Die Ghostbusters kehren nach einem Abstecher nach Oklahoma nach New York zurück. Dort gibt es viele alte Bekannte, aber wenig neue Highlights. Unsere Ghostbusters: Frozen Empire Kritik.
von Susanne Gottlieb
21. März 2024: Wir befinden uns nach wie vor in einem Zeitalter, in dem alte Hits vergangener Jahrzehnte aus der Mottenkiste oder dem Gatekeeper-Fandom entrissen werden, um nochmals einen veritablen Box Office-Hit zu landen. Der weiblichen Version von 2016 mit Kristen Wiig und Kate McKinnon gelang das nur bedingt.
Jason Reitmans Sequel zu den Original-Filmen seines Vaters von 2021, Ghostbusters: Legacy, war da schon erfolgreicher. Wenn auch nicht bei den Kritikern. Doch dank der fleißigen Kinogeher ist sich da noch ein Sequel ausgegangen. Doch Frozen Empire kann nur bedingt begeistern. Trotz all der alten Bekannten und vertrauten Locations.
Was der Mai an besseren Kinohighlights parat hat – kannst du hier in unserer Kinostart-Übersicht Mai nachlesen. .
Nachdem sie in Oklahoma den wiedergekehrten Zuul besiegt haben, zieht es die Spenglers, Callie (Carrie Coon) und ihre Kinder Trevor (Finn Wolfhard) und Phoebe (Mckenna Grace) gemeinsam mit Callies neuem Partner Gary Grooberson (Paul Rudd) nach New York, um das Familienbusiness zu übernehmen. Dort sind sie, wie einst schon die alten Ghostbusters, mit dem arroganten Bürgermeister Walter Peck (William Atherton) konfrontiert, der die Ghostbusters am liebsten aus den Verkehr ziehen würde.
Blödes Timing, denn genau jetzt taucht eine mysteriöse alte Kugel auf, in der offensichtlich eine übernatürliche Macht haust. Der Nichtstuer Nadeem Razmaadi (Kumail Nanjinai) hat sie in der Antiquitätensammlung von Dr. Ray Stantz (Dan Aykroyd) vorbei gebracht. Nicht nur, dass die Ghostbusters im neuen Labor von Winston Zeddemore (Ernie Hudson) nicht den Geist aus seinem Gefängnis befreien können. Er scheint auch eine bedrohliche, dominierende Ausstrahlung auf die anderen Geister vor Ort zu haben. Mit ein bisschen Recherche ist bald klar, würde das Wesen im Inneren der Kugel entkommen, würde die Welt untergehen. Man darf raten, was als nächstes passiert.
Zurück zu den Wurzeln. Das ist oft die beste Option, wenn man nicht weiß, was man mit dem x-ten Sequel machen soll. Nur leider heißt das in der Praxis oft, dass man so viel Nostalgie und Gaststars rein stopft wie man nur irgendwie kann, ohne dass man sich wirklich über die Geschichte und die Dynamik der Erzählung Gedanken macht. Alte Locations, wie das Feuerwehrhaus, alte Gesichter, darunter auch Nebenfiguren wie Walter Peck oder Annie Potts Janine Melnitz, sollten an die Bereitschaft des Publikums andocken, doch noch ein “echtes” Sequel zu sehen. Nostalgie ist ein starkes Verkaufsargument. Man könnte meinen, im Hollywood der Gegenwart die stärkste Währung, die es gibt. Denn trotz der sowieso schon aufgeblasenen Budgets der PR-Maschinerie gibt es Nostalgie fast gratis. Und sie zieht.
Was jedoch weniger zieht, ist die Geschichte, die sich drum herum entspinnt. Die Original-Ghostbusters waren ein Produkt der 80er, in der Endzeitstimmung mit viel Humor und ein wenig Trash zu einem Fest der Geisterbeschwörung wurde. Der berühmte “lightning in a bottle”, der schon beim zweiten Teil ein paar Jahre später nicht mehr richtig funktionierte. Statt eines riesigen Marshmallowmans gab es einen düsteren Geist im Bild, der in ein Baby einfahren wollte. Das machte schon viel weniger Spaß. Ghostbusters: Legacy versuchte erst gar nicht, etwas Neues zu erfinden und verlegte die Handlung des ersten Films in die Pampa in Oklahoma. Inklusive gleichem Bösewicht. Doch statt Camp und Kitsch nahm sich der Film leider zu ernst. Bestimmung dies, Geistergroßvater da, als hätte man einem Endzeitthriller ein Protonenpack verpasst.
Dass nun ausgerechnet eine Eiszeit droht, ist eine Ironie der Umstände. Denn etwas unterkühlt ist auch der neue Film. Klar ist es lustig, wenn Melnik wieder ihre zynischen Sprüche klopft. Oder Paul Rudd eben sein Hundeblick-Paul-Rudd-Ding macht. Doch es fehlen wie schon im letzten Teil wirklich interessante Figuren. Der Spaß an der Sache, weil hier einfach alles so super ernst ist. Es sei denn, die ziemlich langsame erste Stunde entbehrt ein paar Minuten für Geister wie Slimer, Schreckgespenst der ersten Stunde oder die merkwürdigerweise weiter gealterte Geisterfrau in der Bibliothek. Sonst ist es Familiendrama, Coming-of-Age für die leicht überhebliche Phoebe Spengler, die halt einfach nicht verstanden wird, sowie der offensichtliche Wink mit dem Zaunpfahl, das hier ein neues Franchise gebaut werden soll. Ein neues riesiges Labor außerhalb der Stadt, weitere Ghostbuster, I see you Sony Pictures.
Und so wie der Geist im Bild in den 80ern ziemlich unlustig war, so ist auch der große Widersacher von Frozen Empire etwas enttäuschend. Gerade das Finale ist mit diesem ganzen Momentum das gebaut wurde so klein und banal gehalten, dass man sich fragt, warum überhaupt hier groß mit CGI gespielt wurde. Und auch wenn dieser Text in keine klassische CGI-Hassschrift ausarten soll, so muss gesagt sein, dass Teil des Spaß von Ghostbusters stets war, dass die Bösewichte Schauspieler in herrlich campy Kostümen waren oder eben überdimensioniertes Konfekt. Hier ist es ein Pixelmesh ohne Ecken und Kanten, dem jemand für billiges Geld nicht mal zehn Sätze eingesprochen hat. Spaß schaut wahrlich anders aus.
Ghostbusters: Frozen Empire hat Spaß mit altbekannten Gesichtern, kann aber nicht seine eigene Identität entwickeln, geschweige denn auf Dauer unterhalten.
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Susanne Gottlieb schreibt als Filmjournalistin für die Helden der Freizeit, Kleine Zeitung, NZZ, Standard, TV Media, Filmbulletin, Cineuropa und viele mehr. Sie arbeitet im Filmarchiv Austria, berichtet von diversen Filmfestivals und hat Theater-, Film- und Medienwissenschaft studiert.