Die steirische Newcomerin KØLEEN im großen Interview über Dinge, auf die es bei ihrer Musik ankommt, ihre genauso große Begeisterung im Beruf als Försterin und wo sie Parallelen zwischen diesen Welten sieht. Außerdem verrät sie uns schon erste Infos zu ihrer neuen Musik nach der EP im Sommer und spricht über die bewegende Geschichte hinter ihrem Hit World Keeps Turning.
von Patrick Merwald
“Zwei Seelen wohnen, ach, in meiner Brust”. Das berühmte Zitat ist nicht nur bei Goethes Meisterwerk Faust sehr stimmig. Zu einem gewissen Grad passt es auch zu KØLEEN, unserer Interviewpartnerin des Monats. Sie ist Försterin und Sängerin aus vollster Leidenschaft.
Wir haben mit ihr über ihre Faszination für diese nur scheinbar so unterschiedlichen Branchen gesprochen, ihren generellen Zugang zur Musik und was wir in hoffentlich baldiger Zukunft von ihr erwarten dürfen.
Beides, wenn man das so sagen kann. Für mich hat die Forstwirtschaft oder generell die Natur genauso viel Bedeutung wie das Musik machen. Privat interessiert mich die Forstwirtschaft, wie auch die Musik. Es ist die Waage aus beidem. Es gleicht sich schön aus.
Musik machen hat mir eigentlich schon immer Spaß gemacht. Ein prägender Moment war, als Menschen, vor denen ich im Urlauub am Strand zuerst nur privat gesungen habe, gesagt haben, wie schön sie es finden. Daraufhin habe ich mich informiert, was das überhaupt alles bedeutet, professionell Musik zu machen. In dem Ort, wo ich ursprünglich in der Steiermark her bin, gibt es weit und breit kein Tonstudio. Als ich dann aber meinen Job als Försterin im Wienerwald habe, wusste ich, dass der Punkt gekommen ist. Ich war in einer halben Stunde in Wien und packte es an. So habe ich durch Zufall recht bald meinen ersten Produzenten gefunden, der bis heute Part of The Journey ist.
Mit dem Projekt habe ich vor mittlerweile sechs Jahren begonnen. Da hatte ich noch keinen Künstlernamen, aber ich wusste, das wird was. Wir haben dann gemeinsam meine geschriebenen Songs produziert und meinen Sound gefunden. Mit 2017 gab es dann meinen Künstlernamen KØLEEN. Ich halte es damals wie heute, mache etwas entweder ganz oder gar nicht.
Ich mache etwas ganz oder gar nicht.
Bei KØLEEN gibt es keine halben Sachen.
Ich schicke sie als Demo an verschiedene Freunde, Verwandte und Bekannte von mir und wenn sich das mit meinen Ideen deckt, dann arbeite ich auch daran weiter. Dann ist das nicht nur meine Meinung zu dem Entwurf, sondern auch von meinem persönlichen Umfeld.
Die ist mir extrem wichtig. Alle meine Titel, egal ob schon released oder in the making, sind autobiographisch. Ich möchte mit dem, was ich in der Vergangenheit erlebt habe, versuchen, anderen Menschen etwas mitzugeben. Beziehungsweise, dass Menschen auch Hoffnung schöpfen können aus meinen Erfahrungen oder was ich erlebt habe.
Ich liebe Kontraste in meinem Leben, vor allem auch in meiner Musik. Oftmals ist die Melodie und das, worüber gesungen wird, bei mir etwas komplett Anderes. Zum Beispiel hat World Keeps Turning eigentlich den voll heftigen Text im Gegensatz zur Melodie, die eigentlich mehr “happy-beppy” ist.
Ich möchte symbolisieren, dass das Leben weitergeht, auch wenn es schlimm läuft. Es kann ja trotzdem glücklich sein und weitergehen. Ich möchte mit meiner Message und der Melodie, Hoffnung und Verbundenheit in einem Menschen auslösen, dass er wieder lächeln und weitermachen kann.
