Mario & Luigi Brothership ist das sage und schreibe dritte Rollenspiel mit Nintendo’s Gaming-Ikone innerhalb von nur zwölf Monaten. Allerdings unterscheidet sich dieser womöglich letzte Kracher auf der alten Switch zu den vorherigen Releases wie Super Mario RPG und Paper Mario (hier unser Ranking der besten Mario Games). Mehr in unserem Mario & Luigi Brothership Test. Unser Video-Review findest du außerdem hier auf Instagram und hier auf TikTok.
von Klaus Kainz
Schon wieder ein RPG-Abenteuer mit Mario. Diesmal aber kein Remake, sondern ein brandneuer Ableger. Mario & Luigi Brothership ist ein Sequel eines alten Spin-offs vom Gameboy, dessen Entwickler 2019 leider dicht machen musste. Jetzt hat Nintendo die Marke an die Macher von Octopath Traveler übergeben, die der Serie frischen Wind einhauchen sollen.
Diesmal verschlägt es die beiden Klempner nach Concordia. Dummerweise ist das Königreich von einer bösen Gang in Inseln zerschlagen worden, die nun über das Meer treiben. Somit liegt es wenig überraschend an Mario und Luigi, das Chaos wieder in Ordnung zu bringen. Das funktioniert ähnlich wie in anderen Mario-Rollenspielen, wobei diesmal jede Insel als Level zu betrachten ist, das über eine Live-Karte auf eurem riesigen “Bruderschiff” ausgewählt werden kann.
Innerhalb der Level gilt das gewohnte Mario-RPG-Prinzip: Kleine Dungeons und Gebiete erforschen, das ein oder andere Rätsel lösen, ab und zu ein Hindernis-Parcours und natürlich viel Gekloppe in rundenbasierten Kämpfen. Die Besonderheit im Kampfsystem von Mario ist aber, dass es menü-basierte Rundentaktik mit den Geschicklichkeitstests aus seinen Hüpf-Abenteuern mischt.
Und Mario & Luigi ist wiederum verglichen mit anderen Mario-RPGs darin besonders, dass ihr die Klempner häufig gleichzeitig steuert. Viele Gegner greifen beispielsweise oft beide Brüder in einem abwechselnden Rhythmus gleichzeitig an, woraufhin Mario mit dem A- und Luigi mit dem B-Knopf ausweichen muss. Dasselbe Prinzip gilt bei vielen Attacken, in denen die Kommandos zwischen den Knöpfen beziehungsweise den Charakteren hin- und herwechseln.
Diesmal läuft aber das Level-System etwas anders ab. Statt einen Stat-Bonus nach jedem neuen Level auszuwählen, gilt es sich am Ende einer Level-Reihe zwischen mächtigen Buffs zu entscheiden, wie mehr EXP-Punkte nach Kämpfen oder mehr Verteidigung. Obendrauf bekommt ihr nach einer Weile zwei Slots für Bonus-Fähigkeiten, etwa um Attacken zu verstärken oder auf mehrere Gegner auszuweiten. In Kombination mit Equipment-Boni ergibt das trotz einer simplen Aufmachung überraschend viele Taktik-Möglichkeiten. Und die sind durchaus notwendig, weil manche Bosse hart reinhauen, wenn man auf die kniffligen Action-Kommandos nicht rechtzeitig reagiert.
Noch mehr haben die neuen Entwickler während der Erkundung an der Steuerung geschliffen. Auch hier galt früher dieses Duo-Prinzip. Sprich, über Abgründe musste nicht nur Mario mit A, sondern auch Luigi mit B springen. Das führte auch zu Frustrationen, wenn Luigi irgendwo stecken blieb. Das ist nun nicht mehr möglich, Luigi geht nicht mehr verloren und spezielle Bruder-Fähigkeiten, wie ein Tornado, um größere Abgründe zu überwinden, funktionieren mit nur noch einem Knopfdruck. Außerdem kann der Schulterknopf Luigi wie einen Lemming Aufgaben erledigen lassen, beispielsweise um Schalter zu drücken oder Kisten zu zerschlagen.
