Die Festival-Saison schlägt sich im Kino nieder. Zahlreiche Hits und Preisträger der letzten Monate finden nun ihren Weg auf die Leinwand. Wir haben 7 Top-Empfehlungen für dich in der Vorschau plus die Liste aller Kinostarts November 2023 – inklusive des neuen Tribute von Panem Films, zu dem ihr hier unsere ausführliche Review nachlesen könnt. Was dann im Dezember für Highlights kommen, verraten wir euch hier.
Filmexpertin Susanne Gottlieb wirft jeden Monat einen genauen Blick auf das Kinoprogramm und stellt dir die Highlights vor – inklusive Geheimtipp.
Die filmische Ausbeute des letzten Jahres findet nun endlich ihren Weg ins Kino. Festival-Highlights, darunter der heurige Cannes-Gewinner sowie große amerikanische Blockbuster geben sich die Klinke in die Hand. Der Kinomonat November mag zwar vom Umfang klein sein. Aber er ist umso feiner.
Sandra Hüller wird angeklagt, ihren Mann umgebracht zu haben. Joaquin Phoenix geht für Ridley Scott als Napoleon auf Feldzug. Und Thomas Schubert grantelt im Wald, während die Waldfeuer immer näher rücken. Ein November, auf den man sich freuen kann.
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Einer der großen Abräumer des Cannes-Filmfestivals. Nicht nur gewann das Drama von Justine Triet die Goldene Palme, auch die großartige Sandra Hüller wurde als Beste Darstellerin ausgezeichnet. Hier spielt sie die Autorin Sandra Voyter, die bezichtigt wird, ihren Mann in ihrem gemeinsamen Chalet in Grenoble vom Balkon gestoßen zu haben. Der Gerichtsprozess enthüllt nämlich alsbald einige unschöne Details über die Ehe der beiden. Sandra, die erfolgreiche Autorin, die in der Vergangenheit Liebschaften hatte und von ihrem Mann bezichtigt wurde, sich nicht ebenbürtig in den Haushalt einzubringen. Ihr Mann Samuel, der verhinderte Schreiber, der schon lange kein Projekt mehr zu Ende gebracht hat, und sich in der Hausarbeit versteckt. Der 151 Minuten lange Film nimmt nie ein rasantes Tempo auf, begeistert aber mit seiner hervorragenden Schauspielqualität und seinem smarten Skript. Absolute Empfehlung.
Folgt noch jemand dem Marvel Cinematic Universe? Oder kennt sich wirklich aus, was es als nächstes angehen möchte? Zugegebenerweise, seit dem Ende der Thanos-Sage ist das Comicbuch-Franchise etwas auf wackeligen Füßen unterwegs. Doch hin und wieder macht die Welt noch durchaus Spaß. Ein weiterer Hit von 2019, Captain Marvel – hier unser Review, bekommt hier nun seine Fortsetzung. Und Carol Danvers (Brie Larson) ist nicht mehr allein. An ihrer Seite kämpfen nun die im ersten Film noch als Kind gezeigte, und in der Serie WandaVision ihre Kräfte erhaltende, Monica Rambeau (Teyonah Parris), die in den Comics als Photon bekannt ist. Sowie die in einer zweiten Disney-Serie eingeführte Ms. Marvel, der Teenie Kamala Khan (Iman Vellani). Samuel L. Jackson ist auch wieder als Nick Fury dabei. Wenn es denn diesmal der echte ist, wie man sich nach Secret Invasion bei getrost allen Filmen fragen kann. Ob denn The Marvels nun Spaß macht, verrät nun unsere Kritik!
Hier mal auch wieder eine internationale, deutschsprachige Koproduktion. Der Film von Trimm Kröger, komplett in Schwarz-Weiß gehalten, ist in den 60er-Jahren angesiedelt und handelt von einem Kongress in den Schweizer Alpen. Johannes Leinert (Jan Bülow) nimmt mit seinem Betreuer Julius Strathen an einem Physik-Kongress im Hotel Esplanade teil. Dort soll ein Vortrag eines iranischen Wissenschaftlers zum Thema Quantenmechanik, genauer zur „Theorie von Allem“, stattfinden. Doch der Vortragende verspätet sich und die Gesellschaft muss sich stattdessen die Zeit mit Dinnerpartys und Ski-Ausflügen vertreiben. Dabei kommt es zu einem Treffen mit der Pianistin Karin Hönig, sowie einem Mord an einem Physiker. Und das ist erst der Anfang einer Reihe spannender Abstrusitäten.
