Mary Poppins’ Rückkehr spielt 24 Jahre nach dem Erfolgshit aus dem Jahr 1964. Die Banks Kinder sind mittlerweile erwachsen geworden, haben selbst Familie, aber auch jede Menge Sorgen. Mary Poppins zeigt mit Tanz und Musik, dass selbst das Unmögliche möglich ist und man nie die Hoffnung verlieren darf. Ob dies ohne dem berühmten “Löffelchen voll Zucker” genauso gut funktioniert, erfahrt ihr in unserem Review.
von Klarissa Gruber
18. Dezember 2018: Eine Kultfigur kehrt auf die große Leinwand zurück: Mary Poppins. Regie führte Rob Marshall (Into the Woods) gemeinsam mit John DeLuca (Into the Woods) und Marc Platt (La La Land) als Produzenten. David Magee (Wenn Träume fliegen lernen) schrieb das neue Drehbuch, das die Kurzgeschichten von P. L. Travers in einer völlig neuen Sichtweise präsentiert. Am 20. Dezember läuft Mary Poppins’ Rückkehr bei uns im Kino an.
Ob die Fans über dieses Projekt erfreut oder enttäuscht sein werden, erfahrt ihr in unserer ausführlichen Kritik.
Bereits 24 Jahre sind vergangen und das London der 30er Jahre hat mit der großen Wirtschaftskrise zu kämpfen. Michael Banks (Ben Whishaw) ist inzwischen erwachsen geworden und hat drei entzückende Kinder, die wegen des Todes ihrer Mutter sehr früh erwachsen werden mussten. Seine Schwester Jane (Emily Mortimer) hilft so gut sie kann und setzt sich stets für bessere Arbeiterrechte und Löhne ein. Das Haus in der Cherry Tree Lane Nummer 17 hat schon Mal bessere Zeiten erlebt und als noch ein Rohrbruch den Hausfrieden stört, werden sie von einem Hämmern unterbrochen. Ein Zettel an der Tür fordert die vollständige Kredit-Rückzahlung, sonst gehe das Haus an die Bank.
Das Darlehen ist zu hoch und die Frist zu kurz. Obwohl Michael, wie bereits sein Vater und Großvater zuvor, bei besagter Bank arbeitet, kann er das unvermeidliche nicht hinauszögern. Die letzte Hoffnung liegt am Anteilschein der Bank, den ihm sein Großvater hinterlassen hat, doch den muss er erst einmal finden. Als schon Panik und Chaos ausbricht tauchtein bekanntes Kindermädchen bei den Banks auf und zeigt ihnen, dass nicht alles im Leben einer Logik entspricht und man die Hoffnung nie aufgeben darf. Michael und Jane sind fest davon überzeugt, dass sie sich die fantasievollen Ausflüge mit Mary Poppins (Emily Blunt) als Kind nur eingebildet haben. Ob Michaels Kinder Anabell, Georgie und John das genauso sehen?
Walt Disney zaubert mit Mary Poppins’ Rückkehr ein schönes Comeback mit nostalgischen Inszenierungen und bekannten Elementen aus der Erstverfilmung von 1964. P. L. Travers schrieb 1934 die Geschichte ihres ersten Kinderbuchs rund um Mary Poppins und innerhalb von 50 Jahren sieben weitere Fortsetzungen, die nun als Inspiration eines völlig neuen Settings 24 Jahre später dienen. Das London der 30er Jahre wird wunderschön eingefangen und das Intro mit Ölbildern malerisch eingeleitet. Wer London liebt wird daran seine Freude haben.
Es dauert nicht lange bis das erste Lied angestimmt und Londons Himmelszelt besungen wird. Man könnte sich darüber ärgern, dass dabei jeder Ton fehlerfrei gesungen wird, selbst wenn der Schauspieler mit dem Rad durch die Gegend fährt. Dieser Kritikpunkt verflüchtigt sich aber bald. Als Michael auf dem Dachboden zu singen beginnt, ist das schon mehr eine Form zwischen Singen und Sprechen, weil er von Emotionen überwältigt wird. Dadurch heben sich die Lieder nicht zu sehr vom restlichen Film ab. Euch erwarten rund 10 Songs, von denen manche erneut aufgegriffen werden. Mit teilweise leichten Parallelen zu alten Liedern, ob nun im Farbklang oder Inszenierung. Leider bleiben viele Lieder nicht im Ohr und die Texte sind teilweise zu schnell, um sie richtig genießen zu können.
