“Ein unkontrollierbarer Wespenschwarm!” Einmal im Jahr gehört Spielberg den MotoGP-Monstern. Servus-TV-Kommentator Christian Brugger erklärt, was das Spektakel ausmacht. Plus: Das Programm mit TV-Zeitplan.
von Christoph König
Noch lauter, noch wilder, noch spektakulärer! Einmal im Jahr locken die Stars der MotoGP über 200.000 Fans auf den Red-Bull-Ring.
Mittendrin: Servus-TV-Kommentator Christian Brugger. Sein Sender überträgt alle Trainings und Rennen des Österreich-GPs live ins Free-TV. “Wir sind täglich 7 Stunden auf Sendung.” Das heißt, auch der sympathische Innsbrucker wird ein paar schöne Überholmanöver hinlegen – am Weg zum Klo. “Weil dafür hab ich nur die kurzen Werbepausen. Da bleibt zum Anstellen in der Schlange keine Zeit. Gott sei Dank sind viele so nett und lassen mich vorbei”, lacht er.
Am Asphalt wird es solche Geschenke unter den Piloten freilich nicht geben. Das weiß auch Brugger. Den Helden der Freizeit erklärt er, warum man den Motorrad-WM-Lauf in Spielberg auf gar keinen Fall verpassen darf:
Die Stimmung beim Österreich-GP ist einzigartig. In den letzten Jahren kamen sogar mehr Fans zur MotoGP als zur Formel-1. “Eine solche Euphorie kennt man sonst nur von den Rennen in Italien oder Spanien. Es wird uns Österreichern ja oft unterstellt, dass wir weniger heißblütig sind. Aber da staunen sie auch international, wenn sie sehen, was beim Österreich-GP abgeht. Darauf kann man schon stolz sein”, so Brugger.
Rennen voller Adrenalin. Bei der Motorrad-WM geht es deutlich enger zu, als in der Formel-1. 2018 beispielsweise gab es in Assen zwischen den ersten Sechs der MotoGP sage und schreibe 126 (!) Überholmanöver. Und in den kleineren Klassen ist es nochmal extremer. So fuhren beispielsweise in Mugello 2016 die ersten Fünf der Moto3 innerhalb von 87 Tausendstel ins Ziel. “Es gibt kein Moto3-Rennen ohne Stürze. Lauter junge Hitzköpfe, ein unkontrollierbarer Wespenschwarm. Man kann nie sagen wer gewinnt. Und unter den ersten 3 gibt es jede Runde Positionswechsel.” Aber auch die Moto2 ist extrem ausgeglichen: “Denn da machen wegen der Einheitsmotoren nur der Fahrer und das Chassis den Unterschied.”
Auf der Geraden stehen die MotoGP-Monster in Sachen Leistung der Formel-1 um nichts nach. Knapp 300 PS bei etwa 150 Kilo – das heißt sie bringen pro Kilo sogar mehr Pferdestärken auf die Straße als die Formel-1, nämlich 2. Bei der F1 sind es 1,4.
Mit 128 Dezibel ist ein MotoGP-Bike deutlich lauter als ein Formel-1-Wagen (118 Dezibel). Das ist lauter als jede Kettensäge und nur ein wenig leiser als ein Kampfjet. Die Motoren erzeugen mit ihren 18.000 Umdrehungen einen besonders kernigen Sound. Kein Wunder, dass der Pegel vom Regelment auf 130 Dezibel beschränkt wurde. “Ohne Oropax gehe ich nie zu einem Rennen”, so Brugger.
Während im riesigen Formel-1-Apparat alles schon derart durchkommerzialisiert ist, sind die Stars der MotoGP doch noch etwas nahbarer und mehr zum Angreifen – freilich ist auch hier in den letzten Jahren, wie in der gesamten Sportszene, alles hochprofessionell durchgetaktet.
Der Österreich-GP ist mit einem Schnitt von 187,300 km/h die schnellste Strecke der Welt – mit einem Vollgasanteil von über 50 Prozent.
Erfreulich. Bei einem Motorrad-WM-Lauf kommen die Fans ihren Idolen deutlich näher als bei der Formel-1. “Beim Pit-Lane-Walk sind die Fahrer öfter draußen und mit guten Tickets kommt man noch näher ran. Zum Beispiel im Fahrerlager – da geht alles ein wenig offener zu”, weiß Brugger. Ein Sport noch mehr zum Anfassen als die durchprofessionalisierte Formel-1.
Die Redewendung “ins Zeug legen” bekommt bei der MotoGP noch einmal eine ganz besondere Bedeutung. Bei den unglaublichen Schräglagen in den Kurven werden sogar die Grenzen physikalischer Gesetze neu definiert. Bei über 60 Grad Neigung sollte das Bike eigentlich umkippen. Marquez, der für den spektakulärsten Stil bekannt ist, stellte aber erst unlängt am Sachsenring einen neuen Weltrekord mit 66 Prozent Schräglage auf. “Als eine Art Stützrad verwendet er Knie und Ellbogen. Das ist wie im Zirkus”, staunt Brugger. In Spielberg werden die Lagen zwar auch wieder extrem sein, Rekorde sind hier wegen der kürzeren Kurven aber nicht zu erwarten.
Genau wie bei der Formel-1 wird es auch bei der MotoGP wieder ein sehr spektakuläres Rahmenprogramm geben. Da wird jedes Jahr auch abseits der Strecke einiges geboten.Open-Air Konzerte, Autogrammsessions. Red Bull Rookies Cup, MotoE, FMX-Shows, Stunt Show – dazu sind Tickets für Kids unter 14 in Begleitung eines Erwachsenen gratis.
Während die Formel-1-Piloten tief im Cockpit sitzen und man zwischen dem Halo kaum ihre Bewegungen sieht, ist das bei den Motorrädern ganz anders. Egal, ob man die Rennen im TV oder vor Ort verfolgt. Brugger: “Hier sieht man die Stars bei der Arbeit, wie sie mit den Gegnern und ihren Maschinen kämpfen.” Mit unglaublicher Körperbeherrschung kontrollieren sie die Brachialgewalt ihrer Bikes. Einen Kampf, denn sie manchmal auch verlieren. Aber Stürze gehören zu diesem spektakulären Sport einfach dazu.
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Aufmacherfoto: (c) GEPA Pictures/Red Bull Content Pool, Andreas Pranter
Der Chefredakteur der Helden der Freizeit hat das Onlinemagazin 2016 ins Leben gerufen und ist seit 2000 als Sportjournalist im Einsatz. Bei heldenderfreizeit.com ist er spezialisiert auf actiongeladene Outdoor-Aktivitäten, Ausflüge, Videos, Spiele, Filme, Serien und Social Media.