Die gefeierten Auftritte heimischer Künstler beim YesWeCare und We stand with Ukraine vor zehntausenden Fans haben uns so richtig Gusto gemacht. Jetzt sorgen heimische Musiker mit neuen Alben, EPs und Singles für Frühlingsgefühle. Alle möglichen Genres sind da vertreten. In unserer einzigartigen Quartalsübersicht präsentieren wir dir, welche neue Musik aus Österreich zwischen März und Mai erscheint – inklusive Playlist. Achtung! Hier gibt es bereits die brandneuen Releases vom Winter 2023/24.
von Patrick Meerwald
Die Blumen beginnen zu blühen und eine geballte Ladung neue Musik aus Österreich weht ins Land. Von Singles bis Langspielplatten, von Popsongs bis zu Heavy Rock. Die Musikszene ist bunt und vielfältig wie eh und je.
Die Helden der Freizeit haben ihr Release-Netz ausgeworfen und liefern dir den großen Überblick. Wem das noch nicht ausreicht, kann auf unserer Seite auch die besten Veröffentlichungen aus den vergangenen Jahreszeiten Herbst, Winter oder aus dem Sommer 2022 nachhören.
Unsere Übersicht fokussiert sich auf die Monate März, April und Mai. Den Anfang machen die Alben, gefolgt von EPs und zum Schluss präsentieren wir euch die Singles.
Wehe, man nennt sie massentauglich! Die Gruppe hat ihren ganz eigenen starken Stil. Sowohl, was die Arrangements angeht, wie auch die Texte, bis zum generellen Erscheinungsbild. Mal geht es in Richtung Psychodelic, dann wieder balladig, um dann wieder richtig rau und fast schon brachial abzugehen. Mag verwirrend klingen, ist es aber gar nicht mal so. Es gibt momentan kaum andere Bands, bei denen einem das Wort “Wow” auf einem Album für so viele verschiedene Kontexte über die Lippen kommt, wie bei Irgendwien. Aber hört und genießt selbst.
Der Name dieser Band ist tatsächlich Programm. Sie leben den Punk-Lifestyle in ihren Songs richtig aus, doch in Sachen Genre sind sie viel mehr als nur diese Stilrichtung. Da mischt sich mal Ska oder auch ein rockiges Riff dazu. Textlich schaffen So Much More einen tollen Mix aus lustigen und auch ernsteren Themen. All diese Elemente sind auf der Debütscheibe bestens gemischt. Es war ein langer Weg zum Release, doch das Warten hat sich sehr gelohnt!
Maurice Ernst und Co. lieferten schon im März 2021 mit Nahuel Huapi und Daydrinking eine erste starke Kostprobe ihrer neuen Musik. Bis zum Release des Albums Ende März haben noch vier weitere Vorab-Releases die Vorfreude gesteigert. Dass Bilderbuch dann ausgewählte neuen Songs beim Benefizkonzert für die Ukraine im Happel-Stadion live zum Besten gab, trug einiges dazu bei. Diese Band ist mehr als nur zurück!
Thorsteinn Einarsson, der ehemalige Finalist von Die große Chance, lieferte Ende März sein mittlerweile drittes Album. Dabei setzt der gebürtige Isländer da an, wo er mit seiner vorigen Scheibe aufgehört hat. Beeindruckend: Durch die vielen Lockdowns der letzten zwei Jahre sollen alle Songs während gemeinamer Videokonferenzen entstanden sein. Das Ergebnis dieser Arbeit ist mehr als nur hörbar. Melodien gehen in Kombi mit der sehr markanten Voice des Sängers sehr gut ins Ohr.
Dieser Mann ist so viel mehr als ein ehemaliger Songcontest-Teilnehmer für Österreich. Nathan Trents Voice ist große Klasse. In seinem Album The Stages of Time verarbeitet er auf höchstem musikalischen Niveau seine Erlebnisse in den letzten rund zwei Jahren. Die Songs sind modern, setzen sich bestens im Ohr fest und treffen immer den Punkt. Soll heißen: Ist das Ziel, den Hörer zum Shaken zu bringen, klappt das blendend. Andererseits gibt es auch Titel, die einen emotional berühren. Wer mehr von ihm erfahren will, liest am besten unser großes Interview mit ihm.
Diese Band ist in Sachen Lo-Fi-Musik bestens versiert. Ihre Arrangements spielen sich gekonnt mit Eckpfeilern des amerikanischen Indie-Rocks, geben diesem Material eine besondere und eigene Würze und entwickeln daraus tolle Songs. Erst als Duo gestartet, zählt Cryptic Commands mittlerweile vier Mitglieder, die den Varianten-Reichtum ihrer Songs noch einmal auf ein neues Level heben. Ende April gibt es nach ihrem Debütalbum 2019 den zweiten Langspieler. Die Auskoppelungen davon waren schon sehr vielversprechend.
