Wer dem Stadtlärm entfliehen will, findet im Nationalpark Donau-Auen eine Oase der Ruhe – Tierbegegnungen inklusive. So traumhaft ist eine Kanu-Tour durch das Naturparadies.
von Christoph König
Eine ganztägige Kanu-Tour im Nationalpark Donau-Auen ist ein Erlebnis, das man so schnell nicht vergisst. Die Helden der Freizeit haben dieses Naturparadies erforschen dürfen. Helden-Empfehlung: Wenn ihr schon in der Gegend seid, schaut unbedingt auch ins Schloss Orth Nationalparkzentrum und seinen Tieren. Mehr dazu hier in unseren weiteren Top-Ausflugstipps fürs Marchfeld.
Wir sind mucksmäuschenstill, so sehr wir das zu acht auf unserem Holzkanu sein können. “Hört ihr das? Da schabt ein Tier.” Rangerin Rosemarie Grimm zeigt ins Dickicht. Wir hören nichts. Wir warten gespannt. Nichts passiert. Was immer es war, es hat sich wieder verzogen.
Wir paddeln weiter. Fühlen uns ein bisschen wie Einbrecher. Störenfriede im Naturparadies. Als hätte uns jemand direkt in eine Universum-Folge gebeamt. “Schaut’s jetzt schimpft er wieder.” Der Graureier fliegt vor uns her und meckert. Einmal segelt er direkt über uns. Er lässt keinen Zweifel daran, dass er nicht viel von Eindringlingen hält. Wenigstens lässt er keine Kack-Ladung auf uns ab.
Für uns Citykids ist der Besuch im Nationalpark Donau-Auen das Kontrastprogramm schlechthin, ein äußerst angenehmes wohlgemerkt! Statt Großstadtlärm hören wir nur das Plätschern des Wassers. Der Nationalpark feierte letztes Jahr sein 20-jähriges Bestehen – Grund genug, dass ihm die Helden der Freizeit einen ausgiebigen Besuch abstatten. Die Sumpfschildkröte wärmt sich auf einem Baumstamm, der ins Wasser ragt – sie war schon fast ausgestorben. Daher sind wir stolz heute ein in natura lebendes Exemplar zu Gesicht zu bekommen. Um uns schwimmen Karpfen und andere Fische.
Der Biber ist heute nicht zuhause. Aber seine Spuren hat er in seinem “Wohnzimmer” überall hinterlassen. Über Nacht hat er einen halben Baumstumpf durchgefressen. Na serwas! Der Kerl hat Appetit. Die kahlen Schneisen im Gras am Ufer sind in Wahrheit seine Wasserrutschen. Huuiiii! Daneben hat er sich Löcher gegraben. Im Gatsch sieht man die Hufabdrücke von Wildschweinen. In Bäumen die großen Löcher, die der Schwarzspecht gepeckt hat. Und im Wasser an klaren Stellen feine Linien am Flussboden. Es sind die Spuren, der Muscheln. Das Alles würden wir Natur-Banausen übersehen, würde uns Frau Grimm nicht darauf aufmerksam machen.
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Words like violence
Break the silence
Come crashing in
Into my little world
Der Depeche-Mode-Song passt perfekt zum Szenario. Das wir es genießen können haben wir den tausenden mutigen Demonstranten zu verdanken, die sich 1984 der Staatsgewalt entgegengestemmt und den Bau des Wasserkraftwerks Hainburg verhindert haben. Da hatte es aber keine angenehmen 25 Grad wie bei unserem Ausflug. Es war Dezember und bitterkalt. Mit Ehrfurcht denken wir an diese Helden zurück.
Gestartet haben wir unsere Tour in Stopfenreuth im hiesigen Forsthaus. Verschlafen ist noch untertrieben für diesen winzigen Ort. So muss sich Agent Cooper gefühlt haben, als er in Twin Peaks gelandet ist. An einem der wenigen besetzten Tischerl genießen wir ein kühles Blondes.
