Dieser Michael Myers ist einfach nicht totzukriegen! Direkt nachdem Laurie und Familie den Serienmörder im vermeintlich letzten Teil Halloween (2018 – hier unser Review) erledigt hatten, spaziert er auch schon wieder lebend durchs Bild. Gibt es diesmal ein Finale? Und macht das Slashen überhaupt noch Spaß? Alles zum neuen Film Halloween Kills.
von Susanne Gottlieb
In Sachen selbstlaufendes Slasher-Franchise haben wenige Filmreihen die Krone so sehr verdient wie Halloween. Im mittlerweile zwölften Teil der Reihe, und im insgesamt sechsten in dem Jamie Lee Curtis mitspielt (wobei Halloween II, Halloween H20 und Halloween Resurrection in den neuen Filmen ignoriert werden), mordet sich Michael Myers bereits durch Haddonfield in Illinois. Doch da die Reihe über die Jahre im Trash-Sumpf versumpert war, wagte man 2018 eine Neuauflage des John Carpenter Klassikers mit einigen Originalen. Quasi ein Soft Reboot der Reihe. Dieser schloss den Film an den ersten Teil der Reihe an. Nun ist das Sequel entstanden.
Gerade ist er in den USA gestartet – nächste Woche soll er bei uns ins Kino kommen. Hier erfährt ihr, ob sich der Film lohnt.
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Unmittelbar nachdem Laurie (Curtis), Karen (Judy Greer) und Allyson (Andi Matichak) Michael Myers eingeschlossen im Keller zurückgelassen haben, kann sich dieser bereits dank der Feuerwehrmänner befreien und zieht seine Mordserie durch den kleinen Ort Haddonfield weiter. Diese Info spricht sich auch bald im Ort rum, auch wenn Karen Laurie nichts davon erzählen will, weil diese gerade mit einer Messerwunde im OP gelandet ist.
Dafür wollen andere Opfer den Serienkillerjagen. Da sind Tommy Doyle (Anthony Michael Hall), Lindsay Wallace (Kyle Richards), Lonnie Elam (Robert Longstreet) und Marion Chambers (Nancy Stephens), die alle im ersten Teil entweder mit dem Killer in Kontakt kamen, oder zumindest mit einem der anderen Protagonisten. Von den neuen Figuren ist Sheriff Leigh Brackett ebenfalls auf der Jagd, bevor er wie Laurie im Krankenhaus landet.
Während man sich im Krankenhaus auf die Ankunft Myers vorbereitet, geht die Gruppe an Legacy Figuren mit ein paar offensichtlichen Slasher Opfern auf die Jagd in der Kleinstadt. Der Mob ist los, das Motto lautet Evil dies tonight.
Für eine Filmreihe, die sich aus dem Trash der vorangegangenen Teile befreien wollte, ist Halloween Kills drauf und dran genau in diesen wieder abzurutschen. Wenn man sich den neuesten Chucky oder Tremors ansieht, dann sind die zwar auch nicht mehr gut, machen aber aufgrund ihres Camp- und Metafaktors genug Spaß, dass man hier gut unterhalten ist. Da aber die neuen Halloween Filme sich die Aufgabe gestellt haben, hier wieder Seriosität und Qualität reinzubringen, nehmen sie sich letztendlich viel zu ernst. Das hat zur Folge, dass sie keinen Spaß mehr machen.
Man nehme hier allein schon das Slashen. Im Minutentakt werden hier Figuren eingeführt, von denen man ab Sekunde 1 weiß, dass sie nur dem grausamen, graphischen Tod dienen. Und verlässlich wie ein Uhrwerk taucht auch Myers auf, lässt das R-Rating sich so richtig auf den Bildschirm ergießen, nur um dann gleich wieder weiter zu ziehen. Das ist eher eine stumpfe Abhandlung des Charakters als spannender, unterhaltsamer Plot.
Ebenso fragwürdig ist die Entscheidung, Myers zu einer Art unsterblichen Gott zu erheben. Er nähre sich von der Boshaftigkeit, von der Brutalität, die die Menschen ihn gegenüber ausleben, sinniert Laurie. Das macht aber Myers zu einer halbmystischen Figur, die nicht mehr menschlich ist. Das klingt eher nach einem Dementor mit William Shatner Maske. Auch überdehnt der Film immer wieder die Bereitschaft des Zusehers, darüber hinweg zu sehen, wie schnell und aus dem Nichts Myers an Orten auftauchen kann. In einem Moment war er noch auf der Straße im Duell mit dem Mob. Im nächsten steht er plötzlich wieder im Haus.
Ebenso macht es keinen Spaß alte Figuren zu sehen, wenn diese sofort entbehrlich sind oder komplett falsche Fährten legen. Es wäre wichtig, dass er bei der Erlegung Myers dabei ist, meint der Sheriff, der ihn 1978 verhaftet hat. Doch dieses Versprechen wird nicht eingelöst. Ebenso wartet die Gruppe darauf, dass Myers im Krankenhaus auftaucht, obwohl er anscheinend keine Anstalten dazu macht.
Halloween Kills ist viel zu beschäftigt damit, hier alte und neue (nachträglich eingefügte) Handlungsstränge zu kombinieren, auf weitere Geschehnisse hinzudeuten, die in diesem Film keinen Platz mehr haben, und er lässt auch seinen Figuren keinen Raum sich zu entfalten. Das bisschen Gesellschaftskritik, das er versucht zu platzieren, indem er sich kritisch mit Mob-Mentalität auseinander setzt, ist bestenfalls bemüht. Und warum sind die Figuren diesmal so ungemein blöd, allein in Häuser zu gehen, in denen sie Myers vermuten? Hier hat das Drehbuch eindeutig geschlampt.
Halloween Kills reißt das Soft Reboot der Reihe sofort wieder in einen Strudel der Mittelmäßigkeit bis hin zu filmischer Katastrophe. Der Film ist chaotisch, und noch schlimmer, macht überhaupt keinen Spaß. Das einzige Highlight ist die Erkenntnis, dass sich hinter dem Redneck-Baseball Dad aussehenden Tommy eigentlich John Hughes liebster Nerd – Darsteller aus den 80ern verbirgt. Ein kleines Detail für das nächste Pubquiz.
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Fotos: (c) Universal Pictures
Susanne Gottlieb schreibt als Filmjournalistin für die Helden der Freizeit, Kleine Zeitung, NZZ, Standard, TV Media, Filmbulletin, Cineuropa und viele mehr. Sie arbeitet im Filmarchiv Austria, berichtet von diversen Filmfestivals und hat Theater-, Film- und Medienwissenschaft studiert.