Mit Friedhof der Kuscheltiere kommt ein Remake des trashigen Horrorklassikers von 1989 (nach dem Roman von Stephen King) ins Kino. Ob die Neuauflage dem großen Meister der Horrorliteratur gerecht wird und wie sie sich im Vergleich zum Original schlägt, erfahrt ihr in unserer Kritik.
Für Haustiere ist das Umziehen ins Grüne eigentlich etwas Erfreuliches. Das gilt leider nicht für die Katze der Familie Creed. Die wird nach dem Umzug ins ruhige Maine schon nach ein paar Tagen von einem Lastwagen überfahren. Glücklicherweise befindet sich im Wald hinter dem Haus ein alter Haustierfriedhof. Als aber der nette alte Nachbar Jud (John Lithgow) vorschlägt das Tier weiter hinten im Wald in einer indianischen Kultstätte zu begraben, nimmt das Unheil seinen Lauf. Heute hat er seinen Kinostart in Österreich. Falls ihr lieber leichte Unterhaltung wollt, können wir euch übrigens Shazam! ans Herz legen – hier unsere Filmkritik.
Wer die Vorlage kennt und den Film von 1989 gesehen hat, den erwartet in Friedhof der Kuscheltiere inhaltlich wenig Neues. Ob die hohe Produktionsqualität, die tollen Schauspieler und die effektive Inszenierung für genug Mehrwert sorgen, um den Kinobesuch zu rechtfertigen? Das durften wir vorab für euch überprüfen. Übrigens: Bis Freitag (5.4.) Mitternacht gibt es bei uns hier noch dieses Mega-Paket zu Friedhof der Kuscheltiere zu gewinnen – mit Kinokarten, Maske, Hoodie und Buch.
Dr.Louis Creed (Jason Clarke) und seine Frau Rachel (Amy Seimetz) haben genug von der großen Stadt. Um mehr Zeit für die Familie zu finden, ziehen sie von Boston nach Maine in ein Landhaus mit riesigem Grundstück. Bereits am ersten Tag im neuen Heim beobachtet Tochter Ellie (Jeté Laurence) eine Prozession von Kindern mit furchterregenden Tiermasken, die einen Hund zu Grabe tragen und folgt ihnen in den Wald zum Haustierfriedhof. Wenige Tage später wird die Familienkatze überfahren und, um der Tochter die Konfrontation mit dem Tod zu ersparen, erzählen die Eltern, sie sei weggelaufen und begraben sie auf Rat des Nachbarn Jud tiefer im Wald auf einer Kultstätte der Ureinwohner.
Kaum begraben kehrt das Tier klebrig und schmutzig zurück zum Haus. Louis ist entsetzt, sagt aber nichts, da er vermutet, die Katze sei einfach noch nicht ganz tot gewesen. Das Tier wird allerdings von Tag zu Tag aggressiver. Als es den einjährigen Sohn der Familie verletzt, beschließt der Vater sie weit entfernt im Wald auszusetzen. Noch einige Tage später, während Ellies Geburtstagsfeier kommt die Katze plötzlich die Straße entlang und die Kinder sind überglücklich. Als Ellie ihr entgegenläuft beginnt erst der eigentliche Schauer.
Die Besetzung des Remakes ist jener der Originalverfilmung von Beginn an um Meilen voraus. Jason Clarke trägt den Film in seiner Entwicklung vom skeptischen Ruhepol hin zum verzweifelten Familienvater grandios und erlaubt es den anderen Darstellern gleich am Anfang des Film ihre emotionalen Konflikte zu etablieren. Amy Seimetz ist die glaubhafteste und nachvollziehbarste, hysterische Mutter, die ich in einem Horrorfilm seit langem gesehen habe. Und Jeté Laurence wechselt mühelos vom lieblichen Töchterchen zum Gänsehaut erzeugenden Gruselkind. Auch John Lithgow als Nachbar mit fehlgeleitetem Hilfsbedürfnis macht seine Sache gut, obwohl große Teile der Figur aus der Romanvorlage dem Schnitt zum Opfer gefallen sein dürften.
An den Schauspieler krankt der Film schon mal nicht. Leider gibt es andere Probleme, die das Remake plagen. Die erste Filmhälfte enthält kaum gruslige Momente und dient größtenteils zur Charakterentwicklung. Das wäre auch gut so, wären da nicht die überlauten Jumpscares, die als billiges Mittel herhalten, um im ruhigen Teil des Films die Zuschauer bei der Stange zu halten. Anstatt sich auf die Stimmung zu verlassen, die der Film durchaus gekonnt aufbaut, greift man immer wieder zu plötzlichen ohrenbetäubenden Schreckmomenten. Ohne den übertriebenen Sound hätten die wohl besser funktioniert. Beispielsweise rast am Haus der Creeds immer wieder ein Lastwagen mit überhöhter Geschwindigkeit vorbei und lässt nichts Gutes ahnen. Weil das bereits bei der Ankunft der Familie mit kreischendem Instrumentarium zelebriert wird bis die Ohren schmerzen, kommt das dann eher plump.
Wenn dann die Handlung Fahrt auf und der wahre Horror seinen Lauf nimmt, verzichtet der Film endlich auch auf unnötiges Spektakel und verlässt sich auf seine starken Bilder und die großartigen Schauspieler. Von da an bis zum deprimierenden Finale, verkrampft sich einem der Magen, weil man nicht umhin kann mit der Familie mit zu fiebern und trotzdem das Gefühl nicht los wird, dass das Ganze nicht gut ausgeht. Der Film schafft eine gute emotionale Verbindung zu den Charakteren, was das Wichtigste für einen guten Horrorstreifen ist. Gleichzeitig hält Friedhof der Kuscheltiere stets einen Hauch Hoffnung am Leben und lässt uns keine Gelegenheit zynisch zu werden.
Dass der Film stellenweise recht liberal mit der Romanvorlage umgeht und die Gewichtung der Handlung für seine Zwecke anpasst, mag für manche Stephen King Fans ein Problem sein. Bei der Adaption eines 400 Seiten langen Buches in einen zwei Stunden langen Kinofilm müssen aber einfach Prioritäten gesetzt werden. Das gelingt der Neuverfilmung gut. Nicht jeder wird damit zufrieden sein und die Geister werden sich daran scheiden. Notwendig ist die Aussparung einzelner Aspekte definitiv. Positiv erwähnt sei noch das großartig furchterregende Sounddesign (bis auf die erwähnten, überlauten Jumpscares), das in manchen Szenen den Bildern die Show stiehlt.
Friedhof der Kuscheltiere ist in technischer Hinsicht der Verfilmung von 1989 weit überlegen. Auch Schauspiel und Inszenierung spielen in einer ganz anderen Liga. Um selbst zum Kultfilm zu werden ist die Neuverfilmung aber wohl zu sauber und zu vorsichtig. Auch das fehlende Vertrauen in die eigenen Stärken schadet dem Film in der ersten Hälfte. Die starke zweite Hälfte, die tollen Darsteller und die schaurige Bildsprache machen Friedhof der Kuscheltiere aber zu einem sehenswerten Horrorfilm.
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Alle Fotos: © Paramount Pictures
Peter Huemer stellt bei den Helden der Freizeit jedes Monat in "Peters Buchtipp" ein außergewöhnliches Werk vor. Außerdem schreibt er bei uns über Games, Kino und Streaming. Der Freie Schriftsteller hat vergleichende Literaturwissenschaft studiert und arbeitet auch als Lektor, Korrektor und Übersetzer.