Jagen und Sammeln hat wieder Saison! In der Spielewelt von Monster Hunter World schnetzeln wir uns nach Herzenslust durch gefährliche Dschungel, Wüsten oder gebirgiges Hochland. Waffen, Gameplay, Grafik, Multiplayer, Fazit – wie befriedigend die Monsterjagd ist, erfährst du in unserem Monster Hunter World Test.
von Christoph Geretschlaeger
28. Jänner 2018: Japan ist uns um einiges Voraus. Sprechende Klo-Schüsseln, Roboter-Restaurants und eine Liebe für Monster Hunter. Seit 2004 ist die ausgesprochen umfangreiche und komplexe Monsterhatz von keinem Handheld, sei es PSP oder Vita, oder Nintendo DS, in den völlig überfüllten japanischen U-Bahnen wegzudenken. Mit Monster Hunter World hält die Spiele-Reihe nun Einzug in unsere Wohnzimmer – und wie!
Monster Hunter World ist fundamental das gleiche Spiel wie seine Vorgänger. Du jagst Monster, tötet sie für ihre Haut, Knochen und Fell oder fängst sie ein, damit die Forscher im Hauptquartier was zu tun haben. Mit den Materialien und den sonst gesammelten Ressourcen (wie Schwammerln, Blumen oder Insekten) sowie den Quest-Belohnungen schmiedest du dir neue Rüstungen und neue Waffen. Das alles um immer schwerer (und oft auch größer) werdende Monster zu erlegen. Gekoppelt mit dem gemächlichen und sehr bedachten Kampfsystem, in dem jeder Hieb sitzen muss, um nicht wehrlos in der Gegend herumzustehen, war die Serie nie besonders einsteigerfreundlich.
Aber wenn es das selbe Spiel ist, warum sollte ich es jetzt spielen? Weil: World übernimmt zwar alle Systeme der Vorgänger, formt sie aber in genießbare Happen. Bevor wir mit unserem Monster Hunter World Test starten, stärken wir uns noch mit einem leckeren Bissen Monster-Fleisch, frisch zubereitet vom Chefkoch persönlich. Der natürlich ein menschengroßer Kater mit furchtbaren Wortspielen ist. Zuerst suchen wir uns eine Waffe aus.
Es gibt Schwert und Schild (fad damit renn ich normalerweise herum), eine schwere Axt (die braucht ja ewig zum Ausholen, da rennt mir das Monster davon bevor ich den ersten Schlag gelandet hab) und zwölf andere Waffen. Darunter auch Fernkampfwaffen wie Gewehre und Pfeil und Bogen – blöd, dass ich gerade den hervorragenden DLC von Horizon Zero Dawn gespielt habe – genug Bogen-Action für nächste Zeit. Es gibt übrigens einen DLC für Monster Hunter mit dem man sich in Aloy (die Protagonistin von Horizon) verwandeln kann. Ich entscheide mich für die Insect Glaive. Eine verrückte Mischung aus Speer und Insekten-Granaten mit der man wild durch die Luft springt – aber seht selbst (fängt bei 1:22 an).
Die Waffenauswahl grenzt schon an eine Wissenschaft. Jede Waffe hat auch ganz unterschiedliche Verbesserungsmöglichkeiten. Will man ein bissl Feuerschaden oder ein bissl Blitzschaden, alles kein Problem, man braucht nur die richtigen Monster-Teile und das nötige Kleingeld.
Monster Hunter World ist kein klassisches RPG, keine Steigerung von Ausdauer, Stärke oder Leben. Einzig der Hunter Level wächst mit jeder abgeschlossenen Mission. Damit verschafft man sich Zugang zu schwereren Aufgaben. Die wahre Progression liegt in den Waffen und der Ausrüstung und natürlich in der gesammelten Erfahrung. Anfänglich sind die Monster quasi unberechenbar, aber mit jedem Kampf lernt man dazu. Dieses Wissen wird man auch brauchen um sich den Herausforderungen der Neuen Welt zu stellen.
Apropos Welt. Waren auf den kleinen Handhelds die Gebiete noch relativ eng und segmentiert, wird man in Monster Hunter World in eine üppige, ungezähmte Wildnis geworfen. Die Gebiete sind dynamisch und fühlen sich trotz der meterhohen Dinosaurier real an. Das Ökosystem ist erstaunlich ausgeklügelt. Friedliche Herbivore grasen in der Herde, ergreifen aber schnell die Fluch,t wenn sich ein Tyrannosaurus Rex-Verschnitt nähert. Andere Kreaturen schlafen gerade in der Mittagssonne während Aasgeier geduldig auf den nächsten Leichnam warten. Stundenlang könnte ich im Dschungel stehen und das Treiben beobachten. An jeder Ecke gibt es etwas zu entdecken, ein neues Erzvorkommen, ein Bienennest mit bekömmlichem Honig oder Spuren von riesigen Monstern und kleinen Waldbewohnern. Neben dem Dschungel gibt es auch noch ganz andere, mindestens so detaillierte Biotope wie trockene Wüsten, Gebirge oder feurige Tiefen.
Und dumm sind sie die Monster auch nicht. Nicht nur der Jäger kann sich in Form von Fallen die Umgebung zu Nutze machen, auch manche Viecher suchen sich einen dicken Stein, um dir den Schädel einzuschlagen oder eine große Schieferplatte um deine Angriffe abzuwehren.
