Diesmal tritt Paul Mescal als Lucius gegen Gladiatoren, Römer, Pedro Pascal und wilde Paviane an. Warum der Film zwar nicht an den Kultvorgänger herankommt, aber trotzdem verdammt viel Spaß macht, erfährst du in unserer Gladiator II Kritik.
von Susanne Gottlieb, 14. 11. 2024
Im Jahr 2000 schuf Ridley Scott mit seinem Gladiator nicht nur einen Welthit, sondern prägte das Kino der folgenden Jahre maßgeblich. Daher hat er auch einen Fixplatz in unseren 100 Kultfilmen, die man nicht oft genug sehen kann. Bevor alles ein Superheldenfilm sein musste, war erst einmal alles ein Sandalenfilm. Russell Crowe gewann den Oscar und Joaquin Phoenix konnte endlich aus dem Schatten seines toten Bruders heraustreten.
Warum also eine Fortsetzung, die eigentlich wieder auf die selbe Grundhandlung hinzielt? Ein Römer, der zum Sklaven wird und Gladiatorenkämpfe austragen muss? Das Rad neu erfinden tut Ridley wahrlich nicht. Aber das Ergebnis macht durchaus Spaß.
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Einst erlebte Lucius Verus Aurelius (Paul Mescal), wie Maximus in der Arena den Kaiser bezwang und Rom von seiner Tyrannei befreite. Doch seine Mutter Lucilla (Connie Nielsen) sorgt sich, dass Verschwörer ihren Sohn töten könnten, da er als Enkel von Marcus Aurelius ein Anrecht auf den Thron hätte. Sie schickt ihn weg. 16 Jahre später wohnt er im nördlichen Afrika, in Numidia, mit seiner Frau und einem regelrechten Hass auf alles Römische.
Als die Römer unter Tribun Justus Acacius (Pedro Pascal) seine Heimat angreifen, wird nicht nur diese erobert und Lucius Frau getötet. Er selbst kommt in Gefangenschaft. Wie schon im ersten Teil ist klar: Der junge Mann wird auf dem Sklavenmarkt im Römischen Reich landen. Dort wird er, ob seiner geschickten Kampffähigkeiten, von Macrinus (Denzel Washington) aufgekauft und zu einem Gladiator für die Arena aufgebaut. Doch neben seinem Wunsch, Rache an Acacius zu nehmen, tut sich auch sonst viel in Rom. Die Kaiser Caracalla (Fred Hechinger) und Geta (Joseph Quinn) sind unberechenbare Sadisten. Während Lucius noch in der Arena kämpft, formiert sich ein Plan, diese zu stürzen.
Kann der zweite Teil also nochmals die Magie einfangen? Nicht ganz, aber zumindest macht er Spaß. Paul Mescal, der die Rolle vom einstigen Kinderdarsteller Spencer Treat Clark übernimmt, kniet sich hingebungsvoll in die Herausforderungen hinein, glänzt als Schwertmeister, sensibler Held und getriebener Rächer. Doch auch der Nebencast macht Spaß. Vor allem Denzel Washington amüsiert sich als gieriger Sklavenhalter mit Swagger, Pedro Pascal ist abermals der stoische Actionstar.
Die Sets mögen diesmal noch ausgefallener sein, so kämpfen die Gladiatoren etwa gegen eine wilde Herde CGI-Paviane, oder auf Schiffen in gefluteten Arenen. Aber prinzipiell versteht man auch, dass Scott immer wieder etwas Neues bieten muss, um auch sein Publikum bei Laune zu halten. Brot und Spiele heißt es nämlich nicht nur für die Römer, sondern auch für die Zuseher.
Mehr als im letzten Teil geht es diesmal auch nicht um eine reine Mann gegen Mann Rache, sondern um Nebenfiguren, darunter Lucius Mutter Lucilla. Sie bekommen eine größere Rolle in dem Komplott rund um den Sturz der Kaiser. Politik und Verschwörung in Rom also, hinter verschlossenen Türen. Das nimmt beizeiten etwas die treibende Energie von Lucius Charakter, der einfach in der Arena weiterkämpft, macht die ganze Handlung dafür aber komplexer. Die Stimmung mag vielleicht nicht mehr so dicht sein wie im ersten. Auch im Musik-Department werden Hans Zimmer und Lisa Gerrad schmerzlich vermisst. Aber ein bisschen Sandalen-Spaß schaut auf jeden Fall dabei raus.
Gladiator II ist kein Meisterwerk, aber dafür verdammt unterhaltsames Popcornkino. Sollte man gesehen haben.
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Susanne Gottlieb schreibt als Filmjournalistin für die Helden der Freizeit, Kleine Zeitung, NZZ, Standard, TV Media, Filmbulletin, Cineuropa und viele mehr. Sie arbeitet im Filmarchiv Austria, berichtet von diversen Filmfestivals und hat Theater-, Film- und Medienwissenschaft studiert.