Der Bergmandl- und Heli Kraft-Klettersteig im Familien-Test. Was man alles beachten muss und wie anfängertauglich die zwei Routen am Hochkar sind.
Hab ich mir da eh nicht zu viel zugemutet? Ich gestehe. Als ich die ersten Videos vom Heli-Kraft-Klettersteig sehe, geht mir dieser Gedanke mehrmals durch den Kopf.
Okay. Ein alter Bergfuchs wird darüber milde lächeln. Aber als Wiener, der noch nie klettern oder auf einem Klettersteig war, habe ich doch gehörig Respekt. Für meine Schwester Sandra und ihre Kids Lenny und Paula ist es ebenfalls das erste Mal. Als regelmäßige Tirol-Urlauber in Gerlos und mit ersten Hochseilklettergarten-Erfahrungen ausgestattet, haben sie zumindest einen Startvorteil.
Unsere Helden-Mission? Beide Klettersteige am Hochkar (Bergmandl und Heli Kraft) bei einem Anfänger-Test bezwingen. Wie es einem dabei ergeht und was als Klettersteig-Neuling zu beachten ist, erfahrt ihr jetzt. Übrigens: Hier haben wir eine Übersicht mit noch 11 tollen Klettersteigen in Niederösterreich.
Zunächst zum richtigen Equipment. Feste Schuhe mit gutem Profil sind nötig, um den nötigen Halt zu finden. Outdoor-Gewand ist zwar nicht Pflicht, aber praktisch: Weil es am Berg auch rasch mal kühl werden kann. Unbedingt benötigt wird ein Klettersteig-Set mit Helm und Hüftgurt. Helden-Tipp! Am Hochkar kann man sich eines um nur 20 Euro direkt bei der Liftkassa ausleihen . Zudem sollte man die Wetterprognose checken. Regen sorgt für rutschige Bedingungen, gerade für Anfänger nicht empfehlenswert. Und bei Gewitter geht sowieso nichts. Nachdem sich die Wettervorhersage in unserem Fall kurzfristig aufhellt, darf es auch schon los gehen.
Für unsere Premiere bekommen wir mit Klaus Hausl von freelife – Outdoorsport einen Top-Bergführer zur Seite gestellt. Ein gutes Gefühl. Immerhin ist der Mühlviertler bereits 30 Jahre (seit einer unvergesslichen Raftingtour im Grand Canyon in den 80er-Jahren) im Abenteuersport-Geschäft und: Er hat den Heli-Kraft-Steig mit seinem Team einst in seiner ersten Ausführung errichtet. Statt beim Schmiedel sind wir also direkt beim Schmied gelandet. Wer könnte uns besser Tipps geben als er?
Nochmal eine morgendliche Energieauffrischung mit kleinem Kaffee und großem Topfenstrudel im Schutzhaus eingelegt, schon schnappen wir uns die Ausrüstung und checken gegenseitig, ob sie richtig angelegt ist. Die Gurte müssen gut sitzen. Bei den Beinschlaufen soll noch eine Hand dazwischenpassen. Vor dem Einstieg zum Bergmandl-Klettersteig erklärt uns Klaus die letzten Details.
Mit den zwei Karabinern sichern wir uns am Drahtseil. Sobald eine Drahtseil-Befestigung erreicht ist, wird ein Karabiner ausgehängt und über der Befestigung wieder eingehängt. Danach erst der zweite. So ist man immer zumindest mit einem Karabiner gesichert und es geht Abschnitt für Abschnitt voran. Wichtig: Man sollte nicht im selben Drahtseil-Abschnitt wie der Vordermann hängen und immer etwas Abstand halten.
