Von sturen PC-Lemmingen, smarten Playstation-Amazonen und unersättlichen Geist-Fressern. Das waren die ersten Videospiele der Helden-der-Freizeit-Redakteure. Die Game-Klassiker der 80er und 90er und ersten Computerspiel-Systeme, die unsere Kindheit prägten.
Die Helden der Freizeit
Vor 30 Jahren (am 28. 9. 1990) kam der Game Boy in Europa auf den Markt. Pac-Man feierte heuer seinen 40. Geburtstag, die Playstation2 ihren zwanzigsten und Super Mario Bros. ist schon 35 Jahre alt (zum Jubiläum verlosen wir hier ein geniales Mario-Paket mit 3 Switch-Spielen). Kaum etwas hat so eine rasante Evolution hingelegt, wie das Videospiel. Was uns in den 80ern und 90er Jahren noch faszinierte, muss für die Kids heute wie ein schrecklicher Pixelbrei wirken. Doch Retro ist in. Und diese Game-Klassiker haben sich damals für immer einen Platz in unseren Herzen erobert. Immerhin haben sie uns das Tor in eine völlig neue Welt eröffnet.
So hat sich die Erinnerung an unser erstes Videospiel für immer in unser Gedächtnis gebrannt. 8 Helden-Redakteure aus unterschiedlichen Generationen erzählen von ihrer ersten persönlichen Erinnerung an das, was schnell zum Massenphänomen wurde. Freilich musste es nicht immer Liebe auf den ersten Blick sein. Denn auch wenn diese Kultgames bei den Kritikern gut ankamen, war der Geschmack gerade in der Kindheit doch ein ganz persönlicher.
Als Weihnachten 1984 ein schwarzer Atari 2600 Darth Vader Edition unter dem Christbaum lag, war meinem fünfjährigen Ich noch nicht klar, was das Auslösen sollte. Unzählige Zockerjahre mit C64, Amiga, Nintendo und Mega Drive von Freunden und Cousins, eigenen Playstations, PC und Xbox 360 später war klar – mein Papa hatte mich mit seinem Geschenk auf ewig zum Zocker gemacht. Zugegeben, mein erstes Spiel, Pac-Man, löste dieses Fieber noch nicht aus. Irgendwie war mir die Geisterflucht/jagd schnell zu öde. Als Sportfan verlor ich mich mehr in Spielen wie Pole Position, Ice Hockey, Skiing, Volleyball, Tennis. Alles auf englisch, nahm mein Dad die Spielmodule doch bei seinen Dienstreisen im Ausland mit. Den Atari und alle Spiele habe ich immer noch, so manche Hülle ist verschollen, aber das Erbe meines spielbegeisterten Vaters begleitet mich bis heute bei jedem Game – egal aus wievielen Pixeln es besteht.
Mario oder Luigi oder doch Bowser? Solche Fragen stellte ich mir oft bei meinem ersten Videospiel: Mario Kart 64. Dieser Ableger des berühmtesten Go-Kartrennens aus dem Hause Nintendo faszinierte mich damals wie er es heute tut.
Die Maps punkteten vor allem mit cooler Vielfalt, waren vielleicht schnörkelloser als die neueren Auflagen, aber trotzdem mit hohem Fun-Faktor. Da sieht man darüber hinweg, dass die Auswahl an Charakteren mit deren acht noch eher ausbaufähig gewesen ist. Die Items waren auch noch eher übersichtlich gehalten, dafür umso fieser für die Gegner. Allen voran der goldene Stern. Ich denke gern daran zurück, wie mein kleiner Bruder und ich uns battelten und jeder immer bei seiner persönlichen Lieblingsmap gewann. Eine Challenge, der wir uns bis heute immer wieder stellen. Wenn auch nicht mehr mit so eskalierenden Streiten, wie damals.
Die erste Spielekonsole, die bei uns zuhause stand, war die Playstation 1. Davor hatten mein jüngerer Bruder und ich jahrelang das NES meiner Großmutter belagert. Obwohl die Playstation aus zweiter Hand kam und dementsprechend keines der Spiele mehr brandneu war, fühlten wir Geschwister uns über alle Maßen glücklich damit. Denn der große Vorteil daran war, dass mit der gebrauchten Konsole auch gleich eine stattliche Games-Sammlung in unseren Besitz überging. Darunter das hervorragende Tomb Raider. So erstrahlte unsere Playsi im schicken Lara-Croft-Look. Weil ich aber erst um die acht Jahre alt war, überforderten mich so einige dieser Titel und so wurde mein absoluter Favorit Bugs Bunny: Lost in Time. Auch wenn das Spiel schon damals im Gegensatz zu Tomb Raider eher gemischte Reviews bekam, machte es mir als Achtjährige unheimlich Spaß mit Bugs die unterschiedlichen Welten zu erforschen – auch wenn ich es nie komplett durchgespielt habe.
