Oberpfaffenhofen, wir haben ein Problem! Das Mission ISS Spiel lässt euch als Team die internationale Raumstation aufbauen und stellt euch dabei durchaus vor knackige Herausforderungen. Wie lehrreich, knifflig und spannend das ist, liest du in unserem Test. Außerdem stecken wir dir ein paar Tipps mit in die Raumkapsel.
von Christoph König
Name: Mission ISS – Manage the Station
Autor: Michael Luu
Spieler: 1-4
Spieldauer: 90 Minuten
Alter: ab 12 Jahren
Verlag: Schmidt Spiele
Preis: etwa 30 Euro
1. Mai 2021: Müsste man ein neues Lieblingsspiel für die nerdigen Helden der Kultserie The Big Bang Theory erfinden, wäre es wohl dieses. Mit Mission ISS – Manage the Station bringt Schmidt Spiele ein Koop-Brettspiel heraus, das den Aufbau der internationalen Raumstation ISS simuliert. In Zusammenarbeit mit Dr. Tom Uhlig vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt entstanden, fordert es euer Hirnschmalz, ist aber auch angenehm unterhaltsam und lehrreich.
Dass es herausfordernd ist, aber auch viel Wissen vermittelt, würde Sheldon Cooper sicherlich gefallen. Ob das Mission ISS Spiel aber auch für einen spaßigen Brettspiel-Abend mit Freunden taugt, erfahrst du in unserem Test.
Helden-Tipp! Wenn du dich für Weltraum-Spiele interessierst, schau dir unbedingt auch The Crew (hier unser Bericht) an.
Mission ISS versetzt euch zurück ins Jahr 1998. Als Bodencrew kommandiert ihr alleine oder gemeinsam mit bis zu 4 Spielern die Astronauten der ISS. Ziel: Die Raumstation mit allen 13 Modulen bis 2011 fertig stellen. Schafft ihr es nicht bis 2005 mindestens 6 und bis 2008 mindestens 9 Module zu bauen, habt ihr das Spiel vorzeitig verloren.
Ihr beginnt das Spiel mit einem Modul und drei Astronauten. Diese haben drei Fähigkeitswerte für Bewegung, Forschung und Bauen. Mit Hilfe der 20 Kommandokarten, die auf die Spieler aufgeteilt werden (bei 1 bis 3 Spielern sind es etwas weniger) könnt ihr ihnen die Ausführung der drei Fähigkeiten befehlen oder eine der drei Fähigkeiten per Training verbessern lassen. Jeder Spieler muss eine Karte von sich, plus eine eines anderen Spielers (oder frei auslegende Karte) verwenden. Sobald er das nicht mehr kann, weil nicht mehr genug Karten ausliegen, ist seine Schicht beendet und ein Jahr der Weltraummission vergeht. Ihr seid also unter Zeitdruck. Dafür könnt ihr jetzt die trainierten Fähigkeits-Upgrades euren Raumfahrern beliebig zuweisen.
Neben dem Modulbau müsst ihr auch Forschungsaufträge erfüllen. Auf diesen sind blaue Würfel platziert, deren Wert ihr mit euren Forschungsskills übertreffen müsst. Habt ihr das geschafft, können euch diese Aufträge einen Bonus einbringen. Das Problem: Solltet ihr diese nicht schnell genug erfüllen, kommen rote Würfel ins Spiel, die einen Baustopp eurer Module bedeuten. Weiteres Problem: Mit dem Bau jedes Moduls kommt ihr zwar dem Spielziel näher, müsst aber auch 2 der 21 Vorfallskarten aufdecken. Steht dort “Good Job” passiert nichts. In den meisten Fällen zeigen sie aber ein Modul. Ist dieses schon gebaut, bedeutet das einen neuen Auftrag. Ist es noch nicht gebaut, erschwert es den Bau eines neuen Moduls um den Wert 3 bis 7.