Dieser Mann spielt Slow Rock mit größter Leidenschaft. Da darf natürlich nicht die Nostalgie in den Texten und auch der Retro Vibe dank eines ganz speziellen Synthies fehlen. Die Vergangenheit verarbeiten und aus dieser Schöpfen, steht bei Peter The Human am Programm. Und das mit Feingefühl, ohne zu sehr in Wehmütigkeit zu versinken. Am 5. 5. kommt von diesem vielversprechenden Künstler nach vorab Releases seit Jahresbeginn endlich das gesamte Album heraus.
Ein grandioses Debütalbum liefern Desert May Bloom. Das Quintett lässt darauf viele verschiedene musikalische Einflüsse zu einem starken und dynamischen Gesamtwerk erstrahlen. Musikalisch steht über allem vielseitige Rockmusik. Bestens eingesetzte Jazz-Harmonien oder Reggae-Rhythmen sorgen für spannende Überraschungsmomente. Die Lead-Vocals erinnern an Chris Martin von Coldplay oder auch Caleb Followill von Kings of Leon. Andererseits sind die Arrangements an jene von Blur angelehnt. Ein wirklich toller Erstling.
Make Indie Rock Great Again! Die Band, bestehend aus Vorarlbergern und Oberösterreichern, macht es sich seit ihrer Gründung 2019 zur Aufgabe dieses Genre in die aktuelle Zeit zu holen und dabei nicht Altbewährtes zum x-ten Mal aufzuwärmen. Das gelingt Fiesta Forever auch wirklich gut. Dabei vereinen sie Assets von heimischen Größen wie Wanda, Bilderbuch und den Steaming Satellites und lassen daraus ihr starkes eigenes Song-Erlebnis entstehen. Diese Band solltet ihr künftig am Zettel haben.
Einen echten musikalischen Kracher legt Paenda mit ihrer brandneuen EP hin. Sie hört auf den Titel POV. Einen ersten Vorgeschmack lieferte Upset, die schon gut erahnen lässt, wo musikalisch die Reise hingeht. Und diese Reise gefällt absolut. Die zweite Auskoppelung Your Song ist einfach strong. Hier kann Paenda ihre großartige Stimme bestens einsetzen, das Arrangement ist gut für mehrfaches Hören geeignet. Was aber am meisten catcht und beeindruckt sind die wundervollen Lyrics. Diese Liebeserklärung an einen ganz besonderen Menschen sorgt für Gänsehaut. Wirklich top! Auch der nächste Pre-Release mit I Don’t Wanna Know konnte bestens überzeugen und die Vorfreude weiter schüren.
Ende Mai erschien nun die ganze EP. Da merkt man, wie viel Herzblut die Sängerin reingesteckt hat. Die insgesamt fünf Songs stehen zwar alle für sich, doch ergeben sie zusammen ein großes Ganzes. Mit dabei ist auch der Titel Say it. Sie ist als letztes tatsächlich innerhalb einer Nacht entstanden. Doch gerade hier haut PAENDA besonderrs auf der textlichen Seite ordentlich raus. Ein unglaublich starker Titel. Dabei geht es um den Spagat davon, wie einerseits Menschen versuchen Missstände zu verändern, doch aber von den “Mächtigen” genau dagegen gelenkt unsd aktiv gearbeitet wird. Teilweise lässt der Song eine gewisse Resignation erahnen, doch verfällt er nie in den Schwermut. Vielmehr hat er doch eine gewisse Aufbruchsstimmung. Songwriting-technisch wirklich höchste Qualität! Das dazugehörige Musikvideo lässt einen staunend zurück.
Junipa Gold sind aktuell gefragter denn je. Auf 88.6 bekommen sie verdientermaßen viel Airplay seit dem im Februar erschienen Song When The Kingdoms Collide. Im März folgte Who‘s Gonna Pay The Price, ein weiterer äußerst feiner Track. Er markiert die zweite von drei Auskoppelungen ihrer EP Something Divine, auf die wir uns im Mai sehr freuen. Auf der Scheibe geht es ums Loslassen von unnötigen Altlasten und dem Selektieren, was zu einem gehört und was nicht. Ein sehr aktuelles Thema, das besonders die jüngere Generation ordentlich abholt.
