Endlos weite Sandstrände, Seehund-Sichtungen und von Kanälen durchzogene Altstädte erwarten dich in den belgischen Provinzen Ostflandern und Westflandern. Was es bei einer Flandern Reise in Belgien zu sehen und erleben gibt, erfährst du in diesem Artikel!
von Sabrina Farkas
Kilometerweiter, feinster Sandstrand ist nicht dein erster Gedanke, wenn du von Belgien hörst? Dann lass’ dich überraschen: Unsere Heldin Sabrina hat sich für dich an der belgischen Küste sowie in den bezaubernden Städten Brügge und Gent umgesehen und ihre Reisetipps in diesem Artikel zusammengefasst.
Helle Sanddünen säumen die belgische Nordseeküste. Sie sind bestückt mit unzähligen Kabanen. Diese Badehütten sind der Augenstern der Belgier: Nach Möglichkeit verbringen sie jede freie Minute am Meer. Kein Wunder, angesichts der herrlichen Ruhe, die sich hier ausbreitet. Doch auch Touristen dürfen die Küste von Flandern genießen.
Als deutschsprachige Urlauber:innen stellen wir nach unserer Ankunft in Brüssel und der Weiterreise mit dem Auto nach Flandern schnell fest: Hier müssen wir uns nicht auf Englisch abmühen. Die freundlichen Belgier antworten auf unsere englischen Begrüßungen ohne Umwege auf Deutsch und bald erlauben wir uns, von Haus aus deutsch mit Supermarkt-Angestellten, Restaurant-Fachkräften & Co zu sprechen.
Dank der mit 65 Kilometern recht überschaubaren Länge der belgischen Küste können wir für die gesamte Dauer unseres Aufenthalts in der selben Unterkunft bleiben. Da die Belgier mit nur ganz wenigen Ausnahmen viele Orte ihrer Küste leider einigermaßen hässlich verbaut haben, wählen wir einen der wenigen Orte, dessen Küstenlinie malerisch geblieben ist: De Haan, das zudem auch noch perfekt zentral für unsere Ausflüge gelegen ist. Wir haben uns für das günstige und zweckmäßige Apartment Mimosa entschieden.
Die Küstenlinie von Westflandern erstreckt sich von De Panne im Südwesten bis Knokke-Heist im Nordwesten. Von unserer recht mittig in De Haan gelegenen Unterkunft unternehmen wir meist mit dem Auto Tagesausflüge. Doch auch eine Fahrt mit der Kusttram, der Straßenbahn, die über die gesamte Länge der Küste führt, ist Pflicht. Zwar scheitern wir am Onlinekauf der Tagestickets, doch am Ticketautomaten sind wir erfolgreich und dürfen anschließend für 7,50 Euro nach Herzenslust den ganzen Tag die Küste entlang gondeln.
Essen in Belgien ist vergleichsweise teuer. Immer wieder ergattern wir aber ein Schnäppchen in Lokalen, die Mittagsmenüs anbieten und in denen wir den Altersdurchschnitt drastisch senken. Es bewährt sich, dass wir auf ein Apartment statt auf ein Hotel gesetzt haben, denn so decken wir uns für Frühstück und Abendessen meist im Supermarkt ein, was weit günstiger kommt, als auswärts zu essen.
Unser südwestlichstes Ausflugsziel ist Nieuwpoort, wo wir hoffen, Seehunde zu sehen. Wir steigen beim alten Yachthafen aus der Kusttram aus und folgen der Yser einige hundert Meter, bis wir am gegenüberliegenden Ufer einige der Tiere ausmachen können. Wir spazieren weiter Richtung Strand, wo wir uns stärken und eine der vielen Skulpturen begutachten, die man in Belgien so schätzt und die auch uns immer wieder begeistern: Searching for Utopia von Jan Fabre.
Auch in Middelkerke machen wir Station. Neben der Aussicht vom alten Wasserturm, welche die typische Bebauung der Küstenlinie sichtbar macht, gibt es auch hier zahlreiche Skulpturen. Neben einigen Kunstwerken, die zwischen Middelkerke und Westende liegen, zieren eine Menge 3D-gewordener Comicfiguren die Promenade des Ortes. Im Normandpark rasten wir am Teich und finden mit Tardioli Cauwenberghs eine weitere Skulptur vor, die aus einem Zeichentrick stammt.
Während die beiden Orte im Südwesten durchaus nette, optionale Ausflugsziele abgeben, ist Oostende ein absolutes Muss für jede Flandern Reise. Hier liegen mit der Mercator und der Amandine gleich zwei Museumsschiffe im Hafen vor Anker. Wir sind aber wieder mehr an den lebendigen Bewohnern interessiert als an deren Geschichte und so betrachten wir die beiden Schiffe nur von außen und machen uns dann auf die Suche nach Seehunden. Zu unserer Freude werden wir am Westelijke Strekdam fündig: Zwei Seehunde dösen in aller Ruhe und nicht allzu weit entfernt, sodass wir sie einige Zeit lang verzückt beobachten. Nach diesem Highlight können uns die venezianischen Galerien, der japanische Garten und der Leopoldspark jedoch nicht mehr groß beeindrucken.
Außerhalb des Zentrums von Oostende lockt uns noch der Spuikom, ein Wasserbecken, das mit dem Meer verbunden ist und von dessen Ufer wir Haubentaucher und viele weitere Vögel beobachten können. Auch das Ortszentrum von De Haan verlockt uns immer wieder zu Spaziergängen, ebenso wie der Dünenwald und der Strand. Die Nachbarorte Bredene und Wenduine erkunden wir ebenfalls sehr entspannt zu Fuß. Verschiedene Aussichtspunkte erlauben hier dank der flachen Landschaft weite Blicke aufs Meer, entlang der Küste und ins Landesinnere. Und auch das Baden ist hier möglich: Erfrischende 15 Grad hat die Nordsee bei unserem Aufenthalt im Juni, doch bei bis zu 30 Grad Tagestemperatur lockt eine kurze Abkühlung durchaus.
