Als Fußballer war er eine Legende. Als Sänger spielt er meistens für keinen Cent und gibt trotzdem immer alles. Herbert Prohaska im Helden-Interview über seine Konzerte mit Pete Art und den Holy Boys, Demo-Tapes von Ambros, mit “Musikanten” verzierte Kinderzimmer und das Geheimnis hinter seiner Sonnenbrille.
von Christoph König und Patrick Meerwald
Einer der legendärsten Adressen im österreichischen Fußball (WAC-Platz) – und niemand geringeren als Herbert Prohaska vor dem Helden-Mikro. Eigentlich kann es da nur um das runde Leder gehen. Falsch!
Denn der Jahrhundert-Fußballer ist auch ein leidenschaftlicher Sänger und Musikliebhaber (lies nach in unserer Story Prohaska über Elvis: “Mein Vater hat sich sogar frisiert wie er”). Ein Hobby, das er auf der Bühne mit Profis auslebt. Oft mit seinen Holy Boys oder mit Pete Art. Deshalb geht es an diesem wunderschönen Montagmorgen mal nicht um Ronaldo, Messi oder “I wer narrisch!”, sondern um Hendrix, die Monkeys und Longsom wochs ma zom!
Zum Aufwärmen für das große Interview, Herbert Prohaska im Musik-Wordrap:
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Youtube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Herbert Prohaska: Pete Art spielt 60er, 70er und 80er. Alles Lieder, die ich im Ohr habe und kenne. Rock ‘n’ Roll und Austropop. Ich erfahre das immer erst genau bei unseren Proben. Es ist für mich ja vor allem ein Hobby. Ich freu mich drauf, weil wir sind eine große Partie – zehn zirka. Das macht es leichter für mich, weil da hört man meine Fehler weniger.
Nein. Ich sehe die Setlist erst beim Proben, habe kein Mitspracherecht beim Programm. Es mir früher zu zeigen, hätte eh keinen Sinn, weil sonst hätt ich es nächste Woche schon wieder vergessen (lacht). Außerdem wissen die Profis besser, was für mich geeignet ist. Es hat ja keinen Sinn mir Lieder zu wünschen, die ich dann nicht singen kann.
Irrsinnig schön. Für mich ist er ein großartiger Elvis, der aber eigentlich alles singen kann. Ihn nur auf diese Schiene zu schieben, da würde man ihm sehr unrecht tun. Er ist ja auch schon 30, 35 Jahre im Geschäft. Es macht viel Spaß, wenn du so einen Profi neben dir hast – oder auch den Toni Matosic, wenn ich mit den Holy Boys singe. Es macht es leichter, zu wissen, dass mir immer geholfen wird, sollte ich ein Problem haben. Für mich ist es wirklich ein Hobby. Ich bekomme bei 90 Prozent meiner Auftritte ja keine Gage.
Ich krieg nur dann Gage, wenn ein Veranstalter auf den Herbert Prohaska besteht. Dann muss er auch etwas zahlen. Das ist aber dann auch nicht die Welt. Bei allen anderen Konzerten gibt es keinen Cent für mich. Das ist einfach so. Ich bin kein Musiker und kein Sänger. Deswegen nehme ich auch kein Geld dafür. Es gibt auch immer wieder Benefiz-Geschichten mit den Cliniclowns.
Keinen Cent.
Die Liebe zur Musik war immer da. Ich bin in einer Zeit aufgewachsen, in der die Beatles, Rolling Stones, alle gekommen sind. Meine ersten zwei Singles, das weiß ich noch, waren I’m a Believer von den Monkeys und Lets spend the Night together von den Rolling Stones. Damals hat es die Popfoto– und Musikexpress-Heftln gegeben. Die habe ich mir alles gekauft. In unserem Kinderzimmer war alles voll tapeziert – auf der einen Seite die Fußballer, auf der anderen die Musikanten.
Das mit Pete Art mache ich jetzt schon zirka zwölf Jahre. Das hat sich so ergeben: Ich hab mir einmal ein Konzert von Monti Beton angeschaut habe, wo der Pete Art immer als Elvis-Gastsänger aufgetreten ist. Sie haben mich gefragt, als Gag, ob ich nicht bei einer Nummer mitsingen will. Leider. Weil jetzt habe ich im Jahr zwischen zehn und 15 Auftritte mit ihnen. Das ist mir fast schon zu viel.