Von dort geht es ein Stück die Straße weiter zum Punkt an dem wir das Kanu ins Wasser lassen. Gleich nach dem Losfahren heißt es schon Schuhe ausziehen und aussteigen. Denn: Der Wasserspiegel ist so flach, dass wir durch den Fluss watten und das Boot ein Stück schieben müssen. Hose raufgestrickt stapfen wir durch das sumpfige flache Flussbett. Es ist angenehm warm. Wellness-Aficionados würden sich diesen feinen Schlamm ins Gesicht schmieren.
Das Idyll wird nur gestört von der darüberführenden Donaubrücke Hainburg. Da wo der Flussarm des Nationalparks in die Donau mündet, gehen wir mit unserem Boot an Land und schlendern am Kiesstrand das Donauufer entlang. Plötzlich rauscht der Twin City Liner (das Schiff, das Wien mit Bratislava verbindet) vorbei, schlägt hohe Wellen. Als würde ein Traktor durch die Bibliothek rauschen. Sofort wird klar, wie sensibel dieser kleine Mikrokosmos ist. Und warum einst so viele Leute diesen Flecken Land für so schützenswert hielten.
Unsere Rangerin erklärt uns alles. Jedes Detail. Sie ist hochkompetent. Aber ich kann ihr nicht immer folgen. Denn mein Hirn hat sich (als wir wieder langsam mit dem Kanu durch das Wasser treiben) in den Ruhemodus vertschüsst. Einatmen, ausatmen, ein kurzer Paddelschub … Platsch … Platsch.
Plötzlich da! Ein prächtiger Eisvogel schießt direkt an unserer Nase vorbei. Er ist so schnell, ich kann ihm kaum mit dem Blick folgen. Kein Wunder, wenn einen stundenlang die Ruhe der Donau-Auen umspült hat, erfasst dich diese Ruhe irgendwann selbst. Wir fahren wieder heim. Tiefenentspannt. Die laute Stadt haben wir keine Sekunde vermisst. Aber dieses Stückchen Welt haben wir ganz tief ins Herz geschlossen.
Was eine Schlauchboot-Tour zu bieten hat, kannst du übrigens hier bei freets.at nachlesen.
Der Nationalpark Donau-Auen feiert erst letztes Jahr sein 20jähriges Bestehen. Für Outdoor-Freaks, Naturliebhaber und Ruhesuchende gibt es unzählige Möglichkeiten. Tolle Wanderrouten. Touren mit dem Kanu oder Schlauchboot – oder Exkursionen. Alle Infos gibt’s auf www.donauauen.at
Der 9.300 Hektar große Nationalpark zieht sich das Donauufer entlang von Wien bis an die slowakische Grenze. Details zur Anreise öffentlich oder mit dem Auto findet man hier. Ausgangspunkt für die Kanutour ist das Forsthaus Stopfenreuth, Uferstraße 1, 2292 Engelhartstetten
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Eine geführte Ganztagestour kostet pro Kanu 260 Euro. 6 bis 9 Persinen passen hinein.
Erholsamer als eine Kanutour durch die Donau-Auen kann wohl kaum etwas sein. Dazu kriegt man eine ordentliche Portion Naturkunde mit auf die (Boots)reise. Und nach so einem Ausflug braucht es keinen Professor mehr, der einem erklärt, warum Menschen hier vor 32 Jahren mit der Besetzung der Hainburger Au Geschichte geschrieben haben. Die Österreicher können stolz sein sich dieses Naturparadies bewahrt zu haben.
Übrigens: Falls du selbst mit dem Boot in den Donau-Auen unterwegs sein willst, ist das nur eingeschränkt möglich. Lies hier, welche Regeln du beachten musst.
Fotos: heldenderfreizeit.com
In unserem Erkunder-Bereich findest du viele weitere tolle Ausflugs- und Eventtipps für Wien und Niederösterreich. Und auch noch weitere für die Donau-Auen:
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Der Chefredakteur der Helden der Freizeit hat das Onlinemagazin 2016 ins Leben gerufen und ist seit 2000 als Sportjournalist im Einsatz. Bei heldenderfreizeit.com ist er spezialisiert auf actiongeladene Outdoor-Aktivitäten, Ausflüge, Videos, Spiele, Filme, Serien und Social Media.