Alles Gute, Mann mit dem Gummigesicht! Zum 60. Geburtstag blicken wir auf zehn der verrücktesten und besten Jim Carrey Filme zurück. Sind deine Lieblinge auch dabei?
von Susanne Gottlieb
17. Jänner 2022: Was wäre die moderne Komödienlandschaft ohne Jim Carrey? Seit den 90ern ist der Comedian nicht mehr von unseren Bildschirmen wegzudenken. Sei es nun mit seinen Filmen, oder in legendären Sketchen wie diesem Saturday Night Live Juwel oder kürzlich als Inkarnation des US-Präsidenten Joe Biden. Nicht umsonst hat er auch einen Ehrenplatz in unserer Hall of Fame der 40 besten Film-Comedians aller Zeiten. Die besondere Gabe Carreys ist es aber, dass er nicht nur Grimassen ziehen kann und besonders gut bei Impressionen ist. Er ist von Natur aus ein begabter Schauspieler, der auch in seinen komplexeren Dramen bewiesen hat, wie viel Talent er hat.
Von überdrehter quietschbunter Hyperaktivität über den unheilvollem Bösewicht bis hin zum sensiblen Helden – er schafft sie alle. Und wir haben zehn Jim Carrey Filme herausgesucht, die das besonders gut illustrieren:
Auch wenn der Film nicht sonderlich erfolgreich war, Jim Carrey glänzte in der Rolle des Graf Olaf. Begraben unter Tonnen an prothetischem Makeup, ähnlich wie bei Der Grinch, schaffte er es trotzdem sein Gesichtsmuskelspiel zum Zug kommen zu lassen. Der Film selber basiert auf einem düsteren, teils furchterregenden Kinderbuch. Vielleicht mit der Grund, warum er nicht erfolgreich war. Aber gerade diese Rollen mit Tiefe und Dramatik haben Jim Carrey immer am besten gestanden.
1994 war DER Durchbruch von Jim Carrey im Filmbusiness. Nicht nur hatte er mit Ace Ventura und Dumm und Dümmer Erfolg. Es war auch das Jahr von Die Maske. Auch wenn die Handlung etwas flach ist und nur aus einer Aneinanderhäufung von Witzen und Sprüchen besteht, der Film hatte Unterhaltung und eine junge Cameron Diaz. Und irgendwie ist die Kombination von Carrey Grimassen und CGI, wann immer er die Maske trägt, ganz amüsant.
Joel Schuhmachers Batman Filme sind nicht unbedingt in bester Erinnerung. Vor allem sein Batman & Robin war eine Katastrophe. Camp ist toll, aber vielleicht nicht passend für den dunklen Rächer. Davor kam aber noch Batman Forever, in dem Carrey den Bösewicht Riddler spielte. Wie immer kombiniert Carrey hier seine energiegeladene Überdrehtheit mit einer verletzlichen, tiefen Seele dahinter. Damit stach er gegenüber seinen Co-Stars heraus, was auch Tommy Lee Jones irritierte.
Definitiv einer seiner größten Hits, der bald darauf auch ein Sequel bekam. Jeder erinnert sich wohl an die Hawaiihemden, aufgestylte Tolle und die kaputte Fensterscheibe, aus der Ace nur seitlich herausstarrt. Aus heutiger Sicht hat der Film sicher einige Zeitgeist-Probleme, wie etwa Transgender Witze. Aber es ist nach wie vor beeindruckend, schon in den 90ern, dass ein unbekannter Darsteller wie Carrey damals gleich so eine große Hauptrolle ergattern konnte. Und im Gegenzug läuft er hier auch zur Höchstform auf. Nichts passiert ohne sein komödiantisches Geschick, keine Zeile Dialog, keine Geste. Ein wahres Filmstar Debüt
Was, wenn Jim Carrey Gott wäre? In Bruce Allmächtig, das sich diese Frage stellt, hat Carrey komödiantisch freies Spiel und kann sich nach Lust und Laune austoben. Und es hat Morgan Freeman als den eigentlichen Chef da oben und Steve Carrell als lästigen Mitarbeiter, der in Zungen spricht. Was ist das sonst, als ein automatischer Erfolgsgarant. Und die Gags sind toll. Ob er nun den Mond näher heranzieht, Gebete am Computer beantwortet oder die Suppe teilt. Wenn man über die etwas zu aufgedrängte Spiritualität am Schluss hinwegblickt, eigentlich alles gut.