Heuer ist leider mein Vater verstorben. Das hat mich sehr getroffen. Von ihm handelt auch der Song World Keeps Turning. Er ist schwer krank geworden und von heute auf morgen hatte ich das Gefühl, dass mir der Boden unter den Füßen weggerissen wird. Alle um dich herum leben normal weiter und du lebst einfach in einer Blase weiter. Und genau darum ging es in dem Song. Wir müssen aufstehen und weitermachen. Der Follow-Up-Song dazu stellt die Frage, wo die Person ist, die dann weg ist, was sie macht und wie es ihr geht.
Achtung, Spoiler-Alert! (lacht). Ich werde mein nächstes Musikvideo mit ihm drehen. Zusammen haben wir davor das Video von Remedy gemacht. Bei meinen Videos möchte ich immer viele Ideen von mir einfließen lassen und mit Lukas war alles angenehm unkompliziert. Bei manchen Parts hat er mir mal gesagt, dass das schon sehr artsy wäre und ich einfach darauf: “Genauso will ich das.” Wir haben gelacht und haben auch so weitergemacht.
Ich bin ein großer Fan von Sigrid. Da habe ich mir auch schon jetzt Konzert-Karten für ihre Show im Juni gekauft. Mit ihr gemeinsam on Stage zu stehen, wäre schon echt cool. Sie fällt mir da sofort ein. Ich mag ihren Vibe total. Sie ist sehr energiegeladen und fröhlich. Ihr ist völlig egal, wie sie wirkt, sie macht es einfach. Das kommt einfach sehr sympathisch rüber. Und das finde ich einfach wichtig. Wenn man crazy sein will, soll man crazy sein. Verstellen bringt einem auch echt nichts. Ich zum Beispiel kann nicht tanzen und tu’ es trotzdem live und in meinen Videos.
Wenn man crazy sein will, soll man crazy sein!
KØLEEN feiert Authentizität.
Meistens bin ich den ganzen Tag lang mit einer Spraydose im Wald unterwegs, egal bei welchem Wetter. Mein Arbeitstag ist sehr vielseitig und umfasst viele wichtige Aufgaben. Diese reichen von der Holzauszeige über die Planung und Organisation der Holzernte bis hin zur Jagd. Ein normaler Tag kann zugleich sehr unberechenbar sein, wenn eine Naturkatastrophe wie zum Beispiel starker Sturm, Hochwasser oder Eisbruch eintritt. Generell ist im Sommer immer auch das Thema „Borkenkäfer im Fichtenwald“ sehr im Fokus. Befallene Bäume müssen gefällt und anschließend aus dem Wald abtransportiert werden, um weitere Schäden zu verhindern.
Eines von vielen wichtigen Themen, mit denen ich mich aktuell intensiv beschäftige, ist zum Beispiel die „Wegesicherung“. Durch eine Pilzkrankheit namens Eschentriebsterben werden neben Straßen und Wegen Bäume dürr, welche durch möglichen Umsturz Menschenleben gefährden können. Diese und auch andere gefährliche Bäume müssen natürlich ehestmöglich gefällt und abtransportiert werden.
Stell dir vor, der Wald, in dem du dich bewegst ist so groß, wie dein Garten. Im einen Jahr leben da fünf Rehe, gut. Auf einmal sind im Jahr darauf 15 geworden, weil es Nachwuchs gab. Die Population wächst an, aber der Wald bleibt gleich groß. Je mehr Tiere darin leben, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie auch krank werden können, weil Wildkrankheiten ausbrechen. Durch die zu hohe Wilddichte beginnen die Wildtiere dann auch den Wald zu schädigen, sie verbeißen vermehrt Triebe junger Bäume und erschweren somit das Aufkommen eines neuen Waldes. Da müssen wir Förster und auch die Jäger aktiv eingreifen und regulieren. So kann sich die Pflanzenwelt erholen und die Tiere haben genug Freiraum für sich.
Jäger und Förster müssen die Wildpopulationen regulieren.
KØLEEN erklärt uns die Wichtigkeit des natürlichen Gleichgewichts.
