Gameplay, Grafik, Multiplayer – wie gut ist der neueste Teil eines der erfolgreichsten Action-Rollenspiele aller Zeiten? Mass Effect Andromeda im Test.
27. März 2017: Die Mass Effect Reihe gilt als eine der beliebtesten und erfolgreichsten Rollenspiel-Serien aller Zeiten. Es sind auch drei meiner absoluten Lieblingsspiele. Vor allem der zweite Teil hat einen festen Platz in meinem Herzen.
Mit Andromeda möchte Entwickler Bioware an die vergangenen Erfolge anknüpfen. Ist das gelungen? Die Helden der Freizeit haben Mass Effect Andromeda auf Herz und Nieren getestet.
Vor den Ereignissen des dritten Mass-Effect-Teils schickt die Regierung der Milchstraße Archen aus. Mit jeweils 20.000 Menschen der vier regierenden Rassen an Bord sollen sie eine neue Galaxie erschließen. Nach 600 Jahren Cryo-Schlaf erwacht der Protagonist an Bord der menschlichen Arche, als Sohn oder Tochter des Pathfinders. Der ist dafür zuständig, bewohnbare Planeten zu finden. Doch recht schnell muss man selber diese Rolle übernehmen.
Du bist Kapitän der Tempest. Eines hypermodernen Schiffs, das alle Stückerln spielt. Mit einer bunt zusammengewürfelten Mannschaft, bestehend aus Aliens aller Art, und ein paar Menschen dazu. Jeder Planet wird zuerst gescannt und eine Probe abgesetzt. Den besonders vielversprechenden Welten wird ein Besuch abgestattet.
Mit einem sechsrädrigen Wüstenbuggy donnert man über Stock und Stein, durch Wald und Wiese. Findet man einen geeigneten Ort für eine Siedlung, wird der sofort markiert. Von nun an erledigt man größere Quests und kleinere Nebenaufträge um den Planeten wohnlicher zu machen. Das ist ziemlich spannend und vor allem abwechslungsreich. Mal sucht man einen vermissten Techniker. Ein anderes mal fahndet man nach Wilderern, die Jagd auf das heilige Tier der Ureinwohner machen.
Das Planeten-Scannen hingegen wird schon nach dem dritten Sonnensystem eher fad. Inspiriert von Mass Effect 2 (wo das aber noch viel schlimmer war) scrollt man über die Oberfläche, wenn’s piepst, schickt man eine Probe hin. Und prompt gibt’s 10 Beryllium. Den Aufwand eigentlich nie wert.
Auf der Reise von Planet zu Planet unterhält man sich mit der Crew. In die kann man sich natürlich auch wieder verlieben. Mir hat es besonders eine schottische Wissenschaftlerin angetan. Seit Tali’Zorah habe ich ein Faible für charmante Damen mit süßem Akzent.
Action pur ist das Motto von Mass Effect Andromeda. Bewaffnet mit Schrotflinten, Pistolen; MGs oder Scharfschützengewehren wird auf Gesindel Jagd gemacht. Hinter Felsen, Containern oder Schiffswracks geht man in Deckung.
Mit einem simplen Klick schickt man seine beiden Verbündeten ins Gefecht. Die haben, wie man selbst, verschiedene Fähigkeiten. Die bionisch begabte Cora schleudert Gegner durch die Luft. Dem toughen Krogan Drask können normale Projektile nichts anhaben. Der Angaraner Jaal schleicht sich hinter feindliche Linien und assassiniert nach Herzenslust. Und die talentierte Peebee hackt sich aus der Ferne in Maschinen rein.
Die Rollenspiel-Elemente sind stimmig, wenn auch relativ zu den Vorgängern arg simplifiziert. Aber gerade der Anfang, wenn einem ein bissl die Werkzeuge fehlen, gestaltet sich recht schwierig. Hinzukommt ein merkwürdiges Speichersystem. Es speichert sehr unregelmäßig automatisch. In den meisten Missionen kann jedoch außerhalb des Kampfes beliebig gespeichert werden.
