Alles fürs Wohl der Tiere. Felix Hnat macht sich als Obmann und Geschäftsführer der Veganen Gesellschaft Österreich für Tierschutz bzw. Veganismus stark. Wie er überzeugter Veganer wurde und welche Bilanz er zu Österreich zieht. Unser Held des Monats im Interview.
von Verena Fink
Felix feiert heuer sein 20-jähriges Jubiläum als Veganer. „Es ist doch nur eine Phase“, hat sein Vater früher gemeint. Eine ziemlich lange. Studiert hat er an der Wirtschaftsuniversität Wien, mittlerweile ist er ein bedeutender Kopf der österreichischen Tierschutz-Szene, vielen auch schon durch den sogenannten “Tierschützer-Prozess” ein Begriff oder als Veranstalter der Veganmania. Um mehr über ihn, seine Motivation und seine Einschätzungen zu erfahren, hat sich Redakteurin Verena mit dem Tier-Helden getroffen. Welche Erlebnisse ihn zum Veganer gemacht haben, warum Österreichs Weg in die richtige Richtung geht und in welchen Punkten die Politik gefordert ist.
Kurzer Fact-Check: Was heißt es eigentlich, vegan zu leben? Veganer:innen verzichten so gut es geht auf tierische Produkte. Ob bei der Ernährung, der Körperpflege oder der Kleidung – vegan lebenden Menschen ist es wichtig, Tierleid wo es geht zu vermindern bzw. das Klima, die Umwelt und die Gesundheit zu schonen.
Felix Hnat: Vor ungefähr 20 Jahren habe ich begonnen, mich ehrenamtlich im Tierschutz zu engagieren. Dann vor ca. 18 Jahren hat die Vegane Gesellschaft Österreich helfende Hände gesucht – damals hatte der Verein keine Angestellten, kaum Geld und unter 100 Mitglieder. Ich war neugierig und wollte helfen. Mit der Zeit bin ich dann immer mehr reingewachsen. Inzwischen hat die Vegane Gesellschaft Österreich 27 Angestellte, über 5000 Menschen, die unterstützen und über 50.000, die regelmäßig Informationen erhalten bzw. den Kanäle vefolgen.
Prinzipiell ist es so, dass unsere Veranstaltungen für alle Menschen offen sind. Alle sind bei uns willkommen vorbeizuschauen, sich durchzukosten, das neueste Eis zu testen oder die neuesten Burger. Die Menschen, die uns finanziell unterstützen, ermöglichen unsere Arbeit. Man kann uns zum Beispiel online unterstützen. Wir sind froh über jede Interaktion, jeden Austausch und jede Kommunikation mit allen, die sich für das Thema interessieren.
Ich bin mit der typisch österreichischen Hausmannskost aufgewachsen. Bei uns hat‘s immer Fleisch gegeben – ich habe auch den Kärntner Speck und die Kärntner Würste von meiner Oma sehr geliebt. Damals in der Schule habe ich sogar noch Witze gemacht über die Vegetarier:innen in meiner Klasse. Ja und so ändern sich die Zeiten. Wie ich nach Wien gekommen bin, habe ich mich dann zunehmend für Umwelt- und Tierschutz interessiert – und so bin ich dann bei der Veganen Gesellschaft gelandet.
Du hast am Telefon erwähnt, dass du gerne tauchen gehst. Was machst du gerne in deiner Freizeit, wenn du nicht gerade als Aktivist tätig bist?
Also die wichtigsten Dinge in meinem Leben sind Familie und Arbeit. Meine große Leidenschaft ist das Tauchen. Ich tauche sehr gerne in Österreichs Gewässern – im Attersee zum Beispiel, da habe ich auch den Sommer großteils verbacht. Es gibt für mich nichts Schöneres als dieses Gefühl des Schwerelosen dahingleitends unter Wasser und sich die Fische anzusehen. Anzutreffen bin ich meist bei Under Pressure, wo ich in der Saison als Tauchlehrer arbeite.
Wann war der Zeitpunkt, ab dem du gewusst hast, du willst komplett vegan leben? Gab es einen besonders einschneidenden Moment?
Witzigerweise ist dieses Jahr mein 20-Jahre-vegan Jubiläum. Ich weiß nicht mehr genau, an welchem Tag die Umstellung war. Das verlief stufenweise. Es gab eine Reihe von einschneidenden Erlebnissen, drei oder vier, die mir zu denken gegeben haben. Eines war wie als ich mit dem Motorrad vom Bundesheer heimgefahren bin und dort einen Tiertransporter auf der Straße gesehen hab. Ein anderes war damals die Überlegung, dass Schweine und Hunde ja sehr ähnlich sind, dass wir sie allerdings ganz unterschiedlich behandeln. Und so kams dann. Am Anfang haben alle gedacht, ich muss bald sterben an Mangelerscheinungen. Mein Vater hat gemeint, das ist nur eine Phase. Und jetzt sinds doch schon zwanzig Jahre.
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Liegt dir hauptsächlich der Tierschutz am Herzen oder hast du noch andere Beweggründe für deinen Aktivismus?
