Die größte Stadt im Baskenland begeistert nicht nur mit seiner Architektur, sondern auch mit tollen Museen und Strandnähe.
von Manuel Stenger
Wenn die Wörter Spanien und Urlaub in einem Satz fallen, dann denkt man meist an Städte wie Barcelona oder Madrid, vielleicht auch an Partyurlaub auf Mallorca. Mit Bilbao im Baskenland wartet auf Urlaubswütige ein kleines Schmuckkästchen im Norden Spaniens. Mit einem Freund plane ich einen 5-Tage-Trip. Nach einer kurzen Recherche wird klar, dass Bilbao gleich auf unterschiedliche Weise attraktiv ist. Rein ins Netz – Flug – Hostel – Mietwagen – gebucht!
Von Wien-Schwechat dauert die direkte Route mit dem Flugzeug etwa vier Stunden. Der Flughafen in Bilbao wirkt überschaubar, erinnert mehr an einen großen Bahnhof in Wien. Klein, aber fein, so wird uns Bilbao in den nächsten Tagen beeindrucken. Mein spärliches Schul-Spanisch reicht, um mittels Small Talk den richtigen Bus Richtung Stadt zu erraten. Das Lustige daran: Der Freund, mit dem ich unterwegs bin, ist von meinen „Sprachkenntnissen“ so beeindruckt, dass ich die nächsten fünf Tage die Kommunikation mit den Einheimischen übernehmen darf. Mehr schlecht als recht. Beim Kauf der Fahrkarten lernen wir zum ersten Mal die Gemütlichkeit der Stadt kennen, gut Ding braucht Weile. Als wir bei der Station in der Nähe unseres Hostels aussteigen, ist es fast Mitternacht.
Tapas und Wein
Bilbao – drei Silben, eine Stadt. Wobei man auch sagen könnte: Jede Silbe steht für eine andere Eigenschaft. „Ba“ wäre etwa synonym für Bars. Gleich am ersten Abend unserer Ankunft geht’s ab in die Innenstadt von Bilbao. Das gibt es nicht überall: Vor den Bars sitzen die meisten Jugendlichen am Boden und glühen mit selbst Mitgebrachtem vor. Die Menschen wirken recht locker, man kommt schnell ins Gespräch. Unsere ersten Fotos in der Stadt machen wir mit einem chilenischen Paar, das wir in einer Bar treffen.
Auch untertags laden Tapas-Bars zum Verweilen ein. Angeboten werden traditionelle Leckerbissen, die recht preiswert sind, ebenso wie die meisten Getränke. Es kann vorkommen, dass man ein Viertel guten Wein für 1,40 Euro bekommt. In den Restaurants sind die Speisen aber wesentlich teurer als in Österreich, während die Getränke meist spottbillig sind.
Diese Form der Bewirtung wird auch in Österreich immer beliebter – mit Google lässt sich die eine oder andere Bar in jeder größeren Stadt entdecken. Natürlich auch in Wien.
Das „Ba“ könnte ebenso für balón (auf Spanisch: der Ball) stehen. Der Fußballstolz der Region fokussiert sich ganz auf den hiesigen Verein, den Atletic Club Bilbao. Ich will nicht verleugnen, dass die Nähe zum Klub sicherlich bei der Wahl unseres Hostels eine entscheidende Rolle gespielt hat. Unser erster Fußmarsch führt uns daher auch am nächsten Morgen zum San Mamés, wie das 54.000 Leute fassende Stadion heißt. Da derzeit eine Führung wegen Umbauarbeiten nicht möglich ist, müssen wir leider mit dem Fanshop und der Kantine vorlieb nehmen. Danach geht es weiter zur wohl bekanntesten Sehenswürdigkeit von Bilbao: dem Guggenheim Museum.
Die „Rojiblanco“ legen Wert auf die lokale Tradition und sind dafür bekannt, ihren Kader nur mit baskischen Spielern oder Spielern, die ihre Ausbildung bei Vereinen aus dem Baskenland erhalten haben, zu füllen. Der achtfache spanische Meister ist neben Real Madrid und Barcelona der einzige Klub, der nie aus der ersten spanischen Liga absteigen musste.
Eine Stadt für Architekturliebhaber
Statt den Öffis wählen wir den Fußweg, den Ría de Bilbao entlang, der durch die Stadt ins Meer fließt. Am Ufer findet sich das berühmte Guggenheim Museum, 1997 als Teil der Stadterneuerung erbaut.
Form und Standort des ovalen Gebäudes sind kein Zufall. Das Museum wurde passend zum Stadtbild geplant. Einige der Ausstellungsstücke befinden sich bereits außerhalb des Gebäudes, so etwa „Puppy“. Der mehr als zwölf Meter große Hund besteht in seiner Außenskulptur aus tausenden Blumen. Die Skulptur wurde von Jeff Koons entwickelt, ebenso wie die „Tulpen“ aus Plastik auf der Terrasse des Museums.
Letztendlich verbringen wir mehr als drei Stunden im Museum und klappern wirklich einen Raum nach dem anderen ab. Neben, nennen wir es experimenteller Kunst, finden sich auch einige Werke, die aufgrund ihrer Detailgetreue beeindrucken. Zu empfehlen: „Die berühmten Orden der Nacht“ von Anselm Kiefer. Ok: Ihr könnt das Bild jetzt googeln. Wirklich imposant wirkt es aber nur, wenn man davor steht. Erst dann lassen sich nämlich die vielen Stunden Arbeit, die der Künstler dabei investiert hat, erahnen.
