Modernisierte Arrangements treffen Experimente, Grunge auf Dialekt-Pop und Alternative Rock auf Reggae. Alles made in Austria! Die neue Musik aus Österreich bietet enorm viel und heizt der kalten Jahreszeit gehörig ein. Wir haben für euch wie jedes Quartal wieder eine große Übersicht, plus Playlist, zu den Album- und Single-Releases.
von Patrick Meerwald
13. Jänner 2021: Die heimische Musikszene wartet in diesem Winter mit grandiosen neuen Releases auf. Neue Alben, starke Singles und auch richtig heiße EPs warten nur darauf, ausgecheckt zu werden.
In unserer Übersicht der Neuerscheinungen im Dezember, Jänner und Februar präsentieren wir euch die Creme de la Creme. Als Extra haben wir unten eine Spotify-Playlist, in der ihr die Newbies auch anhören könnt. Übrigens: Hier gibt es schon unsere Releasesübersicht für den Winter 2022!
Wir starten unseren Release-Guide mit den Künstlern, die mehr als einen Song veröffentlicht haben oder erst veröffentlichen werden. Dabei erwartet euch Powermetal, Austropop von Legenden, Austropunk und vieles mehr.
2018 erschien die letzte LP von Christina Stürmer. Sie hört auf den Namen Überall zu Hause. Klingt ähnlich, wie die jetzige EP, oder? Das hat auch einen Grund. Während der konzertlosen Zeit pickte sie sich samt Band sechs Titel vom letzten Album heraus und machte ganz neue Akustik- und Unplugged-Versionen daraus. Klingt echt cool!
Experimentelle neue Musik aus dem Pop-Genre liefert das Duo von Ima Nuori. Gibt es auf der einen Nummer ein oppulentes Wechselspiel aus Synthie und E-Cello ist beim nächsten Lied alles leiser und viel melodischer, wenn das Cello mit dem Gesang zu begeistern weiß. Die Gesichter dahinter sind Christina Ruf und Petra Steinkogler, die auf ein ordentliches Repertoire an Instrumenten und Musik-Skills zurückgreifen können. Ein richtig starkes Debütalbum!
Die Tiroler Austropunk-Band Traurig in Europa brachte vor kurzem ihren Erstling heraus. Auf zehn Titeln präsentieren sie musikalisch sehr hohes Niveau, sogar Saxophon-Klang ist in die Songs verpackt. Richtigen Punk-Flair liefert nicht zuletzt der raue und spezielle Gesang, der sich gerne bewusst vom eigentlichen Rhythmus abhebt. Textlich zeigen die Titel teils mit Schmäh, aber auch mit brachialer Ehrlichkeit und Klarheit verschiedenste Missstände auf.
Mathea zählt zu den echten Aufsteigern der heimischen Szene im vergangenen Jahr. Ihr Album M, das letzten Mai erschien, war eine echte Granate. Nun legte die Künstlerin nach und brachte eine Akustik-Version dieser Scheibe, welche die vorhandenen Nummern in einem ganz neuen Licht präsentiert. Schon am 4. 12. erschien dazu noch die Single Nur noch eine Zahl. Sie reiht sich qualitativ perfekt in das schon vorhandene Material ein.
Das Alternative-Rock-Gespann veröffentlichte kurz vor Weihnachten ihre erste Live-EP. Der Mitschnitt eines Gigs zeigt das äußerst vielseitige musikalische Repertoire der Gruppe in den diversen Genres. Hammer-Basslines, ansprechende Lyrics und auch ein toller Gesang, der vor allem bei der Zweistimmigkeit zu gefallen weiß, macht diese Gruppe zu einem großen Zukunftsversprechen.
Apropos Versprechen: Die aktuelle Scheibe ist nur ein kleiner Teaser auf die echte EP, die Fennez Marson für Herbst in der Pipeline hat. Die Vorfreude darauf ist echt groß.
Auch die Indiepop-Sängerin OSKA liefert tolle neue Musik aus Österreich. In ihren Titeln verarbeitet sie unterschiedliche Stationen aus ihrem Leben. Von Liebe mit der rosaroten Brille über Tiefpunkte nach Studienabschlüssen bis zum Gefühl von allen missverstanden zu werden: Alles in einer fünf Lieder zählenden EP, die viel musikalischen Tiefgang hat.
