von Oskar Haag erinnert durchaus an eine moderne Form des Croonings, für das unter anderem Frank Sinatra bekannt gewesen ist.
Wien ist eine Stadt der Gegensätze. Einerseits gilt sie als eine der unfreundlichsten Städte der Welt andererseits ist sie als besonders lebenswert bekannt. Die dazu gehörige Hassliebe der Bewohner ist eine logische Folge daraus. La JETTA besingt diverse Klischees der Hauptstadt in ihrer neuesten Single. Um Alle hassen Wien erst richtig zu verstehen, braucht es durchaus die Skills mal etwas mit Augenzwinkern anzuschauen. Da ist viel Satire eingearbeitet. Melodisch ist Alle hassen Wien ein richtiger Discoknaller. Er hat absolute Ohrwurm-Qualitäten.
David Alabas Schwester Rose May ist ein echtes musikalisches Wunder. Sie schreibt Lieder, die tanzbar sind, Messsage haben und einfach catchen. Die Lyrics dieses Mal beschäftigen sich mit dem Thema Selbstfindung und auch Sehnsucht. Zwar grundsätzliche Elemente für Balladen. Hier aber keineswegs. More gibt dem Afrobeat eine moderne coole Note und lädt förmlich zum Mittanzen ein.
Fati Morganas neuester Song ist arrangementtechnisch sicher eine ihrer härteren Nummern, doch auch ein echter Mutmacher. Er spornt an, man selbst zu sein, zu den eigenen Stärken zu stehen und es jenen zu zeigen, die an einem zweifeln. Shine erinnert daran, dass egal, wie schwierig und aussichtslos eine Situation auch sein mag, es immer einen Weg aus dieser Misere geben kann. Und hat einen Appell an dich mit im Gepäck: Steh für dich ein, kämpfe dafür, was dir wichtig ist und beginn zu scheinen.
Vias Songs berühren, lassen mitfiebern und sind immer mit einer Portion Hoffnung verbunden. Die sehr ergreifenden Lyrics begeistern mit viel textlichem Geschick. Nicht zuletzt ihre aktuellste Single 21 ist ein bestes Beispiel dafür. Sie beschreibt das Gefühl, zu sich selbst und seinen eigenen Zielen zu stehen, auch wenn manch anderer nicht so unbedingt dran glauben möchte. Dabei verarbeitet sie auch biografische Ereignisse ihres eigenen Heranwachsens.
Die eigenen Verwandten zu sehen kann mitunter sehr fordernd sein. Das beginnt schon mit der Anreise bzw. der Nachricht, dass der Besuch ansteht. Rian macht das zum Thema seines aktuellsten Songs. Verwandtschaftstreffen passt sehr gut in das bestehende Repertoire des Sängers. Wir bekommen einen Popsong, der absolut modern klingt und auch Schmäh stark verpackt. Cool ist, dass sich dahinter auch Tiefgang und Ernsthaftigkeit verbirgt.
Mit Im Fluss motiviert Buntspecht dazu, im Hier und Jetzt zu leben. Das Lied strahlt eine angenehme Unbeschwertheit aus, die für Hörvergnügen sorgt. Anfangs fast schon zu positiv für diese Band kommt dann die typische Portion Melancholie, die bei ihren Songs nie fehlen dar. Dieses Spiel mit Schwermut und Leichtigkeit beherrscht kaum eine Band so großartig wie Buntspecht.
Heimischer Soul, der mit R ‘n’ B bestens matched, bietet Sladek. Dieses Dreiergespann erinnert gerade mit der neuesten Nummer Remember me an Größen, wie Marvin Gaye. Die Vocals, das Arrangement eine Reminiszenz an die 70ies und doch mit einem modernen Kniff. Der gesamte Song beeindruckt mit enormen Fingerspitzengefühl im Songwriting. Das macht einfach Spaß beim Zuhören. Richtig stark!
Epische und bombastische Riffs, gepaart mit Texten über Regenbögen. Sigi Samer und seine Mannen haben einen Ohrwurm rausgehaut. Gepaart mit Texten über Kämpfe und heroische Momente. Dazu ein geshreddetes Gitarrensolo, gefolgt von einer choralen Bridge. So geht großartiger Powermetal!
Der ehemalige Starmania-Winner Stefan Eigner beglückte uns ebenfalls mit starker neuer Musik. Ein Liebeslied, das nicht nur an eine geliebte Person des Sängers gerichtet ist, sondern auch viel tiefer geht, als es auf den ersten Blick scheinen mag. Es ist auch gleichzeitig eine öffentliche Bewusstmachung des Sängers, dass ihm authentisches Songwriting eine echte Herzensangelegenheit ist. Das Endprodukt hat viel Ohrwurm-Potenzial.
Der äußerst erfolgreiche Rapper RAF Camora veröffentlichte als Comeback-Track nach seiner überwundenen Tinnitus einen Song, der sich an Samples des großen Falco bedient. Die Reaktionen darauf hat er sich wahrscheinlich anders erhofft. Zwar ist der Song seit dem ersten Tease definitiv in Fankreisen und bei Kritikern im Gespräch, die Rückmeldungen sind tendenziell aber eher gemischt bis negativ. Die Vocals seien schwer zu verstehen und das Lied kratze für ein Cover des großen Falco zu sehr an der Oberfläche. Zeitgleich zu dem Release brachte RAF Camora neben einer Instrumental-Version des Songs noch Anthrazit Forever eine Nummer, die bei weitem nicht so viel “Zerreiß-Potenzial” hat und die auch als Namensgeber der die aktuellen Tour fungiert.
Sie sehen gerade einen Platzhalter. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf den Button unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Weitere InformationenUnsere Hörer-Ressort bietet Releaseübersichten, Konzertvorschauen, Reviews, Interviews und mehr!
Hier findest du schon alle Infos zu den Neuerscheinungen in den nächsten 3 Monaten: Unsere Empfehlliste mit den coolsten Releases im Herbst 2024.
Thorsteinn Einarsson im Interview: “Musik soll kurz deine Welt verändern.”
Christina Stümer unplugged: Konzert-Review
Die 10 besten Songs der Red Hot Chilli Peppers
Aufmacher: c) Barbara Wirl, (c) Marcus Mansi (c) Universal Music
Der Wiener Journalist ist seit 2016 Musik-Ressortleiter bei heldenderfreizeit.com, schreibt für diverse Musikfachmedien wie Stark!Strom berichtet dabei über Konzerte, Neuerscheinungen, führt Interviews und erstellt Besten- und Playlisten zu den Top-Liedern von Musikstars.