Nördlich unserer Unterkunft liegen zwei weitere Orte, denen wir einen Besuch abstatten. In Blankenberge spazieren wir zuerst entlang des Paravang am Meer. Diese Sehenswürdigkeit gibt beim an der Küste stets starken Wind auch einen sehr hilfreichen Windschutz ab. Dort reiht sich ein Strandclub an den nächsten. Wir schlendern die belebte Promenade entlang und erreichen so schließlich den Pier, der gerade umgebaut wird. Trotzdem kann er besucht werden, um einen Blick auf das Meer und die Küstenlinie zu werfen oder eines der Lokale über dem Wasser zu besuchen. Schließlich kehren wir dem Ufer für diesen Tag den Rücken zu und spielen noch eine Partie Crazy Golf auf einem sehr nett und regional stimmig gestalteten Minigolfplatz.
Tipp: Auch in Wien gibt es großartige Minigolf-Plätze – hier eine Übersicht mit den schönsten.
Der nordwestlichste Ausflug führt uns über Lissewege nach Knokke-Heist. In Lissewege, dem bildhübschen, weißen Dorf, besichtigen wir die zahlreichen Skulpturen verschiedener Künstler, die in der dortigen Kirche ausgestellt sind. Der Ausblick vom Kirchturm bleibt uns wegen Bauarbeiten leider verwehrt. Stattdessen schlendern wir noch durch den verschlafen wirkenden Ort. Dann geht es nach Knokke-Heist, wo wir beim Beach Castle, der Skulptur aus gestapelten Kabanen, parken. Entlang der Lippenslan laden uns Lokale und Shops zur Einkehr ein. Nach einem Abstecher zum Strand geht es zurück zum Auto und damit durch Zeebrügge samt dem typischen Warten vor und Fahren über eine Hebebrücke!
Eines der Highlights unserer einwöchigen Reise ist der Ausflug nach Brügge. Spätestens seit dem Film “Brügge sehen … und sterben?” weiß wohl die halbe Welt, wie bildschön die Hauptstadt von Westflandern ist. Trotzdem überzeugen wir uns lieber persönlich und werden nicht enttäuscht: Vormittags, bevor die Besucherströme eintreffen, strahlen der Minnewaterpark und der Begijnhof eine herrliche Ruhe aus. Danach locken an der Mariabrug die typisch belgischen Waffeln zu einer Stärkung. Von hier aus schlendern wir weiter zum Arentshof und über die Bonifaciusbrug zum Fotopunkt am Rozenhoedkaai.
Wo die meisten Touristen umkehren haben wir noch lange nicht genug: Viel zu einladend sieht der weitere Weg entlang des Wassers aus, dem wir in einem Bogen zum Jan van Eyckplein folgen. Ab hier befinden wir uns wieder im stark frequentierten Zentrum. Wir sehen uns den Belfort, den in flämischen Städten obligatorischen Glockenturm an. Bevor es zum Burgplatz mit Heiligenblut-Basilika und Basilius-Kapelle geht, kosten wir belgische Schokolade und Marzipan sowie die Kombination von beidem. Unser Fazit: Wer Brügge gesehen hat, will definitiv weiterleben, um daheim vom Besuch zu erzählen und Bilder der malerischen Stadt zu zeigen!
Die zweitgrößte Stadt Belgiens (die größte ist übrigens nicht Brüssel, sondern Antwerpen) liegt etwa auf halber Strecke zwischen Brüssel und De Haan und eignet sich somit perfekt als Ausflugsziel für den An- oder Abreisetag. Wie auch bei unseren anderen Ausflügen gestaltet sich die Anreise mit dem Auto auf Grund zahlreicher Umleitungen etwas kompliziert. Schließlich parken wir aber erfolgreich in der Garage am Vrijdagmarkt. Wir steuern zunächst die St. Baafs Kathedrale an und spazieren dann weiter zum Belfort.
Schmale, verwinkelte Gassen und Brücken führen uns zur Wasserburg Gravensteen. Nach dem Mittagessen im Pasta-Ketten-Restaurant Bavet – nicht sehr belgisch, dafür gut und günstig – bestaunen wir die bunten Graffitis in der Werregarenstraat. Dann schlendern wir noch durch das Patershol Viertel mit seinen großartigen Häusern und Gassen, bevor es Zeit für unseren Aufbruch ist.
Es war ein sehr entspannter und erholsamer Urlaub. Die kleinen Orte locken mit je einer Handvoll netter Sehenswürdigkeiten, die keinen Stress in der Tagesplanung aufkommen lassen. Viel mehr Sonne und Wärme als erhofft machten unseren Aufenthalt außerdem sehr angenehm. Wir wurden stets überaus freundlich empfangen und haben nicht nur in Restaurants, sondern gefühlt auch für die Tourismusstatistik als unter 80-jährige den Altersschnitt drastisch gesenkt. Flandern ist zwar kein günstiges Pflaster, doch wer Zeit und Muße hat, findet durchaus leistbare Unterkünfte, Lokale und Aktivitäten.
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Als Luftakrobatiktrainerin und Yogalehrerin darf ich jeden Tag meine Begeisterung mit meinen Schülerinnen teilen. Das Schreiben liebe ich schon seit meiner Jugend. Seit 2020 schreibe ich Gastartikel für Magazine und Kurzgeschichten auf story.one, aus denen bereits zwei Analogien entstanden sind. Außerdem erkunden mein Mann und ich, so oft wir können, auf Reisen die Welt.