Heute vor 30 Jahren erschien mit Final Fantasy 1 der Erstling des Kult-Rollenspiels. Ein Retro-Test hinaus aus der gewohnten Komfortzone, hinein ins manuelle Spielspaß-Glück.
Genau heute vor 30 Jahren wurde Videospiel-Geschichte geschrieben! Am 18. Dezember 1987 erblickte das erste Final Fantasy in Japan das Licht der Welt. Square rettete sich mit diesem Spiel vor dem Konkurs. Mittlerweile sind 16 Teile erschienen (hier der neueste Final Fantasy 16 im großen Test) und Rollenspiele haben nicht zuletzt dank der Kultserie eine weltweite Erfolgsstory geschrieben.
Ursprünglich sollte das Game Fighting Fantasy heißen – doch dieser Name war bereits vergeben. Bei mir – und wohl auch den meisten Europäern – begann die Liebesgeschichte mit dem bis heute wohl besten Teil: Final Fantasy VII. Was die Faszination der Serie ausmacht, könnt ihr hier nachlesen: Final Fantasy: 10 Gründe, warum wir das Kultgame lieben.
Zum Geburtstag von Final Fantasy 1 zockten wir den ersten Teil noch einmal durch. Dafür gönnten wir uns aber nicht die originale NES-, sondern die etwas aufpolierte Playstation 1-Version aus Final Fantasy Origins (was für ein wunderschönes Artwork am Cover – siehe Aufmacher). Wie viel Spaß es heute noch macht, erfährt ihr jetzt in unserem Retro-Test:
Um die Sache etwas Spannender zu machen, spiele ich Final Fantasy 1 zeitgleich mit dem 15. Teil. Und – so viel sei schon verraten – es macht tatsächlich nicht weniger Spaß. So ungefähr muss sich ein Formel-1-Pilot fühlen, wenn er sich in einen kultigen Oldtimer setzt. Keine Fahrhilfen, keine Servolenkung, kein ABS, keine elektrischen Fensterheber.
Komfort, der mir überhaupt nicht abgeht. In Ermangelung einer Map zeichne ich mir meine Karte selbst. Schicke Grafik? Wer braucht die schon, wenn er dafür null Ladezeiten hat. Was für ein Genuss – wie sehr bin ich diese ewigen Ladebilder mit überflüssigen Tutorial-Tipps auf meiner PS4 Pro schon leid.
Schnellreisefunktion? Geht mir nicht ab. Ich kann mir ja irgendwann ein Kanu, ein Piratenschiff oder ein Luftschiff checken. Umso größer ist dafür dann die Freude, wenn man endlich so ein Hilfsgefährt besteigt. Dazu rundenbasierte Kämpfe. Endlich wieder Zeit sich eine Strategie zu überlegen.
Okay. Zugegeben. Ab und zu kann so manches Servicefeature moderner Spiele wirklich sehr abgehen. Wenn du beispielsweise Final Fantasy 1 einen Dungeon hinuntersteigst und dort nicht speichern kannst. Und dich ein paar Gegner kurz vor dem Endboss mit einem Glückstreffer auf einen Schlag auslöschen. Oder du umkehren musst, weil dir die Magiepunkte ausgehen und du sie nur mit einem Nickerchen an der Oberfläche der Welt wieder auffüllen kannst. Dann möchte man schon mal in seinen alten Gamepad beißen.
Viel Geduld ist bei Final Fantasy 1 gefragt. Es heißt sich erst einmal aufleveln. Und wenn die Kräfte noch nicht reichen, manche Wege mehrfach gehen. Natürlich kann man auch das positiv sehen: So merkt man sich relativ schnell, welche Gegner, der großteils zufällig auftretenden Kämpfe, einen in welchem Gebiet erwarten – auch wenn die Erlebnisse beim Spielen ganz ohne Guidebook/Lösung frustig sein können.
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Auch das Geld (bei Final Fantasy reden wir natürlich von Gil) ist – ganz im Gegensatz zu Final Fantasy 15, wo man damit fast schon um sich werfen kann – notorisch knapp. Dafür sind die Glücksgefühle bei Final Fantasy 1 gewaltig, wenn man sich endlich einen nützlichen, neuen Zauber leisten kann, den man sich mühsam vom Mund abgespart hat. Vor allem der Beam Zauber ist wirklich ein Segen! Er teleportiert einen umgehend aus einem Dungeon an die Oberfläche.
Der Schwierigkeitsgrad bei Final Fantasy 1 lässt sich vor allem durch die Auswahl der Charakterklassen maßgeblich bestimmen. Jeder Charakter der eigenen Viererbande kann entweder ein Kämpfer, Dieb, Schwarzmagier, Weißmagier, Rotmagier oder Novize sein. Theoretisch kann man auch mit vier Kriegern oder vier Magiern in die Schlacht ziehen, was allerdings relativ unpraktisch ist. Auch die Namen unserer Helden sind frei wählbar. Dafür gibt es keine persönliche Story um sie herum. Aber wer braucht die schon, wenn er selbst seine Heldengeschichte schreiben kann.
Apropos Story: Die ist relativ einfach gestrickt. Die vier Elemente (Feuer, Wasser, Erde, Wind) der Welt sind aus den Fugen geraten. Die Krieger des Lichts müssen das Gleichgewicht wieder herstellen und mit ihren vier Kristallen die Schreine wiederherstellen. Natürlich wartet überall ein Endboss. Und natürlich gibt es einen ultimativen Endgegner mit einem Dungeon, der einen vor eine ganz besondere Herausforderung stellt.
Final Fantasy 1 ist sicher nicht der beste Teil der Serie, macht aber auch heute noch verdammt viel Laune. Es ist ein bisschen wie bei einem Rennspiel einen Oldtimer komplett ohne Fahrhilfen zu steuern. Mitunter ist das schon mal nervig, aber dafür kommen bei simplen Achievements ordentlich Glücksgefühle auf.
Nachdem ich auch Final Fantasy 15 mit all seinen komfortablen Funktionen gespielt habe, ist mir nun noch umso klarer, warum die mittleren Final Fantasy (wie 7 – 10) für viele die besten sind. Zwischen der an den Casual-Gamer gerichteten großen Benutzerfreundlichkeit von Teil 15 und dem bockharten Handling eines Game-Oldtimers wie Teil 1 liegt der meiste Spielspaß für mich irgendwo dazwischen.
Apropos, Oldtimer! Entschuldigt mich jetzt bitte: Auf mich wartet jetzt Final Fantasy II.
Final Fantasy 1 gibt es inzwischen in verschiedenen Versionen für die unterschiedlichsten Plattformen: NES, PS1, PS2, PS3, PS Vita, WonderSwan Color, Game Boy Advance, PSP, Wii, iOS, Android und Windows Phone.
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