Mit Viribus unitis nehmen sich Dragony die Habsburger Dynastie rund um Kronprinz Rudolf und dessen Vater Kaiser Franz Joseph zur Brust. Mit ordentlich viel Power erzählt ihre Rock-Oper essenzielle Stationen der österreichischen Geschichte im neuen Gewand.
Dabei klären sie, wie Rudolf den Suizid-Versuch überlebt hat, erzählen von dessen Anbandelungen mit schwarzer Magie und wie Franz Joseph zum Cyper Punk wurde. Das Resultat: Äußerst gelunges Zusammenspiel der ironischen und teils lustigen Texte mit ausgetüftelten, vielseitigen Arrangements und epischem Sound. Einfach Dragony, wie wir sie kennen und lieben.
Ende Jänner feiert diese Größe der heimischen Musikgeschichte nicht nur ihren 70er, an diesem Ehrentag kommt sogar ein neues Album von Peter Cornelius auf den Markt. Auf seiner neuesten Platte holt er jene Songs vor den Vorhang, die zuvor eher ein Schattendasein fristeten, daher auch der Name des Albums Tageslicht. Besonderes Extra: Einige der enthaltenen Nummern wurden einem Re-Recording unterzogen und ganz neu arrangiert.
Rauer Grunge-Sound, der sich mit Pop-Musik verträgt, liefert die Band Baits. Sie nehmen sich kontroversiellen Themen an, beispielsweise dem Aufbrechen von festgefahrenen und traditionellen Rollenbildern. Ende Jänner kommt nach insgesamt fünf Vorab-Auskoppelungen das lang ersehnte Album nach der Debüt-EP Shades (2015) heraus.
Rosa Rendl ist ein echtes Multitalent. Sie ist Künstlerin, Modedesignerin, klassische Pianistin, Produzentin und nicht zuletzt auch Sängerin. Ihre Texte glänzen besonders mit viel Intimität, während die Sound-Designs mitunter auch viel Mut zum Risiko beweisen. Diese sind zum Teil eher kühl, manchmal auch experimentell und bilden so einen spannenden Kontrast zu den Texten.
Auch bei den Singles sind die österreichischen Musikerinnen und Musiker nicht im Winterschlaf. Die Veröffentlichungen könnten bunter nicht sein.
Spätestens seit ihrer Live-EP vom letzten Sommer ist Flickentanz voll in der heimischen Musikwelt im Mainstream angekommen. Leinen los ist ein wirklich gelungener neuer Titel, der auch mit passendem Musikvideo daher kommt. Ein Lied über wahre Liebe, Scheitern und Commitment.
Dieser Neuling aus dem Hause Lucy Dreams liefert einen klaren Denkanstoß an die Menschen dieser Welt, mit ihrem Planeten achtsamer zu sein. Dabei hat man beim Hören nie das Gefühl, ein Moralapostel würde einem etwas vorträllern. Zu sehr überzeugt der Text und die echt gelungene Komposition.
Feel-Good-Reggae aus Österreich liefert Ahnkl. Der Steirer hat sich für neue Musik extra nach Jamaika begeben, um dort den Track zu produzieren und auch mischen zu lassen. Für das Mastering ging es nach New York City. Zurück in Österreich folgte dann die Veröffentlichung. Musikalisch erinnert das Lied an die Reggae-Hochzeit in den 70ern und verbreitet definitiv richtig gute Stimmung.
Mit Notruf hat Leno erfolgreich noch mehr Lust auf seine bald erscheinende EP gemacht. Der Rapper aus der Bundeshauptstadt liefert mit seiner neuesten Single eine Hommage an den großen Falco. Sowohl die gesamte Aufmachung, inklusive dem dazu gehörigen Musikvideo, zeigen das eindrucksvoll. Musikalisch steckt auch eine ordentliche Portion Trap drin. Es ist sein erster Track komplett auf Deutsch.
Dieses Duo veröffentlichte mit Zauber der Nacht einen echt gelungenen Charity-Song. Es ist die erste Collaboration der beiden Musiker. Raus kam ein Titel, der vor allem wegen dem verzerrten Gitarren-Sound und dem souligen Gesang im Ohr bleibt. Thematisch wird das Beisammensein gehuldigt. Bei so einem tollen Auftakt hoffen wir auf weitere Collabs der beiden.
Die beiden Südburgenländer Viktoria Schmidt und Michael Zsifkovits machten erstmals von sich reden, als sie bei den Wiener U-Bahn-Stars regelmäßig kleine Gigs spielten. Es folgten Airplays bei Radiosendern und Auftritte im Fernsehen. Währenddesen feilten sie weiter an neuem Material. Nun brachten sie ihre neueste Single I wü di raus. Eine sehr gefühlvolle Liebesballade im Dialekt, der dem Song einen Extra-Touch gibt.
