Mission Impossible 6 überzeugt mit den irrsten Stunts, die je gedreht wurden. Ein Kunstwerk alter Actionfilm-Schule mit Abzügen in der B-Note. Unser Review.
von Christoph König
2. August 2018: Erstmal ein ruhiges Plätzchen suchen und gut durchatmen. Nach dem 147-minütigen Action-Gewitter namens Mission: Impossible Fallout sehnt man sich nach absoluter Stille. Was für eine Reizüberflutung! Und das mit echten handgemachten Stunts, die in Sachen Waghalsigkeit so manchen CGI-gepowerten Superhelden-Film in der Pfeife rauchen. Verstärkt durch den Umstand, dass Mission Impossible 6 als erster Teil der Serie in 3D und IMAX tauglich erscheint.
In unserer Kritik lest ihr, was die große Tom Cruise Show zu bieten hat. Übrigens: Hier geht’s zum nächsten Teil Mission Impossible 7!
Darum geht’s. Geheimagent Ethan Hunt (Tom Cruise) steht nach einer gescheiterten Mission schwer unter Druck. Statt eine Ladung gefährliches Plutonium sicherzustellen, rettet er das Leben seiner IMF-Teammitglieder Luther Stickell (Vingh Rhames) und Benji Dunn (Simon Pegg). Dadurch zieht er sich das Misstrauen von CIA-Direktorin Erica Sloane (knallhart gut gespielt von Angela Bassett) zu, die ihm CIA-Killer August Walker (Henry Cavill) an den Hals hetzt.
Zusammen sollen sie in Paris die Massenvernichtungswaffen sicherstellen. Dort wollen “die Apostel”, eine Splittergruppe des Syndicats von Rouge Nation Bösewicht Salomon Lane (Sean Harris), mit Hilfe eines mysteriösen John Lark, das Plutonium am Schwarzmarkt von der Waffenhändlerin White Widow (Vanessa Kirby) ergattern. Lane selbst befindet sich in Gefangenschaft, zieht von dort die Fäden, wird aber auch selbst gleich von mehreren Interessensgruppen gejagt. Dazu mischt auch noch MI6-Agentin Ilsa Faust (Rebecca Ferguson) mit und spielt wie so ziemlich jeder Charakter im Film sein ganz eigenes Spielchen. Dem nicht genug taucht plötzlich Hunts Frau Julia (Michelle Monaghan) auf.
Klingt verwirrend? Ist es im hektischen Mittelteil auch ein bisschen. Doch vor dem großen Showdown haben alle ihre Fronten klar bezogen. Zusammengehalten wird der Streifen ohnehin durch seine ausgiebigen hochspektakulären Actionsequenzen, die sich wie ein roter Faden durch Mission Impossible 6 ziehen. Gerade wenn man meint, es geht nicht mehr spektakulärer, wird noch einen Gang höher geschaltet.
Fallschirmsprung aus 8.000 Metern, Verfolgungsjagd mit dem Bike gegen den Verkehr durch Paris, auf einem Seil am Heli hängend oder freikletternd auf einer Klippe. Höher, schneller, weiter – das traf noch auf keinen Film so zu wie auf diesen Actionstreifen, der uns mit seinen spektakulären Stunts wieder einmal um die ganze Welt mitnimmt. Mit echten Stuntszenen alter Schule und dem kaum vorhandenen Einsatz von CGI-Effekten hebt sich M:I Fallout wohltuend von der aktuellen Flut an Superhelden-Filmen ab.
Trotzdem erinnert so viel an Marvel- und (vor allem) DC-Streifen – und das nicht nur wegen Superman-Darsteller Henry Cavill. Denn es gibt eigentlich kein Wunder, das Ethan Hunt nicht vollbringt. Ja mit manchen Stunts lässt der 56-Jährige viele Green-Box-Heros mit Cape alt aussehen. Ein Held im schwarzen Outfit, der um die Welt zu retten selbst zum Gejagten wird. Und bei seinen Missionen gerne einmal über Dächer sprintet. Ein irrer Bösewicht, der sich Anarchie und Chaos wünscht. Ein teuflischer Plan mit einer Bombe. Kommt einem irgendwie bekannt vor, oder? Spätestens als beim Angriff auf einen Polizeikonvoi, selbiger auf eine unterirdische Route umgeleitet wird, fragt man sich, wie groß der Dark Knight Fan in Regisseur Christopher McQuarrie eigentlich ist.
Dass bei der ganzen Action die Story eher dünn ausfällt, ist halbwegs verkraftbar. Dabei legt der Cast eine durchwegs solide Performance hin. Besonders Rebecca Ferguson und Vanessa Kirby, die ihre Rollen etwas vielschichtiger auslegen dürfen als der Rest. Simon Pegg muss als Benji den Klassenkasperl spielen, was manchmal lustig ist. Ab und zu aber auch nervt. Die restlichen Figuren, angeführt von Hunt und Walker, haben trotz der üblichen Agenten-Verwirrspiele sehr geradlinige Rollen ohne extrem viel Charaktertiefe.
Keine Frage. Mission Impossible Fallout stellt in Sachen waghalsiger Action alles bisher Dagewesene in den Schatten – inklusive schönster Toiletten-Kampfszene aller Zeiten! Mit seinen realen Stunts und wunderschönen Schauplätzen ist der Streifen ein äußerst direktes Unterhaltungsvergnügen. Ein brummender Blockbuster wie ein nicht mehr zugelassener Oldtimer-Rennwagen mit bombastischem Sound. Ein Action-Feuerwerk ohne Ende. Aber sicher auch klassisches “Männerkino” vom alten Schlag ohne große Innovation. Wäre die Story noch etwas weniger oberflächlich und hätten manche Charaktere mehr Tiefe, würde er wohl jeden anderen Agentenfilm abhängen. So bleibt vor allem eine Empfehlung: Unbedingt im Kino anschauen und anschnallen nicht vergessen.
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Alle Fotos (c) 2018 Constantin Film
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