Bei einem Benefiz-Event, glaube ich. Anschließend nicht mehr, weil es mir nicht wirklich gefallen hat, wie ich singe. Einmal hat es im ORF diese Playback Show gegeben, bei der ich damals mit dem Toni Sailer, Monika Kaserer und mit der Mercedes Stermitz von The Mamas & the Papas California Dreaming performt haben. Grandioserweise haben wir gewonnen. Deswegen habe ich jetzt heute ein goldenes Mikrofon zuhause (lacht).
Nein. Ich glaube, was du gut kannst, da bist du mehr nervös, als wenn du was nicht gut kannst. Im Fußball war ich nervös, weil ich gewusst habe, dass ich gut bin. Beim Singen muss ich mich gar nicht überwinden. Allerdings muss man natürlich eines klar sagen: Ich gehe jetzt nicht raus auf die Bühne und sage, es ist mir alles wurscht. Ich will es schon gut machen, weil das sind ja meine Freunde und will da nicht einen Kasperl owereißen und ihnen dann den Auftritt versauen. Das ist eine andere Nervosität. Ich habe jetzt keine Angst, raus zu gehen und zu versagen oder sonst was. Ich wäre ja nicht dabei, wenn es mir keinen Spaß machen würde. Aber ich weiß, wo meine Grenzen sind.
Ja zum Teil. Zwei Teleprompter, die du vor dir hast. Die brauche ich schon. Das würde sonst zu professionell werden, wenn ich alle Texte lernen müsste. Natürlich wiederholt es sich und du wirst immer textsicherer, aber nachdem wir ohnehin bei den Holy Boys alle drei mit dunklen Brillen auftreten, kann man schon immer wieder hinsehen, ohne dass es jemand merkt.
Vor zwei Jahren hatten wir 30 Jahre Pete Art in der Stadthalle, mit Gastauftritte von Ulli Bäer oder Horst Chmela. Eine der Paraderollen vom Pete Art ist ja auch die Rocky Horror Picture Show. Bei ihm ist es halt so, er muss gewichtsmäßig in das Gewand reinpassen, jetzt im Moment ist er in Top-Verfassung. Für mich ist eigentlich jeder Auftritt schön, weil wir eine gute Partie sind, wo unheimlich viel gelacht wird vorher. Wir müssen uns ja auch irgendwie die zwei Stunden vom Soundcheck bis zum Konzert vertreiben.
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Youtube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Sicher kostet man gerne einen Wein vorher. Es geht aber keiner raus und ist angesoffen. Wir sind ja in einem Alter, in dem das nicht mehr funktioniert. So professionell sind alle schon, dass ein anständiges Konzert rausschauen soll. Für das sind wir ja verpflichtet. Wir sind ja keine Superstars, die sich vielleicht nichts pfeifen. Wir wollen, dass die Leute zufrieden nach Hause gehen.
Natürlich ist der Großteil im reiferen Alter. Ich war letztens beim Fendrich im Museumsquartier und da ist es ähnlich. Obwohl das Konzert großartig war und er alles gespielt hat. Aber das ist einfach der Lauf der Dinge. Junge Leute wollen halt Wanda und Seiler und Speer oder so. Ist eh logisch.
Ehrlich gesagt, weiß ich das nicht. Nachdem ich auch keine Gage bekomme, muss ich nicht genau schauen (lacht). Ich glaube, in der Stadthalle waren 2.400 vielleicht? Beim Schwechater Stadtfest waren unheimlich viele Leute – aber da kannst du sie schwer zählen. In manchen Lokale haben wir Fixtermine, die heute schon ausverkauft sind. Zum Beispiel einen Tag vor Weihnachten im Orpheum. Oder am Rothneusiedlerhof da ist es auch immer bummvoll. Das ist eigentlich schön. Das heißt, dass der Pete eine Fan-Gemeinde hat, die immer kommt.
Wolfgang Ambros. Den habe ich kennengelernt, wo Da Hofa gerade richtig rausgekommen ist. Wir hatten einen gemeinsamen Freund, der nicht mehr lebt, der mich eigentlich mit ihm ein bisschen zusammen gebracht hat. Wir haben uns zwar nicht furchtbar oft gesehen, aber ich war auch einmal bei ihm zuhause, da hat er noch in Pressbaum gewohnt, oder war es zu Grillpartys und so. Als ich in Italien gespielt hab, so zwischen 1980 und 83 hat er mir alle seine Langschallplatten geschickt. Das war eine große Ehre für mich, weil da waren sogar Demo-Bänder dabei, bei denen er wissen wollte, wie sie mir gefallen. Leider ist er heute, glaube ich, gesundheitlich ziemlich bedient. Aber, wen ich an die Glanzzeit zurückdenke. Der Falco hat es schwer gehabt, die Stadthalle einmal zu füllen. Der Ambros hat sie drei Tage hintereinander ausverkauft. In der Zeit habe auch ich kein Konzert von ihm verpasst. Der Ambros war halt immer meiner, obwohl Danzer und Fendrich genauso ihre großen Lieder haben. Den Fendrich habe ich ein bisschen gekannt, den Danzer fast gar nicht, also persönlich. Aber zum Ambros habe ich eine Beziehung gehabt. Ich hoffe, es geht ihm gut.