In den letzten drei Jahren war es verdächtig ruhig um Mike Bench. Eigene neue Musik gab es gar keine von ihm. Untätig blieb er trotzdem nicht. Er wirkte für unterschiedliche nationale Musiker als Ghostwriter. Jetzt ist er wieder da. Sein neuestes Lied The Gamelässt mit schönem Akustik-Gitarren-Sound aufhorchen und einem Text, der viel Interpretationsspielraum lässt.
Die ehemalige Starmania-Siegerin und Songcontest-Teilnehmerin ist prädestiniert für Pop-Balladen. Diese Lieder beherrscht sie seit jeher bestens. So zu hören auch bei ihrer neusten Single. Entstanden ist der Song mit zwei ihrer Schülerinnen im Rahmen des “Mira Lane School Music” Projekts. Coole Aktion: Die Einnahmen von Das innere Kind gehen an die NGO dirtwater.
Das burgenländische Duo liefert Songs im Dialekt, bei denen sie sich selten bis gar nie ein Blatt vor den Mund nehmen. Doch mit ihrer letzten Single nehmen sie davon etwas zurück und lassen auch gefühlvollere Passagen und Momente zu. Anfangs vielleicht etwas ungewohnt, dennoch aber mit ordentlicher Klasse.
Diese Kombo präsentiert Polka auf eine moderne und super frische Art. Die ohnehin schon starke Instrumental-Performance wird durch den Gesang und Text von Bandleader Titus Vadon (Ex-Drahdiwaberl und Ex-Russkaja) noch einmal auf ein völlig neues Niveau gehoben. Das macht wirklich extrem viel Spaß. Bei Polkagott freuen wir uns ganz besonders auf hoffentlich baldige Konzerte. Diese Band macht live einfach noch mehr Spaß.
Der Wahlwiener Oliver Mittag haut eine starke Single raus. Zu seinem Schaffen sagt er selbst: “Ich will gesamtheitlich eine Welt erschaffen, in die man eintreten kann. Im Sound, in dem was geschafft wird. Ich will tiefere Ebenen ansprechen. Nicht, weil ich denke, dass ich es so gut kann, sondern, weil es mir so ein Anliegen ist.” Und so ist auch seine Musik. Sehr nachdenklich und melancholisch, das derzeitige Geschehen reflektierend und das in sehr gut ins Ohr gehende Melodien gepackt. Dieses Debüt lässt auf eine tolle Zukunft hoffen.
Deutscher rougher Rap in Kombination mit zartem französischen Gesang. Das klingt nicht nur cool, das ist es auch. Nacht bietet eine sehr ergreifende Story mit Message. Das Lied erzählt von einem Burschen und einem Mädchen, die sich im Leben öfters verlieren und wieder finden. Das Problem ist, dass er sich jedes Mal aufs Neue in sie verliebt. Doch ehe mehr daraus werden kann verschwindet sie wieder.
Etwas Schriller geht bei der neuen Musik von Rapper und Produzent Carl Roush zu. Die Single-Auskoppelung von seinem im März erscheinenden Album heißt Mieser Harald. In dieser Nummer gibt er einem Roboter eine Stimme, der vor hat, die Menschheit auszulöschen. Diesen Text untermalen ein sehr elektronischer Beat und diverse Verzerrungen in Sound und Voice. Klingt auf jeden Fall speziell, ist aber doch sehr catchy.
Alle erwähnten Neuererscheinungen, die bereits erschienen sind, haben wir für euch hier wieder in eine Spotify-Playlist gepackt. Später erscheinende Releases werden selbstverständlich laufend ergänzt.
Hier könnt ihr euch durch unsere Release-Übersichten der weiteren Quartale hören:
Releases im Frühling 2020
Releases im Sommer 2020
Releases im Herbst 2020
Releases im Frühling 2021
Aufmacher: (c) Patricia Hillinger, (c) Kidizin Sane, (c) Cornelius, (c) Universal Music
Der Wiener Journalist ist seit 2016 Musik-Ressortleiter bei heldenderfreizeit.com, schreibt für diverse Musikfachmedien wie Stark!Strom berichtet dabei über Konzerte, Neuerscheinungen, führt Interviews und erstellt Besten- und Playlisten zu den Top-Liedern von Musikstars.