Fever Pitch ist der Fußballbuch-Klassiker schlechthin. Zum 60. Geburtstag von Autor Nick Hornby werfen wir nochmal einen aktuellen Blick auf das Kult-Werk.
von Christian Orou
17. April 2017: Heute feiert Nick Hornby seinen 60. Geburtstag. Der Schriftsteller hat nicht nur About a Boy und High Fidelity geschrieben und wurde 2010 und 2016 für seine Drehbücher zu An Education und Brooklyn für den Oscar nominiert. Auch der Fußball-Buch-Klassiker schlechthin stammt aus seiner Feder: Fever Pitch.
Erst 2013 wurde das Buch neu übersetzt. Eine Neuauflage mit weniger Ecken als jene aus dem Jahr 1996. Aber haben mich diese Ecken gestört? Nicht wirklich. Ich wollte diese grandiose Geschichte so oder so noch einmal lesen. Und ich kann sie jedem, der sie noch nicht kennt wärmstens ans Herz legen.
Darf man Fever Pitch als Fußballfan überhaupt schlecht finden? Darf man sicher, aber ich tue es nicht.
Damals, als das Buch in der ersten Übersetzung beim Verlag Rogner & Bernhard unter dem Titel Ballfieber erschien, konnten sich die Verantwortlichen wohl kaum vorstellen, dass sie plötzlich einen Genre-Klassiker im Programm hatten.
Seit damals ist viel passiert. Nach den Katastrophen von Heysel und Hillsborough haben sich die Stadien verändert. Neue Zeitschriften machten das Spiel für ein eher intellektuelles Publikum zugänglicher. In England erschien zum ersten Mal WSC, in Deutschland 11 Freunde und in Österreich der ballesterer.
Wer den Inhalt noch nicht kennt: Anhand verschiedener Spiele von 1969 bis 1991 (meist handelt es sich dabei um Partien von Arsenal) lässt Nick Hornby (s)ein Fußballfan-Leben Revue passieren. Er erinnert sich an Partien, die für ihn bemerkenswert waren. Dabei verknüpft er sie mit den gesellschaftlichen Verpflichtungen, die er um die Spieltage herum arrangierte.
Die zentralen Themen sind das Leiden des Fußballfans mit seiner Mannschaft und das Unverständnis, mit dem die Umwelt auf diese Hingabe zum Verein reagiert. Themen, die einem Fußball-Fan nicht unbekannt sein dürften.
Mit viel Selbstironie philosophiert Hornby über den Fußball als Metapher des Lebens. Dass es sich dabei um einen Fußball der guten, alten handelt, in dem der Stehplatzsektor zu einem leistbaren Preis besucht werden konnte, versteht sich von selbst. Dabei gelingt es Hornby mühelos, die Leserinnen und Leser in die Geschichte zu ziehen. Er erzählt seine moderne Leidensgeschichte mit viel Humor und Augenzwinkern, vergisst aber nicht, immer wieder zu betonen, wie ernst das Fußballspiel zu nehmen ist.
1997 wurde der Stoff auch verfilmt. Das ist der Trailer:
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Wie viel Hornby steckt in der Hauptfigur des Romans? Wie weit decken sich die Biografien der beiden? Es ist kaum vorstellbar, dass ich der Autor nicht ein Stück dichterische Freiheit bewahrt hat, schuf er doch mit seiner Figur einen Archetypen eines intellektuellen Fußballfans, mit dem man sich auch identifizieren kann, wenn man nicht gerade darauf aus ist, sich im und vor dem Stadion mit einer zünftigen Keilerei die Zeit zu vertreiben. Seit dem Erscheinen von Fever Pitch ist es einfacher geworden, sich als Fußballfan zu outen. Ich gestehe: Ich bin auch einer.
Und zur Ausgangsfrage: Wie gut ist der Fußball-Buch-Klassiker Fever Pitch gealtert? Klare Antwort: Sehr gut! Denn auch bei der dritten oder vierten Lektüre verliert die Geschichte des Arsenalfans, der für seinen Verein alles tut, nichts von seiner Faszination.
Titel: Fever Pitch
Autor: Nick Hornby
Verlag: Kiepenheuer & Witsch 2013
Seiten: 336
Weitere Titel: Wer Fever Pitch mag, sollte auch folgende Bücher von Nick Hornby lesen: High Fidelity, Slam, Small Country und Miss Blackpool.
Fazit: Ein Klassiker der Fußball-Literatur, der auch nach der vierten Lektüre nicht langweilig wird.
Fotos: heldenderfreizeit.com
Der Chefredakteur der Wiener Alszeilen verfasst für heldenderfreizeit.com Buch-, Musik- und Spiel-Rezensionen, ist Video-Redakteur von CU TV und schreibt für das Musikmagazin Stark!Strom. Dazu berichtet er von Konzerten, Sport- und anderen Kulturevents und führt Interviews mit Stars und spannenden Persönlichkeiten.