Im Test von Mario Golf: Super Rush stellen wir fest, dass der Nachfolger des Kulttitels aus dem Nintendo-Universum trotz vieler lustiger Elemente weit von einem Hole-In-One entfernt ist. Denn nicht alle neuen Modi können überzeugen.
Von Sophie Neu
27. Juni 2021: Geduldig haben Fans von Mario Golf seit dem letzten Ableger der Reihe für den 3DS-Handheld gewartet und werden 8 Jahre später nun endlich mit einem neuen Titel der Reihe belohnt. Unter den Fittichen von Nintendo hat Entwicklungsstudio Camelot nicht nur einen Nachfolger des Nintendo-Klassikers geliefert, sondern dem auch gleich noch ein paar neue Modi verpasst. Warum die aber nicht ganz so überzeugen, wie erhofft und das neue Mario Golf trotzdem ein gelungenes Partyspiel und mehr Golfsimulation ist, als man für so einen Arcade-Titel erwarten würde, verraten wir im Test.
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Neben Fußball und Tennis hat Nintendos Star schlechthin noch eine ganz besondere Vorliebe, wenn es um Sport geht: Golf. Entsprechend können wir in Mario Golf: Super Rush als Mario oder einer seiner 15 im Spiel vertretenen Freunde antreten und uns um den Platz am Treppchen raufen. Und das nicht nur metaphorisch. Denn dank der neuen Modi Speed-Golf und Battle-Golf wird das Spiel kompetitiver als je zuvor. Aber natürlich bleibt auch der klassische Standard-Golf vertreten, in dem wir altmodisch direkt vom Abschlagplatz starten und nacheinander spielen. Damit Neulingen der Kopf nicht gar zu schlimm von all den Fachwörtern wie Par, Bogey, Green und so weiter schwirrt, bietet Mario Golf eine sehr ausführliche Enzyklopädie, in der alle Begriffe gründlich erklärt sind. Der beste Einstieg bleibt aber der Abenteuer-Modus, wo die Grundlagen in großteils kurzweiligen Übungen verpackt werden und die Lernkurve mit einigen steilen Ausnahmen sehr angenehm ist.
Die neue Bewegungssteuerung bringt ordentlich Schwung ins Wohnzimmer, auch wenn sie nicht immer ganz so genau reagiert, wie man sich das wünschen würde. Für Lacher sorgt sie aber allemal. Aber auch eine klassischere Steuerung über die Joy-Sticks ist möglich. Die hat zwar nicht das gleiche Spaßpotential, erweist sich aber gerade im etwas kompetitiveren klassischen Wettkampf Standard-Golf als äußerst wertvoll. Dabei liefern die sechs 18-Loch Golfterrains eine ganz gute Abwechslung. Denn Mario Golf: Super Rush bietet nicht nur unterschiedliche Untergründe und Biome, die Einfluss auf unseren Abschlag haben. Es wartet auch mit einer ganzen Reihe mehr oder weniger lustiger Gameplay-Elemente auf, die uns auf keinem realen Golfkurs der Welt begegnen würden. Da wüten Tornados, die Bälle in die Luft wirbeln oder Treibsand zieht uns in die Tiefe. Und natürlich darf man sich auch auf altbekannte Hindernisse aus dem Mario-Universum freuen.
Aber auch realistischere Aspekte des Golfspielens wurden einbezogen. Wir haben eine breite Auswahl an Schlägern, die wir nach unseren Vorlieben und je nach Gelände zusammenstellen können. Wir müssen aber auch auf Wind oder Gefälle achten, die Flugrichtung unseres Balles stark beeinflussen. Immerhin können wir mit unserem Schlag dem Ball auch einen Spin geben. Insgesamt findet man in Mario Golf: Super Rush eine erstaunlich detaillierte Golfsimulation, die Enthusiasten des Sports positiv überraschen dürfte. Für Menschen, die sich primär ein unterhaltsames Spiel aus dem Super-Mario-Universum erwartet hatten, ist die Masse an Fachbegriffen, Techniken und Schlägern im ersten Augenblick erstmal überwältigend. Hier wird ein gewisser Willen zur tieferen Auseinandersetzung gefordert.
Fangen wir gleich mit dem absoluten Highlight von Mario Golf: Super Rush an: Speed-Golf. Der flotte neue Modus ist perfekt für lustige Abende mit Freunden oder Familie. Denn hier schlagen sich bis zu vier Personen gleichzeitig am Bildschirm darum, ihren Ball am schnellsten ins Loch zu bringen. In Gestalt einer der bekannten Mario-Figuren schlagen wir hier aber nicht mehr nur den Ball statisch ab, sondern wir jagen ihm jetzt auch noch quer über den Golfplatz hinterher. Dabei haben wir je nach Charakter unterschiedliche Fähigkeiten, mit denen wir unsere Konkurrenz übertrumpfen können. Die resultierende Schadenfreude, wenn der Gegner dann von unserem Blitz getroffen wird, ist grenzenlos. Der andere Grund, warum der Modus so viel Spaß macht ist, dass alle gleichzeitig spielen. Die Langeweile, auf den nächsten Spielzug zu warten, ist hiermit passé.
