Preisregen galore! Der Oktober präsentiert uns einige der Highlights der vergangenen Festivalsaison. Den Cannes-Gewinner Anora, den Venedig-Gewinner The Room Next Door, sowie Kurdwin Ayubs großen Locarno-Abräumer Mond.
Filmexpertin Susanne Gottlieb checkt für dich jedes Monat das Kinoprogramm und stellt dir die größten Schmankerl vor – inklusive Geheimtipp.
Im Oktober wird der rote Teppich ausgerollt. Das Kinoprogramm wartet vor allem am Anfang und Ende des Monats mit einigen Highlights auf. Kinotickets unbedingt sichern. Und nicht vergessen, einige zukünftige Schmankerl gibt es sogar schon früher zu sehen, beim Wiener Filmfestival – der Viennale (17. – 29. 10.).
2019 gewann Joker den Goldenen Löwen in Venedig und Joaquin Phoenix für den Besten Hauptdarsteller bei den Oscars. Nun geht es in die zweite Runde, diesmal mit Lady Gaga als Harley “Lee” Quinn und ziemlich vielen Musiknummern. Denn Joker – Folie à Deux ist ein Musical, in dem der Joker, oder auch Arthur Fleck, sich vor Gericht für den Mord an dem Talkmaster Murray Franklin verantworten muss. Dazwischen schwingen Arthur und Lee schon mal das Tanzbein und planen eine wilde Zukunft. Gelungen? Es geht. Aber gesehen sollte man den Film trotzdem haben. Unser volles Fazit gibt’s hier!
Dreamworks hat sich seit seinen Shrek-Tagen zwar durchaus wieder ernsteren Themen in seinen Kinder- und Jugendfilmen zugewendet. Aber selten hat ein Film so an die alte 2D-Glanzzeit erinnert wie Der wilde Roboter. Basierend auf den gleichnnamigen Büchern von Peter Brown, erzählt der Film die Geschichte des Service-Roboters ROZZUM 7134, genannt Roz, der irgendwann in der Zukunft auf einer einsamen Insel landet und dort unter den Tieren sich deren Gepflogenheiten anpasst. Klingt bekannt, das Konzept hat man auch schon so gesehen, aber selten so berührend und auch für junge Zuschauer wie hier. Mit einem Allstar-Voice-Cast, darunter Lupita Nyong’o als Roz und Pedro Pascal, Kit Connor, Bill Nighy, Stephanie Hsu, Mark Hamill, Catherine O’Hara, Matt Berry und Ving Rhames, macht das umso mehr Spaß.
Fast hätte man es nicht mitbekommen. Aber die Venom-Filme haben eine weitere Ausgabe produziert. In Venom: The Last Dance sind Eddie Brock (Tom Hardy) und sein Symbiont Venom auf der Flucht, weil sie von ihren beiden Welten gejagt werden. Das sind unter anderem Chiwetel Ejiofor (wohl keine Verbindung zu seiner MCU-Baddie-Rolle), Juno Temple als Wissenschaftlerin und eventuell auch Stephen Graham als Patrick Mulligan, der ebenfalls einen Symbionten in sich trägt. Ob Michelle Williams wieder auftauchen wird? Bisher wurde sie nicht für den Cast angekündigt. Aber das bedeutet ja nichts.
Er war der Überraschungsgewinner in Venedig, da eigentlich alle schon mit The Brutalist von Brady Corbet gerechnet hatte. Aber man darf den Altmeister Pedro Almodóvar nie unterschätzen, und in diesem Film gibt er sogar sein englischsprachiges Debüt! Der Film ist daher auch etwas kälter als sein spanisches Werk, lebt weniger von seinen kulturellen Wurzeln. Die Botschaft ist trotzdem wichtig. Die Kriegsjournalistin Martha (Tilda Swinton) ist unheilbar an Krebs erkrankt und will ihrem Leben vor all dem Schmerz und der Hilflosigkeit ein Ende setzen. Da sie nicht allein sein wird, bittet sie eine Freundin, die sich vor dem Tod fürchtende Ingrid (Julianne Moore), sie in diesen Tagen in ein abgelegenes Haus in den Bergen zu begleiten. Macht nachdenklich. Unser endgültiges Fazit gibt’s inzwischen hier!