Jessica Hausner ist mit ihrem neuesten Film zurück. Und wie schon ihr Vorgänger Little Joe ist auch Club Zero eine internationale Produktion, diesmal zwischen Österreich, Großbritannien, Deutschland, Frankreich und Dänemark. In der Hauptrolle ist Mia Wasikowska zu sehen, die als Miss Novak eine neue Stelle als Lehrerin an einer Eliteschule antritt. Zu fünf Schülern baut sie ein enges Verhältnis auf, und führt sie in einen extremen Ernährungskult, der auf einer radikalen Reduktion von Nahrung basiert. Inspiriert wurde die Geschichte von dem Märchen Der Rattenfänger von Hameln. Und auch wenn Hausner gemischte Kritiken in Cannes dafür erhielt, ist es immer wieder eine Freude, ihre elevierte, verfremdete Bildsprache auf der Leinwand zu beobachten.
Ridley Scott und Joaquin Phoenix arbeiten erstmals seit Gladiator (2000) wieder zusammen. Und auch wenn man Napoleon nicht unbedingt als einen Helden bezeichnen sollte, so ist er diesmal nicht der Bösewicht, sondern der Protagonist dieses historischen Epos. Erzählt wir nämlich der Aufstieg Napoleons zur Macht, sein unbeständiger Wechsel vom General zum Kaiser von Frankreich und seine ebenso problematische Liebe zu seiner Kaiserin Joséphine (Vanessa Kirby). Scott kann monumental, das hat er mehrmals bewiesen. Hier bleibt allerdings zu hoffen, dass er sich wieder seiner bombastischen Gladiator-Stärken beruft, und weniger seines kreativen Robin Hood-Fiaskos – hier unser vollständiges Review.
Was soll man hier noch sagen? Der zehnte Saw steht an, und irgendwie muss der Mörder auch wieder auferstehen. Was wäre ein Saw-Film letztendlich ohne Tobin Bell. Angesiedelt zwischen Saw I und II, zeigt dieser jüngste Film, dass auch ein Serienmörder mal Urlaub braucht. Jigsaw, mit bürgerlichen Namen John Kramer, reist nach Mexiko, wo er sich durch experimentelle Eingriffe eine Heilung für seine Krebserkrankung erhofft. Doch die Behandlung stellt sich als Schwindel heraus. Und da Jigsaw nur eine Weise kennt, um Menschen zu bestrafen, verwickelt er die Verantwortlichen bald in eines seiner tödlichen Spiele.
Wo Christian Petzold drauf steht, ist fast immer auch Qualität drinnen. In seinem jüngsten Film, den er sich vielleicht, vielleicht aber auch nicht, im Covid-19-Fiebertraum ausgedacht hat, stehen vier junge Menschen und ihre Beziehungen im Mittelpunkt. Der Österreicher Thomas Schubert ist Leon. Ein grummeliger Jung-Autor, der an seinem zweiten Roman arbeiten will. Um eine Bewerbungsmappe zu erstellen, fährt er ins Elternhaus seines Freundes Felix (Langston Uibel). Dort angekommen merken sie jedoch, dass sie nicht die einzigen Gäste sind. Nadja (Paula Beer) ist auch der Einladung gefolgt, dort ihren Sommer zu verbringen. Leon ist sofort hin und weg von ihr. Doch seine Anspannung wegen einem Treffen mit dem Verleger, seine Eifersucht gegenüber Nadjas vermeintlichen Freund Devid (Enno Trebs) und seine generelle Ich-Bezogenheit lassen ihn zum Außenseiter der Truppe werden. Und dann sind da auch noch die Waldbrände in der Region, die immer näher rücken. Ein poetisch schöner Film mit der Austro-Band Wallners im Soundtrack!
2. 11. Der Schatten des Caravaggio, Europa
3. 11. Anatomie eines Falls, Sowas von super, Music
8. 11. The Marvels
9. 11. The Holdovers
10. 11. Dein Leben – Mein Leben, Ein ganzes Leben, Die Theorie von Allem, Der Kolibri – Eine italienische Familienchronik, Thabo – Das Nashornabenteuer
16. 11. Die Tribute von Panem – The Ballad of Songbirds & Snakes – unsere Filmkritik
17. 11. Club Zero, The Quiet Girl
24. 11. Roter Himmel, The Old Oak, Napoleon
30. 11. Wish, Saw X
Und wie gehts weiter? Hier alle Kinostarts im Dezember.
In unseren Seher-Bereich haben wir für dich weitere Empfehllisten, Vorschauen und Kritiken zu Kinofilmen und Streaming-Highlights:
Killers of the Flower Moon – Kritik
Neu auf Netflix im November
Pulled Pork – Kritik
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Aufmacherfoto: (c) Panda Film, Sony Pictures, Stadtkino Filmverleih
Susanne Gottlieb schreibt als Filmjournalistin für die Helden der Freizeit, Kleine Zeitung, NZZ, Standard, TV Media, Filmbulletin, Cineuropa und viele mehr. Sie arbeitet im Filmarchiv Austria, berichtet von diversen Filmfestivals und hat Theater-, Film- und Medienwissenschaft studiert.