Zwei, drei Lieder stechen jedoch hervor und überzeugen mit wunderbaren Kostümen und Choreographien. Baden war noch nie so lustig, Porzelanien gibt es wirklich und Mary Poppins’ exzentrische Cousine Topsy erzählt euch, was an jedem zweiten Mittwoch des Monats Schreckliches passiert. Besonders in Erinnerung bleibt das Lied der Laternenanzünder, das durch das große Ensemble mit tollen Tanzeinlagen und BMX-Stunts überzeugt. Weil die Songs viel Zeit in Anspruch nehmen ist der Film mit 2 Stunden und 11 Minuten relativ lang. Übrigens: Die Wienerin Lisa Antoni leiht Disneys Mary Poppins hierzulande ihre Singstimme und kann dabei durchaus überzeugen.
Michael und Jane sind fest davon überzeugt, dass alles nur Einbildung gewesen ist. Erwachsene neigen zu vergessen und so möchte man mit Mary Poppins den Leuten vor Augen führen, wie es ist, ein Kind zu sein. Sorglos, unbekümmert und grenzenlos. Das Leben mit neuen Augen betrachten und das Unmögliche möglich machen, auch wenn es noch so aussichtslos ist. Was für Kinder selbstverständlich erscheint, muss selbst für die Banks-Kids neu entdeckt werden (egal, ob groß oder klein). Eine Botschaft, die besonders in unserer schnelllebigen Zeit den ein oder anderen zur Ruhe kommen lässt.
Mary Poppins’ Rückkehr bietet einen wundervollen Cast. Emily Blunt weiß die Rolle von Mary Poppins gut in Szene zu setzen. Sie kann zwar streng sein, ist aber auch freundlich und warmherzig. Colin Firth übernimmt die Rolle von Mr. Wilkins, dem neuen Chef der Bank, seit Mr. Dawes Jr. (Dick Van Dyke) in den Ruhestand ging. Meryl Streep hinterlässt zwar nur einen kurzen aber dafür bleibenden Eindruck als Tante Topsy. Lin-Manuel Miranda verkörpert als Laternenanzünder Jack die gute Seele des Films. Selbst als Erwachsener weiß er über Mary Poppins Bescheid und bringt das Licht dorthin, wo man es am meisten braucht.
Die drei Kinder Annabel (Pixie Davies), John (Nathanael Saleh) und Georgie (Joel Dawson) sind ebenfalls gut gewählt und besonders den kleinen Georgie hat man schnell ins Herz geschlossen. Freut euch auf diverse Gastrollen, bei denen ihr die bekannten Schauspieler vielleicht nicht auf den ersten Blick erkennt.
Mary Poppins’ Rückkehr ist ein solider Kinderfilm in typischer Disney-Manier. Zwar können einige Lieder nicht das halten, was sie versprechen, dafür stechen andere besonders hervor. Die altbekannte Kombination aus Zeichentrick und Realfilm kann überzeugen. Dabei wurde auf einen alten Disney-Stil zurückgegriffen und jedes Bild händisch angefertigt, um den Nostalgie-Faktor zu unterstreichen. Die Kostüme sind sehr detailliert und stets an die Umgebung angepasst. So wurde das Gewand in Porzelanien malerisch wie auf einem Kunstwerk gestaltet.
Die Themen des Films (Hoffnung, inneres Kind, Fantasie) sind sehr zeitlos und können viele Altersgruppen ansprechen. Freilich ist die Story recht vorhersehbar und einfach gestrickt. Daher können wir ihn vor allem Familien und einem etwas jüngeren Publikum empfehlen.
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Fotos: © Walt Disney
Die Web-, Manga- und Social Media Expertin zeigt ihre Expertise in Filmreviews, berichtet aber auch von anderen Freizeit-Erlebnissen.