Wenn man an die Natur denkt, ist alleine das Rauschen im Wald oder auch das Vögelzwitschern, schon Musik. Künftig möchte ich Naturgeräusche noch mehr in meine Songs einbauen. Allein so kann man die zwei Welten sehr gut vereinen und verbinden. Ich nehme ja auch meine Inspiration aus dem Wald.
Ja, definitiv. Da ist egal, ob es ein Wald, ein See oder ein Strand in Kroatien ohne Leute ist. Für mich ist die Natur in Kombination mit all ihrer Schönheit ein Rückzugsort.
Nein, möchte ich nicht! Beides gehört einfach zu meinem Leben dazu. Bei mir wird es immer so sein, dass sowohl das Eine, als auch das Andere möglich sein wird.
Möchtest du neben dem Talk mit KØLEEN noch andere spannende Interviews mit Musikerinnen und Musikern lesen? Dann bist du in unserer Hörer-Rubrik genau richtig:
Otto Jaus im Interview: “Zufriedenheit ist eine Einstellung!”
Stefan Jürgens: “Wien hat mich gelehrt, das Leben humorvoll zu sehen!”
Nino aus Wien: “Ich höre gerne Hits, ich schreibe halt keine!”
Rapperin Yasmo: “Sich zu behaupten, geht auch ohne Hierarchie!”
Cil City: “Wenn die Energie passt, darf auch was danebengehen!”
Eric Papilaya: “Musiker sein, ist wie ein Marathon, nur ohne Ziel!”
Sportfreunde Stiller: “Kunst ist dafür da, Freiheit zu spüren!”
Christian Hummer von Wanda: “Statt 150 kamen plötzlich 15.000!”
Arabella zu Starmania: “Es braucht viel Mut und Verletzlichkeit!”
Cley Freude: “Jeder Mensch ist ein Held und für jemanden wertvoll!”
Titus Vadon: “Musiker müssen innerlich brennen, sonst wird’s fad!”
Manuel Rubey: “Ich könnte Tag und Nacht Sport schauen!”
PAENDA im Interview: “Nicht nur meine Texte haben eine Message!”
Sibbi von Itchy: “Für das Karma ist es gut, wenn man kein Arschloch ist!”
Amy Wald: “Meine Sexualität war für mich nie so eine große Sache.”
Mala Frank im Interview: “Dann hat mich Bryan Adams gebeten, ihn zu covern!”
Christopher Seiler: “Wenn du einen Idioten spielst, musst du gscheit sein!”
Anna Heimrath nach Starmania: “Mein Ziel ist, von der Musik zu leben.”
Ina Regen: “Kenne deinen Grund, warum du was machst!”
Paul Pizzera: “Die Konzert-Geilheit bleibt trotz Absage-Frust!”
Russkajas Georgij: “Alles in meinem Beruf ist Freizeit!”
Wendja: “Neben dem Musikmachen ist Sport mein Leben!”
Marco Pogo: “Den Bierbrunnen will ich wirklich!”
Silbermond: “Ein Kind auf die Welt bringen ist heldenhaft.”
Vamummtn-Rapper Ansa: “Autotune-Gedöns ist nicht unsers!
Kaiser Franz Josef : “Unsere Musik ist zu leiwand fürs Radio!”
Nathan Trent: “Billie Eilish hat das Game revolutioniert!”
Cordula-Grün-Held Josh.“Gig im Burgtheater wäre geil!”
Steve Hogarth: “Über John Lennon geht nichts!”
Nightwish: “Dem würde ich das Härteste geben.”
Prohaska über Musik: “Der Ambros ist mein größter Held!”
Hans Krankl: “Jeder Auftritt ist eine Heldentat!”
Alf Poier: “Mein halbes Leben war eine Heldentat!”
Aufmacherfoto: (c) KØLEEN
Der Wiener Journalist ist seit 2016 Musik-Ressortleiter bei heldenderfreizeit.com, schreibt für diverse Musikfachmedien wie Stark!Strom berichtet dabei über Konzerte, Neuerscheinungen, führt Interviews und erstellt Besten- und Playlisten zu den Top-Liedern von Musikstars.