Besonders angenehm sind die überspringbaren Tutorial-Boxen. Mario & Luigi war in den vorherigen Händen nämlich einer der größten Handholding-Sünder bei Nintendo. In jedem neuen Sequel gab es immer längere Tutorial- und verpflichtende Ausprobier-Phasen für immer mehr Mechaniken und quasi jedes Rätsel, während Brothership die Erklärungen aufs Minimum reduziert.
Beim Ansegeln der Inseln habt ihr zwar gelegentlich die Freiheit, zwischen verschiedenen Locations zu wählen, aber grundlegend gibt das Spiel strikt vor, welche Level in welcher Reihenfolge zu erledigen sind. Somit wirkt die Welt mehr zersplittert als in den Vorgängern und auch linearer. Umgekehrt erlaubt das Insel-Setting aber eine Vielzahl an völlig verschiedenen Kulissen – von Wüsten und Dschungeln, über Jahrmärkte bis Großstädte. Gleichzeitig wechselt sich dabei das Gameplay ab. Mal sind es Schalterrätsel, für die Mario und Luigi auch getrennt arbeiten müssen, mal lüftet ihr Codes in einem geheimen Hauptquartier, mal gibt es klassische Jump ‘n’ Run Passagen.
Spielerisch bleibt sich Mario & Luigi Brothership also treu und fühlt sich trotzdem durch kleine Feinheiten und Verbesserungen frisch an. Auch audiovisuell ist es solide. Ganz den Charme der Vorgänger hat es zwar nicht, die sowohl auf Gameboy als auch auf 3DS immer wundervoll detaillierte Sprites und Pixel-Arbeit abgelegt haben. Die neue 3D-Optik geht dank kräftigen Farben und witzigen Animationen in Ordnung, wirkt aber nicht mehr ganz so rund. Auch beim Soundtrack gibt es einige Ohrwürmer, aber ganz auf dem Niveau der alten Ableger – damals noch mit Musik der Komponistin von Kingdom Hearts – ist er nicht.
Die einzig wirklich markante Schwäche von Brothership liegt aber beim Storytelling. Klingt komisch, aber in seinen Rollenspielen waren auch für Mario schon immer starke Geschichten und vor allem Dialoge essentiell. Vorgänger wie Superstar Saga, Bowser’s Inside Story oder Paper Mario & Das Äonentor waren voll mit smarter Ironie, wahnwitzigen Charakteren und schlagfertigen Pointen, auch auf Kosten mancher Nintendo-Klischees. In Mario & Luigi Brothership ist diese Art von Humor aber viel schwächer ausgeprägt. Es gibt Slapstick-Comedy durch die Animationen von Mario und Luigi, aber die Dialoge sind oft überraschend trocken. Manchmal versucht das Spiel den Bewohnern von Concordia etwas Dramatik zu verpassen, was aber ebenfalls mit vergleichbaren Games wie Äonentor nicht mithalten kann. Das schlägt auch auf die Spielzeit, die länger ist als bei den meisten Vorgängern, aber sich wegen der weniger interessanten Story mit rund 30 Stunden zu lange anfühlt.
Mario & Luigi Brothership ist ein gelungenes Comeback, das die alte Mario Rollenspiel-Formel spielerisch aufpoliert, ohne am Kern zu kratzen. Es spielt sich knackig und hat einige Fehler der Vorgänger ausgemerzt, allen voran die nervigen Tutorials. Für komplette Newcomer gibt es allerdings stärkere Ableger und Klassiker auf Switch, insbesondere das Remake von Paper Mario Äonentor. Denn beim Humor und beim Storytelling ist Brothership nicht mehr ganz auf der Höhe.
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Der Redakteur (APA, Helden der Freizeit) und Videospiel-Blogger reviewed für uns vor allem Games, Serien und Filme - ist aber auch so manchem Naturausflug nicht abgeneigt.