Die PS4 hat mit den Fights ordentlich zu kämpfen. Die Framerate sinkt sogar auf der PS4 Pro teilweise bedrohlich. Bewegungen haben sehr viel Momentum. Sprich wenn die Figur losläuft, dauert es eine Weile bis weitere Inputs angenommen werden. Das war aber schon in den früheren Teilen so.
Ein wichtiger Aspekt des Stärkerwerdens ist das Loot. Verstreut über die Planeten liegen viele Kisten mit wertvollen Gegenständen. Auch die Gegner lassen regelmäßig Teile ihrer Ausrüstung fallen. Wenn man aber wirklich starke Waffen und Rüstungen tragen will, muss selber Hand angelegt werden. Das Scannen unbekannter Objekte und Gegner gibt Technologie-Punkte. Diese Punkte wiederum können in Blaupausen investiert werden. Damit kann man sich seine Lieblingswaffen selber zusammenstellen, oder seine Rüstung fast beliebig anpassen. Die Crew-Mitglieder können nicht eigens ausgerüstet werden. Sie schleppen aber eh ein durchaus passables Arsenal durch die Galaxis.
Sogar auf der Konsole sieht Mass Effect Andromeda beeindruckend aus. Die Planeten sind liebevoll gezeichnet und das Panorama eindrucksvoll. Auf dem PC ist das Ganze natürlich noch einmal schicker. Besonders die Wettereffekte sind sehr gelungen.
Im Vorfeld wurden ja die Gesichtsanimationen ziemlich verrissen worden. Mich persönlich hat es vielleicht in ein oder zwei Dialogen gestört. Aber nie so extrem wie in manchen Gifs, die im Netz kursieren. Dafür wurden wirklich alle Gespräche animiert und das noch dazu lippensynchron.
Im Mehrspieler-Modus ist Mass Effect Andromeda ein kompetenter, kooperativer Vier-Leute-Shooter. Nicht mehr, nicht weniger. Man versucht 7 Wellen lang die Gegner fern zu halten. In einer Welle muss man bestimmte Ziele ausschalten. In einer anderen an gewissen Punkten hacken und dann wieder einfach nur überleben. Das macht zu Viert richtig Spaß.
Im Multiplayer kommt auch das Combosystem so richtig zur Geltung. Viele Angriffe geben dem Gegner Statuseffekte. Mit bestimmten anderen Angriffen kann man dann riesige Explosionen auslösen, oder Flammenwände hervorrufen. Für ein paar Stunden ganz witzig. Die Level-Up Mechanik ist aber furchtbar frustrierend. Nach jedem Spiel bekommt man eine bestimmte Anzahl Credits. Mit diesen kauft man Kartenpacks. In diesen Packs sind 5 bis 6 zufällige Gegenstände drinnen. Hat man Pech, bekommt man auch nach 10 Spielen keine vernünftige Waffe. Nicht dass mir das passiert wäre … *hüstel*
Mass Effect Andromeda ist ein kompetent gemachtes Action-Rollenspiel. Die Galaxie zu erkunden macht einen Riesenspaß. Die Story ist zwar relativ unspektakulär, aber wundervoll inszeniert. Die Charaktere, deine Crew, das Herzblut der Mass-Effect-Reihe sind mindestens so stark wie in den Vorgängern. Gerade die zufällig aufkommenden Dialoge zwischen Crew-Mitgliedern können immer wieder unterhalten.
Wer Dragon Age Inquisition gespielt hat, kennt dieses System. Und gerade wenn man aufhören will, stellt sich schnell das Gefühl ein, nur noch eine Mission, nur noch ein Gebiet scannen. Das macht süchtig, und verhindert gerne geregelte Schlafenszeiten. Alles in allem ein solides Game mit Luft nach oben.
Die Helden der Freizeit haben Mass Effect Andromeda auf der PS4 Pro getestet (han).
Alle Bilder: Screenshots der PS4-Pro-Version
Der Grafiker und Art Direktor (Helden der Freizeit, Styria Verlag) aus Wien ist ein absoluter Game- und Film-Kenner. Das zeigt das in seinen Tests und Bestenlisten.