Im siebten Teil der Mission Impossible-Reihe muss das IMF rund um Ethan Hunt die Welt vor einer KI retten – aber ganz analog gibt es in Dead Reckoning Part One wieder jede Menge Action.
von Susanne Gottlieb
8. Juli 2023: Tom Cruise mag zwar inzwischen über 60 Jahre alt sein. Sein Alter sieht man seinen Rollen aber nicht an. Emsig wie eh und je hüpft er auch in Mission Impossible Dead Reckoning Part One von einer Actionszene in die nächste, bricht mit Schwerkraft, Logik, aber nie dem Willen an guter Unterhaltung und dem kleinen Fünkchen Humor.
Im mittlerweile siebten Teil der Mission Impossible Reihe muss sich sein Team einer künstlichen Intelligenz stellen, die die ganze Welt unterjochen will. Doch Cruise und sein Stammregisseur Christopher McQuarrie wären nicht sie selbst, wenn sie das Ganze nicht in eine wilde Abfolge an Stunts, Szenarios und tiefgründigen Konflikten verwandeln würden. Warum ihr den neuesten Teil der Mission Impossible-Reihe nicht verpassen solltet, das lest ihr hier.
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Zahlreiche Mal haben Ethan Hunt (Tom Cruise) und sein Team der Impossible Mission Force (IMF) bereits die Welt vor den Bösen gerettet. Und noch immer scheint kein Ende in Sicht. Doch in dieser neuen Mission, sollte Ethan sie annehmen, ist der Gegenspieler nicht einfach nur eine Person. Es ist eine künstliche Intelligenz, die als Waffe entwickelt wurde, und ein eigenes Bewusstsein erlangt hat. Nun will sie sich alle Geheimdienst-Informationen der Welt aneignen. Dabei setzt sie auf die altbekannte Schwäche der Menschen: den Glauben, alle Dinge auf dieser Welt kontrollieren zu können. Die Regierungen der Welt haben zur Jagd auf diese KI geblasen. Doch kontrollieren kann man sie nur mittels ihren unmanipulierten Quellcode und einem Schlüssel, der zu dem Ort des Codes führt.
Ethan, der von seinem ehemaligen IMF- und nunmehrigen CIA-Chef Eugene Kittridge (Henry Czerny) beauftragt wurde, die beiden Hälften des Schlüssels zu finden, befindet die KI aber als zu gefährlich und möchte sie zerstören. Dafür rekrutiert er seine alten Weggefährten Luther Stickell (Ving Rhames) und Benji Dunn (Simon Pegg). Der Mission schließt sich auch die alte Bekannte und ehemalige MI6-Agentin Ilsa Faust (Rebecca Ferguson) an. Doch schon bald wird klar, dass die “Entität”, wie sie die KI nennen, ganz schön ausgefuchste Tricks parat hat. Nicht nur, dass sie Ethans alten Widersacher Gabriel (Esai Morales) und Alanna Mitsopolis (Vanessa Kirby) mit sich bringt. Auch Auftragsdiebin Grace (Hayley Atwell), die ebenfalls beauftragt wurde den Schlüssel an sich zu nehmen, wird in die Angelegenheit gezogen und geht ein kompliziertes Bündnis mit Ethan ein.
Es gibt einen Grund, warum Mission Impossible im modernen Actionkino als eine der beständigsten und erfolgreichsten Franchises gilt. Während schon der erste Film von Brian de Palma Kult war, der zweite unter John Woo etwas an technischen Details litt, J.J. Abrams der Reihe neuen Atem einhauchte und Brad Bird erstmals so richtig bei den Stunts in die Vollen ging, ist es vor allem das Bündnis zwischen Tom Cruise und Christopher McQuarrie, das seit dem fünften Teil Ton und die Richtung der Reihe bestimmt. Altmodische Unterhaltung, in der die doch sehr rasante Action nie die Handlung überlagert, lautet die Devise. Figuren, die Raum bekommen, sich zu entwickeln. Plus, wenig bis gar keine visuellen CG-Effekte, die dem Film die Wirkung nehmen würden.
Und so schwingt sich Tom Cruise auch mit Anfang 60 noch aufs Motorrad und springt einen Berghang herunter, prügelt sich auf Zugdächern oder liefert sich Verfolgungsjagden durch Rom. Dabei ergeben sich diese ausschweifenden Sequenzen nie der modernen Logik einer wild zusammengeworfenen Videoästhetik, sondern besitzen Tempo, Rhythmus und genaue Vorstellungen davon, was zu sehen sein soll. Das macht die Action weniger zu einem anstrengenden, überladenen Aufmerksamkeits-Parcous, sondern treibt die Handlung voran. In den wildesten Momenten sowie in den kleinsten Verschnaufpausen.
Zum anderen liegt die Magie von McQuarrie und Cruise darin, dass sie verstehen, wie man dem Zuschauer auf der einen Seite mehr von dem liefert, was er schon kennt, und auf der anderen Seite auch immer wieder neue Ideen und Verrücktheiten bietet. Daraus ergibt sich eine feine Linie aus Wiedererkennungswert und Begeisterung für Neues. Eine Drahtseilakt, an dem die meisten scheitern, weil sie sich zu weit von dem Quellmaterial entfernen, oder dieses zu sehr kopieren. Dem Film gelingt das auch durch das Zurückholen alter Bekannter wie Kittridge, als auch mit der behutsamen Einführung neuer Figuren wie Atwells Grace.
2024 soll Teil 2 folgen. Das Schicksal der Welt, sowie die Frage nach dem Quellcode der Entität bleibt naturgemäß noch offen. Wie lange Tom Cruise Ethan Hunt spielen will, ist offen. Aber mit dem Erfolg von Top Gun: Maverick, an dem die beiden als Produzenten, Darsteller und Drehbuchautoren gearbeitet hatten, ist klar, dass dieses Dream Team so ziemlich alles, was es angreifen möchte, in Gold verwandeln kann. Und solange Tom Cruise noch so weit und hoch springt, wird er dem Actionkino wohl erhalten bleiben.
Mission Impossible: Dead Reckoning Part One steht den vorangegangenen Filmen in punkto Unterhaltung und Action um nichts nach, und bietet jenes moderne Actionkino, das wir leider in einer Zeit der Mainstream-CGI-Blockbuster viel zu selten sehen.
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Susanne Gottlieb schreibt als Filmjournalistin für die Helden der Freizeit, Kleine Zeitung, NZZ, Standard, TV Media, Filmbulletin, Cineuropa und viele mehr. Sie arbeitet im Filmarchiv Austria, berichtet von diversen Filmfestivals und hat Theater-, Film- und Medienwissenschaft studiert.