Ebenfalls ein früher Klassiker. Nach Ace Ventura ein weiterer, absolut dämlicher Film auf dem Papier, aber dennoch brillant in der Umsetzung. Dämlich ist er nämlich im besten Sinn des Wortes. Ein Roadtrip zweier Idioten, zum einen von Carrey, zum anderen des nicht weniger talentierten Jeff Daniels, wird zum absoluten Chaosunterfangen. Gerade Daniels hilfloser Blick macht die Verrücktheiten Carreys umso besser. Der Film war so erfolgreich, dass Carrey ab da höhere Gehälter verlangen konnte.
Ähnlich wie in Die Maske ist Carrey hier konstant besessen. Diesmal aber von einem Kinderwunsch, der ihn daran hindert zu lügen. Das klingt vielleicht etwas unspektakulär, aber wie gewohnt kommt Carrey hier mit einer entfesselten All-in Performance. Und das macht dann doch Spaß. Carrey als Person, die lernen muss, ein guter Mensch zu sein. Das war einer seiner vielen Rollen, die seinen Status in Hollywood auf Dauer zementierten.
Die Problem von Cable Guy war, dass sich die Leute nach dem ganzen Medienecho vorab ein weiteres Dumm und Dümmer erwarteten. Doch Cable Guy ist vom Ton her viel dunkler und komplexer. Keine traditionelle Komödie, wie man das von Carrey bisher gewohnt war. Doch auch wenn das Publikum mit dieser viel unheilvolleren Figur am Anfang nicht viel anfangen konnte, so hat der Film über die Jahre doch seinen Platz in der Top-Filmographie Carreys gefunden. Die Intensität seiner frühen Rollen wird hier einfach in andere Bahnen gelenkt.
Eigentlich müsste man für Jim Carreys dramatische Rollen einen ganz eigenen Thread schreiben, aber zumindest zwei der wichtigsten und populärsten sollen hier auch genannt werden (Kleiner Shout Out zu Der Mann im Mond, in dem er Andy Kaufmann spielte). Die Prämisse ist bekannt und wirkte im aufkommenden Reality-Zeitalter der späten 90er reaktionär. Ein Mann erkennt, dass er sein Leben lang unfreiwillig der Star einer TV-Sendung war und versucht aus dieser auszubrechen. Die unterhaltsamen Momente sind nach wie vor da, aber man merkt, dass Carrey hier seine Energie in seriösere, komplexere Rollen umzulenken begann. Ein anspruchsvoller Film mit wichtiger Botschaft, getragen von seinen schon leicht reduzierten Shenanigans. Ein Wendepunkt in seiner Karriere.
War Die Truman Show bereits ein früher Indikator eines Paradigmenwechsels, so ist Vergiss mein Nicht! deren Kulmination. Carrey hatte sich bis dahin stets mit physischem Spiel ausgetobt. Hier sieht man ihn zum ersten Mal ohne dieses Gehabe. Seine Darstellung ist überraschend zurückhaltend, zeigt den Darsteller unter dem Spektakel, der hier schon immer gelauert hat. Das passt auch zur Figur, die eher melancholisch, fast depressiv launisch ist. Eine Seite seines Schauspiels, die er auch noch in späteren Jim Carrey Filmen zeigen würde.
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Aufmacherfoto: (c)
Susanne Gottlieb schreibt als Filmjournalistin für die Helden der Freizeit, Kleine Zeitung, NZZ, Standard, TV Media, Filmbulletin, Cineuropa und viele mehr. Sie arbeitet im Filmarchiv Austria, berichtet von diversen Filmfestivals und hat Theater-, Film- und Medienwissenschaft studiert.