Gute Laune verbreiten, kombiniert mit einer gehörigen Portion Selbstironie. Das war, das ist und das wird wohl noch lange das Erfolgsrezept von Good Wilson sein. Im neuesten Song erzählt der Sänger seiner Hörerschaft, dass es völlig in Ordnung ist auch mal eine Portion Grant oder auch Wut auf bestimmte Entwicklungen zu haben. Melodiös geht es eher sanft zur Sache. Ein Zusammenspiel, das zu überzeugen weiß.
Wanda lassen sich in dieser Nummer auf eine sehr gelungene Art etwas darüber aus, dass die Rockstar-Mentalität nach und nach ausstirbt. Da wird angeprangert, dass nicht mehr geraucht und stattdessen lieber eine Joggingrunde eingelegt wird. Marco Wanda singt davon, wie sehr er sich selbst gegen diesen Wandel wehrt. Sehr passend dazu das Zitat “Mein Glaube ist der Wodka und der Wodka mein Grab”. Rocking in Wien ist sowohl textlich als auch musikalisch eine tolle Persiflage mit einem Schuss Ironie. Der Titel dient als Vorbote für das neue Album, das für Ende September angesetzt ist.
Diese Burschen produzieren momentan am laufenden Band. Das Faszinierende daran: Ihre Nummern sind durch die Bank wahrlich Bereicherungen für die neue Musik aus Österreich. She Lied bestätigt das einmal mehr: Die Glazed Curtains haben eine wirklich hohe musikalische Qualität, was mit dem abwechslungsreichen und feinst gespielten Drumspiel beginnt und mit dem so einzigartig rauen und gleichzeitig enorm kraftvollen Gesang aufhört. Chapeau!
Einen wirklich Kraft geladenen Titel beschert uns das Duo Ardenite. Sie vereinen in ihrem Songwriting Electro-Sounds, die sich blendend mit Pop und auch härteren Rockmelodien kombinieren lassen. Das Resultat ist das selbst ernannte Genre Cyber Pop-Rock. Bei Backstabber bekommen Verräter und hinterlistige Menschen zu hören, dass keiner sie braucht. Bestes Beispiel das Zitat aus dem Refrain: “Backstabber Backstabber! Not Nice to meet you!” Die Nummer fetzt ordentlich. Es erstaunt immer wieder aufs Neue, dass da wirklich nur zwei Musiker recordet haben und nicht eine mindestens fünf Member starke Crew. So energiegeladen ist das Lied.
Mit Future Impact ist Fennez Marson eine sehr starke Nummer gelungen, die sich genretechnisch als Mix aus Prog, Funk, Rock und ab und zu fein gestreuten Pop-Elementen verorten lässt. Das sind zwar viele verschiedene Einflüsse, doch wissen Fennez Marson genau, wo sie Übergänge setzen und wie sie diese stimmig vollziehen. Ergänzt um einen poetisch, wie auch rein inhaltlich sehr gelungenen Text.
Jedes der drei Mitglieder der Band liefert nicht nur tolle musikalische Qualitäten, die Burschen verbindet zudem eine tiefe Freundschaft. Diese Bande unterstützt sie bei ihrem Songwriting, bei dem jeder seine Inputs einbringen darf und soll, das hilft für Live-Shows, wo sie sich blind verstehen und interagieren. Future Impact hat zwar etwas bis zum Release gebraucht. Aber für so ein Resultat wartet man wirklich gerne. Wir freuen uns schon auf Nachschub.
Pop-Melodien, die eingängig sind und alles andere als fad. Dazu eine für Gänsehaut-Momente sorgende Voice. Das liefern uns The Ocean mit ihrer neuesten Single. Früher noch etwas mehr mit verzerrten Gitarren unterwegs, ist dieser neuere Ansatz auf jeden Fall geglückt. Wir sind gespannt, ob dieses Piece neue Musik eher eine Ausnahme bleibt oder The Oceans in dieser Richtung bleibt.Did You Know beweist jedenfalls, dass sie sich musikalisch breiter aufstellen können.
Proggy Sound mit Klasse an den Gitarren liefern uns Elephant Planet, die Sieger der letztjährigen Ausscheidung der Planet Festival Tour. Bei diesem Stück neue Musik wechseln die drei Musiker auf sehr coole Art und Weise zwischen 6/8 und 7/8 Takten und doch wird es nicht zu extrem für den Zuhörer. Sehr komplex ja, für die Ohren aber zugänglich. Das Timbre der Vocals erscheint zu Beginn noch eher ungewohnt im Gegensatz zum restlichen Sound, doch dieser Überraschungsfaktor hat auch etwas für sich.
