Die österreichische Rockband Kaiser Franz Josef über das neue Album, Livestream-Konzerte, die ankotzen, langwieriges Songwriting und mehr.
von Patrick Meerwald
19. Juli 2020: Rock is not dead! Das beweist das Trio von Kaiser Franz Josef. Die drei Musiker spielten in ihrer Karriere schon auf Wacken, am Zwillingsfestival Rock im Park und Rock am Ring und eröffneten sogar vor über 80.000 Zusehern den Gig von AC/DC vor zehn Jahren. Gerade ist ihr neues Album III erschienen. ACHTUNG: Wir verlosen hier ein signiertes Exemplar plus (!) 2 Konzerttickets für ihr nächstes Wien-Konzert im B72.
Im großen Interview sprachen wir mit Sham (Gesang und Gitarre), Pete (Bass) und Tom (Drums) über wahre Helden, ihren Auftritt bei You Can’t Cancel Rock’n’Roll, ihre Lieblings-Venue in Wien und vieles mehr.
Pete: Es ist vielleicht erwachsener geworden, der Sound, die Songs, alles viel ausgereifter und doch experimenteller. Wir haben machen können, worauf wir Lust hatten, ohne irgendjemanden damit befriedigen zu müssen. Ich hoffe aber, ihr alle seid davon befriedigt.
Alle drei: Cactus!
Pete: Es hat auch ewig gebraucht, um den fertig zu kriegen. Angefangen nur mit dem Bass-Beginn und den Drums, aber weiter als zum Intro sind wir zuerst nicht gekommen, eineinhalb Jahre lang.
Wir sind in die Richtung und in die Richtung gegangen und dachten uns, dass nichts dem geilen Intro gerecht wird und dann haben wir es doch irgendwie geschafft und der Song ist saugeil geworden.
Pete: Wir machen Rock-Musik, richtig leiwande Rock-Musik, die zu leiwand ist fürs Radio.
Sham: Ein wahrer Held wäre ein Radio-Moderator, der uns auf seinem Sender spielt und andere gute Musik auflegt.
Pete: Jeder kann ein Held sein. Man muss einfach schauen, dass man die beste Version von sich selbst zeigt. Helden sind auch Taxi-Fahrer, die dich um sechs in der Früh, wenn du besoffen bist, sicher heimführen. Im Musik-Bereich ist es klar Dave Grohl, der einfach mit jedem Wort aus seinem Mund, inspiriert und Millionen Menschen begeistert und fasziniert. Aber da gibt es hunderte weitere, wie Ozzy Osbourne, James Hetfield.
Pete: Es war super, dass so etwas statgefunden hat, um ein Zeichen zu setzen, wegen der Solidarität. Der Gedanke war großartig, die Umsetzung, die Planung war alles super geil. Aber es war trotzdem eigenartig nur vor Kameras zu spielen. Generell geht viel oder eigentlich alles vom Energie-Austausch zwischen dem Publikum und der Band verloren.
Pete: Mir geht es eigentlich nur um das, dass du vor Leuten spielst. Du gibst etwas von dir und sie geben dir etwas von ihnen zurück. Man hat sich speziell bei dem Gig etwas komisch gefühlt. Du spielst mit voller Power, headbangst, schwitzt dir den Arsch ab, während du vor den Kameras performst. Ich kam mir sogar ein bisschen deppert dabei vor, da gehst du ab wie ein Wahnsinniger und keiner klatscht oder schreit.
Tom: Das Witzige war ja, dass es den Zusehern auf den Schirmen genauso gegangen ist. Normalerweise sind sie am Nova Rock Camping-Gelände, so sind aber alle zu Hause gehockt. Wir haben dann auch die Leute im Stream gesehen, wie sie im eigenen Garten mit Pavillon und Hüsn saßen, aber alle voneinander getrennt und das funktioniert bei einer Rockshow halt nicht.
Sham: Es ist halt so, dass sich jeder seine eigene imaginäre Welt aufgebaut hat, in der alles in Ordnung ist.
Sham: Ja schon, weil das Ganze für ein Konzert für mich völlig unnötig ist. Es geht mir bei einem Konzert darum, dass Publikum da ist. So kommt einfach nur so ein Zwang, dass man performen muss und dann niemand da ist, der mit dir interagieren kann.
Sham: Hat mich ganz ehrlich nicht interessiert.
Tom: Ich hab nicht direkt solche Konzerte angeschaut, aber immer wieder Konzert-Aufzeichnungen auf YouTube, aber das ist etwas Anderes. Es hat mich nicht einfach so gezaht.
Pete: Naja, das Nirvana Tribute von Post Malone habe ich gesehen. Das war stark. Bist du deppert, das war geil! Ich habe es sonst nicht so verfolgt. Trotzdem: Ich supporte jede Musik. Wenn du zum Beipiel Singer-Songwriter bist, schau ich es mir schon als Konsument an, als Künstler ist es aber etwas Anderes.
Sham: Das ist mittlerweile hauptsächlich ein Traum. Das ist gar nicht mehr wahr. Weil es doch schon so lange her ist. Es separiert von allem anderen, weil es eben so einzigartig war. Es ist ja nicht so, dass ich das die Woche danach wieder gemacht hätte. Das ist auch der krasse Unterschied zu dem, was jetzt passiert. nämlich kein Publikum damals 80.000 (lacht).
Tom: Die kleinen, aber voll gepackten Gigs sind schon besonders geil. Vielleicht sogar etwas geiler als auf riesigen Bühnen, wo die Leute uns eigentlich gar nicht kennen. Wir haben halt noch nicht den Vergleich auf riesigen Bühnen, wo die Leute nur für uns da sind.
Sham: Arena Open Air ganz klar. Ist vielleicht nicht die größte Location, aber in der Stadthalle oder dem Gasometer ist ein Sound, der einfach nichts kann.
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Aufmacherbild: (c) Jakob Vehovar
Der Wiener Journalist ist seit 2016 Musik-Ressortleiter bei heldenderfreizeit.com, schreibt für diverse Musikfachmedien wie Stark!Strom berichtet dabei über Konzerte, Neuerscheinungen, führt Interviews und erstellt Besten- und Playlisten zu den Top-Liedern von Musikstars.