Knapp über 1.500 Metern, neben dem Leckerplan Sessellift, steigen wir in den ersten von drei Felsen. Für mich als völliger Rookie erstaunlich, dass es auf diesem Familien-Klettersteig doch gleich mal recht steil hinaufgeht. Sandra sieht das anders: “Für einen Tiroler wär das ein liabes Zanderl”. Rasch sind wir auch schon oben. Durch den Wald geht es weiter. Beim zweiten Felsen steigen wir eine kleine Wand von links nach rechts hinauf. Hinter uns wartet ein älteres Ehepaar, das die unverhoffte Verschnaufpause gerne annimmt. Der dritte Pfeiler geht einen Grat entlang. Oben noch ein nettes Pic mit Panorama gemacht, schon gehen wir wieder hinunter. Ohne zu hetzen sind wir nach eineinhalb Stunden wieder im Schutzhaus. Dort stärken wir uns nun mit einem üppigen Mittagessen. Klettersteigen macht hungrig!
Fazit: Der Bergmandl-Klettersteig (im Sommer 2017 errichtet) ist für Anfänger – egal, wie alt – perfekt geeignet. Kids kommen die relativ geringen Abstände zwischen den Trittmöglichkeiten entgegen. Nicht ganz so fitte, vielleicht schon ältere, Herrschaften können zwischen den drei Pfeilern wieder gut Kräfte sammeln. So ist auch ein Abbruch zwischendrin möglich. Durch die sehr engen Abstände zwischen den Drahtseilen ist man viel mit Umhängen der Karabiner beschäftigt. Das kann mitunter ein bisschen nerven, ist aber gerade für Anfänger gut, weil sich so die Bewegungsabläufe gut automatisieren lassen.
Helden-Tipp! Am Klettersteig auch immer die Beine gut einsetzen und nicht ständig mit gebeugten Armen am Drahtseil hinaufziehen. Sonst geht das nach einiger Zeit gewaltig in den Bizeps.
Nachdem unser erstes Mal so erstaunlich reibungslos verlaufen ist, wagen wir uns auch noch auf den schwereren Heli-Kraft Klettersteig. Von der Talstation wandern wir eine gute halbe Stunde zum Einstieg und können dabei bereits die imposanten Felswände bewundern, die wir von rechts nach links besteigen werden. Der Puls geht etwas nach oben. Wir haben die Wahl zwischen dem klassischen Einstieg und einer spektakulären langen, hängenden Leiter, die ganz interessant mitschwingt, wenn man sich auf ihr befindet. Natürlich müssen wir dieses Riesending gleich einmal erklimmen. Alternativ kann man den Klettersteig etwas weiter oben beginnen.
Unser jüngster Helden-Tester Lenny wagt sich mit Klaus vorne weg. Empfohlen wird der Steig ab 12 Jahren. Wer wie Lenny an der jüngeren Grenze ist, sollte entsprechend groß sein. Der Youngster legt los, als hätte er nie etwas anderes gemacht. Wir Großen wagen uns dahinter etwas vorsichtiger voran. Wir sind so konzentriert auf den nächsten Schritt, dass wir die Höhe oft nur als Randerscheinung wahrnehmen.
Zumindest bis zur spektakulären Drahtseilbrücke. Links und rechts hält man sich an einem Seil an und balanciert mit den Füßen auf einem einzigen. Der Blick wandert zwangsgedrungen in die Tiefe. Man fühlt sich ein bisschen wie ein Seiltänzer im Zirkus und alle sind sichtlich stolz diese Hürde genommen zu haben. Den Kamm entlang geht es weiter – und dabei noch über zwei kürzere Seilbrücken mit jeweils nur zwei Seilen (eines zum Festhalten für die Arme, eines zum Draufsteigen für die Beine).
Herrlich! Auf einen Vorsprung, der es einem ermöglicht ein paar Schritte normal zu gehen, folgt nochmal ein Felsteil zum Klettern mit spektakulärer Aussicht auf das Bergpanorama und die Häuser bei der Talstation, perfekt für ein schönes Foto. Noch etwas gerade hinauf und zur Seite gekraxlt, erreichen wir das Kreuz (nicht Gipfelkreuz), dass das Ende des Klettersteigs markiert. Alle sind sichtlich gelöst und stolz auf ihre Heldentat. Das hat gewaltigen Spaß gemacht.
