Der neue Monster Hunter Film kann nur eines gut: CGI-Monster mächtig durch die Luft sausen lassen. Der Plot ist aber so sinnlos und die Hinleitung zu den Kämpfen mit den kolossalen Ungetieren so unlogisch, dass man beim Schauen am besten einfach den Kopf ausschaltet und sich auf dumpfes Monster-Gemetzel einrichtet.
Von Sophie Neu
2. Juli 2021: Es ist wie ein Fluch, den Videogame-Franchises nur schwer loswerden. Regisseure nehmen sich wieder und wieder den unterschiedlichsten Spielemarken an, von Assassins Creed bis Doom. Sie schaffen es aber nicht, daraus gute Filme mit inhaltlicher Substanz zu entwickeln. Nur manchmal (wie bei Pokémon – Meisterdetektiv Pikachu ) kommt dann doch etwas Unterhaltsames raus. Und obwohl es Paul W. S. Anderson mit der Verfilmung von Resident Evil schon einmal geschafft hat, eine halbwegs passable Videospiel-Verfilmung abzuliefern, so kann er seine Stärken im neuen Monster Hunter Film nicht ausspielen. Unsere Kritik zum Kinostart des Action-Fantasy-Streifens.
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Auf der Suche nach einer in der Wüste verschwundenen Militärpatrouille gerät die Army-Rangerin Natalie Artemis (Milla Jovovich) mit ihrer Einheit in einen ungewöhnlichen Sandsturm. Der transportiert sie in die „New World“, eine neue Welt, in der tödliche Monster jede Unachtsamkeit bestrafen. Gleich bei ihrer Ankunft wird die Einheit vom Diablos gejagt. Das ist ein riesiges, gehörnten Monster, das alles und jeden verfolgt, der sich in sein Territorium wagt. Nur dank eines mysteriösen Fremden werden sie rechtzeitig vor der lauernden Gefahr gewarnt. Sie tappen aber gleich in die nächste Falle dieser gefährlichen Welt. Artemis und der mysteriöse Fremde, den sie Hunter (Tony Jaa) nennt, tun sich schließlich zusammen, um den Diablos zu töten. Und um zum magischen Turm zu gelangen, der ein instabiles Portal zu Artemis alten Welt produziert.
Vorneweg eins: Monster Hunter sieht fantastisch aus. Beginnend mit einer Schiffszene, die eindeutig eine Hommage an Monster Hunter World (hier unser Review zum Game) ist, verspricht der Film viel. Leider kann er das inhaltlich nicht halten – aber zumindest visuell überzeugt er. Die Monster sind furchterregend, riesig und bringen gefühlt den ganzen Kinosaal zum Beben. Und auch die Actionsequenzen, wenn sich Artemis und ihre Gefährten den Ungeheuern stellen, machen ordentlich Laune. Fans der Spielereihe können sich auf altbekannte Waffen, Lebewesen und natürlich Palicos freuen. Aber eine tieferen Sinn hinter der Aneinanderreihung von Actionszenen, die in einem absurden Kampf Monster gegen Militär endet, der wie von einem Zehnjährigen fantasiert wirkt, sollte man hier nicht suchen.
Von allen Aspekten des Monster-Hunter-Films ist die Handlung wohl der enttäuschendste. Nicht nur gibt es hier keinerlei Spannungsbogen, der Film reiht gefühlt einfach eine willkürliche Situation an die nächste, ohne dabei auch nur ansatzweise aufs Erzähltempo zu achten. So kommt man auch wirklich nie ganz in der New World an, die den Film potentiell so spannend machen könnte, sondern verbringt die Zeit im Kinosessel stattdessen primär damit, sich für die generischen plumpen Witze und Actionsprüche Anno 1990 fremdzuschämen. Quasi jeder Satz in diesem Film ist einer zu viel. Glücklicherweise gibt es dank Sprachbarrieren zwischen Artemis und Hunter auch nicht allzu lange Dialoge.
Während die sich also auf ihre Kommunikation aus Handzeichen und einzelnen Wörtern beschränken, will uns Monster Hunter immerhin die fantastische New World und ihre Wesen zeigen. Doch statt wie in den Spielen in einem lebendigen Dschungel zu landen, werden wir erstmal von der Handlung für eine halbe Ewigkeit auf eine karge, leblose Insel inmitten eines Sandmeeres verbannt. Die einzigen Bewohner: Artemis, Hunter und ein Nest voller ekliger Spinnenmonster, den Nerscyllas, die sich nur Nachts aus ihrem unterirdischen Hort trauen. Mehr als die Hälfte des Films verbringen die Helden des Monster Hunter Films damit, sich auf den Kampf gegen den im Sand herumschwimmenden Diablos vorzubereiten. Und man würde fast vom Erzähltempo meinen, damit sei der Höhepunkt des Films erreicht.
Aber nein, auch wenn ein Großteil der Spielzeit des Films vorbei ist, beginnt eigentlich jetzt erst die Haupthandlung. Und die wird so unglaublich bündig aberzählt, dass man sich doch das ein oder andere Mal fragt, wie viel vom Film weggeschnitten wurde, um ihn auf 103 Minuten zu bringen. Und vor allem stellt man sich die Frage, warum gerade so viel von diesem ersten Part auf der Sandinsel gezeigt wurde und so wenig von der späteren Gegend, einer üppigen Oase voller Lebewesen, wo sich dann auch plötzlich neue Gefährten zu Hunter und Artemis dazugesellen.
Dort macht sich auch der nächste große Gegner bemerkbar, bei dem sich Videospielveteranen denken: Das ist aber jetzt der finale Boss. Aber nein, im Endeffekt reihen sich gefühlt endlos die Konfrontationen mit den Monstern aneinander. Wo der Diablos aber noch eine vernünftige Exposition bekommt, wirkt der Umgang mit dem mächtigen Drachen Rathalos richtiggehend lieblos. Er ist plötzlich einfach da und es wird nur kurz von den neuen Begleitern erwähnt, wie man ihn am besten besiegen kann. Und plötzlich stehen alle Involvierten dann schon am Turm, den es zu erreichen gilt und kämpfen drauf los.
Ein Trostpflaster für alle: Immerhin die Action ist solide. Jovovich zeigt mal wieder, dass sie sich in Sachen adrenalingeladenen Szenen in Kampfszenen nicht hinter anderen Actionstars verstecken muss. Gerade in ihren ersten Interaktionen mit Hunter demonstriert sie, wie meisterhaft sie die Kampfchoreografien beherrscht. Vielleicht sind auch gerade deswegen die Szenen auf der Sandinsel so lange geraten.
Monster Hunter ist wahrscheinlich das perfekte Popcorn-Kino an heißen Sommertagen, wenn der Kopf nicht ganz da ist. Denn nur so ist der Hauch von einer Handlung erträglich. Für Fans der Videospielreihe dürfte der Film aber immerhin einige nette Referenzen bereithalten. Auf allzu viele Einblicke in die New World und deren Kultur sollte man sich aber nicht freuen. Denn die Verfilmung kratzt gerade so an der Oberfläche und beschränkt sich allein auf den Part des Monsterjagens und deutet mit dem magischen Turm so gerade das Vorhandensein einer vergessenen Zivilisation an. Wer auf der Suche nach reiner Action ist, wird beim Monster-Hunter-Film gut bedient.
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Bilder: © 2021 Constantin Film Verleih GmbH
Die Journalistin ist bei Videospiel-Tests und Wien Guides voll in ihrem Element. Seit 2021 verstärkt sie die Redaktion des KURIER.