Das Josephinum hat die Geschichte der Medizin in Wachs gegossen und entführt uns im mystisch schönen Ambiente in die Welt des menschlichen Körpers. Warum das Militär und Joseph II. dabei eine große Rolle gespielt haben, was das größte Problem in der Erhaltung von Wachsfiguren ist und warum bei einem Besuch eine Führung zu empfehlen ist? Mach dich mit uns auf die Spur der Geschichte der Medizin.
von Kirstin Kriz
Im 9. Bezirk in Wien steht das Josephinum. Das Geschichteinstitut der Meduni-Wien beherbergt seit dem 29. September 2022 die Ausstellung „Die Geschichte der Medizin“. Hunderte täuschend echte Wachsmodelle von Körpern, Organen, Muskeln oder dem menschlichen Nervensystem sind hier auf 2 Etagen zu finden. Ob sich ein Besuch für auch für Nicht-Medizinbegeisterte lohnt? Die Helden der Freizeit waren vor Ort und haben es herausgefunden!
Das Josephinum wurde 1785 durch Pläne des Architekten Isidor Canevale fertiggestellt. Es ist neben der Nationalbibliothek am Josephsplatz das einzige Gebäude, das auf Joseph II. (1792-1806) zurückgeht. Von außen betrachtet ist es ein wunderschönes Bauwerk des Klassizismus. Besonders der neu restaurierte Hörsaal ist sehenswert. Hier kann man alte Wandverzierungen in dem 9 Meter hohen Raum bestaunen und fühlt sich gleich in eine andere Zeit versetzt. Heute finden in dem Hörsaal manchmal Fortbildungen statt, er kann aber auch für diverse Events gemietet werden.
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Joseph II. brauchte einen Ort für die Ausbildung von Chirurgen und Militärärzten. Die Universitäten wollten das sechsjährige Medizinstudium beibehalten und stimmten gegen die Einführung eines zweijährigen Studiums und eines anschließenden vierjährigen Praktikums. Daher wurde die k.k. medizinisch-chirurgische Josephs-Academie gegründet, in der die schnellere Ausbildung möglich wurde. Man glaubt es kaum, aber somit haben wir die gesamte Ausstellung dem Militär und zu verdanken.
Besonders spannend ist, dass sich die Modelle in den originalen Vitrinen aus mundgeblasenem Glas befinden. Diese sorgen zwar für wunderschöne Reflexionen an den Wänden, die den Räumen ein eigenes Flair verleihen, sind aber nicht ganz luftdicht. Dadurch sind die Ausstellungsstücke sehr anfällig für Staub und müssen per Hand mit einem Pinsel davon befreit werden. Durch die Formulierung aus Wachs, Harz, Terpentin und weiteren Stoffen besteht aber nicht die Gefahr, wie man vielleicht denken würde, dass die Modelle schmelzen.
Anhand von detaillierten Wachsfiguren wird in dieser Ausstellung jeder Zentimeter des menschlichen Körpers veranschaulicht. Auch im gynäkologischen Bereich sind beispielsweise mögliche Fehlstellungen von Kindern im Mutterleib sichtbar. Neben täuschend echten Wachsmodellen, sind auch viele alte medizinische Geräte ausgestellt. Von Augenkrankheiten, die teilweise nicht sehr schön anzusehen sind, bis zu aufgeschnittenen Organen, berühmten Ärzten oder einem Modell vom alten AKH ist alles dabei.
Insgesamt ist die Ausstellung sehr zu empfehlen, allerdings bucht man am besten eine Führung, weil die meisten Wachsmodelle nicht beschriftet sind und dadurch für Nichtmediziner nicht immer klar ist, was genau dargestellt wird. Außerdem herrscht momentan Maskenpflicht im ganzen Gebäude. Für Medizinbegeisterte also ein absolutes Muss, für alle anderen ein wahnsinnig interessanter Einblick in die Geschichte der Medizin und in den eigenen Körper, den man sonst so nie bekommen würde.
Adresse: Währinger Straße 25, 1090 Wien
Öffnungszeiten: Mi.- Sa. & Feiertag 10 – 18 Uhr, Do. 10 – 20 Uhr
Anfahrt: U2 (Schottentor + 5 Minuten zu Fuß) oder Straßenbahn 37,38,40,41,42 (Schwarzspanierstraße)
Fixführungen auf Deutsch (mit Voranmeldung): Donnerstag 18.30 Uhr; Samstag 11.00 Uhr, Führungsbeitrag pro Person (exkl. Eintrittspreis) 4 Euro
Gruppenführungen: Max. 25 Personen (auch auf Englisch) Mail an info@josephinum.ac.at
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Alle Fotos: (c) heldenderfreizeit.com
Kirstin Kriz aus Wien-Liesing berichtet bei den Helden der Freizeit vor allem über Ausstellungen, Ausflugstipps und Sportaktivitäten. Die Journalistin und Kommunikationswissenschaftlerin produziert außerdem Social Media Content.