Die österreichische Regisseurin Kurdwin Ayub schwimmt weiter auf der Erfolgswelle. In Locarno wurde der zweite Teil ihrer “Sonne, Mond und Sterne”-Trilogie mehrfach mit Preisen überhäuft. Die Hauptrolle spielt die Performance-Künstlerin Florentina Holzinger. Als Kampfsportlerin Sarah sind ihre Tage im Käfig vorbei, die Depri hängt tief. Da kommt ein Angebot aus Jordanien. Sarah soll drei junge Frauen in einem reichen Haushalt im Kampfsport unterrichten. Aber dort angekommen wirkt das Trio eher uninteressiert, und ihre Lebenssituation sehr verdächtig.
Die erste Goldene Palme für die USA seit über zehn Jahren. Das ist Sean Baker heuer in Cannes gelungen. Amerikaner sind in seinem Film jedoch wenige zu sehen. Er spielt fast rein in der russisch-sprachigen Community. Die Stripperin Anora (Mikey Madison) lernt bei der Arbeit Ivan (Mark Eydelshteyn), den Sohn russischer Oligarchen kennen. Dieser bittet sie alsbald seine Frau zu werden. Unter anderem will er so verhindern, aus den USA ausgewiesen zu werden. Doch als seine Eltern in Russland davon erfahren, reisen sie sofort an, um die Ehe annullieren zu lassen.
Leni Riefenstahl kennt man. Die deutsche Regisseurin, die so gekonnt den deutschen Faschismus und Nationalsozialismus in ihren Filmen und Dokumentationen einfing. Von Recht her als Mitläuferin begnadigt, verbrachte sie die nächsten Jahrzehnte ihres Lebens damit, ihr Image korrigieren zu wollen. Mittels ihres Nachlass, der vor einigen Jahren frei zugänglich wurde, widmet sich der Dokumentarfilme-Macher Andreas Veiel dieser Lebenslüge und zeigt mit Längen (aber gekonnt) auf, wie sehr wir bereit sind Ausreden zu finden, Wahrheiten zu verdrehen und uns selbst bloßzustellen.
1. 10. Look Back
2. 10 Joker: Folie à Deux
3. 10. 80 Plus, Der wilde Roboter
4. 10. Element of Crime in Wenn es dunkel und kalt wird in Berlin, System Change, Die Bologna Entführung – Geraubt im Namen des Papstes, Tiergarten
10. 10. Memory, Alles für die Katz, Der Buchspazierer, Transformers One
11. 10. 24 Stunden
16. 10. Smile 2 – Siehst du es auch?
17. 10 The Apprentice – The Trump Story, Hagen – Im Tal der Nibelungen
18. 10. Frau aus Freiheit, Wildes Land – Die Rückkehr der Natur, Fuchs und Hase retten den Wald
24. 10. Woodwalkers, In a Violent Nature, Venom: The Last Dance
25. 10. Zucchero, In Liebe, Eure Hilde, Sechs Richtige – Glück ist nichts für Anfänger, The Room Next Door
31. 10. Mond, Alter weißer Mann, Anora, Riefenstahl
Welche Highlights hat das Jahr schon gebracht? Hier die 24 besten Kinofilme 2024
Und diese Top-Filme bringt euch der November.
Unser Seher-Bereich bietet dir viele weitere Kritiken und auch Infos zu aktuellen Kinostarts und Netflix-Highlights:
Joker: Folie à deux – Flaches Sequel ohne Biss
Favoriten – bewegende Rückkehr auf die Schulbank
Beetlejuice Beetlejuice – so gut ist die Kult-Fortsetzung
Aufmacherfoto: (c) Warner Bros, Stadtkino Filmverleih, Universal Pictures
Susanne Gottlieb schreibt als Filmjournalistin für die Helden der Freizeit, Kleine Zeitung, NZZ, Standard, TV Media, Filmbulletin, Cineuropa und viele mehr. Sie arbeitet im Filmarchiv Austria, berichtet von diversen Filmfestivals und hat Theater-, Film- und Medienwissenschaft studiert.