Wenn du in den 80er Jahren sechs Jahre alt warst und zu Weihnachten ein Nintendo unter dem Baum lag, hattest du mit ziemlicher Sicherheit die nächsten zwei Jahre einen Vitamin-D-Mangel – wegen der geringen Zeit in der Sonne. Bis acht Jahren war ich daher eher ein blasses Kind.
Ich hab mich damals tierisch gefreut – bei der Konsole waren drei Spiele im Package: Super Mario, Tetris und World Cup. Tetris? Spielte meine Mutter nächtelang. Super Mario? Dazu fehlte mir das Talent … Damals schon fußballverrückt, brauchte es nicht lange, bis ich mit World Cup das richtige Game für mich entdeckt hatte. Und hätte man Österreich spielen können – versprochen, wir wären das erste Mal Weltmeister geworden! Wenn auch nur stark verpixelt und auf dem Röhrenfernseher. Ein sein arcadiges Spiel mit witzigen cartoonartigen Animationen – nicht zu vergessen, die völlig irren Superschüsse:
Meinen ersten PC bekam ich 1992, als damals 15 Jähriger war ich damit über Nacht der Star in der Nachbarschaft. Mein Lieblingsspiel auf diesem Intel 80386 mit heißen 25 MHz war Bubble Bobble – ein kooperatives Jump ‘n’ Run Spiel für ein oder zwei Spieler. Gemeinsam mit meinem Freund Thorsten zockten wur das Game stundenlang. Unser Ziel war es immer alle 99 Levels zu schaffen und im 100. Level Baron von Blubba zu besiegen. Legendäre Spieleabende waren das! Wer dieses Feeling nacherleben möchte, dem kann ich den freien Bubble-Bobble-Klon The Bub‘s Brothers empfehlen.
Weihnachten 2006 und der silberne Gamecube mit Super Mario Sunshine unter dem Baum. Hat sich damals ganz gut getroffen, das ich mit einem gebrochenem Bein an die Couch gefesselt war und das Geschenk so richtig ausnutzen konnte. Seitdem war Isla Delfino (die wunderschöne Küstenstadt im Spiel) so ziemlich mein zweites Zuhause und ich habe versucht jedes Spiel in die Finger zu bekommen. Das großartige Zelda Wind Waker, Super Smash Bros oder Mario Kart haben mich meine ganze Kindheit begleitet. Und damit auch der Gamecube. Warum die Konsole damals am Markt gegen Sony und Microsoft verlor, versteh ich bis heute nicht so richtig. Persönlich habe ich die Kinder mit den anderen Konsolen nur wegen den Tony-Hawk-Spielen beneidet.
Als Kind, das schon früh den ausrangierten IBM seiner Eltern bekommen hat, waren Spielkonsolen eigentlich nie ein Thema. Wenn deine Freunde aus dem Fenster springen, springst du dann auch hinterher? Dieser mahnende Spruch mancher Erziehungsberechtigten hatte sich nicht bis zu den Lemmingen rumgesprochen. Beharrlich schwammen sie mit dem Strom, kraxelten mit der Herde über Stock und Stein bis zum Ausgang, flankiert von zwei Fackeln. Erst wenn fast alle Lemminge sicher am Ziel waren, konnte ich guten Gewissens ins nächste Level starten. Nur 70 Prozent haben überlebt? Nicht gut genug! Nochmal! Das Diskettenwechseln habe ich nicht vermisst, das witzige Leveldesign und die ersten Erfahrungen mit Bomben schon (wenn man ein Level nicht schaffte, oder einfach ein Feuerwerk sehen wollte, konnte man alle Lemminge sprengen).
Obwohl ich schon seit ich mich erinnern kann Spiele gespielt habe (am PC, auf geborgten Konsolen oder bei Freunden) musste ich bis zu meinem 9. Lebensjahr warten, bis ich und meine Schwester endlich unsere eigene Spielekonsole bekamen. Wie das zuging, kann ich mich heute kaum mehr erinnern. Auf einmal war der Nintendo 64 da und ich stürzte mich in die virtuellen Welten. Mein erster Weg führte mich stetig bergab und zwar auf einem Snowboard. Noch heute kenne ich jede Strecke von Snowboard Kids auswendig, kenne jede Abkürzung und könnte die Tastenkombinationen für alle möglichen Tricks bei diesem “Mario-Kart im Schnee” im Schlaf aufsagen. Erstaunlich, dass aus mir kein Fan von Rennspielen geworden ist und auch kein Wintersportler.
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Aufmacherfoto: (c) heldenderfreizeit.com/Sevkiye Gürol
Der Chefredakteur der Helden der Freizeit hat das Onlinemagazin 2016 ins Leben gerufen und ist seit 2000 als Sportjournalist im Einsatz. Bei heldenderfreizeit.com ist er spezialisiert auf actiongeladene Outdoor-Aktivitäten, Ausflüge, Videos, Spiele, Filme, Serien und Social Media.