Ich komme ursprünglich vom Tierschutz, das war damals auch meine Motivation. Inzwischen habe ich weitere Vorteile der pflanzlichen Lebensweise kennengelernt. Viele unserer Mitglieder bzw. Leute, die sich dafür interessieren, machens heutzutage aus gesundheitlichen Gründen und vor allem wegen dem Klimaschutz. Das ist heutzutage das Thema Nr. 1 was Fleischreduktion betrifft. Ich bin sehr froh darüber, dass es da verschiedene Zugänge und Meinungen gibt. Hauptsache der Schritt geht in die richtige Richtung.
Warum reicht es nicht, vegetarisch zu leben? Warum sollte man alle Tierprodukte weglassen?
Wenn Leute mir sagen, dass sie vegetarisch leben, finde ich das super. Ich finde, das ist ein großer Schritt weg vom durchschnittlichen Fleischkonsum. Ich glaube, wenn alle Menschen vegetarisch wären, dann könnte auch das von uns kritisierte System der Landwirtschaft nicht mehr aufrecht erhalten werden. Ich finds super, wenn Leute weniger Fleisch essen. Ich persönlich bin sehr froh, dass ich keine Tierprodukte mehr essen muss. Wie ich damals zum Beispiel gehört habe, dass die männlichen Küken am ersten Tag ihres Lebens vergast oder zerhexelt werden, weil sie keine Eier legen können, hat mich das sehr traurig gemacht. Aber jede:r muss das für sich selbst entscheiden.
Findest du, dass die Österreicher:innen zu viel Fleisch essen?
Sagen wirs mal so. Der Fleischkonsum in Österreich trägt zu vielen Problemen bei. Das Grundwasser wird mit Nitrat belastet, was ein Wahnsinn sowohl für den Klimaschutz als auch für die Tiere ist. Aber der Trend geht in die richtige Richtung, in den letzten 10 Jahren hat sich jedes Jahr der Fleischkonsum in Österreich um ein Kilogramm pro Person pro Jahr reduziert. Von 2020 auf 2021 sind gerade erst die neuen Zahlen rausgekommen, da sind es sogar um 2 Kilogramm pro Person pro Jahr weniger Fleisch. Das heißt, in Österreich gibt es den Trend weg vom Fleisch – und der wird sich in Zukunft noch verstärken.
Was würdest du generell sagen zu österreichischen Bilanz? Wieviele Leute leben inzwischen vegan?
Fakt ist, dass laut EU-Smart-Proteinreport im letzten Jahr 37 Prozent der Menschen gesagt haben, sie wollen weniger Fleisch essen bzw. dass sie ihren Fleischkonsum reduziert haben. Laut des Reports leben neun Prozent der Bevölkerung vegetarisch und zwei Prozent vegan – das sind 160.000 vegan lebende Menschen in Österreich. Die treibende Kraft der Menschen, die weniger Fleisch isst, wird immer mehr.
Welche Schritte würdest du einer Person, die vegan leben will, zu Beginn ans Herz legen?
Man sollte sich keinen Stress machen, einfach mal ausprobieren was schmeckt. Leider Gottes schmecken nicht alle pflanzlichen Alternativprodukte gut. Man kann sich im Supermarkt umsehen oder auf eine unserer Veganmanias kommen. Veganmania ist ein Streetfoodfestival mit über 120 Ausstellenden. Es ist zum Beispiel auch möglich, sich bei uns auf der Website Rezepte anzuschauen oder auf vegan.at unseren E-mail-Newsletter zu bestellen. Beim Probemonat bekommt man einen Monat lang Tipps dazu, wie man die Umstellung locker angehen kann
Was muss in Österreich noch alles durchgesetzt und getan werden?
Ich finde, die Supermarktketten bzw. die Zivilgesellschaft sind schon recht fortschrittlich. Der große Bremsklotz im Bereich des ganzen Themas ist leidergottes die Politik. Besonders einzelne konservative Parteien – zum Beispiel ist es in Österreich so, dass Kuhmilch mit 10 Prozent Mehrwertssteuer besteuert wird und Pflanzendrinks mit 20 Prozent. Und das auch wenn der regional oder bio ist. Das gehört dringend geändert.
Wo siehst du Österreich in ein paar Jahren? Was ist deine Zukunftsvison?
Mein Ziel ist es, dass wir in einer Gesellschaft leben, wo pflanzliche, gesunde, regionale und biologische Lebensmittel für alle Menschen verfügbar und leistbar sind.
Tipp! Abonniere unsere Instagram-Seite. Da findest du ein Video von Felix im Wordrap mit uns.
Wenn du so wie wir auf den Geschmack gekommen bist, probier dich gerne durch unsere heldenhaft-einfachen veganen Rezepte. Dazu stellen wir euch in unserer Kategorie Held:in des Monats jeden Monat Menschen vor, die mit ihrem sozialen Einsatz oder ihrer Leidenschaft und Kreativität in ihrer Freizeit oder ihrem Beruf Besonderes schaffen.
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