Du willst dein Heim aufpeppen und hast kein Gespür für Farben? Mit etwas Hilfe vom Rechner kannst du blasse Räume in bunte Oasen verwandeln.
von Chriddler
Lange genug habe ich untätig zugeschaut wie mein Wohnzimmer altert. Irgendwann nehme ich mir ein Herz, räume kurzerhand das Zimmer aus, schnappe mir Farbkübel und Walze und lege los. Neuer Boden rein und schon hab ich den Schlamassel. Alles Weiß. Ich steh vor einem kahlen Raum. Wie kann man nur einen weißen Boden legen?
Vielleicht hilft ja ein Vorhang? Stur wie ich bin, fixiere ich mich ganz auf einen Stoff. Keine Ahnung, warum das Muster von Ikea nach einem Tulpenbaum benannt ist. Bunter wird das Zimmer durch diese “gewagte” Braun-Beige-Grau-Schwarz-Kombination nicht. Jetzt kann es nur heißen: Farben rein! Aber was hilft mir bei der Raumgestaltung?
Schritt 1: Mache eine Farbanalyse, wenn du deinen Augen nicht traust!
Adobe Color: Die typischen Farben eines Tulpenbaums
Weil ich meinem Gefühl nicht traue, muss ein Plan her. Die Farbpaletten aus dem Baumarkt sind nicht das Wahre. Also hole ich den Nerd in mir hervor und lasse mir die passenden Farben ausrechnen. Es ist mir zu mühsam, mir irgendwelche oberklugen Farbharmonien anzulernen.
Also starte ich Adobe Color. Dort lade ich mir das Produktbild vom Vorhang rein und setze die Farbabnehmer auf die fünf Farben des Tulpenbaums. Damit lässt es sich doch arbeiten. Einfach ein bisschen am Farbenrad drehen.
Schritt 2: Finde eine Farbe mit Adobes LSD-Trip!
“Nur” elf Tage später hab ich die perfekte Kombination gefunden. Als Grundfarbe nehme ich Braun. Ohne groß nachzudenken, probiere ich die ganzen Farbregeln durch. Adobe übernimmt die Arbeit. Endlich wird’s bunt.
Irgendwo in diesem schlechten LSD-Rausch finde ich dann ein Grün, das mir ganz gut gefällt. „Ganz gut“ ist auch „nicht ganz schlecht“. Ein bisschen bei den Balken nachjustieren, schon ist der erste Farbklecks gefunden. Da wird sich schon ein Polster fürs Sofa finden.
Schritt 3: Tobe dich bei der Umsetzung aus!
Die Wände sind immer noch blass wie Draculas Haut. Der hatte wenigstens rote Mundwinkel. Blut klatsche ich aber nicht auf die Wand. Bilder tuns auch. Englische Busse oder Sonnenuntergänge lasse ich lieber in den Bilderabteilungen von Einrichtungshäusern.
Vom Bildschirm auf die Wand
Warum nicht selbst kreativ sein. Und das künstlerische Wunderkind wieder hervorholen, das laut meiner Mutter schon lange mir schlummert?
Auf geht’s! Ich mache es mir bequem und keine großen Gedanken um die Farben. Ich werfe die Leinwand des modernen Menschen an – und gehe photoshoppen. Dabei bleibe ich bei meinem bewährten System. Ein bisschen mühsam ist es dann doch, die ganzen RGB-Zahlen meiner Farbe in Photoshop einzutippen. Geschafft. Nun mit dem fertigen Bild zum Fotohändler. Ausdrucken – einrahmen – an den Nagel hängen. Schon ist das Zimmer freundlicher. Und ich habe mir selbst eine kleine Einschulung in Farbenlehre verpasst.
Helden-Tipp: Farben und Lacke
Meine weißen Wände gefallen mir ganz gut. Falls ich sie doch mal einfärben oder ein Möbelstück streichen will, kann ich einfach bei rgb.to die RGB-Zahlen von Adobe eintippen. Schon bekomme ich den (fast) richtigen Farbton in den Farbsystemen Pantone oder RAL. Damit ab zum Farbenhändler und dort die richtige Wandfarbe oder den richtigen Lack holen. Fertig!
Für die Poster lasse ich mich von Plakaten des Bauhaus in Weimar inspirieren. Das Bauhaus wurde bekannt durch seine Formen- und Farbenlehren. Als Hintergrund für die Bilder nehme ich eigene Fotos.
Adobe Color CC: Analyse- und Gestaltungstool für Farbkombinationen.
RGB.to: Tool zur Umrechnung zwischen verschiedenen Farbmodellen.
Dr. Web: Eine schnelle Übersicht über die möglichen Farbharmonien.
Normalerweise sollte man sich bei der Raumgestaltung auf sein Gefühl verlassen und Farbkombinationen unabhängig von rein mathematischen Regeln auswählen. Als Inspiration, Entscheidungshilfe oder um ausufernde Farborgien zu vermeiden taugt meine coumputergestützte Methode aber allemal.
Fotos: heldenderfreizeit.com
