Vor den Ö-Rennen erklären unsere Topfahrer Lucas Auer & Philipp Eng, DTM-Boss Gerhard Berger und Titelverteidiger René Rast, was die Serie so genial macht.
von Christoph König
16. September 2018: Motorsport-Liebhaber können mittlerweile am Spielberg aus drei Gourmetmenüs wählen. Was darf es denn sein? Formel-1, MotoGP oder DTM? Am kommenden Wochenende sind es die dröhnenden V8-Motoren der DTM, die am Red Bull Ring vom 21. bis 23. September das Kommando übernehmen. Bei den Helden der Freizeit könnt ihr hier heute noch 2 x 2 Karten für das gesamte Rennwochenende gewinnen.
In einem Punkt hat die Serie gegenüber den anderen zwei Genannten die Nase vorn. Nirgends mischt Österreich aktuell so mit. Dank DTM-Chef Gerhard Berger, den zwei Spitzenfahrern Lucas Auer (Tirol, Mercedes), Philipp Eng (Salzburg, BMW) und Titelverteidiger René Rast (GER, Audi), der Wahl-Österreicher wohnt in Bregenz, ist Rot-Weiß-Rot ganz stark vertreten. Wir trafen das Quartett im Zuge einer Pressekonferenz in Wien. Und nachdem alle bereits über große Erfahrung in sehr vielen Rennserien verfügen, stellten wir die eine, aber gerade für Fans wohl entscheidende Frage:
“Ich habe keine andere Serie erlebt, wo so eine Leistungsdichte herrscht. Im Qualifying sind schon mal 18 Fahrer innerhalb von nur 6 Zehntel. Man weiß nie, wer gewinnt. Und wer als Motorsport-Fan auf Hardcore-Überholmanöver steht – da sind wir schon brutal. Bei uns ist man maximal eine Zehntel schneller in einer Runde als der Vordermann. Das macht die Überholmanöver so hart. Du musst dich beim Bremsen vorbeisetzen.”
Mit den Tourenwagen können wir uns auch berühren, das taugt natürlich den Zuschauern. Allein wie bei uns ein Safety Car Restart abläuft, in zwei Reihen in Grid-Formation im Indy-Stil. Danach brauchst du gleich noch ein Safety Car (lacht).”
“Die Zweikämpfe, die Enge im Feld – teilweise geht es um Tausendstel. Du musst immer am Punkt deine Leistung bringen. Außerdem kann ich mich als Fahrer bei der Abstimmung sehr austoben und viel Input geben und Einfluss nehmen. Wenn ich mehr arbeite, kann ich hier mehr Erfolg haben. Das macht mir so Spaß an der Serie. Du hast auch nie eine Verschnaufpause, in der du mal etwas dosieren kannst. Selbst am Nürburgring, auf dem ich teilweise sechs bis sieben Sekunden vorne war, musste ich jede Runde wie im Qualifying Gas geben und hatte im Ziel einmal 0,8 und einmal knapp über 2 Sekunde Vorsprung. Jeder kleine Fehler wird hier am Ende bestraft.”
“Mit dem Abtrieb, den Carbonbremsen und dem geringen Gewicht am Limit zu fahren ist ein ganz schöner Höllenritt, aber macht jede Runde unglaublich viel Spaß. Gerade im Qualifying mit neuen Reifen und wenig Benzin ist das schon extrem cool. Du hast nur professionelle Fahrer am Start. Jeder wurde vom Hersteller ausgewählt – deshalb hast du eine extrem hohe Qualität und Leistungsdichte, die es sonst in keiner Rennserie weltweit gibt. Bei allem Respekt vor der Formel-1, aber dort hast du 2, 3 Teams, die um den Sieg fahren. In der DTM kriegst du jedes Wochenende ein ähnliches Werkzeug wie alle anderen. Das macht es für die Zuschauer enorm spannend. Die Autos sind robuster geworden mit weniger Aerodynamik-Teilen auf der Seite. So ist ein bisserl Lackaustausch völlig in Ordnung.
Auch das recht unterschiedliche Alter der Fahrer macht die DTM interessant. Als mir mein Teamkollege Joel Eriksson letztens gesagt hat, dass er ein 1998 Jahrgang ist, bin ich mir zum ersten Mal alt vorgekommen (Anmerkung: Philipp Eng ist 28). In dem Jahr hab ich ja schon mit Kartfahren begonnen. Andererseits hätt ich mir nie gedacht, dass ich mal mit dem Timo Glock (Anmerkung: 36 Jahre) gemeinsam am Podium stehe. “
“Die DTM zeigt Rad an Rad Duelle. Wir bieten spektakuläre Rennen, bei denen selbst ich als Insider nicht im Vorhinein abschätzen kann, wer die Nase vorne hat. Es gibt viele verschiedene Sieger. Schon letzte Saison konnten beim letzten Rennen noch 4 bis 5 Fahrer Meister werden. Für mich ist es nach der MotoGP der beste Motorsport zum Zusehen. Die DNA der DTM ist die Fannähe. Wir lassen sie ganz nahe an die Fahrer, Autos und die Box. In Spielberg dürfen sich alle Zuseher außerdem mit Fahrerlager-Tickets 45 Minuten vor dem Rennen in der Startaufstellung bewegen. In anderen Serien ist man sehr weit von den Fahrzeugen, den Fahrern und der Technik weg.
Dazu gibt es heuer ganz besondere Gastfahrer. Mathias Ekström, der ehemalige Star der DTM, hat sich in Hockenheim verabschiedet und liebäugelt schon wieder mit einer Rückkehr in die Serie. Dazu Alex Zanardi in Misano. Jeder, der die bewegenden Aufnahmen gesehen hat, wie er ohne Beine ins Auto gehoben wurde, wie er nur mit den Händen Schaltung, Gas und Bremse betätigt hat und bei so schweren Bedingungen Fünfter wurde, hatte Tränen in den Augen. Jetzt kommt Sebastien Ogier, der zweitbeste Rallyefahrer aller Zeiten und 5fache Weltmeister nach Spielberg. Ich bin froh und stolz, dass solche Fahrer die DTM am Radar haben.”
Rast, der die letzten zwei Rennen gewinnen konnte, wird nochmal einen Großangriff auf die zwei Gesamt-Führenden Paffett und Di Resta starten. Eng und Auer jagen ihren ersten Heimsieg. Nach Spielberg zu kommen, lohnt sich aber nicht nur wegen dem DTM-Spektakel. Den Fans werden auch noch drei Formel-3-EM-Läufe geboten. Eine Serie, in der Schumi-Sohn Mick gerade für Furore sorgt. Es gibt die BOSS GP Rennen bei denen Kultautos wie Bergers alter Benetton von 1997 oder Boliden von Arrows, Minardi oder Super Aguri um die Wette heizen, einen Auftritt der Popband Tagträumer. Und und und. Also ab in die Steiermark!
Aufmacherfoto: © Philip Schuster, Red Bull Content Pool
Der Chefredakteur der Helden der Freizeit hat das Onlinemagazin 2016 ins Leben gerufen und ist seit 2000 als Sportjournalist im Einsatz. Bei heldenderfreizeit.com ist er spezialisiert auf actiongeladene Outdoor-Aktivitäten, Ausflüge, Videos, Spiele, Filme, Serien und Social Media.