Zum April-Start versorgten uns die Heavy Rocker von Cil City mit einer brandneuen Single. Wer die Band kennt, weiß, da sind öfters schon härtere Riffs und auch ordentlich energiegeladene Songs im Repertoire. Doch mit Crossing the Line legt das Quintett noch einmal einen ordentlichen Zahn zu. Es wird härter, es wird fetziger, erstmals finden sich Shoutings darin. Und trotzdem bleibt das weiterhin im Signature Sound, den Cil City ausmacht. Dieser wird durch diesen tollen Neuling noch mehr gefestigt, aber genauso erweitert!
Josh. ist ein Phänomen: Er kann über Farben, Mädchen, falsch ausgesprochene italienische Speisen singen und die Lieder sind immer großartig. Jetzt singt er von Tattoos als teilweise ungeliebte Erinnerungsstücke. Und wieder sorgt er für einen echten potenziellen Ohrwurm-Hit! Bei Starmania zeigte er auch schon live, wie gut der Song funktioniert.
Die niederösterreichische Band weiß, wie sie Stimmung macht, Zuhörer zum Abgehen motiviert, viel Freude und Positivität ausstrahlt. Mit ihrem neuesten Songzeigen Zug nach Wien aber gekonnt, dass sie auch anders können. Da tauchen sie erstmals in düsteren und sentimentalerenmusikalischen Gegenden auf. Ohne aber komplett in der Negativität zu versinken. Ein sehr gelungener Titel des Quintetts. Dabei entsteht eine Erweiterung ihres Facetten-Reichtums, das echt gut zieht. Hut ab!
Toxische Menschen können einem das Leben wirklich zur Hölle machen. Sie beeinflussen, manipulieren und die Leidtragenden merken zum Teil nicht, was mit ihnen gemacht wird. Elav geht in ihrer neuesten Single auf diese Menschen ein. Beschreibt die Challenges, die sie ihren Gegenübern mutwillig stellen und sie immer mehr schwächen, unterlegt mit einem echt coolen hämmernden Beat. Spannend ist der Twist gegen Ende, als der Text von dem angesprochenen “du” über einem “wir” zu einem “ich” wechselt. Hier zeigt der Song auf, dass Toxik nicht zwingend einseitig ist. Das gibt dem Text einen bittersüßen Beigeschmack, der zu gefallen weiß.
KØLEEN spricht mit ihrer Musik sehr berührende Themen an, die durchaus auch autobiographische Aspekte mit sich tragen. Dabei schafft sie es aber gekonnt, die Zuhörer:innen abzuholen und ihnen eigene Anknüpfpunkte zu bieten. Ihre neueste Nummer Cold Water fügt sich nahtlos in diese Richtung ein. Der Titel hat einen großartigen Aufbau, mit einem catchy Refrain, kombiniert mit einem Beat, der super im Ohr bleibt. Für sich selbst einstehen, dabei aber immer wieder ins kalte Wasser zu springen. Davon handelt der Text. Ein wirklich toller Neuling von KØLEEN.
Mit ihrer Single X setzte Aymz (ehemals Amy Wald) ein starkes Ausrufezeichen, in welche musikalische Richtung die Neuausrichtung geht. Jetzt ist der Titel Larries draußen. Er bestätigt diesen neuen Weg. Rauerer Gesang, rockigere Rhythmen und weiterhin Texte, die wachrütteln. Dieses Mal geht es um jene Menschen in kleinen Orten, die eine besondere Vorliebe für Klatsch und Tratsch haben, sich übers Anderssein groß echauffieren. Ein Song, der bestens dazu ermutigt, genau diesen Leuten es zu zeigen und das eigene Buntsein auszuleben.
Und wie gehst weiter? Hier die besten Releases im Sommer 2022, Herbst 2022 und Winter 2022/23.
Genug der Worte! Hört euch hier in unserer Playlist selbst durch die neue Musik aus Österreich durch. Es lohnt sich!
Wenn ihr auf der Suche nach tollen Releases seid, wissen wollte, welche genialen Konzerte in Wien anstehen oder für Interviews mit Musik-Größen brennt, dann seid ihr in unserem Hörer-Channel goldrichtig!
Die 24 besten Wien-Konzerte 2024
Die besten Releases im Winter 2024
Aufmacher: (c) Luise Reichert, (c) Bulkin.live, (c) Niko Ostermann, (c) Raphael Moser
Der Wiener Journalist ist seit 2016 Musik-Ressortleiter bei heldenderfreizeit.com, schreibt für diverse Musikfachmedien wie Stark!Strom berichtet dabei über Konzerte, Neuerscheinungen, führt Interviews und erstellt Besten- und Playlisten zu den Top-Liedern von Musikstars.