Im Abenteuer-Modus schicken wir im neuen Mario Golf den Mii unserer Wahl in den Kampf am Golfplatz, um in den Olymp der Golfgötter aufzusteigen – in diesem Fall Mario und Co.. Aller Anfang ist klein und so starten wir als Rookie und arbeiten uns mit anderen kleinen Fischen aus dem Pilzkönigreich langsam nach oben. Denn so gern wir auch von einem spannenden Singleplayer-Modus berichten würden, im Golf-Abenteuer sind maximal die Anforderungen mancher Level abenteuerlich. Die schwanken nämlich extrem. Lässt sich das eine Level spielend leicht meistern, so verzeiht einem das nächste nicht einmal den kleinsten Schnitzer. Gerade Schroffstein kann sich zur extremen Geduldsprobe entwickeln. Kurz darauf ist es dann wieder extrem einfach. Zwar nimmt man dank des Levelsystems auch beim Verlieren eines Golfkurses wertvolle Erfahrungspunkte mit. Die lassen sich in den zugänglich gestalteten Fähigkeitenbaum investieren. Aber das ungleiche Balancing lässt einen schon das ein oder andere Mal frustriert schnaufen.
Insgesamt fühlt sich der Abenteuer-Modus bei Mario Golf: Super Rush etwas unausgegoren an. Erklärungen und Trainingseinheiten sind zwar äußerst hilfreich und führen zu einem merklichen Lerneffekt. Ihr Timing könnte zum Teil aber besser gesetzt sein. Abseits der Turniere jagen wir nur so durch die Orte, die den Kursen vorgelagert sind und werden von nichts motiviert, nicht gleich zur nächsten Golfrunde aufzubrechen. Vielleicht ist es auch besser, denn so ist die etwas trost- und lieblose Dekoration der leeren Welten nicht gar so augenfällig. Vielleicht sind wir von Mario-Spielen wie dem fantasievollen Paper Mario: The Origami-King zu verwöhnt, aber die Welt von Mario Golf, die wir abseits unserer Turniere im Golf-Abenteuer relativ frei erkunden können, wirkt oft generisch und zusammengestückelt. Säßen da nicht ein paar Koopas, Shy Guys und Gumbas herum, wir würden glauben, wir wären in einem x-beliebigen JRPG gelandet. Aber immerhin reißen die tollen Golfkurse selbst es wieder raus.
Ein weiterer neuer Modus in Mario Golf: Super Rush ist Battle-Golf. Hier kann man sich gegen drei Mitspieler oder auch NPCs in einer Arena mit neun Löchern messen. Insgesamt werden uns zwei Arena-Versionen vorgestellt – ein übersichtliches Angebot. Und eine davon wirkt auch nur wie eine abgespeckte Version der anderen. Derjenige, der zuerst drei Mal eingelocht hat, gewinnt. Dabei sorgen aber Hindernisse aus dem Mario-Universum wie einige Wummps oder Bob-ombs dafür, dass es möglichst schwierig wird, zu den Löchern zu gelangen. Die bieten aber im Endeffekt keine sonderliche Herausforderung. Vielmehr macht es den Reiz des Battlemodus aus, dass sich das beschossene Loch nach dem Einlochen durch eine Person für alle anderen schließt. Gerade, wenn alle am selben Loch hängen, entstehen sehr unterhaltsame Szenarien und Situationen. Für wirklich langfristigen Spaß über mehrere Runden gibt der Modus aber nicht genug her.
Mario Golf: Super Rush ist kein perfektes Spiel. Schon gar nicht, wenn man es mit sonst viel ausgefeilteren Spielen aus dem Super-Mario-Universum vergleicht. Gerade das Golf-Abenteuer, was viele Laien des Sports noch am ehesten bei der Stange halten könnte, schwächelt enorm durch seine durchwachsene Schwierigkeit und lieblose Weltgestaltung. Immerhin: Der neue Modus Speed-Golf bringt als Party-Game richtig gute Laune und auch die Bewegungssteuerung lädt zum Herumblödeln ein. Im Endeffekt liefert Camelot hier vor allem eine, für so ein Arcade-Game, beachtlich ausgereifte Golfsimulation.
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Bilder: ©Nintendo
Die Journalistin ist bei Videospiel-Tests und Wien Guides voll in ihrem Element. Seit 2021 verstärkt sie die Redaktion des KURIER.