Was der Immersion natürlich hilft ist die fesche Grafik. Die Gebiete sind von Flora und Fauna nur so übersät. Auf der PS4 Pro im Auflösungs-Modus spielt Monster Hunter World alle Stückerln, die Performance leidet allerdings etwas. Eine Framerate von 20 bis 25 ist keine Seltenheit, das kann in den Kämpfen etwas lästig sein. Im Framerate-Modus pendelt sich das Spiel auf solide 40 bis 50 Frames ein, damit macht es am meisten Spaß. Im Test auf einer Standard-Playstation 4 war es noch halbwegs flüssig, aber nicht unbedingt mit einer stabilen Framerate. Wer sich noch etwas gedulden kann. ist grafisch mit der PC-Version natürlich am besten aufgehoben. Die kommt aber erst im Spätherbst 2018.
Direkt im Hauptquartier nehmen wir unsere Missionen an. Neben den Hauptmissionen gibt es zahlreiche Zusatzmissionen und Aufträge die nicht erforderlich sind, aber mit guten Belohnungen locken. Schauen wir mal aufs schwarze Brett. 50 Minuten Zeit um 20 Vespoiden zu töten, das sollte ja kein Problem sein. Wie schauen die eigentlich aus? Keine Ahnung, ich töt einfach ein paar Insekten und das sollte schon passen.
Auf den Schwingen eines gezähmten Flugsauriers flieg ich ins Missionsgebiet. Zuerst hirsch’ ich mal 20 Minuten durch die Gegend, noch immer keine Ahnung wie diese Dinger eigentlich aussehen. Na gut, egal, ich bau halt ein paar Materialien ab und organisier ein paar Monsterteile. Das erste große Viech stirbt schnell, da weiß ich schon was ich machen muss. 20 Minuten hab ich noch, schnetzeln wir in einer anderen Gegend.
Uh, diesen Saurier brauch ich für meine Rüstung. Pff, das Ding ist zäh, spritzt immer wieder Gift, aber wenn ich den Schwanz mal abgeschlagen hab, ist es nur mehr von vorne gefährlich. Mitten im Kampf geht der Vespoiden-Zähler hoch. Da verstecken sich die Lauser also. Das große Tier ist noch recht hart, muss jetzt aber sterben. 5 Minuten noch. Meine mitlaufenden Gefährten, meine treue Katze “Dschingis” und der kleine Raptor “Veloci” den sie vorhin rekrutiert hat, hauen sich nochmal kräftig ins Zeug und dann fällt das Ding endlich um. Ich hatte auch nur mehr zwei Phiolen mit Gegengift, das war eng. Schnell den Körper ausweiden und zurück zu den Vespoiden. 10 hab ich noch erwischt bevor die Zeit ausgelaufen ist. Aber wenigstens ist meine Rüstung jetzt komplett.
Statt “Dschingis” und “Veloci” hätte ich auch andere Spieler rekrutieren können, aber da war es 6 in der früh, da wollte ich niemanden stören. Gerade für größere Monster freut man sich über Hilfe aus aller Welt. Ist das Tier kurz vom Kollegen abgelenkt, bleibt Zeit die Waffen zu schleifen oder einen Heiltrank zu nehmen. Während der eine vorne mit Schwert und Schild die Angriffe des Dinos abwehrt, versucht die andere mit der Riesen-Axt den Schwanz des Viechs abzuschlagen und in der Zwischenzeit hüpf’ ich wie von der Tarantel gestochen auf dem Rücken des Tieres herum.
Der Multiplayer integriert sich nahtlos in das Spiel. Die Verwaltung deiner Gruppe ist kinderleicht und wenn du unterwegs mal überfordert bist, sind hilfreiche Jäger nur einen Knopfdruck und eine Leuchtrakete entfernt. Im Test hatten wir anfänglich leichte Verbindungsprobleme, die sich aber bald gelegt haben.
Entwickler Capcom ist es gelungen, eine charmante, sympathische und detaillierte Welt zu entwerfen. Eine, in der man sich gerne aufhält, die man gerne mit Freunden erkundet. Die Monster variieren und erfordern immer wieder ganz neue Zugänge. Das Gameplay ist flüssig und lädt mit 14 verschiedenen Waffen und unzähligen Bomben, Granaten und Fallen zum Experimentieren ein. Die Liebe zum Detail merkt man in jeder Faser dieses Spiels, teilweise schon fast zu viel. Es gibt Untermenüs über Untermenüs, erklärt wird einem wenig. Was gewisse Werte auf der Rüstung bedeuten, findet man sicher schneller in einer Wiki als im Spiel selber. Wen das, und das unaufhörliche Grinden nach Monsterteilen, aber nicht abschreckt, wird mit einem fantastischen Spiel belohnt. Absolute Kaufempfehlung!
Monster Hunter World ist seit 26. Jänner erhältlich, online um 70 Euro im Playstation- oder im Xbox-Store oder um die Ecke im Elektro-Laden deines Vertrauens. Erst gegen Ende des Jahres erscheint das Spiel dann auch auf PC.
In unserer Spieler-Rubrik verwöhnen wir dich mit Tests, News und Storys zu den besten Games. Bookmarke schon mal unsere Seite.
Alle Bilder (c): Capcom, Screenshots
Der Grafiker und Art Direktor (Helden der Freizeit, Styria Verlag) aus Wien ist ein absoluter Game- und Film-Kenner. Das zeigt das in seinen Tests und Bestenlisten.