Das sind ja wie beim Fendrich Hymnen. Langsam wachs ma zam ist großartig. Aber man würde den Ambros furchtbar klein machen, wenn ich jetzt ein Lied herausnehmen würde, weil mir mindestens 20 besonders gut gefallen (Anmerkung: Hier die Top-10 Ambros Songs der Helden-Redaktion).
Beim Hans ist es ja so: Der hat Monti Beton fix und ich glaube es wäre viel zu viel, wenn ich da auch noch dazukomme. Da ist es eigentlich gescheiter, wenn wir uns aufteilen. Mit dem Hans habe ich ein paar Mal Rostige Flügel gesungen. Monti Beton ist ja schon eine Kultband und hat auch noch den Thomas Schreiber als Sänger. Es tät ja keinen Sinn machen ihnen das halbe Konzert wegzunehmen. (ak/lv)
In unserer Seher-Rubrik findet ihr Storys über aktuelle Konzerte, aber auch über Austropop-Ikonen und andere singende Sportstars:
Nino aus Wien: “Ich höre gerne Hits, ich schreibe halt keine!”
Rapperin Yasmo: “Sich zu behaupten, geht auch ohne Hierarchie!”
Cil City: “Wenn die Energie passt, darf auch was danebengehen!”
Eric Papilaya: “Musiker sein, ist wie ein Marathon, nur ohne Ziel!”
Sportfreunde Stiller: “Kunst ist dafür da, Freiheit zu spüren!”
Bernhard Speer: “Verschwitzt, komplett hin. Also alles richtig gemacht!”
Christian Hummer von Wanda: “Statt 150 kamen plötzlich 15.000!”
Arabella zu Starmania: “Es braucht viel Mut und Verletzlichkeit!”
Cley Freude: “Jeder Mensch ist ein Held und für jemanden wertvoll!”
Manuel Rubey: “Ich könnte Tag und Nacht Sport schauen!”
Titus Vadon: “Musiker müssen innerlich brennen, sonst wird’s fad!”
KØLEEN: “Ich liebe Kontraste, vor allem in meiner Musik!”
PAENDA: “Nicht nur meine Texte haben eine Message!”
Sibbi von Itchy: “Dem Karma hilft, wenn man kein Arschloch ist!”
Amy Wald: “Meine Sexualität war für mich nie so eine große Sache.”
Mala Frank: “Dann hat mich Bryan Adams gebeten, ihn zu covern!”
Christopher Seiler: “Wenn du einen Idioten spielst, musst du gscheit sein!”
Anna Heimrath: “Mein Ziel ist, von der Musik zu leben.”
Ina Regen: “Kenne deinen Grund, warum du was machst!”
Paul Pizzera: “Die Konzert-Geilheit bleibt trotz Absage-Frust!”
Russkajas Georgij: “Alles in meinem Beruf ist Freizeit!”
Wendja: “Neben dem Musikmachen ist Sport mein Leben!”
Marco Pogo: “Den Bierbrunnen will ich wirklich!”
Silbermond: “Ein Kind auf die Welt bringen ist heldenhaft.”
Vamummtn-Rapper Ansa: “Autotune-Gedöns ist nicht unsers!”
Kaiser Franz Josef : “Unsere Musik ist zu leiwand fürs Radio!”
Nathan Trent: “Billie Eilish hat das Game revolutioniert!”
Cordula-Grün-Held Josh.“Gig im Burgtheater wäre geil!”
Steve Hogarth: “Über John Lennon geht nichts!”
Nightwish: “Dem würde ich das Härteste geben.”
Hans Krankl: “Jeder Auftritt ist eine Heldentat!”
Alf Poier: “Mein halbes Leben war eine Heldentat!”
Der Chefredakteur der Helden der Freizeit hat das Onlinemagazin 2016 ins Leben gerufen und ist seit 2000 als Sportjournalist im Einsatz. Bei heldenderfreizeit.com ist er spezialisiert auf actiongeladene Outdoor-Aktivitäten, Ausflüge, Videos, Spiele, Filme, Serien und Social Media.