Fazit: Der Heli Kraft-Klettersteig ist ein Sportklettersteig, der sich gut für Leute eignet, die zumindest schon ein bisschen Klettersteig-Erfahrung gesammelt haben. Im Gegensatz zum Bergmandl ist eine gewisse Grundfitness nötig, weil man ihn am Stück durchklettern muss. Mit Auf- und Abstieg von der Talstation sollte man in etwa zwei Stunden einplanen. Die kühle Lage ist im Hochsommer angenehm. Komplette Anfänger sollten hier einen Guide dabei haben.
Geschafft! Die Helden der Freizeit erreichen zufrieden und erschöpft ihr Quartier: das JUFA Hotel Hochkar Sport Resort***. Während die Kids nach den zwei Klettersteigen noch immer Energie haben (wo nehmen sie die nur her?) und sich bei einer Partie Basketball und Fußball auf den riesigen Sportplätzen des Resorts austoben, regenerieren die Erwachsenen ihre müden Knochen im Wellnessbereich.
Eine ordentliche Mütze Schlaf und das große Frühstücksbuffet am nächsten Morgen haben wir uns redlich verdient. Der Muskelkater war es mehr als wert. Übrigens: Hier könnt ihr unser Abenteuer aus Sicht von Sandra nachlesen.
Hotel-Tipp: JUFA Hotel Hochkar
Das JUFA Hotel Hochkar – Sport-Resort*** in den Göstlinger Alpen ist ein tolles Quartier für aktive Familienurlauber. Viele Sportler nützen das Höhentrainingszentrum. Aber auch für Kids sind die riesigen Sporthallen und Outdoorplätze (Tennis, Basketball, Tischtennis, Fußball, Sprintbahn uvm.) ein Hit. Doppelzimmer mit Frühstück gibt es ab 78,40 Euro. Dazu erhält man die Wilde Wunder Card für 57 Attraktionen im Mostviertel, die den Gratis Eintritt beispielsweise ins naheliegende Solebad oder eine Berg- und Talfahrt auf das Hochkar zur 360-Grad Skytour inkludiert. Auch die Nutzung des Relax- und Wellnessbereichs im JUFA mit Saunalandschaft ist dabei. Mehr Infos und Buchung auf der JUFA-Homepage.
Facts: Bergmandl-Klettersteig
Name: Bergmandl-Klettersteig
Kletterzeit: 40 Minuten
Schwierigkeitsgrad: B/C
Höhe Einstieg: 1.530 Meter
Absicherung: Sehr gut
Facts: Heli-Kraft-Klettersteig
Name: Heli Kraft-Klettersteig
Kletterzeit: 60 Minuten
Schwierigkeitsgrad: C
Höhe Einstieg: 1.640 Meter
Absicherung: Sehr gut
Gleich in der Nähe gibt es am Annaberg auch die Möglichkeit für einen aufregenden Familienausflug mit dem gewissen Kick. Hier lockt die größte Zipline Niederösterreichs und das ebenfalls sehr schöne JUFA Hotel Annaberg – lest hier unseren Testbericht. Hier ein paar geniale Videoimpressionen davon:
Fotos: Christian Hofer/FOTObyHOFER.at für heldenderfreizeit.com
Dieser Artikel entstand im Zuge einer Kooperation mit den Niederösterreichischen Bergbahnen.
Der Chefredakteur der Helden der Freizeit hat das Onlinemagazin 2016 ins Leben gerufen und ist seit 2000 als Sportjournalist im Einsatz. Bei heldenderfreizeit.com ist er spezialisiert auf actiongeladene Outdoor-Aktivitäten, Ausflüge, Videos, Spiele, Filme, Serien und Social Media.