Mit dem Bau von Modulen kommen als erleichternder Faktor aber auch Schritt für Schritt die weiteren drei Astronauten ins Spiel. Hier ein Erklärvideo:
Eines vorweg: Mission ISS ist mehr als ein stinknormales Brettspiel, es ist auch sehr lehrreich. Denn enthalten sind viele Infos über die ISS generell, aber auch die einzelnen Module und Forschungsaufträge. Und so schneidet es bei uns im Detail ab:
Wer von Weltraum und Technik fasziniert ist, wird mit dem Mission ISS Spiel seine Freude haben. Von den enthaltenen Teilen macht vor allem das “Zusammenpuzzeln” der Module viel Spaß. Das motiviert und macht stolz, wenn schließlich alle ausliegen. Besonders nett sind die 3D-Kartonfiguren der Astronauten, denen man mit einem Element Arme und Weltraumrucksäcke umschnallt und die ihre jeweiligen Landesfarben stolz auf der Brust tragen. Schicken wir diesmal den Italiener oder den Japaner ins All? Enziges Manko. Sie sind ein wenig groß im Vergleich zur ISS. Deshalb herrscht notorischer Platzmangel. Das Spiel hat viele Teile, deshalb empfehlen wir auch eine große Tischfläche.
Je nachdem wieviel “Good Job” Karten ihr verwendet, variiert ihr nach Bedarf den Schwierigkeitsgrad. Mission ISS ist generell kein leichtes Spiel und daher auch erst ab 12 Jahren. Jeder Zug will gut überlegt sein, um das Spiel beenden zu können. Nachdem es ein kooperatives Spiel ist, kann das gemeinsame Grübeln natürlich hilfreich sein. Mit mehr Spielern steigt aber natürlich auch der Diskussionsbedarf und damit auch die Spielzeit. Der Schwierigkeitsgrad ist durchaus hart, aber nie unfair. Einen Tipp, wie ihr ihn außerdem gut regulieren könnt, haben wir am Ende des Artikels.
Der Bau der Module und das Erfüllen der Forschungsaufträge ist jedes Mal unterschiedlich schwer. Damit spielt sich keine Partie gleich und der Wiederspielwert ist hoch. Generell ist das Spiel gut ausbalanciert und von Anfang bis Ende ähnlich schwer. Immer stellt es einen kurzfristig vor neue Herausforderungen, die geschickt gelöst werden müssen. Andererseits gilt es auch immer einen Blick auf die langfristigen Ziele zu haben.
Beides war bei unserem Mission ISS Test hoch. Einerseits ist man stets gefordert und motiviert und die Spielzeit vergeht im Flug. Andererseits kann es für viel Frust sorgen, wenn man sich als Team über die nächsten Züge nicht einig ist und streitet. Auch ist es ein anstrengendes Spiel, weil es ständiges Überlegen und Tüfteln erfordert.
Mission ISS ist allen, die sich für Raumfahrt und Brettspiele begeistern, wärmstens zu empfehlen. Man lernt viel über ein erstaunliches Projekt, das 16 Nationen gemeinsam auf die Beine gestellt haben. Gleichzeitig sind die Regeln aber einfach verständlich und schnell erlernt.
Dennoch ist das Mission ISS Spiel nicht leicht zu meistern und eher nicht für Leute geeignet, die ohne viel Nachdenken drauflos spielen wollen. Wer aber gerne im Team über Strategien tüftelt und eine kleine Herausforderung sucht, ist hier richtig. Mit einem dominanten Besserwisser könnte es aber anstrengend werden. Denn hier gilt es Teamwork zu beweisen, zusammen zu entscheiden und sich mit der Einschätzung der anderen zu arrangieren. Typen wie Sheldon Cooper spielen besser im Solomodus. Alle anderen dürfen sich fühlen wie Capcom in Apollo 13. Wenn es aus dem All plötzlich heißt: Oberpfaffenhofen (da liegt das deutsche Kontrollzentrum), wir haben ein Problem!
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