Die Niederösterreicherin Sabrina Rath hat 2017 drei der härtesten Trail-Run-Bewerbe in Österreich gepackt. Und wie! Das ist ihre Geschichte.
10. August 2017: “Glaubt ihr, interessiert meine Geschichte überhaupt wen?” Oh ja. Da sind wir uns sicher!
Sabrina Rath hat heuer drei der härtesten Trail-Run-Bewerbe in Österreich gepackt. Und das nicht irgendwie! Sondern mit absoluten Topzeiten. Den Marathon beim Innsbruck Alpine Trailrun Festival, den 50 Kilometer Ötscher Mountain Marathon und als Krönung gerade erst am 22. Juli: den 50 Kilometer Glockner Trail.
Das bedeutet über 140 Kilometer und 5.300 Höhenmeter. Achja: Laufen ist nur ihr Hobby. Und so nebenbei hat Sabrina einen 40-Stunden-Job – und ein Pferd.
Wenn das keine Heldin der Freizeit ist, wer dann? Auf heldenderfreizeit.com erzählt die rastlose Niederösterreicherin aus Eggendorf, wie es so weit gekommen ist. Das ist ihr Erfahrungsbericht:
Richtig habe ich erst vor ein paar Jahren gemerkt, wie sehr mir das Laufen durch die Natur und den Wald taugt. Bergauf überhaupt. Und so bin ich mal unseren Hausberg in Pernitz auf 1.300 Meter rauf gerannt. Da war ich erst mal geschockt, wie anstrengend das ist.
2014 war ich dann zum ersten Mal beim Schneeberg-Lauf über 10 Kilometer dabei. 2016 waren die 20 Kilometer am Ötscher dran. Ich dachte, ich schaffe das nicht. Aber es ging mir super. Ich wurde Zweite. Meine Freunde haben festgestellt, je länger es geht, umso besser für mich.
Und so war ich 2016 bei meinem ersten Trail-Run am Schneeberg dabei. 33 Kilometer, 2400 Höhenmeter. 4 Stunden 20 Minuten für mich bis ins Ziel.
Ich habe gelernt, dass man so einen Lauf im Kopf in Etappen einteilen muss. Wie weit noch bis zur nächste Labstelle? Wie weit noch bis dahin, wo mein Papa steht? Wie weit noch bis zu Tante Angela und Tante Irmgard? Danach stand mein Ziel fest: der Glockner-Trail 2017. Zuerst ging es aber einmal ein Monat nach Neuseeland – gar nichts tun.
100 Trainings-Kilometer in der Woche waren keine Seltenheit. Meine sozialen Kontakte haben unter den vielen Trainingseinheiten sehr gelitten. Manche Freunde verstehen das, aber nicht alle. Meine Mutter war manchmal angefressen. Aber ich hab zu ihr gesagt: Willst du lieber, dass ich untrainiert bei solchen Rennen starte?
Erschwerend kam hinzu, dass ich jeden Tag zwei Stunden zu meinem 40-Stunden-Job pendle und auch noch ein Pferd besitze. Und beim Laufen bleibt es nicht bei einer Stunde, da gehen auch schon mal drei Stunden drauf. Heißt: 5 Uhr aufstehen, 7 bis 15:30 arbeiten, 17 Uhr heimkommen, dann laufen gehen und um das Pferd kümmern. In meiner Mittagspause habe ich statt zu Essen noch Krafttraining gemacht. Da bleibt nicht viel Zeit für anderes.
Geplant war eigentlich nur der Glockner-Trail. Ich wollte aber eine ähnliche Distanz ausprobieren, und da bot sich spontan der Marathon beim Trailrun Festival in Innsbruck an. Kurz vor dem Rennen am 29. April herrschte Schneechaos. Sie haben deshalb die Strecke auf 40 Kilometer verkürzt.
Ich wurde in 3:43:55 Stunden zweitbeste Österreicherin und insgesamt Vierte, nur eineinhalb Minuten hinter der Dritten. Schade. Aber Platzierungen sind mir ohnehin egal. Es geht um den Spaß. Und den hatte ich. Nach dem Rennen war ich aber zwei Wochen völlig fertig. Die Muskulatur wurde durch das hohe Tempo in den vielen Bergab-Passagen extrem belastet.
Eigentlich war auch der Ötscher-Mountain Marathon am 3. Juni gar nicht geplant. Aber ich konnte mir 50 Kilometer sonst einfach nicht vorstellen.Ich musste das einfach vor dem Glockner Trail testen-
Ich wurde drittbeste Frau, 24. von allen Teilnehmern (Zeit: 5:11:35 Stunden). Dann hatte ich ein arges Tief. Das Training mit dem Job wurde mir zu viel. Und ich habe immer gesagt: Wenn es keinen Spaß macht, lasse ich es. Fast hätte ich auf den Glockner Trail gepfiffen. Aber dann hab ich mir gedacht: Wenn ich jetzt daheim bleibe, bin ich sauer auf mich.
Ich fuhr also ganz ohne Erwartungen hin, war trotzdem nervös. Immerhin hatte ich vor dem Glockner Trail noch nie einen Trail-Run in so hochalpinem Gelände bestritten. Es geht rauf bis auf 2.600 Meter. Felsig, längere Gehstücke, Passagen zum Kraxeln. Das erste Mal brauchte ich zusätzlich zur Pflichtausrüstung auch Stöcke. Am 22. Juli war es endlich so weit.
Noch wichtiger als die Stöcke und meine Musik (ohne Rock geht nichts!) war wieder der Support von meinem Freund Lucas, der mich bei allen meinen Rennen fantastisch unterstützt. Er ist mit seinem Rad dabei, hat mein ganzes Zeug immer parat und schaut dass er an so vielen Streckenpunkten wie möglich steht. Im Ziel hat er mich aber schon mal verpasst, weil ich meistens viel früher als zu meiner erwarteten Zielzeit ankomme.
Deshalb stand Lucas diesmal schon zwei Stunden früher im Ziel. Er hat nicht einmal gewagt auf’s Klo zu gehen, um mich nicht zu versäumen. Und ich? Ich hatte so viel Spaß wie noch bei keinem Trail davor. Obwohl ich gleich viermal einen Stern gerissen habe. Aber hinfallen und sich aufgeschundene Knie holen, das gehört beim Trail-Laufen irgendwie dazu.
Die 6 Stunden und 41 Minuten, die ich ins Ziel brauchte, kamen mir viel kürzer vor. Platz 5 bei den Frauen, ich bin super happy. Die Viertplatzierte hat mich sogar umarmt. Das ist typisch für Trail. Da zählt nicht nur die Konkurrenz. Es herrscht eine ganz eigene Stimmung.
Was nun? 2017 war es das einmal mit den Rennen. Und dann? Ein 70 Kilometer Trail würde mich reizen. Aber das sage ich besser noch niemand, vor allem nicht meiner Mum … hoppala!
(ak)
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Aufmacherfoto: sportograf.com
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