Neuland für Sony und LEGO: In LEGO Horizon Adventures nehmen die kultigen Plastikfigürchen erstmals kein Film-Franchise, sondern einen beliebten Playstation-Kracher auf’s Korn. Obendrauf gibt es das Playstation-Spin-off auch auf Nintendo Switch und PC. Wer hier zugreifen sollte, verrät unser LEGO Horizon Adventures Test.
Von Klaus Kainz
Bei der internationalen Presse kam LEGO Horizon Adventures nur durchschnittlich gut an und auch erste Steam-Zahlen sind nicht prickelnd. Das ist schade, denn im Spiel steckt durchaus viel Liebe für beide Marken und das Gameplay bietet überraschend viel Suchtpotenzial – wenn auch möglicherweise nur für eine spezielle Zielgruppe.
Ihr übernehmt mal wieder die Rolle der verwaisten Aloy, die in einer idyllischen Post-Apokalypse voll mit Roboter-Dinosauriern die Rätsel rund um ihre Vergangenheit lösen will und es mit feindlich gesinnten Stämmen aufnehmen muss. Ihr ahnt es, LEGO Horizon Adventures ist eine familienfreundliche Nacherzählung des alten PS4-Hits Horizon Zero Dawn (hier übrigens unsere Top 100 PS4 Games). Ganz im gewohnten LEGO-Stil sind die Story-Sequenzen voll mit Slapstick, einem frechen Meta-Erzähler und quasi kein Moment vergeht ohne Ironie und Augenzwinkern.
Hier liegt womöglich der größte Grund, warum das Game nicht überall ankommt. Kinder kennen wahrscheinlich Horizon nicht gut genug, um mit den Charakteren etwas anfangen zu können, während alteingesessene Horizon-Fans nicht unbedingt Lust auf LEGO haben. Dabei funktionieren die Gags gut – auch wenn bei weitem nicht alle Schenkelklopfer sind – und auch ohne Vorkenntnisse gibt es viele sympathische Gaming-Witzchen und lustige Animationen. Und das Wichtigste: Das Gameplay macht auch auf sich alleine gestellt Spaß.
Die LEGO-Variante von Horizon verabschiedet sich von Open World und setzt auf lineares Leveldesign mit ganz viel Arcade-Action aus der Vogelperspektive. Denn ihr kämpft euch in verschiedenen Arealen hauptsächlich von Kampf-Arena zu Kampf-Arena, in denen es etliche Robo-Dinos auf euch abgesehen haben. Entweder allein oder zu zweit (offline oder per Online-Freundesliste) stehen dabei vier Charaktere zur Auswahl, die abgesehen von einem Axtschwinger alle auf Fernkampf setzen. Wie in der Vorlage gilt es Roboter auf Schwachpunkte zu scannen und diese dann genau mit Aloys Bogen anzupeilen.
Aus der Vogelperspektive ergibt das eine überraschend anspruchsvolle Action, die vor allem an die 16-Bit-Ära oder auch die Zeiten von Xbox 360 Live Arcade erinnert. Denn das Spiel fährt mit einer Vielzahl an Gegnern und verschiedenen Angriffs- und Ausweichmustern sowie einer Unzahl an abgedrehter Waffen auf. Zwar haben die Charaktere alle nur jeweils eine schwache und eine stärkere Auflade-Attacke, können sich aber innerhalb des Levels mit dutzenden Gimmicks ausrüsten – von Raketenstiefeln, über explodierende Hot-Dogs, bis zu Mehrfach-Bogenschüssen und einem mächtigen LEGO-Zertrümmerer. Auch die Umgebung lässt sich nutzen, beispielsweise durch Feuer oder Elektrizität.
Besonders angesichts großer Gegnerhorden oder Bossgegner kann das durchaus anspruchsvoll werden. Von Beginn an sind fünf Schwierigkeitsgrade auswählbar, wobei wir auf dem zweithöchsten gespielt haben. Dort kommt die Retro-Action wunderbar zusammen. Wenn ein einziger Treffer fast die Hälfte der Energie abzieht, macht es besonders Spaß, den flinken Attacken der Gegner auszuweichen und mit Präzision sowie etwas Hilfe durch die Items einen Dino nach dem anderen in seine LEGO-Einzelteile zu zerlegen.
Mit Abstand größter Schwachpunkt ist das Leveldesign zwischen den Action-Parts. In ein paar seltenen Levels sind zwar geringe Spuren eines Jump ‘n’ Runs zu finden, aber die meisten Areale sind nicht mehr als geradlinige Korridore. Üblicherweise gibt es ganz kleine Abzweigungen mit Schatzkisten, aber sonst so gut wie keine spürbaren Hürden. LEGO Horizon grenzt in diesen Abschnitten fast schon an einen Walking Simulator. Auch sind die LEGO-Steine innerhalb der Levels nie interaktiv. Nur selten mal wird per Knopfdruck schnell eine Brücke aufgebaut. Das LEGO-Bastel-Feeling gibt es am ehesten in der Homebase, wo ihr eure Charaktere einkleiden und die Häuser und Shops dekorieren dürft. Übrigens: Hier gibt es nicht nur Dekor für Horizon, sondern auch aus Serien wie LEGO City oder Ninjago.
Immerhin die Präsentation macht die seichten Level-Abschnitte ein bisschen wett. Andere Ableger wie LEGO Star Wars oder Harry Potter haben die ikonischen Klötzchen oft in “realistisch” gestaltete Umgebungen eingefügt, aber nicht so Horizon. Hier ist zur Abwechslung absolut alles aus virtuellen LEGOs gemacht, selbst Elemente wie Feuer und Wasser.
Dank einer starken Licht-Engine und smarter Kamerawinkel sahen die virtuellen Plastiksteine noch nie so gut aus und gepaart mit einem soliden Orchester-Soundtrack hat es durchaus Faszination, durch die LEGO-Landschaften zu laufen – selbst wenn es außer Kämpfen selten viel zu tun gibt. Ein Wehrmutstropfen sind die Ladezeiten auf PS5, die zwar kurz sind, aber wir bei Sony-Spielen eigentlich nicht mehr gewohnt sind.
Beim Marketing dürfte sich LEGO Horizon Adventures schwer tun. Denn klar muss sein, dass hier kein Open World Epos wie bei der Vorlage wartet. Für junge Zocker dürfte wiederum die Connection zur Marke fehlen. Auch ein Vergleich mit Sonys Astro Bot verbietet sich, das kurz zuvor auch auf buntes Gehüpfe mit Playstation-Anspielungen setzte. Dafür spielt LEGO Horizon nicht ganz in derselben Liga. Trotzdem: Beim Gameplay überzeugt das Spiel mit knackiger Arcade-Action, die vor allem Retro-Fans ansprechen kann – nur vielleicht nicht zum Vollpreis.
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Alle Bilder © Sony Interactive Entertainment
Der Redakteur (APA, Helden der Freizeit) und Videospiel-Blogger reviewed für uns vor allem Games, Serien und Filme - ist aber auch so manchem Naturausflug nicht abgeneigt.