Das Museum wurde zwischen 1993 und 1997 errichtet und umfasst 11.000 Quadratmeter, wobei sich einige Ausstellungsstücke außerhalb des Gebäudes befinden. Als Baustoffe dienten hauptsächlich Stein, Glas und Titanium. Im Innenraum befinden sich viele geschwungene Räume. Die 19 Ausstellungsräume wirken ineinander verästelt. Das Konzept ist von Architekt Frank Gehry. Ausführlichere Informationen findet Ihr auf der Webseite des Museums. eine kleine visuelle Reise bietet dieses YouTube-Video:
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Nicht nur das Guggenheim Museum macht die Stadt architektonisch besonders. Viele Brücken bestechen durch ihre Einzigartigkeit. Die Häuser schwanken in ihrer Bauweise zwischen alt und modern. Das „Bil“ in Bilbao steht sicher für Billete, das Ticket oder Eintrittskarte. In Bilbao gibt es neben dem Guggenheim für Liebhaber noch eine Reihe anderer Museen. Wie dem traditionellen Museum von Bilbao, in dem man mehr über die Geschichte des Baskenlandes lernt. Unter anderem über die jahrhundertelange Lebensweise der Einheimischen als Schafhirten und Fischfänger.
Rein in die kühlen Fluten
Apropos Fisch: An einem der windigen Nachmittag zieht es uns zum Strand, weil Bilbao ein Surfer-Hotspot sein soll. Ganz ehrlich: Die Wolken am Himmel und der Wind motivieren mich nicht gerade. 16 Grad Wassertemperatur klingt auch nicht gerade einladend. Nach einer halbstündigen U-Bahn-Fahrt stecken wir unsere Zehen in den Sand. Zwei Stunden Surfunterricht inklusive Ausstattung kosten 30 Euro – das Preis-Leistungs-Verhältnis stimmt.
Große Reden gibt es nicht. Unser Lehrer Tave beschränkt sich auf die Erklärung der wichtigsten Schritte, um aufs Brett und die Welle zu stehen. Nach zehn Minuten sind wir bereits im Wasser, die nächsten zwei Stunden werden zum Trial-and-Error-Marathon. Mit der Hilfe von Tave erwische ich bald meine ersten Wellen. Ständig höre ich „Paddeling, paddeling“ (mit Spanisch-Akzent im Originalton: „Battelin, battelin“) und „Stand up“ – die beiden Befehle werde ich heute am meisten beachten.
Ich komme wieder
Danach sind wir komplett geschlaucht, freuen uns aufs Bett – oder vielleicht doch nicht? Denn der einzige Minuspunkt der Reise ist unser Hostel. Das Zimmer befindet sich leider gleich neben dem Eingang im Erdgeschoss. Das Einschlafen wird jede Nacht zum Kunststück: Weil unser Fenster gegenüber einer Ampel liegt, blinkt es jede Minute gelb ins Zimmer. Die Farben rot und grün sorgen zusätzlich für Abwechslung und Disco-Atmosphäre. Erfreulicherweise ist auch das Gemeinschaftsbadezimmer neben unserer Bleibe. Schon um 6 Uhr früh singen die ersten Hostel-Urlauber in der Dusche. Nachdem wir am zweiten Tag eine Insektenart entdecken, die mit dem Buchstaben „K“ beginnt, fällt die Entscheidung: Nächstes Mal Bilbao vielleicht doch im Hotel.
Nichtsdestotrotz: Das „o“ in Bilbao steht sicherlich für „Otra vez!“, zu Deutsch: nochmal. Bilbao. Diese kleinere Stadt ist so angenehm und freundlich, dass sie sich mit ihren Sehenswürdigkeiten, Fortgehmöglichkeiten, Ambiente und liebenswerten Menschen mehr als nur einen Besuch verdient.
Noch mehr Einblicke von Bilbao gibt’s in dieser Slideshow:
Facts: Bilbao ist mit seinen fast 350.000 Einwohnern die größte Stadt im Baskenland und liegt in der Provinz Bizkaia im Norden Spaniens. Durch die Stadt fließt der Fluß Ría de Bilbao, der in den Atlantik mündet. Während das Wetter im Winter mit etwa 13 bis 14 Grad eher mild ist, sind auch die Sommer relativ angenehm mit durchschnittlich 26 Grad. Durch den Wind und häufige Niederschläge ist Bilbao eher kein Ort für einen Badeurlaub.
Anfahrt: Die Anfahrt von Wien nach Bilbao.
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Fazit: Bilbao zeigt wirklich mit einer großen Bandbreite auf. Kulinarisch kann man hier viele neue Sachen ausprobieren. Wer nach einer der unzähligen Touren durch Museen verschnaufen will, setzt sich gemütlich in eines der kleinen Restaurants. Für Sportbegeisterte wartet König Fußball sowie die Gelegenheit, am nahegelegenen Strand das Surfbrett auszupacken. Der ist sauber und nicht überfüllt. Bilbao ist eine Stadt, die vom Massentourismus zum Glück noch nicht entdeckt wurde. Und genau das macht sie auch so schön.
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Fotos: heldenderfreizeit.com/Raphael Beran
Titelfoto: Raphael Beran
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